35. Kapitel
Jason konnte wirklich nicht länger mitansehen, wie Thalia nur vor der Tür saß.
Er hatte einen Schritt aus seinem Zimmer gemacht und da war sie, seine Schwester als ein Häufchen Verzweiflung vor Will und Nicos Kajüte, in der auch Reyna lag.
Sie durfte nicht rein, denn wenn es um die Gesundheit Anderer ging machte Will meistens keine Ausnahmen. Und da Thalia im Moment eben so stur wie niedergeschlagen war, campte sie bei der Tür.
Sie merkte nicht einmal, dass Jason raus kam und sich dann entschied noch in die Messe zu gehen, um ihr Etwas zu holen, denn wer weiß schon wie lange sie nichts mehr gegessen hatte.
Sie sah nicht einmal auf, erst als direkt vor ihr stand. Erst als er sich dann mit einem Teller Zwieback neben ihr and der Wand hinunter gleiten ließ hebte sie leicht den Kopf.
„Hey.. du hast bestimmt Hunger", versuchte er es und hielt ihr einen Zwieback hin, doch sie lehnte mit kaum merklichen Kopfschütteln ab.
Sie sahen sich nicht an, Jason starrte auf die Wand gegenüber und Thalia auf den Boden, die Knie and sich gezogen.
Wie er selbst war auch seine Schwester noch lange nicht fertig damit, die letzten Tage zu verarbeiten und sie blieben beide still in Gedanken versunken, bis es plötzlich einfach herausbrach.
„Es war meine Schuld", sagten die Geschwister gleichzeitig. Doch niemand lachte.
„Du verstehst das nicht, ich.. ich hab sie angesehen, aber ich hab- ich hab mich weggedreht, ich hätte das nicht zulassen dürfen."
Sie sah ihn schmerzerfüllt an. "Es ist meine Schuld, dass Annabeth jetzt.." ,sagte sie. "Ich-ich hätte.."
Ihre Stimme versagte und sie blickte wieder zu Boden.
Jason blinzelte überrascht. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich Thalia die Schuld für Annabeth gab.
„Nein, Thalia, du musstest dich um Reyna kümmern. Ich war zu unvorsichtig.. hätte ich besser aufgepasst, dann hätte sie gar keinen Grund gehabt.."
Seine Stimme brach ebenfalls. Wenn sie das Schwert doch bloß nicht für ihn abgewehrt hätte...
So vieles hätten sie vermeiden können, Reynas Verletzung und Thalia hätte vielleicht noch Zeit gehabt, um Annabeth zu helfen.
Doch im echten Kampf gab es keine zweiten Chancen.
Er legte etwas unbeholfen seinen linken Arm um sie und sie lehnte sich an ihn an.
„Weißt du Jason, ich bin so froh das du da bist. Damals dachte ich, ich hätte dich verloren.. und jetzt das alles, ich könnte nicht ertragen wenn du-"
„Thalia. Ich geh nicht von dir weg und du weißt das. Wir werden das schaffen.. denk nicht so darüber nach. Ich bleibe bei dir. Und Reyna auch."
(In dem Moment ging die Tür auf.)
Nico starrte an die Decke.
Er spürte nicht einmal die Wunde. Ob das daran lag, dass seine allgemeine Wahrnehmung seit dem Kampf etwas gehemmt war, oder an Wills Bemühungen konnte er nicht sagen.
Will. Er sich die ganze Zeit um ihn und vor allem Reyna gekümmert. Er war so stark, Nico verstand manchmal nicht ganz wie er mit all dem umgehen konnte und immer noch ein Lächeln übrig hatte. Vermutlich glaubte er an seine Fähigkeiten, an sich selbst.. und er glaubte an Reyna.
Das hatte Nico mitbekommen, während Will mit seinem Ärztezeug auf und ab gebraust war.
Nico hatte helfen wollen, doch er wusste nicht wie. Also hatte er gesagt: „Sie wird es schaffen. Reyna wird das schaffen."
Will hatte kurz halt gemacht und ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben, dann fuhr er mit seiner Arbeit fort und Nico war eingeschlafen.
Nun war er wach und starrte seit einer gefühlten Stunde abwechselnd an die Decke oder die Wand.
Will lag jetzt schlafend auf dem Stuhl am Ende der Kajüte, mit dem Kopf auf dem Tisch. Er war vor Erschöpfung eingeschlafen, aber das bedeutete auch, dass alles getan war, was er für Reyna hatte tun können, denn sonst hätte sich Will die Pause nicht erlaubt. Das bedeutete das es Reyna jetzt halbwegs gut ging.
Da regten sich die Decken im Bett gegenüber.
„Versuch dich nicht zu bewegen", riet er ihr, was bestimmt sehr nett rüberkam.
Sie brauchte eine Weile um das zu verarbeiten.
„Nicht bewegen..", murmelte sie, „warte, nicht bewegen, nein, ich bin Kapitänin ich muss-"
Reyna biss die Zähne zusammen.
„Gut, meinetwegen, eine Weile liegen wenn es sein muss.. wir sind wo genau?"
Es war dunkel, und wahrscheinlich waren auch ihre Erinnerungen etwas wage.
„In Wills und meiner Kajüte. Er hat dich verarztet. Du bist unglaublich stark, aber jetzt brauchst du Ruhe. Brauchen wir alle. Ich weiß leider genauso wenig wie es draußen aussieht."
Reyna verzog das Gesicht.
Vermutlich dämmerte ihr jetzt, was passiert war vor.. vor zwei Tagen? Drei? Nico wusste es nicht.
Reyna seufzte und fuhr sich durch die Haare.
"Ich kann es nicht fassen, dass Octavian mich fast getötet hatte" ,sagte sie und sah zu Nico hinüber. Er war erleichtert sie wieder energievoller zu sehen, obwohl ihre Bewegungen noch immer steif und langsam waren.
"Weißt du was mit den anderen passiert ist? Oder den Karten? Ich sollte dringend mit Annabeth reden, war sie schon hier?"
Nico hob abwehrend die Hände.
"Tut mir Leid, ich bin auch noch nicht besonders lange wach, aber wenn was schlimmes passiert wäre, hätte Will es sicher schon erzählt."
"Und sonst ist niemand gekommen?" ,fragte Reyna zögernd.
Nico war ein wenig verwirrt. Wen erwartete sie denn?
"Jason nicht, falls du ihn meinst-" ,fing er an, aber Reyna unterbrach ihn.
"Egal, ist nicht so wichtig" ,sagte sie hastig.
„Ich glaube Will hat absichtlich niemanden reingelassen, damit uns hier nicht alle überrumpeln", sagte er noch und sie nickte verständlich.
Dann versank sie kurz in Gedanken und Nico konnte ihr beinahe ansehen, dass sie mit sich selbst zu kämpfen schien. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
„Octavian denkt er hätte mich besiegt. Kurz dachte ich das auch. Aber ich bin Reyna. Ich werde nicht aufgeben, nur weil ein Idiot wie er meint, dass es ihm Spaß macht auf anderen herum zu trampeln. Das war sein letzter Fehler, ich mach den sowas von fertig."
Nico hatte nicht vor das anzuzweifeln. Er fürchtete nur sie würde jetzt sofort loslegen, was in ihrem momentanen Zustand allerdings noch keine so gute Idee gewesen wäre. Aber er konnte nicht anders als ihren Ehrgeiz und Mut zu bewundern. Eigentlich hatte Octavian keine Chance.
„Warum lächelst du?", unterbrach sie seine Gedanken.
„Ich hab mir nur vorgestellt, wie du es ihm auf sämtliche Arten zurückzahlst", antwortete er, was sie auch zum lächeln brachte.
„Eine Phiole von diesem Feuer, dass Leo aufbewahrt wäre bestimmt sehr effektiv", sagte sie gespielt nachdenklich. „Aber ich bin ehrlich gesagt sehr für einen ordentlichen Genickbruch."
„Was, wer bricht wem das Genick..?"
Es war Will, der anscheinend gerade aufwachte und sich am Sessel langsam aufsetzte.
Nicos Herz machte einen kleinen Hüpfer als er seine Stimme hörte.
Und sah so süß aus wie er sich verschlafen seine blauen Augen rieb.
„Ihr seid.. wach", stellte Will das Offensichtliche fest.
"Oh ja, und wir dürsten nach Blut" ,sagte Reyna lachend.
"Solange du dich nicht bewegst, ist mir das Recht." Will stand auf und streckte sich. "Ich geh nur kurz aufs Klo, aber wehe-" ,er wurde unterbrochen, als er die Tür geöffnet hatte und Thalia und Jason fast auf ihn fielen.
"Wir haben Stimmen gehört" ,sagte Thalia. Sie sah nicht sonderlich schuldbewusst aus, fand Nico.
"Naja, dann kann Jason ja gleich auf sie aufpassen, während ich-" ,Will wurde erneut unterbrochen, weil Jason und Thalia gleichzeitig "Was?" fragten.
"Warum ich nicht?" Thalia sah ihn wütend an.
"Weil wir hier drinnen Ruhe brauchen. Und außerdem ist Jason Co-Captain."
Will schob Thalia zur Tür heraus aber wandte sich nochmal zu Jason. "Und vergiss nicht: Sie brauchen Ruhe. Mach nichts dummes!" Und damit schloss er die Tür.
„Jason!", Reyna wirkte erleichtert, doch ihr Blick huschte noch einmal zur Tür.
„Also? Wie sieht es aus? Wie geht es der Mannschaft, wie ist der Plan? Ich muss sofort mit Annabeth reden."
Jason stand zwischen ihren Betten mit dem Rücken zur Tür und vermied es ihnen in die Augen zu sehen. Er spielte etwas nervös mit seinen Händen.
„Also.. was das angeht..."
Nico konnte sehen wie Reynas Miene erstarrte. Er selbst lies nur ein leises, kaltes „Was" hören.
Jason zögerte, wahrscheinlich dachte er an Wills Worte, aber Nico war das egal. Irgendetwas war mit Annabeth passiert und sie mussten erfahren was.
Jason holte tief Luft.
"Ihr könnt nicht gleich mit Annabeth reden, weil- weil sie.. sie ist ertrunken."
„Nein"
Nico bemerkte, dass es seine Stimme gewesen war.
Man konnte Jason nun die Verzweiflung ansehen, die er seit den drei Tagen mit sich herumtrug.
Reyna lachte ungläubig auf, was leicht verrückt klang und dann in ein Zischen überging, da ihr das Lachen wehtat.
Dennoch versuchte sie sich zu bewegen.
„Reyna.. was machst du da..", wollte Jason schuldbewusst wissen.
„Ich bin die Kapitänin und ihr lässt mich hier Tag und Nacht liegen, ich werde doch ganz bestimmt nicht zulassen, dass Annabeth.."
„Sie ist nicht tot." Nicos Stimme klang fest. Denn er wusste, dass das nicht möglich war.
„Reyna.. nicht", Jason wollte sie daran hindern aufzustehen.
Ihr Blick huschte wild umher und ihre Zähne waren zusammen gebissen als sie sich mühsamst aufsetzte.
„Wo ist mein Speer? Tür auf, ich muss-"
Die Tür ging tatsächlich auf. Will stand da mit verschränkten Armen.
„Jason, was habe- nein, was habe ich gesagt?"
Dieser erwiderte nichts. Draußen am Gang stand auch Thalia und sie wurde noch blasser, als sie Reyna so sah.
„Jason raus jetzt, du solltest sie doch nicht aufwühlen!"
„Will, ich habe ein Recht das alles zu erfahren!"
„Möglich, aber du hast auch Glück, dass du noch lebst!"
„Ähm.. tschuldigung das ich störe", es war Hazel, die gerade her kam, beinahe über etwas stolperte und sich dann an Thalia und Jason wandte.
„Wollt ihr nicht in die Messe kommen?"
„Ich hab keinen Hunger", erwiderte Thalia prompt.
„Bitte..", auch Hazel wirkte verzweifelt und irgendwie müde ind schwach. Ihre wilden Locken fielen schlaff auf ihre Schultern.
Nico wurde klar, dass die ganze Mannschaft resigniert war. Deshalb standen sie seit drei Tagen an Ort und Stelle; sie warteten.
Hazel blickte nun beinahe flehend zu Jason.
Sie bemühte sich anscheinend die Mannschaft zusammen zu bekommen.
Will kam ihr zu Hilfe.
„Genau. Es ist eine nette Versammlung in der Messe, die wird euch sicher gut tun. Jason, Thalia, würdet ihr bitte mit Hazel mitgehen?"
„Gerne", doch das kam von Reyna.
„Nein, Will. Bitte lass mich gehen. Ich muss die Mannschaft sehen. Die einzige.. die Kapitänin hier einzusperren wird niemandem was bringen. Nur für die Messe Will, bitte"
Nico konnte ihm ansehen, das er zu kämpfen hatte, doch schließlich willigte er ein.
„Wehe du bist nicht vorsichtig"
Sie wäre gleich beim ersten Schritt hingefallen, doch Jason kam ihr zu Hilfe und gemeinsam mit Thalia und Hazel brachten sie sie sicher in die Messe.
Will blieb mitten im Raum stehen und fuhr sich mit der Hand durch seine blonden Locken.
„Na dann..", gab Nico nun von sich und setzte sich ebenfalls an die Bettkante.
„Oh nein, du bleibst schön hier", protestierte Will und stellte sich in den Türrahmen.
„Will, bei mir ist es nicht einmal halb so schlimm wie bei Reyna", meinte er und schaffte es gerade zu stehen.
„Und dank dir ist es so viel besser. Außerdem bin ich Co Kapitän, ich schaff das schon."
Im vorbeigehen drückte er Will einen sanften Kuss auf die Lippen.
Diesem blieb nichts anderes übrig als Nico in die Messe zu den anderen zu folgen.
Man, echt sorry, dass das so lang gedauert hat...
ja, wir haben's nicht so mit Zeit und jetzt ist auch noch Schule dazugekommen..
wir schaun, dass das nächste Kapitel früher kommt🙇♀️ jup! aber jetzt haben wir alle hyperdramatischen Sachen hinter uns und können wieder zu fun Sachen kommen^^
Danke für eure Geduld und natürlich alle Votes, Reads und Kommentare, das bedeutet uns echt viel!! Definitiv! Vielen Dank an alle!❤️
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