31| Multifunktionstalente
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нαяяу
Etwas nervös drücke ich die Tür zum Pub auf. Heute bin ich nicht zum Arbeiten hier, sondern um für eine Weile mit Louis und seinen Freunden den Abend zu verbringen, bevor wir das Training, welches Louis von mir noch bekommt, mit einem Date verbinden. Das wird unser erstes Date, was der Grund für meine Nervosität ist.
Heute werde ich das erste Mal seinem Team gegenüber stehen, ohne der nervige Barkeeper zu sein, der sein Glück seit zwei Jahren bei Louis versucht, sondern als der Typ, der es geschafft hat, Louis' Herz für sich zu gewinnen. Wir sind nicht zusammen, aber in den letzten Tagen hat es sich tatsächlich irgendwie so zwischen uns beiden angefühlt. Heute Mittag hatten sie das letzte Spiel vor einer zehntägigen Pause, die wir beide zusammen verbringen wollen. Zumindest die Nächte. Tagsüber müssen wir beide zum Training und am Sonntag habe ich meinen ersten Wettbewerb, bei dem ich mit Val antreten werde. Louis wird im Publikum sitzen und mir dabei zuschauen. Was mir mehr Angst macht, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich beides irgendwie gleich viel.
Meine Jacke hänge ich an die Garderobe und verstaue meine Wertgegenstände in meiner Trainingshose, bevor ich mich im Pub umschaue. Für Anfang Februar ist erstaunlich wenig los. Ein paar der Stammgäste sitzen an ihren üblichen Tischen,m. Théo, der den Januar über mit seiner Frau meine Schichten übernommen hat, steht hinter der Theke und unterhält sich mit einem Paar.
Die Gruppe Eishockeyspieler sitzt in ihrer üblichen Ecke, die Donald extra für die Jungs und ihre Anhängsel geschaffen hat. Vorher standen dort zwei Tische mir jeweils vier Stühlen, hat er mir mal erzählt, als ich frisch hier angefangen habe.
„Hey, was machst du denn hier? Musst du nicht erst Mitte des Monats wieder arbeiten?" Théo winkt mich zu sich, worauf ich einmal tief durchatme und zu ihm gehe. „Hey, Théo. Ich bin das erste Mal als Gast hier. Aber ich kann auch für dich einspringen." Sofort schüttelt er den Kopf und zapft mir ein Bier, welches er mir auf den Tresen stellt. Dazu ein Kurzer. „Happy Birthday." Ich lächle und nehme das kleine Glas in die Hand, um den Inhalt runterzuschlucken. Wahrscheinlich Jägermeister. Ekelhaft, aber es reinigt.
„Dankeschön." Ich nehme das Bier in die Hand, um zu Louis und seinem Team zu gelangen, sehe jedoch Louis direkt neben mir sitzen. Nein, nicht Louis. Sein Bruder, den ich schon einmal mit ihm vertauscht habe. Neben ihm seine Frau. Die Frau, die ich bei Donald und Miranda angerempelt habe. Aus Versehen. „Du bist Harry. Schön, dich kennenzulernen. Louis verbietet uns, ihm Fragen über dich zu stellen! Ich bin Miles, sein großer Bruder. Das ist Isobel, meine Frau." Ich reiche beiden meine Hand und schaue etwas nervös in die Ecke, in welcher Louis sitzt, jedoch bemerkt er mich nicht. Lieber unterhält er sich lachend mit seinen Freunden und lässt mich hier allein. So wollte ich seine Familie definitiv nicht kennenlernen.
„Freut mich auch. Uhm, ihr seid aber nicht zufällig mit Louis hier?", frage ich und fahre mir durch die Haare. Ich hätte mir etwas anderes anziehen sollen, nicht den dicken Pulli mit Louis' Nachnamen auf meinem Rücken. Aber der Pullover ist gemütlich und warm. Perfekt für die Zeit, die wir gleich auf dem Eis verbringen werden. „Nein, Isobel und ich wussten nicht, dass er heute hier ist. Er hst erzählt, dass er dich auf ein Date einläd. Deshalb, was macht ihr beide hier? Sag mir bitte nicht, dass das hier das Date ist, welches Louis sich überlegt hat?! Mein kleiner Bruder war ja noch nie wirklich romantisch aber das hier? Mit seinem Team?" Er scheint sich für seinen Bruder zu schämen, was mich lachen lässt.
„Nein, also ein wenig vielleicht, aber wir fahren gleich zur Eishalle. Dort sind wir allein.", erkläre ich und atme ein wenig erleichtert aus, als Louis mich endlich sieht und von seinem Platz aufspringt, um zu mir zu gelangen. Besser ist das, Miles ist sein Bruder, nicht meiner.
„Miles, ich habe dir gesagt, du sollst meinen Freund in Ruhe lassen. Keine Fragen über ihn, bevor ich ihn euch nicht offiziell vorgestellt habe. Es tut mir leid, Harry! Miles ist eine Nervensäge und dumm." Louis schaut zwischen uns beiden hin und her, bevor er die Augen schließt und tief durchatmet. „Hey, wie geht es dir?", fängt er nochmal von vorn an und stellt sich auf die Zehenspitzen, um mich küssen zu können.
Lächelnd lehne ich mich zu ihm runter und streiche für einen Moment über seine Wange, ehe ich einen Kuss auf seine Lippen hauche und mich wieder normal hinstelle. „Ein wenig nervös. Und überrascht, dass ich einen Teil deiner Familie so kennenlerne.", erkläre ich und schlinge dann einen Arm um seine Taille. Louis macht das gleiche bei mir. „Ich wusste nicht, dass er hier ist. Ich hoffe, du hast Harry nicht vergrault." Miles schüttelt den Kopf und dreht sich zu seiner Frau, die bis jetzt nur süß gelächelt hat. „Wir beide sind wegen Théo hier. Wir warten auf Eloise, heute läuft ein Film, den wir mit ihr schauen." Louis nickt verstehend und schaut dann wieder zu mir.
„Gehen wir zu den anderen? Wenn du das Bier leer hast, können wir los. Hast du dir das Spiel heute angeschaut? Ich habe zwei Tore geschossen!", brabbelt er vor sich hin, was mich schmunzeln lässt. „Mach dir nichts draus, Harry. Mein kleiner Bruder ist nervös, weil er endlich wieder jemanden ausführt. Wenn er nervös ist, spricht er immer so viel.", erklärt Miles, worauf ich grinsend zu Louis schaue, der errötet und mich zu seinem Team schiebt.
„Ach, von uns übrigens auch alles Gute zum Geburtstag, Harry! Wir werden uns sicherlich noch einmal richtig kennenlernen! Ich hoffe, mein Bruder benimmt sich!" Lachend strecke ich ihm den Daumen entgegen, als Louis mich beinahe gewaltsam zu seinem Team zieht. „Ich wusste, dass du Geburtstag hast.", murrt Louis und bleibt plötzlich stehen, worauf ich beinahe in ihn hinein laufe. „Hey, ist schon gut. Ich feiere meinen Geburtstag nicht.", muntere ich ihn auf, bevor ich sein Kinn mit meinem Zeigefinger hebe und ihm einen Kuss auf seine pinken Lippen hauche.
„Ich hätte dir ein kleines Geschenk mitgebracht. Du wusstest von meinem Geburtstag. Jetzt fühle ich mich schlecht.", brummt er, während sich ein schuldbewusster Ausdruck in seinen Blick brennt. „Ich möchte meinen Geburtstag gar nicht feiern, seit elf Jahren versuche ich, da kein Spektakel drum zu machen, ja?" Ich schaue ihn bittend an und ignoriere den Schmerz in meinem Herzen. Bis eben habe ich es geschafft, nicht an meinen Geburtstag zu denken.
„Aber Geburtstage sind doch irgendwie schön. Du wirst älter, bekommst Geschenke und..." Ich unterbreche ihn mit einem Kopfschütteln und räuspere mich unbeholfen. „Du feierst deinen Geburtstag aber nicht mehr gerne, wenn dein kleiner Bruder an diesem in deinen Armen gestorben ist, Louis. Ich hasse diesen Tag seitdem." Geschockt schaut er mich an und scheint nach Worten zu suchen, welche er nicht findet. Vielleicht hätte ich nicht so mit der Tür ins Haus fallen sollen.
„Lass uns zu deinen Freunden gehen, ja?" Ich lehne mich zu ihm runter und hauche einen Kuss auf seine Lippen, bevor ich nach seiner Hand greife und diese kurz drücke. „Tut mir leid, Harry. Aber weißt du was?" Strahlend dreht er sich zu mir um und beißt sich auf die Unterlippe. „Nachher darfst du mich zwei Stunden lang auslachen, weil ich immer wieder auf den Hintern falle. Das ist doch super." Augenrollend nicke ich und hebe mein Bier noch in der letzten Sekunde, bevor Louis mich beinahe wie einen Teddybären in seine Arme zieht. „Und weil mein Hintern dann schön betäubt ist, können wir miteinander schlafen. Ganz viel, weil ich vier Tage kein Training habe, das ist genial, oder?" Lachend nicke ich und umarme ihn noch für einen Moment, bevor ich mich von ihm löse und ihn zu seinen Freunden schiebe.
„Happy-" Louis unterbricht Steve, während er sich auf die Couch fallen lässt und dann neben sich klopft. „Harry hat am Wochenende einen Wettkampf. Kommt jemand von euch mit? Am besten, jemand der Ahnung von dem Ganzen hat und mir alles erklären kann? Das wäre super. Amara, Steve, ihr beide könnt doch mitkommen. Oder Mason, du kannst deine Schwester mitnehmen. Sie ist doch auch eine Eisprinzessin." Schmunzelnd zucke ich nur mit den Schultern und lasse mich neben Louis nieder, der sofort eine Hand auf meinen Oberschenkel legt.
„Ich kann Louis auch vorher alles erklären, das sollte nicht das Problem sein. Val und ich haben am Sonntag nur unser Kurzprogramm. Für eine Kür hatten wir zu wenig Zeit, aber ich stufe uns beide ganz gut ein. Wir haben zwei Sprünge, die wir davor noch nicht hatten.", grinse ich und ignoriere die Gänsehaut, die von der Aufregung kommt. Ein wenig Angst habe ich auch, da ich den Sprung noch nie vor Publikum gesprungen bin. Aber ich schaffe das.
„Ich werde es wahrscheinlich eh nicht verstehen, Harry.", grinst Louis und mustert mich, bis er an meinem Oberteil hängenbleibt. „Der Pulli, ernsthaft?" Trotzdem grinst er und streicht über den blauen Stoff und den Teddybären, dessen Outline in schwarz aufgestickt wurde. „Bear ist auch jetzt immer noch bei dir. Hier ein wenig zu grumpy, aber in deinem Herzen strahlt er sicherlich." Gerührt von seinen Worten blinzle ich zweimal schnell hintereinander und trinke einen Schluck von meinem Bier, um den Klos in meinem Hals loszuwerden.
„Wer ist Bear?", will Mason wissen und merkt anscheinend nicht, dass Louis und ich beide gleichermaßen angespannt sind. „Bear ist..." Ich räuspere mich und streiche schnell unter meinem Auge entlang. Früher oder später hätte Louis' Team wahrscheinlich eh von ihm erfahren. „Bear war mein Bruder. Er ist vor elf Jahren gestorben. Deshalb feiere ich meinen Geburtstag nicht. Trotzdem danke, dass ihr dran gedacht habt." Ich schaue Steve an, der ein wenig blasser aussieht, als eben noch. „Er ist an deinem Geburtstag gestorben? Ach du meine Güte." Ich schaue zu Louis, der meine Hand in seine nimmt und mich schief lächelnd anschaut. „Harry war bestimmt ein hervorragender großer Bruder. Ein wenig bin ich sogar neidisch auf Bear. Er wurde damals von Harry massiert." Ich lache auf und schüttle den Kopf.
„Dich massiere ich lieber als ihn. Bear hatte Schmerzen, du genießt es." Geschlagen nickt Louis und lehnt seinen Kopf gegen meine Schulter. „Und bei mir endet es anders. Aber das finde ich super." Ich verdrehe die Augen und trinke einen Schluck von meinem Bier. Ich möchte nicht über meinen Bruder sprechen, nicht heute und vor allem nicht hier.
„Kommst du auch nochmal zu einem Spiel von uns? Louis freut sich bestimmt, dich im Publikum zu finden.", wechselt Steve glücklicherweise das Thema, was mich erleichtert ausatmen lässt und ich mich ein wenig entspanne. „Wenn er mich dabei haben möchte, gern. Ich kann aber nur anfeuern, die Regeln sind mir alle zu kompliziert. Das einzige, was ich bis jetzt verstanden habe ist, was ein Empty-Netter ist und dass Louis verdammt heiß aussieht, wenn er über das Eis fegt.", grinse ich und stelle amüsiert fest, dass Louis ein wenig errötet.
„Hey, wir sind auch heiß! Vor allem ich im Tor. Wie ich den Puck aufhalte und jedes Mal erneut kurz vor einer Leistenzerrung stehe. Wo bleibt mein Lob?" Ich lache auf und lege einen Arm um Louis' Schulter. Ich habe es mir tatsächlich schlimmer vorgestellt, hier mit seinen Freunden zu sitzen. „Das nächste Mal schaue ich auch zu dir, aber ich denke nicht, dass du Louis das Wasser reichen kannst.", entgegne ich und hauche Louis einen Kuss auf den Kopf. Dass ich auch im Sitzen so an ihn dran komme, finde ich fantastisch. „Keiner ist besser. Harry gehört mir, den Idioten werde ich nicht mehr gehen lassen. Vor allem weil seine Hände ein Traum sind. Multifunktionstalente." Lachend schüttle ich den Kopf und lege meine Lippen für einen Moment an seinen Hals.
„Ich finde es fantastisch, dass du plötzlich so an mir hängst. Die zwei Jahre des Wartens haben sich definitiv gelohnt.", brumme ich und beiße in seine Haut. „Hättest du mich vorher so massiert, würden wir bald vielleicht schon einen Jahrestag feiern. Aus Fehlern lernt man, Süßer.", murmelt er und dreht sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Das dachte ich zumindest, jedoch hat Louis andere Pläne und will es nicht nur bei einem Küsschen belassen.
Ich habe definitiv kein Problem damit, ihn zu küssen, jedoch möchte ich hier ungern etwas ausarten lassen. Wir hätten zwar die Ferienwohnung zur Verfügung aber wir wollen heute noch in die Halle, nicht frühzeitig im Bett landen.
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Oh... da feiert Harry seinen Geburtstag aus verständlichen Gründen also nicht...
nicht nur die DB hat coole Verspätungen...
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