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He's watching me

Der Wind zog unter dem geöffneten Fenster durch. Die blauen Jalousien klapperten im leichten Frühlingswind und ließen das Haus noch älter erscheinen. Blaue Farbe blätterte vom Fensterrahmen ab, darunter konnte man die ursprüngliche weiße Farbe erkennen.
Das Haus war über hundert Jahre alt und Wind und Wetter hatten ihm zugesetzt. Es wirkte verwaist, benötigte dringend einen neuen Anstrich und eine Heizung, vor allem im Winter.
Das Haus stand lange leer, nachdem die vorherige Besitzerin gestorben war. Es gab keine Kinder, die es hätten Erben können, darum überließ man das Haus dem Schicksal der Zeit und schaute ihm beim langsamen Verfall zu.
Doch nun hatte er es erworben. Zu einem Spotpreis, mit den Möbeln. Über der Spüle, die voller Spinnweben war und nur kaltes Wasser (genauso wie die Dusche) hatte, hing eine Pinnwand aus Kork. Darauf hatte er mit herumliegenden Stecknadeln Bilder eines Mädchens gepinnt. Er wusste alles über sie- kannte die Chinesische Vasensammlung ihres Vaters, die auf der roten Komode im Wohnzimmer stand und langsam verstaubten, wusste, was sie gerne las und hörte (Herr der Ringe, Taylor Swift) und kannte den Verlag ihres Mathebuchs (Westermann). Er fühlte sich deswegen nicht wie ein Stalker; er war auf diese Aufgabe sein Leben lang vorbereitet worden und sah es als normal an, zu wissen, welches Shampoo ein fremdes, 13jähriges Mädchen benutzte (Es war im Übrigen Shampoo mit Apfelgeruch, falls das jemanden der Stalker da draußen interessieren sollte).
Über sie wusste er alles; sogar mehr als über sich selbst. Doch für sich als Person hatte sich nie jemand interessiert; es galt harte Arbeit und den Trainern zu gehorchen. Es gab keine Freizeit in der Akademie und kaum Freundschaften, er konnte nicht sagen, ob er Gefühle besaß, sein Gesicht glich einer ausdruckslosen Maske, er trug einen einfachen Kurzhaarschnitt, kurz: er fiel nicht auf. Und genau deswegen war die Wahl auf ihn gefallen. Er sollte unauffällig Ramona beobachten und eingreifen, wenn die Zeit gekommen war.

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                                               10.04.
Die schwarze Tür fiel hinter ihr zu, als sie an diesem Frühlingsmorgen das Haus verließ. Ein leichter Wind trug den Geruch nach Regen zu Ramona und sie lobte sich gedanklich selbst, dass sie ihre Regenjacke eingepackt hatte.
Sie richtete den Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, dachte über den kommenden Mathe-Test nach; sie hatte geübt, dich würde das reichen? Mathe war nie ihre Stärke gewesen, lieber möchte sie Englisch und Sport, obwohl sie den Schulsport hasste. Der Sportlehrer wollte dauernd, dass sie Seilspringen übten. Und Ramona  hasste Seilspringen. Sie hatte eine zu kurze Ausdauer dafür und verhedderte sich meistens im Seil.
Sie stand jeden Morgen meistens noch eine Weile vor der Haustür, um zu überlegen, ob sie etwas vergessen hatte oder nicht doch lieber krank sein sollte. Manchmal hatte sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich krank stellte, um z.B. den Physik-Test nicht schreiben zu müssen. Zwar musste sie ihn dann nachschreiben, aber ihre Freundinnen sagten ihr meistens, welche Aufgaben darin vorkamen. Der Physiklehrer veränderte nie die Tests, er war naiv genug zu glauben, dass schon niemand den fehlenden Kindern die Antworten und Aufgaben verraten würde.
Nachdenklich kaute sie auf einer ihrer dunkelbraunen Haarsträhnen herum- eine schlechte Angewohnheit, die sie sich einfach nicht abtrainieren konnte.
Dann befand sie schließlich den kommenden Schultag für zumutbar und setzte den Weg fort.
Da sah sie den Mann zum ersten Mal. Genau konnte sie nicht sagen, ob es ein Mann war; auch wenn der Körperbau darauf hin wies. Es könnte auch eine Transgender Person sein. Wie auch immer, Ramona dachte sich nicht viel dabei. Leider war sie oft zu gutgläubig und unaufmerksam, das wusste sie selber. Doch da dies das erste Mal war, tat sie die Person als unwichtig ab.
Das war das erste Mal.

                                         16.04.
Doch der Mann stand Tag für Tag an der gleichen Stelle. Regungslos, unauffällig und doch auffällig. Einmal hatte sich Ramona zu ihm rüber gewagt, auch wenn sie vorsichtig und misstrauisch geworden war. Schließlich wusste man nicht, ob er nicht sie angreifen oder entführen würde.
Doch der Mann hatte gar nicht reagiert, sie ignoriert oder wirklich nicht gehört. Und doch spürte sie, dass er ihr hinterher sah, als sie sich umdrehte.

                                          23.06.
Langsam wurde es unheimlich. Seit über zwei Monaten stand der unbekannte, gänzlich in dunkle Töne gekleidete Mann vor dem Haus 81. Jeden Tag hatte er das gleiche an und hatte stur den Kopf geneigt, den Hut ins Gesicht gezogen, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Er wirkte als käme er aus einer anderen Zeit.

                                          02.07
Vor einer Woche war sie 14 geworden. Seitdem hatte sie immer wieder zwischendurch ein komisches Flattern im Bauch, als wolle er abheben. Auch das Verhalten des Mannes hatte sich verändert. Er beobachtete sie nun offensichtlich und sehr, sehr aufmerksam. Den Hut hatte er abgelegt, vermutlich um sie besser im Blick behalten zu können. Jetzt konnte man sowohl seine Haarfarbe (schmutzig blond) und seine Augenfarbe (braun) erkennen, jedenfalls wenn die Sonne gerade günstig stand.
Und Ramona starrte konsequent zurück. Nur keine Angst zeigen, sagte sie sich. Doch natürlich hatte sie Angst.

                                                11.07.
Ihre Eltern wollten ihr nicht glauben.
»Du liest zu viele Fantasy Geschichten. Lies doch Mal lieber reale Geschichten.«
»Deine Mutter hat Recht. Lass den armen Mann in Ruhe. Der muss b stimmt auf jemanden warten.«
»Jeden Morgen?«
»Was weiß ich. Geht uns ja eigentlich auch nichts an. Ich habe ihn jedenfalls noch nie gesehen.«
Und damit war das Gespräch beendet gewesen. Das Problem war, dass in jeder Geschichte, in der Mädchen ihren Alters die Hauptperson waren, und ihren Eltern irgendetwas erzählten, diese ihnen nicht glaubten. Am Ende war sie dann irgendjemand besonders. Das wäre ja nicht das Schlimmste. Ein bisschen Spannung und Aufregung in ihrem Leben, dagegen hatte Ramona wirklich nichts. Jedoch wurden die allermeisten Protagonisten dann entführt, und darauf konnte sie gut und gerne verzichten.

                                                  16.07.
Ihre Freundin Charlotte glaubte ihr. Das Problem hierbei war, dass Charlotte selber den Mann nicht gesehen hatte. Weder, als sie bei ihr übernachtet hatte, und sie gemeinsam morgens zur Schule gegangen waren, noch als sie nachmittags zu Ramona nach Hause gekommen war.
Es schien, als wüsste der Mann, dass Ramona nicht alleine war und ließ sich dann nicht blicken. Und das machte ihr wirklich Angst. Nachts konnte sie seit einiger Zeit nicht mehr gut einschlafen, da sie sich beobachtet fühlte. Manchmal schaute sie abends hinter ihrem Vorhang auf die Straße, um zu sehen, ob der Mann dort stand. Doch dann stand er da nie.
Fotografieren wollte sie ihn jedoch auch nicht. Denn in den allermeisten Geschichten war er dann nicht auf den Fotos zu sehen.
Ramona wollte ihn jedoch auch nicht fotografieren, da sie sich dann wie ein Stalker fühlte. Also gut, der Mann war auch einer. Aber sie hatte dann doch noch so ein paar Ansprüche.

                                                    20.07
Das Ziehen in ihrem Bauch war stärker geworden. Und das lag nicht etwa daran, dass sie ihre Tage bekam. Nein, diese Art von Bauchschmerzen hatte sie noch nie zuvor gespürt.
Vermischt mit den lilafarbenen Punkten, die sie manchmal vor den Augen sah, war das echt kein Spaß.

                                                   24.07.
Dieses Jahr würden sie nicht wegfahren. Ihre Mutter hatte den Job verloren und das Geld reichte nicht aus für einen Urlaub weiter weg. Ihre Großeltern weilten nicht mehr unter den Lebenden und nähere Verwandte hatten sie auch nicht. Sie würde also die Ferien Zuhause verbringen.

                                                  31.07.
Diese Nacht war sie von heftigen Schwindelanfällen und blauem Licht vor den Augen geweckt worden. Als sie morgens zum Bäcker gehen sollte, brach sie zusammen.

                                                  01.08.
Sie erwachte am nächsten Morgen im Krankenhaus. Über sich gebeugt der Mann von dem Haus Nummer 81.
»Komm mit«, flüsterte er und reichte ihr seine Hand. Noch halb in Trance nahm Ramona sie.
Ein einziger schwarz-blauer Blitz und Ramona und der Mann verließen diese Welt, als wären sie nie da gewesen.

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