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Kapitel 99; Michael

Mein ehemaliger Lieblingssong bringt mich dazu, meine Augen aufzuschlagen. Es dauert einen Moment, bis ich in meiner morgendlichen Verpeiltheit verstehe, warum ich überhaupt einen Wecker für 9 Uhr morgens gestellt habe. Maurice kommt heute vorbei. Seit der Sache auf dem Friedhof habe ich ihn nur kurz am ersten Weihnachtstag gesehen. Und das ist auch wieder zwei Tage her. Wie durch ein Wunder ist es mir gelungen, Fragen meiner Mutter aus dem Weg zu gehen. Ich weiß nicht, womit ich diese Gnade verdient habe, aber ich akzeptiere sie gerne.

Ich springe aus meinem Bett und mache mich schnell fertig, um mit Gonzo noch Gassi gehen zu können, bevor Maurice hier auftaucht. Ich stolpere die Stufen mehr herunter, als das ich sie gehe, aber in meiner Eile ist mir das relativ egal. Es ist still im Haus. Ich gehe in die Küche, um etwas zu trinken, und sehe einen Zettel auf der Theke liegen. War schon mit Gonzo draußen. Ich treffe mich jetzt mit Bea. Hab dich lieb, Mama <3. Also muss ich das nicht mehr machen. So sehr ich es auch liebe, mit Gonzo spazieren zu gehen, heute bin ich meiner Mutter echt dankbar dafür, dass sie's übernommen hat. Ich will den Zettel gerade in den Papierkorb schmeißen, als mir auffällt, dass meine Mum noch etwas an den Rand des Zettels gequetscht hat. Es ist schwer zu lesen, aber es geht. P.S. Bekomm keinen Herzinfarkt, wenn du rausschaust. Was meint sie denn damit? Was soll denn draußen sein? Ich drehe mich um und schaue aus dem Küchenfenster hinter mir. Und tatsächlich hätte ich mit dem, was ich sehe, nicht gerechnet.

Über dem kompletten Garten liegt eine Schneedecke. Mittlerweile rieseln nur noch winzige Flocken vom Himmel. Abgesehen von der überdachten Veranda, die nur am Rand stellenweise ein wenig abbekommen hat, ist die komplette Fläche des Gartens einfach weiss. Als ob es diese Nacht so heftig geschneit hat? Da geht man einmal früher schlafen und verpasst plötzlich gefühlt 'nen Schneesturm, das ist doch ein Witz.

Schnell trinke ich etwas und gehe dann ins Wohnzimmer. Gonzo liegt im Sessel und schnarcht leise vor sich hin. Ich hole eine Jacke und Handschuhe aus dem Flur und gehe dann zurück ins Wohnzimmer, um die Tür zum Garten aufzuschieben. Sofort weht mir ein kalter Wind entgegen. Doch bevor ich den ersten Schritt auf die Veranda setzten kann, schellt es an der Tür. So ein Mist, man. Und weil ich als einziger Zuhause bin, liegt es an mir, zur Tür zu gehen. Wäre schön, wenn Gonzo sowas könnte.

Etwas enttäuscht davon, nicht sofort in den Garten gehen zu können, reiße ich die Haustür auf. Maurice steht vor mir, mit geröteten Gesicht und Schneeflocken im Haar.

„Wolltest du nicht erst später kommen?“, frage ich überrascht. Wäre meine Mum nicht mit Gonzo gegangen, hätte ihm jetzt wohl niemand die Tür aufgemacht.

„Ich kann auch wieder gehen“, kommt von ihm, während er sich die Haare etwas ausschüttelt.

„Quatsch, komm rein“, ich gehe zur Seite, damit Maurice eintreten kann und schließe dann die Tür hinter ihm.

„Jacke und Schuhe kannst du direkt anlassen“, sage ich, bevor er auf die Idee kommt, sich derer zu entledigen.

„Und ich hatte gehofft, du wärst gerade mit Gonzo nach Hause gekommen“, er seufzt leise, behält aber seine Jacke an.

„Sehe ich so aus, als wäre ich gerade durch den Schnee spaziert? Nö. Werde ich gleich so aussehen? Hoffentlich. Und jetzt komm“, ich greife Maurice' Arm und ziehe in durch den Flur ins Wohnzimmer, wo ich wieder die Verandatür öffne, um in den Garten zu kommen. Die Wasserpfützen die seine Schuhe dabei hinterlassen, müssen wir wohl gleich aufwischen, aber das ist schon okay so. Immerhin werde ich ja gleich ebenfalls solche Spuren hinterlassen.

Ich laufe über die Veranda und springe letztlich wie ein kleines Kind in den Schnee. Aber wann hat man denn auch schonmal die Chance dafür? Es schneit ja gefühlt nur alle zehn Jahre mal. Und während ich durch den Schnee in die Mitte des Gartens wate, bleibt Maurice auf der Veranda stehen. Ich schaue hoch in den gräulichen Himmel und blicke den weißen Punkten entgegen, die mir langsam entgegen schweben. Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dieses Jahr noch Schnee zu sehen. Zwar wurde in den Nachrichten von Schnee geredet, aber ich hab eher mit Schneeregen oder mit einem geringen Schneefall bei dem einfach nichts liegen bleibt gerechnet. Ich grinse den Flocken entgegen. Und dann spüre ich, wie mir etwas kaltes, weiches an den Kopf klatscht und mir langsam in den Nacken läuft. Sofort höre ich auf zu grinsen und schüttel mich etwas. Als ich mich zu Maurice umdrehe, steht dieser auffällig nah am Rand der Veranda und schaut in den Himmel.

„Hast du mich gerade mit einem Schneeball abgeworfen?“, rufe ich ihm zu. Er senkt seinen Blick und schaut zu mir, schüttelt den Kopf.

„Sowas würde ich doch nie tun!“, antwort er mir. Ah ja, der Schneeball hat sich also alleine geformt und ist auf mich zugeflofen.

„Das bekommst du wieder!“, warne ich ihn, während meine Hände schon halb im Schnee stecken, um einen Schneeball zu formen.

„Ich bin unschuldig!“, versucht er sich noch zu verteidigen, aber zu spät. Mein erster Schneeball geht ganz knapp daneben und landet hinter Maurice, kurz vor der offenen Tür. Das war echt knapp, ich sollte besser zielen. Sonst landet der nächste noch im Wohnzimmer. „Willst du Krieg anzetteln oder was wird das?“ Meine Antwort darauf ist ein weiter Schneeball in Maurice' Richtung. Es dauert nicht lange, bis eine der größten Schneeballschlachten meines Lebens entsteht. Wie kleine Kinder rennen wir durch den Garten und versuchen, den anderen mit so viel Schnee wie möglich zu treffen. Und ich glaube, so oft wie heute habe ich Maurice länger nicht mehr lachen sehen. Schnee macht einfach alles besser, ich wusste es schon immer.

„Okay, okay, stop! Waffenstillstand!“, schlage ich vor und schnappe etwas nach Luft. Mein Atem besteht aus winzigen kleinen Wölkchen, die sofort in der Luft verschwinden. Sofort lässt Maurice den übrigen Schnee in seiner Hand fallen und streckt mir seine Hände etwas entgegen, damit ich sehe, dass sie leer sind. „Also einigen wir uns auf unentschieden.“ Ich schüttle mich etwas. Langsam kriecht die Kälte an mir hoch, aber ich will trotzdem noch nicht reingehen. Wer weiß, wann es das nächste Mal schneien wird. Also setze ich mich auf die Veranda, deren Überdachung mich vor dem Schnee schützt. Der Krieg mit Maurice hat wirklich Spuren hinterlassen. Zum einen sieht man überall im Garten unsere Fußspuren, zum anderen hab ich ziemlich viel Schnee im Haar. Ich ziehe meine Handschuhe aus und lege sie neben mich, damit ich den Schnee in meinen Haaren etwas entfernen kann.

„Ich hab vergessen, wie anstrengend Schneeballschlachten sein können“, Maurice setzt sich auf den freien Platz neben mich und fährt sich ebenfalls kurz mit der Hand durch seine Haare.

„Kein Wunder, die letzte ist ja auch ein wenig her“,stelle ich fest. Wie lange wohl? Ich glaube, irgendwann in der Unterstufe war meine letzte. Das sind schon ein paar Jahre, die seitdem vergangen sind.

„Bei mir vermutlich länger als bei dir“, merkt Maurice an. Ich nicke abwesend. Er hat irgendwann aufgehört, Kind zu sein. Ein Großteil seines Lebens, der eigentlich dafür gedacht ist, Erfahrungen zu sammeln, bevor die Ernsthaftigkeit des Erwachsenseins beginnt, fehlt ihm halt einfach. Die Ernsthaftigkeit hat in Maurice' Leben schon früh begonnen. Ein Grund mehr, sich wie Kleinkinder zu benehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Maurice sich bewegt und dann werde ich in eine Umarmung gezogen. Maurice' Kopf ruht auf meiner Schulter und unsicher erwidere ich die Umarmung. „Danke“, ist das einzige, was er sagt. Ein simples Wort, fünf scheinbar willkürlich aneinander gereihte Buchstaben, und manchmal doch von ziemlich großer Bedeutung.

Wenn wir hier so sitzen, fühlt es sich fast so an, als wäre alles normal. Als wären wir nie weggegangen, um zu studieren, sondern würden gleich in mein Zimmer gehen, um für die Abschlussprüfungen zu lernen. Man könnte meinen, wir wären immer noch in der Dreizehnten und hätten all diese belastenden Situationen nie erlebt. Für einen kurzen Moment ist alles normal. Wie zu der Zeit, bevor ich etwas von den anderen Gegenständen und Maurice' Kindheitstrauma erfahren habe. Ein Gefühl, welches Sicherheit vermittelt. Sicherheit, von der ich mich nur all zu gern hinreißen lasse.

Ich fühle mich wohl in Maurice' Umarmung. So wohl, wie schon lange nicht mehr. Ich weiß, dass diese Gefühle nicht von meinem Portemonnaie hervorgerufen werden. Das weiß ich schon lange. Ich weiß, dass diese Liebe echt ist und nicht von meiner Gier ausgeht. Wenn man mich noch einmal fragen würde, ob ich Maurice wirklich liebe, dann könnte ich dieses Mal zweifelsfrei Ja sagen. Ich lasse mich in seine Umarmung sinken, weil ich weiß, dass sie mir gut tut und Maurice alles für mich ist.

Doch sobald er seinen Kopf von meiner Schulter löst und ich die Chance bekomme, in seine Augen zu sehen, kehren alle Zweifel und Ängste auf einen Schlag zurück. Als würde ich aus einem Traum erwachen.

„Du vertraust mir nicht mehr, oder?“, meine plötzliche Unsicherheit ist Maurice offensichtlich nicht entgangen. Aber wie sollte sie auch. Maurice schaut direkt in meine Augen, und ich glaube, dass einzige, was er da sehen kann, ist Angst.

„Das ist es nicht, ich-“

„Ist schon okay“, Maurice unterbricht mich und legt seinen Kopf wieder auf meine Schulter. Und obwohl niemand davon gesprochen hat, es nicht einmal erwähnt wurde, fühlt sich das hier an wie ein Abschied. Ein Schlussstrich. Und das bereitet mir noch mehr Sorge.

„Ich habe Angst“, die Worte verlassen meinen Mund, bevor ich groß darüber nachdenken kann, aber irgendwann müssen wir ja darüber reden. Vor allem, wenn Maurice denkt, ich vertraue ihm nicht mehr, was streng genommen falsch ist.

„Das ich dich noch einmal hintergehe“, vermutet er mit einer erschreckenden Sicherheit.

„Nein. So ist das nicht, es- es ist verdammt schwer zu erklären.“ Maurice hebt seinen Kopf wieder von meiner Schulter und schaut mich aufmerksam an. „Ich habe Angst, dass wir uns gegenseitig verletzen, verstehst du? Also, nicht absichtlich verletzen, aber- aber-“, ich breche ab, seufze, hole tief Luft. „Ich habe Angst, dass wir irgendwann nur noch die schlechten Zeiten ineinander sehen. Ich will dich nicht an Milas Tod erinnern. Und ich will dich nicht ansehen, und an die ganze Scheiße mit Olivia denken müssen.“

„Denkst du denn daran, wenn du mich ansiehst?“, möchte er wissen. Ich seufze.

„Manchmal. Manchmal seh ich dich an, und alles ist gut, aber plötzlich ist diese Angst wieder da. Und ich habe Angst, dass sie nicht verschwindet, sondern immer größer wird und ich ein Arsch sein werde und deswegen abhaue“, gestehe ich ihm meine Sorgen. Was ist, wenn ich meine eigenen Ängste irgendwann nicht mehr kontrollieren kann und Maurice alleine lasse?

„Das wirst du nie.“

„Das kannst du nicht wissen!“ Wenn ich es doch selbst nicht weiß.

„Doch, ich bin mir da sogar ziemlich sicher“, Maurice zuckt mit den Schultern. Seine Ruhe irritiert mich etwas.

„Wie? Wie kannst du dir da so sicher sein?“, ich lasse meinen Kopf sinken. Wieso ist er sich sicher, während ich gefühlt die ganze Welt hinterfrage?

„Du bist geblieben, selbst als du noch nicht wusstest, warum ich Olivia geholfen habe. Dann wirst du jetzt auch nicht verschwinden. Dafür liebst du mich viel zu sehr“, die Nüchternheit, mit der er diese Feststellung trifft, lässt mich etwas schmunzeln. Absolut unpassend in dieser Situation, aber ich kann nicht anders. Maurice' Hände legen sich auf meine Schultern und ich sehe auf. „Du erinnerst mich nicht an schlechte Zeiten, okay? Nach Milas Tod war ich doch komplett verloren. Vielleicht hab ich mich am Anfang nur mit dir angefreundet, weil ich das Portemonnaie haben wollte. Aber das ändert nichts daran, dass du mich wirklich zum Lachen gebracht hast. Ich habe gerne mit dir Zeit verbracht. Und ich verbringe jetzt noch gerne Zeit mit dir.“

„Du haust nicht ab?“, versichere ich mich, obwohl er mir diese Frage eigentlich schon indirekt beantwortet hat. Maurice wird nicht derjenige sein, der hier einen Schlussstrich zieht. Eher ziehe ich eine Wand zwischen uns hoch.

„Genauso wenig wie du.“ Und selbst wenn ich eine Mauer baue, wird Maurice sie abreißen. Weil er ganz genau weiß, wie es ist, sich abzuschotten. „Ich finde, wir sollten es versuchen.“

„Du meinst-“

„Ich liebe dich. Und ja, es ist viel Scheiße passiert. Und nichts davon hätte sein müssen. Aber du meintest doch selbst, Fehler werden gemacht, und wir können nur versuchen, es in der Zukunft besser zu machen. Und eine Zukunft ohne dich kann ich mir nicht vorstellen“, Maurice strahlt eine ziemliche Zuversicht aus. Eine Sicherheit, die ich vermisst habe. Und während ich ihm so in die Augen schaue weiß ich, dass er es ernst meint. Vielleicht fliegen wir auf die Fresse damit. Wer weiß schon, was in ein paar Monaten oder Jahren sein wird. Aber wenigstens können wir dann sagen, wir haben es versucht.

Ich lege meine Hände an sein Gesicht und ziehe ihn zu mir. Unsere Lippen berühren sich. Es ist ein sanfter Kuss, mit so viel Gefühl, dass ich weiß, dass es sich lohnen wird, über meinen Ängsten zu stehen. Für Maurice lohnt sich alles.

„Das war jetzt aber ein Ja zu einer Beziehung, oder?“, fragt er, nachdem sich unsere Lippen voneinander getrennt haben. Ich schmunzle etwas.

„Ja, war es“, bestätige ich ihm und fühle mich so glücklich wie schon lange nicht. Maurice lehnt sich an mich und ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich glaube, dass hier könnte der Anfang von etwas Neuem werden. Das Ende aller Ängste und Zweifel der Vergangenheit. Ich kuschel mich an Maurice und schaue dem runterfallenen Schnee zu. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Leben jemals wieder so idyllisch sein könnte.

Gerade als ich glaube, Maurice' Nähe lässt mich einschlafen, räuspert sich jemand hinter mir. Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich dann um, um meine Mutter in der Verandatür stehen zu sehen.

„Jungs? Wollt ihr nicht lieber drinnen kuscheln? Nicht, dass ihr beide mir noch krank werdet“, streng mustert sie uns und dann den Schnee im Garten.

„Ja, vermutlich haben Sie recht“, Maurice nickt und ich versuche gar nicht erst, zu widersprechen. Geschlagen stehe ich auf und reiche Maurice meine Hand, der sie ergreift, um sich hochzuziehen. Ohne unsere Hände zu lösen betritt erst Maurice und dann ich das Haus. Der Blick, den meine Mutter mir zuwirft, lässt mich etwas schaudern. Ihr Grinsen lässt schon das Gespräch erahnen, welches ich mit ihr führen werden muss. Aber wenigstens freut sie sich, dass Operation Maurice, wie sie's nannte, kein kompletter Reinfall ist.

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