40. Kapitel
Sie hatten sie erreicht.
Er konnte es kaum glauben, nach all dieser Zeit, den Abenteuern und den Verlusten.
Jetzt wo sie tatsächlich angekommen waren, erschien es Jason jedoch gar nicht so aufregend wie er gedacht hatte.
Die Insel sah aus wie jede andere, mit einem Felsenring um sie herum, an der die Gischt hochspritzte.
Weiter im Inneren stieg sie wie ein Hügel sanft an und verwaldete immer weiter, sodass man kaum etwas sehen konnte. Es wäre gut möglich, dass sie bewohnt war, ohne dass man es vom Meer aus bemerken würde. Aber keineswegs von Menschen, dafür wirkte sie viel zu lebendig, fast, als würde sie selbst atmen.
"Ist sie das?" Piper trat zu ihm und sah Jason erwartungsvoll an. "Haben wir es tatsächlich geschafft? Werden wir heute Abend noch den Schatz haben?"
"So schnell nun doch wieder nicht. Bis wir angedokt haben, wird es noch eine Weile dauern. Außerdem müssen wir den Schatz erstmal finden und wer weiß hinter welchen Rätseln er sich verbirgt."
Piper lies sich davon nicht einschüchtern. Mit Annabeth zurück, war sie wieder ganz die alte. Aufgeregt trommelte sie auf der Reling herum.
"Wir haben bisher noch alles gemeistert. Ich geh schnell den anderen Bescheid sagen!" Damit verschwand sie unter Deck.
Jason wünschte sich er hätte ihren Optimismus. So kurz vor dem Ziel durften sie nicht versagen. Trotzdem hatten sie Octavian noch immer nicht aussgeschalten und die Insel barg bestimmt so ihre Gefahren. Und wenn er schon vor ihnen da war? Wenn er mit dem Schatz schon längst auf und davon war? Genug Vorsprung hätte er ja gehabt...
„Na dann lass mal sehen", unterbrach Leo seine Gedanken, als er sich neben Jason an die Reling stellte. Er war als Erster an Deck gekommen um sich anzusehen, wo es am besten wäre zu Ankern.
„Fahren wir bis zum Strand?", wollte Jason wissen.
„Käpt'n meint es wäre zu schon zu spät, um heute noch die Insel in Angriff zu nehmen. Die Sonne wird bald untergehen. Wir ankern im Seichten bis morgen Früh und bleiben über Nacht auf der hut."
Das leuchtete ein. Allerdings konnte sich Jason nicht vorstellen, dass diese Nacht irgendjemand von ihnen einschlafen würde, jetzt wo sie nur wenige Meter von dem vermeintlichen Schatz entfernt waren.
"Aber hey! Was ziehst du für ein Gesicht?" Leo stieß ihn mit dem Ellbogen an.
"Es erscheint mir nur so unwirklich. Als müsste jeden Moment eine neue Gefahr auftauchen. Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich da sind."
Leo musste lachen. "Das verstehe ich, aber mach dir mal keine Sorgen. Das kannst du meinetwegen auf morgen verschieben, aber für den Rest des Tages wollen wir doch mal Spaß haben," er klammerte sich aufgeregt an Jasons Arm und sprang auf und ab, „wir sind endlich da! Jetzt komm."
"Ich dachte man soll den Tag nicht vor dem Abend loben?"
"Dude, es ist schon fast Abend!"
Gegen diese Logik konnte Jason auch nichts einwenden, also lies er sich mitziehen und versuchte sich auch zu entspannen. Leo hatte Recht, morgen konnte er sich auch noch genug Sorgen machen.
Thalia half Reyna zu den anderen an Deck zu gelangen, diese stützte sich auf sie.
Alle versammelten sich in der Mitte des Schiffs.
„Sie ist so schön", meinte Hazel als sie die Insel sah. Die anderen nickten und eine Weile betrachteten sie nur die Insel, als hätten sie noch nie zuvor eine gesehen.
Schließlich räusperte sich Frank. "Und was machen wir jetzt? Um die Insel zu erkunden, ist es schon zu spät."
"Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ich werde das Wasser ausprobieren" ,sagte Percy. "Ich stecke schon viel zu lang in diesem Ding."
Und mit einem eleganten Satz war er im Meer.
Annabeth klatschte in die Hände um die Aufmerksamkeit der Crew zu bekommen und alle wandten sich ihr zu.
„Wir werden morgen Früh die Insel erkunden. Falls der Schatz noch hier ist dann holen wir uns! Und selbst wenn Octavian vor uns da war..", sie brauchte den Satz nicht weiter auszuführen. Thalia konnte spüren wie Reyna sich anspannte. Falls Octavian tatsächlich noch in der Nähe war, würde das nicht gut für ihn ausgehen.
„Ich schätze der Vorschlag einer Abkühlung ist nicht schlecht. Wer will kann schwimmen gehen, aber bleibt bitte wachsam und meldet euch sofort, wenn ihr etwas auffällig findet."
Damit schien die Crew entlassen.
Reyna konnte in ihrem Zustand nicht schwimmen gehen, also steuerte Thalia die Reling an, wo sie sich nebeneinander dagegen lehnten und den Wellen zusahen.
"Du kannst ruhig schwimmen gehen, wenn du möchtest" , sagte Reyna. "Ich komm hier schon klar."
"Ach was", Thalia sah sich kurz um, ob auch niemand zu ihnen sah und drückte ihr dann schnell einen Kuss auf die Wange.
Thalia konnte es noch immer nicht fassen, dass Reyna ihre Gefühle tatsächlich erwiederte. Und auch wenn es ihr weh tat sie verletzt zu sehen, war sie schon lange nicht mehr so glücklich gewesen.
So standen sie aneinander gelehnt und sahen zu, wie die untergehende Sonne den Himmel Orange und Rot färbte.
Dann stellte sich Nico zu ihnen. „Hey Thalia, wir haben heute mit Percy Nachtwache. Annabeth sagt wir sollen wachsam sein und jede Kleinigkeit melden."
Auch alle die Schwimmen waren, befanden sich nun wieder an Board. Es wurden Schüsseln mit Reis herumgereicht und nach dem Essen waren die meisten mehr als froh, sich in ihren Kajüten aufs Ohr zu hauen.
Thalia half Reyna unter Deck. Sie konnte schon halbwegs gut selbst laufen, aber hielt trotzdem Thalias Hand.
"Keine Sorge, bald musst du wegen mir nicht mehr an Board bleiben" ,sagte Reyna, als sie in der Kajüte waren. "Dann machen wir irgendwas, nur wir zwei."
"Ich kanns kaum erwarten."
Dann ging sie wieder nach oben, um mit Percy und Nico aufzupassen. Die waren bereits in ein Gespräch vertieft.
"... und ich sage dir doch, dass ein Zentaur niemals gegen einen Hippocampus gewinnen könnte-"
"Hörst du mir überhaupt zu?" ,unterbrach Nico Percy. "Zentauren haben Hände, die können jeden Fisch locker besiegen. Und sie haben den Pferdeteil, du bist einfach total voreingenommen wenn es um Meereslebewesen geht!"
"Was ist denn hier los? Sollten wir nicht aufpassen?" Thalia stellte sich zu den beiden.
Nico seufzte. "Percy hat diese unsinnige Diskussion angefangen und sieht nicht ein, dass er falsch liegt."
"Hey!"
Percy klang zwar beleidigt, aber er hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Offensichtlich machte ihm die ganze Sache großen Spaß.
"Ok, aber wer von uns würde am ehesten einen Hai-Tsunami überleben?"
„Thalia", sagte Nico nun mit überraschender Entschlossenheit in der Stimme.
Percy verzog nachdenklich das Gesicht. „Ich meine ok, aber bist du sich-"
„Nein ich meine: das Licht das drüben. Siehst du das auch Thalia?"
Sie ging zur Reling und nickte nach genauerem Hinsehen.
„Denkst du, Octavian ist noch auf der Insel?"
„Wir können nicht wissen, was das ist, aber ich sag mal Annabeth bescheid, dass irgendjemand oder etwas weiß, dass wir hier sind."
Mit diesen Worten verließ Nico das Deck und Percy und Thalia blieben wachsam zurück.
Random Cut zu Octavian
"Hey Boss, warum warten wir hier nochmal?"
Octavian schlug die Hand auf den Tisch, auf dem vor ihm Karten und Bücher ausgebreitet lagen, denn ihm ging die ständige Dummheit seiner Crew-Mitglieder inzwischen echt auf die Nerven. Es war fast so, als wollten sie den Schatz gar nicht, sondern befolgten nur stur Befehle, bestenfalls.
Ihr Schiff stand etwas entfernt von der nordwestlichen Seite der Insel vor Anker, die etwas felsiger war, als der Sandstrand, an dem nun die Argo II parkte.
Doch auch hier hatten sie keinen Erfolg gehabt, weiter als bis zum Waldrand vorzudringen, der den ganzen Hügel umgab. Die Insel schien sich zu währen. Die Bäume bewegten sich, wenn man nicht hinsah, Pfeile schossen aus dem Nichts auf sie zu und von den Schlingpflanzen brauchte er gar nicht erst anzufangen.
Octavian musste zugeben, dass er nicht mit solch lächerlichen Behinderungen seiner Mission gerechnet hatte, doch es machte durchaus Sinn, dass eine Schatzinsel gewisse Fallen und Schutzmaßnahmen bereit hielt. „Wenn es doch nur einen Weg vorbei gebe..", sagte er noch in Gedanken.
Daniel, der noch immer neben ihm stand und ihn fragend anglotze, meldete sich erneut zu Wort: „Jedenfalls ist Laura zurückgekommen und meint sie hat was Wichtiges entdeckt."
Das war vielleicht nicht so schlecht. Er hatte einige Späher losgeschickt, um die Insel zur erkunden - mit ausreichend Abstand zum Wald, natürlich, Er konnte sich keine weiteren Verluste leisten.
„Bring sie her", befahl er.
„Jawohl, Käpt'n! Komm Laura."
„Also, was gibts?", verlangte er, als die braunhaarige vor ihm stand.
„Käpt'n, die Argo II ist auf der Südseite eingetroffen, Sir. Sie sind vor Anker gegangen und scheinen noch nicht auf die Insel zu kommen."
„Was?! Das ist.."
Octavians sich überschlagende Gedanken darüber, dass sie viel zu lange nichtsnutzig herum geplant haben, während die Feinde immer näher gekommen waren, wurden durch einen Geistesblitz wie davon geblasen.
„Das ist eigentlich eine hervorragende Gelegenheit.. Ich weiß jetzt wie wir an den Schatz kommen!"
„Aber wir kommen nicht in durch den Wald, wie machen wir das Käpt'n?"
„Wir müssen gar nicht in den Wald", verkündete er und brach in boshaftes Gelächter aus, wurde jedoch von einem „Hä?" unterbrochen.
„Vergiss es einfach. Du, Laura, behalte ihr Schiff im Auge und lass dich ja nicht erwischen! David, sag der Crew sie soll sich kampfbereit machen. Wir spielen eine Revanche."
Und mit diesen Worten beugte er sich wieder über seine Karten.
🤪
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