11. Kapitel
Percy fand Thalia als Zimmergenossin recht erträglich. Sie lief ihm nicht hinterher und belästigte ihn mit unnötigen Dingen wie, er solle alles aufräumen und seine Hosen doch gefälligst ordentlich zusammen legen... oh.
Jedenfalls war sie nicht auf Ordnung aus, sondern selbst etwas chaotisch aber sie redete ziemlich viel, was manchmal zu anstrengend wurde. Doch es hatte ja schon etwas Gutes, mit jemandem die Kajüte zu teilen, den man halbwegs kannte, auch wenn sie beide nicht besonders scharf darauf waren über die vergangenen Geschehnisse zu sprechen. Es war alles bisschen schräg.
„Und du bist hier schon wie lange sagtest du. Ist schon echt cool hier, muss ich schon sagen. Wie ist diese Annabeth eigentlich sonst so? Die hat bisschen angespannt gewirkt..."
„Echt? Also ich finde sie macht sich als Käpt'n richtig gut und sie behandelt ihre Crew auch mit Respekt und allem..." Thalia nickte langsam während sie ihn musterte. „Verteidigst du sie jetzt oder ist das einfach so?"
„Kannst dich ja gerne selbst überzeugen, wenn du mir nicht glauben willst." Sie zuckte mit den Schultern und warf sich auf das einzige Bett in dem Zimmer. Percy selbst schlief ja im Fischglas. In seinem Unterwasserpalast war es definitiv gemütlicher aber er würde sein Versprechen auf keinen Fall brechen. Er hätte das Schiff zum kentern bringen und wegschwimmen können, aber das würde nicht über sich bringen. Leo und Piper waren inziwischen echte Freunde und Annabeth... er wollte sie auf keinen Fall enttäuschen.
Es war etwas Besonderes an ihr, das er nicht ganz einordnen konnte. Sie antwortete ernsthaft auf seine Blödeleien, sodass er am Ende nicht wusste was er sagen sollte.
Percy wollte gar nicht daran denken, dass er sie später verlassen musste. Er wusste, mit etwas Zeit könnte Annabeth eine gute Freundin werden...
Er schaffte es dann noch irgendwann einzuschlafen, was mit Thalia im Zimmer ja doch etwas schwieriger war.
~
Percys Fischglas wurde gerade von Piper von der Hebel-Anhöhe geschoben. Die gesamte Mannschaft sollte sich an Deck versammeln. Keine Minute später kam auch Leo hinauf, gefolgt ihren beiden Kapitäninnen. Natürlich war es nun eine Mannschaft, doch der Unterschied zwischen Annabeths und Reynas war deutlich zu erkennen. Als die beiden auf der Treppe erschienen stellten sich Jason, Frank und Hazel gerade nebeneinander auf, während alle Anderen einfach irgendwas taten. Natürlich hatte Annabeth trotzdem ihre volle Aufmerksamkeit nur sah es eben nicht so diszipliniert aus. „Wie geplant wird heute der Landgang angetreten. Da wir das Schiff logischer Weise nicht unbewacht lassen werden, wollten wir klären, wer bereit wäre hier zu bleiben und aufzupassen." Leo hob als erster die Hand, woraufhin Annabeth nickte. „Ich nehme an, dass ich ebenfalls mit der wichtigen Aufgabe bewährt werde, auf das Schiff aufzupassen Käpt'n?", warf Percy ein. Annabeth lächelte zuckersüß. „Eurer Majestät wird die ehrenvolle Aufgabe aufgetragen, keinen Unsinn anzustellen und die Klappe zu halten. Vielen Dank fürs Verständnis."
Der neue Teil der Mannschaft wirkte etwas verwirrt über diesen Wortwechsel aber der Rest konnte sich kein Kichern verkneifen. Dann fuhr Reyna fort: „Ich bin der Meinung, dass auch sich Jason gut für diese Aufgabe eignen würde." Das Mädchen namens Hazel wirkte aus irgendeinem Grund kurz überrascht, als hätte sie erwartet Reyna würde jemand anderes wählen, doch Jason sah auf und nickte dann.
„Ja, selbstverständlich"
„In Ordnung, also bleiben Jason, Prinz Perseus, Leo und Will hier. Passt das?" Alle stimmten zu. Oder zumindest gab es keine Einsprüche. „Dann werden wir jetzt alles vorbereiten. Leo, bring uns so nah an die Insel wie möglich aber vorsichtig. Wir müssen auf alles gefasst sein."
Nico ging in seine Kajüte um sein Schwert zu holen. Er war ganz froh, dass Will hierbleiben würde, dann könnte er sich voll und ganz auf die Mission konzentrieren. Will redete nämlich immer so viel und deswegen... ach es spielte doch eigentlich keine Rolle. Er schloss kurz die Tür hinter sich und lies sich aufs Bett fallen. Es war schon eine ganze Weile her, seit er das Zimmer nur für sich gehabt hatte. Und auch jetzt würde er gleich wieder aufstehen müssen. Aber vermutlich würde ihm der Ausflug gut tun. Fester Boden unter den Füßen hat noch nie geschadet...
„Nico?" Er seufzte. Warum war Will eigentlich überall? Nico versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, warum, war ihm auch nicht wirklich klar, aber er konnte nirgendwo sein, ohne das Will auch da war.
„Ich komm gleich!" ,rief er zurück. Schließlich überwand er sich aufzustehen. Solace wartete vor der Tür. „Für dich übrigens immer noch Di Angelo" ,er machte das Schwert an seinem Gürtel fest und wollte gerade gehen, doch er konnte Will flüstern hören: „Noch." Als er sich jedoch umdrehte sah er nur ein selbstsicheres Grinsen hinter der Tür verschwinden. Was war das denn gerade?
Auf Deck warteten die Anderen schon, nur Piper fehlte noch. Sie kam hinter Nico und schloss die Tür hinter ihnen. Ihr Dolch hing an ihrer Seite.
"Auf zur Kartenjagd" ,sagte sie fröhlich.
Annabeth lies die Strickleiter herunter und machte sich an den Abstieg.
"Nicht trödeln!" ,rief sie noch Nico und Piper zu. "Und ich will mein Schiff im Ganzen wiederhaben, Leo!"
"Also theoretisch gesehen ist es ja eigentlich immer noch mein Schiff..."
Annabeth warf ihm noch einen wütenden Blick zu und kletterte hinunter.
Vermutlich war Annabeth das Verhalten ihrer Crew ein wenig peinlich. Neben den Reynas Mannschaft sahen sie wie ein unorganisierter Haufen aus. Aber das bedeutete ja nicht gleich, das die anderen besser waren. Jeder eben auf seine Weise.
Das Wasser schwappte um Nicos Stiefel, als er im Seichten landete. Zum Glück war der Strand perfekt zum Ankern geeignet, sodass die Mannschaft nicht zur Insel rudern musste.
Das Rauschen der Wellen wurde vom stetigen Zirpen der Grillen übertönt und es tat gut mal wieder etwas anderes zu hören.
Die Insel selbst war größtenteils felsig, hier und da wuchsen ein paar Sträucher oder dürre Bäume. Annabeth und Reyna schritten voraus, während sie noch einmal die Lage des Kartenstücks und Ähnliches besprachen. Piper unterhielt sich mit der etwas schüchternen Hazel und auch Cal warf hin und wieder etwas ein. Das Mädchen Namens Thalia ging gleich hinter Reyna und Annabeth und Frank in der Mitte der Gruppe. Er ließ seinen Blick über die Insel schweifen und wirkte stets wachsam. Nico ging als letzter. Der steinige Pfad führte recht steil nach oben und von weiter weg, hätte die Insel vermutlich wie ein oben abgeflachter Berg ausgesehen. Doch als sie oben ankamen, sahen sie, das sie eine Schüssel war. Die bewaldeten Hügel bildeten einen Kreis um eine wunderschöne, blau schimmernde Lagune. „Was wenn das eine Falle ist?", wollte Frank wissen. „Was wenn wir aufgelauert werden?" „Wir würden uns tatsächlich in einen Hinterhalt begeben, wenn hier Feinde wären könnten Sie uns leicht umzingeln. Jedoch haben wir weder am Wasser Schiffe, noch hier Menschen gesehen" ,meinte Reyna. Und Annabeth fügte hinzu: „Und selbst wenn, wir können uns verteidigen" Nico warf einen letzten Blick zurück zur Argo II, bevor sie den Abstieg begannen.
Als aus den Felsen wieder Sand wurde, maßen die Kapitäninnen Entfernungen von Bäumen bis zum Wasser und vom Wasser bis zu einem riesigen weißen Felsen, der aber unter einigen Büschen kaum auffiel. „Hier", sagte Reyna schließlich. „Direkt unter uns sollte sich eine Höhle befinden. Da wir allerdings nicht genau wissen wie tief sie liegt, wäre graben wohl nicht die schlauste Idee. Wir könnten die Höhle dadurch zum Einsturz bringen. Im See gibt es aber einen Zugang und zwar gleich hier" ,sie ging die letzten paar Schritte zum Ufer und alle sahen nach unten, wo die Ebene erstaunlich schnell abfiel, sodass es fast eine senkrechte aus Fels und Sand war. Und tief unten war tatsächlich eine Einkerbung zu erkennen. „Das ist wirklich tief unten" ,bemerkte Piper. „Ich bin mir sicher, dass das nur so aussieht. In echt sind das bestimmt keine zwei Meter" ,warf Hazel ein. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Wir sollten vermutlich Nichts riskieren" ,meinte Annaebth. Hazel betrachtete immer noch den Höhleneingang, während die anderen wieder etwas vom Ufer weggingen und über die beste Lösung nachdachten. „Warum haben wir nicht Percy mitgenommen?" ,wollte Thalia gerade wissen, doch Annabeth brauchte sich gar nicht zu rechtfertigen, denn Piper sagte schon: „Hättest du etwa Lust sein Fischglas diesen Berg hinauf zu tragen?" Es schien offenbar niemandem außer Nico auszufallen, dass Hazel sich gerade unauffällig ihre Schuhe ausgezogen hatte und sich nun mit ihrem Kopftuch die Haare ordentlich zusammenband. „Es würde uns zu viel Zeit kosten ihn jetzt zu holen.." „Aber wir können uns nicht zumuten, so tief zu tauchen und dann auch noch genug Luft für den Rückweg zu haben. Wir wissen nicht ob der Weg direkt führt.." Hazel schnürte sich langsam ihr Oberteil auf, sodass sie nur noch Bluse und Rock anhatte. Sie schlüpfte raus, warf es zu ihren Schuhen und machte einen Köpfler ins Wasser. Frank drehte sich sofort um und auch Nico zuckte unwillkürlich nach vorne, doch nun war es zu spät um sie aufzuhalten. Aber er wusste instinktiv, dass sie dabei keine Hilfe brauchen würde.
Hazel wusste nicht genau, warum sie das Gefühl gehabt hatte, es sei nicht so tief aber sie hatte recht. Die Einkerbung lag nicht tief. Auch das Wasser war angenehm und ohne weiter darüber nachzudenken, schwamm sie in den Höhlengang. Er drehte eine leichte Kurve und sie stieß sich an der rechten Wand ab. Hazel folgte einem steilen Gang nach oben und tastete sich mit den Händen vorwärts. Luftschnappend tauchte sie auf.
Und da war es.
Wie auch immer das möglich war, dieser Raum war nicht voll mit Wasser, nur eine kleine Insel aus Sand und Kies befand sich hier. Sie kletterte auf die Anhöhe, aus deren Mitte ein Halter ragte, auf dem eine Hülle aus Kupfer, wie für eine wertvolle Schriftrolle, lag. In der Decke der Höhle war ein Riss, durch den Licht einfiel. Die Reflexion an dem Metall warf bunte Lichtflecken und tanzende Muster an die Steinwände. Es war wunderschön, doch Hazel war klar, dass sich ihre Freunde oben vermutlich schon Sorgen machten. Sie griff nach der Hülle mit der Karte, holte tief Luft und schwamm zurück durch den Gang.
Als sie auftauchte, lies sie das Ding in den Sand fallen und zog sich das Kopftuch aus den Haaren.
„Ich hab's" ,erklärte sie überflüssiger Weise. Frank und der Junge namens Nico standen ihr am nächsten und machten die Anstalten ihr aufhelfen zu wollen, doch sie stemmte sich selbst aus dem Wasser und bekam von Reyna die Hand auf die Schulter gelegt.
„Das war sehr mutig, Hazel. Und gefährlich."
„Es war wirklich nicht so tief, wie es ausgesehen hat" ,es klang fast rechtfertigend. Die anderen betrachteten die Metallhülle, während sie sich ihre übrigen Kleider schnappte, doch sie bekam noch bewundernde Blicke zugeworfen. Vermutlich war sie schon ganz rot im Gesicht. Ob man das sah?
"Wir sollten zum Schiff zurückkehren, und es dort untersuchen" ,meinte Piper.
Annabeth nickte.
"Schauen wir nach wie viel die Jungs davon übrig gelassen haben."
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