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Kapitel 88; Manuel

Eine lauter werdende Melodie, die von Vibrationen begleitet wird, reißt mich aus der Nacht. Grummelnd taste ich nach meinem Handy und drücke die Snooze-Taste. Noch fünf Minuten. Ich kuschel mich an Palle und schließe genießerisch meine Augen. Ich will nicht aufstehen.

„Hey, musst du nicht aufstehen?“, dringt Palles Stimme sanft an mein Ohr und ich brumme nur während ich mich noch etwas mehr an ihn drücke. Palle kichert leise. „So müde?“, fragt er, dann streicht seine Hand über meinen Rücken und ich seufze entspannt auf. Ich döse wieder ein, bis der Wecker mich wieder aus der gemütlichen Idylle reißt. Leider muss ich jetzt wirklich aufstehen, es sei denn...

„Willst du nicht-“

„Vergiss es. Ich übernehme deine Schicht nicht“, lacht er und ich löse seinen Arm von mir.

„Tze, wozu hab ich dich überhaupt?“, schnaube ich und Palle lacht.

„Wie kann man nur so ein Morgenmuffel sein?“, will er von mir wissen und ich stehe grummelnd auf. Ich verlasse Palles Zimmer und suche mir in meinem Zimmer was zum anziehen, bevor ich ins Bad gehe. Fertig angezogen, gehe ich in Richtung Küche, um mir was zu essen zu machen, allerdings muss ich das anscheinend nicht, denn Palle bereitet mir schon etwas zu. Ich lehne mich an Palle, der am Herd steht und schließe meine Augen. „Unglaublich, dass du morgens überhaupt irgendetwas hinbekommst“, seufzt Palle.

„Mhm“, brumme ich und lege meine Arme um ihn. Ein paar Tage sind vergangen, seit dem wir offiziell zusammen sind und unsere Leben haben sich wieder noramlisiert. Wir haben mal wieder das Unigelände betreten und sitzen regelmäßig in den Vorlesungen. Matthias hat uns darüber informiert, dass er und Lisa wieder aus dem Urlaub zurück sind, dementsprechend arbeiten Palle und ich wieder im Café. Seit 3 Tagen hat das Café geöffnet und heute bin ich dran, aber 5:45 ist einfach eine unmenschliche Zeit. Wie kann man von mir erwarten um diese Uhrzeit ein funktionsfähiger Mensch zu sein? Ich kuschel mich etwas an Palle, aber dieser löst meine Arme von seinem Bauch und drückt mir einen Teller in die Hand.

„Dein Kaffee steht schon auf dem Tisch“, lässt er mich wissen und ich kann nicht in Worte fassen wie dankbar ich Palle bin. Er ist nur für mich aufgestanden, um sicherzustellen, dass ich auch esse, bevor ich ins Café gehe. Vorgestern hat er das auch schon gemacht und ich weiß einfach nicht, wie ich ihm dafür danken soll. Ich stelle den Teller auf dem Tisch ab und küsse Palle. Meine Arme legen sich wieder um seine Taille und ich ziehe ihn näher zu mir. Palle löst sich von mir. „Du solltest was essen, du muss gleich weg und-“, weiter lasse ich ihn nicht kommen, denn ich küsse ihn wieder. Das fühlt sich einfach gut an. Ich löse mich von ihm und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. „Manu“, und die Art und Weise wie er meinen Namen betont, sagt mir, dass ich mich beeilen muss. Ich löse mich von ihm und setzte mich an den Tisch, um zu essen und zu trinken. Palle bewegt sich auf mich zu und ich blicke zu ihm. Er lächelt, dann beugt er sich zu mir runter und platziert einen Kuss auf meine Stirn. „Bis später“, sagt er, dann bewegt er sich in Richtung seines Zimmers, um sich wieder ins Bett zu legen. Lächelnd sehe ich ihm nach, ehe ich zu ende frühstücke und mir meine Jacke und Schuhe anzuziehen, um zum Café zu gehen.

„Schönen Tag noch!“, wünsche ich der jungen Frau, die mit dem Kaffee und einem Brötchen Richtung Bahnhof eilt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon 11 ist, also endet meine Schicht bald. Ich wische die Theke ab und kümmere mich um die Bestellungen der Kunden, die hier rein kommen. Um 11:30 verabschiede ich mich von Matthias und Lisa, aber bevor ich das Café verlasse, kaufe ich schnell noch ein paar Teilchen. Palle und ich haben ausgemacht uns vor Michas Wohnung zu treffen, da Palle noch Uni hat und es schwachsinnig wäre, wenn wir beide uns zuhause treffen, nur um dann zu den beiden zu fahren. Ich bin gespannt wie das Treffen ablaufen wird. Ich mache mich auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle und gut 20 Minuten später steige ich aus. Nach ein paar Schritten stehe ich vor dem Wohnungskomplex der beiden und sehe Palle, der sich gegen eine Hauswand lehnt. Als er mich erblickt, kommt er sofort auf mich zu und schon werde ich von ihm umarmt. Lächelnd genieße ich seine Nähe, ehe ich mich von ihm löse.

„Na dann können wir ja jetzt zu den beiden gehen“, Palle ergreift meine Hand und bewegt sich ihn Richtung der Haustür, aber ich bleibe stehen. „Manu?“ Das was ich jetzt sage, wird mir schwer fallen.

„Wir sollten ihnen nicht sagen, dass wir zusammen sind.“ Ich löse meine Hand von seiner und Palle sieht mich irritiert an.

„Aber Manu-“, er klingt traurig und ich kann es nicht ändern. Wir können es ihnen noch nicht sagen.

„Ich will es genauso wenig verheimlichen wie du, okay?“, stelle ich klar. „Aber wir können das den beiden gerade nicht sagen.“ Palle will mich unterbrechen, allerdings lasse ich ihn nicht. „Michael liebt Maurice und momentan ist die Situation zwischen den beiden verdammt angespannt. Ich bezweifle, dass sie sich innerhalb dieser kurzen Zeit ausgesprochen haben und wir können jetzt nicht verkünden, dass wir zusammen sind. Das können wir Michael einfach nicht antun, verstehst du? Wenn wir da hochgehen, um mit den beiden reden, sind wir nur beste Freunde.“ Palle sieht mich eine Weile an, dann lächelt er leicht.

„Michael ist mittlerweile wirklich ein Freund für dich geworden, hm?“, fragt er dann sanft und ich nicke.

„Ja, das ist er und deswegen können wir ihm unsere Beziehung jetzt nicht auf die Nase binden. Das können wir erst, wenn er sich mit Maurice ausgesprochen hat.“ Palles Lächeln wird eine Spur weicher, dann küsst er mich, aber nicht lange genug, als das ich es hätte erwidern können.

„Na dann lass uns mit den beiden reden“, er geht in Richtung der Tür und ich folge ihm.

„Danke.“ Ich küsse ihn auf die Wange, als ich zu ihm aufgeschlossen habe und sehe wie er lächelt. Womit hab ich diesen Jungen eigentlich verdient? Ich weiß es nicht, aber was ich weiß ist, dass ich ihn nie wieder gehen lasse. Ich betätige die Klingel und ein paar Sekunden später ertönt das elektrische Summen, was mir signalisiert, dass ich die Tür öffnen kann. Palle und ich betreten das Haus und gehen zum Aufzug. Ein paar Minuten später stehen wir vor der Wohnungtür der beiden. Micha öffnet sie uns und wir begrüßen uns. Wir betreten die Wohnung und während Palle die Tür hinter uns schließt, strecke ich die Tüte mit den Teilchen in Michaels Richtung.

„Ich hab uns Teilchen mitgebracht“, sage ich, obwohl es offensichtlich ist. Michael grinst etwas und nimmt die Tüte entgegen. Wir folgen ihm durch den Flur.

„Setzt euch ruhig“, Michael deutet in Richtung der Couch und geht selbst in Richtung Küche. Ich blicke zu Maurice der auf der Couch sitzt und aus dem Fenster starrt. Hat er uns überhaupt bemerkt?

„Maurice!“ Palle neben mir setzt sich überglücklich in Bewegung. Maurice dreht seinen Kopf in unsere Richtung, aber seine Mimik ist irgendwie ausdruckslos. Palle scheint das gerade nicht aufzufallen, weil er so erleichtert ist seinen Freund zu sehen. Ist das überhaupt Maurice? Wenn ich die Situation richtig verstanden habe, war er tot und Michael hat es irgendwie geschafft ihn wiederzubeleben. Sowas verändert einen, oder? „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Wir hatten echt Angst um dich.“ Palle setzt sich auf den linken Couchflügel und blickt abwarten zu Maurice. Stille fühlt den Raum. Palles Lächeln ist jetzt eher gezwungen und diese Szene tut mir verdammt weh. Maurice blickt zu Palle blinzelt und wendet seinen Blick dann wieder in Richtung des Fensters. Was zur Hölle? Palle sieht jetzt zu mir und ich sehe seinen Gesichtsausdruck und sofort zieht sich alles in mir zusammen. Bevor ich etwas sagen kann, betritt Micha mit einem Tablett das Wohnzimmer.

„Sorry, hat etwas gedauert und-“, sein Blick fällt auf mich. „Setzt dich doch Manu“, ich bewege mich auf die Couch zu, um mich neben Palle zu setzen. Michael plaziert währenddessen Teller und Tassen vor uns, dann füllt er sie mit Kaffee aus einer Thermokanne auf. Vor Maurice steht eine dampfende Tasse und ich sehe den Teebeutel darin schwimmen, also hat Micha wieder Tee gekauft. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Maurice starrt immer noch aus dem Fenster, nur als Micha sich neben ihn setzt gleitet sein Blick kurz zu ihm, ehe er wieder das Fenster betrachtet.

„Also, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie wir dieses Gespräch hier anfangen sollen“, durchbreche ich die Stille und alle blicken zu mir. Naja, alle außer Maurice, denn der starrt immer noch völlig abwesend aus dem Fenster. Hört er überhaupt zu?

„Ich auch, nicht“, sagt Michael seufzend. „Vielleicht stellt ihr einfach Fragen? Irgendwie werden wir das alles ja regeln können“, er zuckt mit den Schultern. Hab ich mir das nur eingebildet oder hat Maurice kurz zu ihm gesehen? Ich betrachte Maurice, aber dieser starrt weiterhin völlig unberührt von all dem hier aus dem Fenster. Ich hätte schwören können, er hat Michael in seinem Augenwinkel beobachtet.

„Ein paar Sachen wissen wir schon. Ihr wart an der Schwelle zum Jenseits und du warst in Maurice' Erinnerungen, richtig?“ Fasst Palle grob zusammen was wir in Erfahrung gebracht haben und jetzt blickt Maurice zu uns, allerdings ist seine Mimik immer noch ausdruckslos. Er ist nicht hier. Also klar, er sitzt hier und alles, aber er ist nicht richtig hier. Er ist irgendwie in seinen Gedanken und so wie er aussieht sind diese Gedanken alles andere als schön.

„Äh, woher wisst ihr das?“, erstaunt sieht Micha zu uns, während Maurice immer noch so abwesend wirkt.

„Manu hat sich mit der Sphäre angelegt“, gibt Palle amüsiert von sich und dann blicken sowohl Micha als auch Maurice zu mir.

„Du hast was?“, ungläubig sieht Michael zu mir und ich hebe meine Hände abwehrend.

„Ich habe mich nicht mit ihr angelegt, sondern normal geredet. Palle übertreibt nur etwas“, bei dem letzten Teil werfe ich Palle einen Blick zu, aber dieser grinst mich völlig unbeeindruckt an.

„Du hast ihr quasi befohlen die beiden zurück zuholen und daraufhin wollte dich die Sphäre auch ins Jenseits schicken, also doch: Du hast dich mit ihr angelegt“, kombiniert Palle und ich verdrehe die Augen.

„Wie auch immer“, ich wende mich wieder Micha und Maurice zu. Micha lächelt mich an und ich erwidere es etwas verunsichert. Maurice blickt mittlerweile wieder aus dem Fenster. Irgendwie ist er doch gestorben, oder? Denn lebendig wirkt Maurice nicht wirklich, klar er atmet und er lebt, aber es wirkt auf mich eher schleppend. So als würde jeder Atemzug den er nimmt, ihn unglaublich viel Energie kosten. Er vegetiert eher, als das er lebt. Sein Zustand ist verdammt besorgniserregend, aber ich mache mir genauso viele Sorgen um Michael, denn dieser versucht krampfhaft alles normal wirken zu lassen. „Wie war die Schwelle des Jenseits so?“, frage ich stumpf und irgendwie kommt mir dieses Treffen nicht mehr wie eine gute Idee vor.

„Komisch. Es bestand aus Warten und aus Erinnerungen und dann wieder aus warten und dann war es irgendwann vorbei und die Sphäre hat mit mir geredet, dann habe ich den Wunsch rückgängig gemacht“, rattert Micha runter und gegen Ende blickt er zu Maurice und ich sehe förmlich wie Michas Herz sich zusammen zieht. Maurice sieht aus dem Fenster und für Micha wirkt das wie eine non-verbal Abfuhr, aber ich sehe die Regung in Maurice' Gesicht. Kaum merklich, aber da war eine Reaktion, eine die ich nicht richtig deuten kann, aber sie war defintiv da.

„Rückgängig gemacht?“, wiederholt Palle. „Das geht?“

„Offensichtlich, sonst wäre ich nicht hier“, das war Maurice' Stimme, aber den Tonfall habe ich so noch nie von ihm gehört. Die Worte klingen irgendwie leer, so als ob es ihn nicht wirklich interessieren würde, so als ob es hier nicht um sein Leben gehen würde. Dann ist es still. Keiner sagt etwas und ich beschließe jetzt etwas zu sagen, was bestimmt die Stimmung noch bedrückender machen wird, aber es bringt auch nichts noch länger darum herumzutanzen. Außerdem wird das Maurice hoffentlich wieder lebendig machen, weil wenn das seine Knöpfe nicht drück, weiß ich auch nicht.

„Wieso hast du nie über deine Schwester geredet?“

Es fühlt sich so an als wäre die Zeit stehen geblieben, aber ich weiß, dass das nicht der Fall ist. Maurice sieht mich an, blinzelt und schweigt. Ich würde wahnsinnig gerne wissen was er denkt, aber er hat seine Uhr an, also höre ich nichts. Generell höre ich keine Gedanken, schließlich hat Palle seinen Ring und Micha, scheint sein Portemonnaie gerade nicht zu tragen. Maurice' Seufzen reißt mich aus meinen Gedanken.

„Hast du Geschwister?“, stellt Maurice mir eine Gegenfrage, anstatt meine zu beantworten. Ich nicke, verstehe nicht ganz worauf er hinaus möchte.

„Toll. Das wusste ich auch nicht. Warum hast du mir nicht von deinen Geschwistern erzählt? Etwa weil sie noch leben? Muss ich weil meine Schwester tot ist jedem sagen, dass ich eine tote Schwester habe? Soll ich mich so vorstellen, oder was? Hallo ich bin Maurice und oh, ich habe eine tote Schwester.“ Maurice wird immer lauter und lauter. Er ist von der Couch aufgesprungen und sieht mich wütend an, seine Hände sind zu Fäusten geballt. Ich bin verdammt froh, dass es so ist.

„Oh hey, du hast ja doch noch Gefühle. Wer hätte es gedacht?“, gebe ich trocken von mir und Maurice' angespannte Haltung erschlafft. Ich glaube das hat er nicht erwartet. „Was ist los mit dir? Wieso bist du so abweisend und distanziert?“

„Weil- weil das alles hier-“, er stoppt, bricht für eine Millisekunde den Blickkontakt mit mir und sieht zu Micha, dann wieder zu mir. „Ist doch auch egal“, und jetzt ist da wieder diese emotionslose Tonlage. Er entfernt sich von uns, geht in Richtung seines Zimmers. „Lasst mich einfach alle in Ruhe, verdammt!“, damit knallt er die Tür hinter sich zu. Michas Haltung sackt zusammen. Seine Ellenbogen stützt er auf seinen Beinen ab, um sein Gesicht in seinen Händen versinken zu lassen.

„Tut mir leid“, sage ich. „Ich wollte nur wissen, ob er noch dazu in der Lage ist irgendwie Gefühle zu zeigen.“ Micha seufzt, dann blickt er auf. Sofort fängt meine Nase an zu brennen, als ich sehe, dass Tränen über seine Wange laufen.

„Ich weiß nicht was ich machen soll“, und das ist pure Verzweiflung, die da aus ihm spricht. „Ich sitze nur zu Hause, weil ich Angst habe ihn alleine zu lassen und er sitzt nur auf seinem Bett rum und starrt aus dem Fenster. Er ist so ruhig und abweisend. Das alles ist so besorgniserregend und wir haben immer noch nicht geredet. Ich habe keine Ahnung, ob er mich für all das hier hasst, verdammt ich weiß nicht mal ob er froh ist, dass er wieder lebt!“ Jetzt schluchzt Micha und ich erhebe mich von der Couch, um mich neben ihn zu setzten. Ich lege behutsam meine Arme um ihn und er klammert sich an mich.

„Das wird schon wieder“, sage ich, weil ich irgendwas sagen muss. Wie lange fühlt Micha sich schon so? Sein Zustand ist definitiv auch beängstigend. Ich warte bis er sich wieder von mir löst. Er blickt auf den Tisch und fängt mechanisch damit an die Teller und Tassen auf das Tablett zu stellen. Okay, das reicht. So kann das nicht weitergehen, ich muss ganz dringend mit jemanden reden. Ich suche Palles Blick und neige meinen Kopf unauffällig in Michas Richtung und dann in Richtung Küche. Palle nickt mir leicht zu, dann steht er auf und setzt sich neben Micha.

„Komm, ich helf dir dabei“, damit schnappt Palle sich die große Kaffeekanne und kurz darauf verschwinden beide in Richtung der Küche. Ich weiß nicht genau wie viel Zeit Palle mir geben kann, aber ich muss sie definitiv nutzen. Ich schleiche durch die Wohnung in Richtung von Michaels Zimmer. Möglichst langsam und lautlos öffne ich die Zimmertür. Wo ist es? Er trägt es nicht mit sich herum, also muss es doch in seinem Zimmer sein, oder? Ich bewege mich vorsichtig durch den Raum. Auf den Nachtisch liegt es nicht, auf seinem Schreibtisch auch nicht. Verdammt, wo ist es? Ich nähere mich seinem Bett, hebe sein Kissen hoch und endlich habe ich es gefunden. Ich nehme das Portemonnaie und lasse es in meiner Hosentasche verschwinden, ehe ich zurück ins Wohnzimmer schleiche. Jetzt folgt Schritt zwei. Ich atmet tief durch und dann öffne ich Maurice' Zimmertür. Er sitzt auf dem Bett und starrt aus dem Fenster.

„Ich habe gesagt ich will meine Ruhe-“, er bricht ab, als er mich erblickt. Scheinbar hat er mit Michael gerechnet und nicht mit mir, aber das ist mir egal. Ich nähere mich ihm. „Verschwinde“, gibt er von sich und ich schnappe mir sein Handgelenk, um an der Uhr zu drehen. „Was zur Hölle?!“, er stößt mich von sich, dann scheint er zu realisieren was hier abgeht. „Du hast das Portemonnaie“, es ist eine Festellung, keine Frage.

„Wir müssen reden.“

„Ich muss mit niemanden reden und jetzt hau gefälligst ab!“, Maurice greift nach seiner Uhr und will die Zeit weiterlaufen lassen.

„Es geht um Michael.“ Maurice zögert, stoppt in seiner Bewegung und sieht zu mir. „Und jetzt nimm deine Hand von der Uhr weg.“ Widerwillig löst seine Hand sich von dem Rad der Uhr. Jetzt verschränkt er seine Arme.

„Was soll mit Michael sein?“, fragt er, klingt aber desinteressiert.

„Du verletzt ihn, das bekommst du mit, oder?“, will ich von ihm wissen, aber Maurice schweigt eisern. „Pass auf: Ich hab keinen Plan was passiert ist, okay? Ich war nicht an der Schwelle des Jenseits und ich hab auch keine Ahnung wie deine Schwester gestorben ist und das geht mich auch nichts an, aber hör auf damit Michael so leiden zu lassen. Der Junge liebt dich, verdammt!“

„Das tut er nicht. Das liegt nur am Portemonnaie“, korrigiert Maurice mich und ich lache freudlos auf.

„Glaubst du das wirklich oder redest du dir das nur ein, damit du kein schlechtes Gewissen haben musst, weil du ihn die ganze Zeit benutzt hast?“ Maurice sieht zu Boden und ich habe das Gefühl zu ihm durchzudringen. „Ich habe seine Gedanken im Bezug auf dich gehört“, teile ich ihm mit und jetzt sieht Maurice wieder zu mir. Endlich sehe ich eine Regung in seiner Mimik, Reue. „Du hast einfach Angst, oder? Du weißt doch ganz genau, dass das keine bloße Gier ist. Er hat dir immer vertraut egal wie oft du bewiesen hast, dass das das Dümmste ist, was man machen kann. Er hat dir sogar wieder deinen scheiß Tee gekauft, nachdem ich ihn entsorgt habe und er verharrt hier in der Wohnung mit dir, weil er Angst um dich hat. Er versucht so sehr normal für dich zu sein und sich bloß nicht anmerken zu lassen wie sehr du ihm wehtust. Und deswegen bin ich hier, deswegen führen wir diese Unterhaltung, weil ich dir jetzt sagen werde, was er dir nicht sagen kann: Wenn er dir nichts bedeutet, dann hau gefälligst ab. Pack deine Sachen und verschwinde aus seinem Leben, aber verschwinde komplett. Komm nicht wieder. Und wenn er dir was bedeutet, dann bleib hier, rede mit ihm, zeig ihm wie viel er dir bedeutet, aber hör gefälligst auf ihm so wehzutun! Deine abweisende Art verträgt er nicht. Er versucht gerade so sehr für dich da zu sein, dass er früher oder später daran kaputt geht. Was glaubst du wohl, warum er sein Portemonnaie nicht bei sich hat?“ Ich ziehe besagten Gegenstand aus meiner Hosentasche und wedel damit in der Luft herum. Maurice starrt es an, vielleicht dachte er bis eben Micha hätte es mir gegeben. „Damit ich seine Gedanken nicht höre, weil sie sich bestimmt nur um dich und deine Erinnerungen drehen und er nicht will, dass ich das weiß, weil er weiß, dass nicht mal er das wissen sollte. Aber ich muss seine Gedanken nicht lesen können, um zu wissen, dass er sich für all das hier die Schuld gibt. Also triff deine Entscheidung, bleib oder geh, aber hör endlich auf ihn zu verletzen.“ Es ist still. Maurice sagt nichts und ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte. Meine Botschaft war klar und ich bin mir sicher, dass sie angekommen ist.

„Ich wusste ihr würdet euch anfreunden“, sagt er nach einer Weile und ich höre eine Veränderung in seiner Stimme, ganz leicht, aber es klingt so als würde er lächeln, obwohl sein Mund keine Regung zeigt.

„Ja, das wusstest du und du weißt auch was du jetzt zu tun hast, oder?“, frage ich, obwohl ich die Antwort kenne. Maurice nickt. „Gut, denn ich habe dir nichts mehr zu sagen.“ Micha hat ihm vielleicht verzeihen, weil dieser Idiot ihn einfach liebt, aber ich nicht. Maurice hat Micha immer nur leiden lassen und dafür hasse ich ihn. Ich drehe mich um und schließe seine Zimmertür hinter mir, danach eile ich in Michas Zimmer und lege das Portemonnaie wieder unter das Kissen. Die Zeit läuft wieder und ich beeile mich möglichst unauffällig wieder ins Wohnzimmer und von dort aus in die Küche zu gelangen. Micha und Palle sind dabei das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen und es sieht so aus als wären sie jeden Augenblick fertig, denn Micha fängt gerade damit an Pulver in die Spülmaschine zu geben.

„Oh, ihr seid schon fertig, oder?“, mache ich auf mich aufmerksam und Palle nickt,  während Michael die Spüllmaschine zumacht und irgendein Programm startet. „Da war ich wohl keine große Hilfe, was?“

„Nein, eher weniger“, lässt Palle mich wissen und ich entschuldige mich damit, dass ich auf Toilette musste. Lahme Ausrede, ich weiß, aber was soll ich bitte sagen?

„Schon, okay“, meint Micha. „Ich glaube ich muss mich eher entschuldigen, das Gespräch lief ja nicht so gut“, in seinen Augen sammeln sich wieder Tränen und ich lege aufmunternd meine Hand auf seine Schulter.

„Du tust was du kannst“, lasse ich ihn wissen. „Ich bin mir sicher, dass er das insgeheim zu schätzen weiß und wenn nicht, schmeißt du seinen Tee wieder weg“, vielleicht nicht unbedingt der richtige Ansatz, jetzt mit Humor zu kommen, aber es lässt Michael tatsächlich auflachen. Zwar nur kurz, aber ich habe das Gefühl, das er das gerade gebraucht hat.

„Ich glaube wir müssen langsam, unser Bus fährt gleich“, sagt Palle und dann verabschieden wir uns von Micha, der uns noch zur Tür bringt. Schweigend gehen Palle und ich zur Bushaltestelle. Der Bus kommt und wir steigen ein, wie immer gehe ich nach hinten und setzte mich ans Fenster. Palle setzt sich neben mich. „Du hast mit ihm gesprochen, oder?“, fragt er dann leise und ich nicke. „Glaubst du es hat was gebracht?“ Der Bus setzt sich in Bewegung und im Augenwinkel sehe ich wie wir das Haus immer weiter hinter uns lassen, bis es schließlich ganz verschwindet, weil der Bus um eine Ecke biegt.

„Hoffentlich.“ Ich lege meinen Kopf auf Palles Schulter ab und krame mein Handy hervor. Da gibt es noch jemanden mit dem ich reden muss.

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