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Kapitel 101; Michael

„Warum hast du nichts gesagt?“ Stiche. Die Enttäuschung meiner Eltern bohrt sich wie unzählige Nadeln in meine Haut, hinterlassen einen unerklärlichen Schmerz. Die Tasse an meinen Lippen wiegt auf einen Schlag 20 Kilo mehr, rutscht mir beinah aus der Hand. Ihr flüssiger Inhalt in meinem Rachen scheint fast schon fest zu werden, als hätte ich Flüssigbeton geschluckt, der sich jetzt verhärtet und mir das Atmen erschwert. Sacht stelle ich die Tasse ab, um sie nicht doch noch fallen zu lassen. Vor meinem inneren Auge sehe ich sie schon auf dem Tisch zersplittern, genauso wie das Vertrauen meiner Eltern in mich. Unbeschadet setze ich die Tasse ab und schlucke schwer. Ich spüre den Betonklotz meine Kehle runtergleiten, konzentriere mich auf mein angestrengtes Atmen. Die Blicke meiner Eltern durchbohren mich regelrecht, scheinen jede einzelne meiner Lügen und Ausreden aufzudecken. Und obwohl ich weiß, dass sie sich nur auf Maurice' beziehen, nimmt das die Schuld nicht von mir, eher im Gegenteil, es verstärkt sie. Denn ich weiß, dass ich ihnen niemals von diesen für mich so wichtigen letzten Monaten erzählen kann.

„Wir waren noch nicht zusammen, als wir hier angekommen sind“, ich hebe meinen Blick, schaue meine Mutter an, dann meinen Vater. Es fällt mir schwer, so durchschaubar wie ich mich gerade fühle. Aber hier geht es nicht um unsere Gegenstände oder sonstiges, sondern nur um die Beziehung zwischen Maurice und mir und über die kann ich sprechen. Vor allem, da ich ihnen was das angeht nichts verschwiegen habe.

„Oh. Seit wann seid ihr denn zusammen?“, mein Vater mustert mich interessiert und meine Mutter stützt ihre Arme auf dem Tisch ab.

„Gestern.“ Und obwohl mir gerade eigentlich nicht danach ist, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Der dunkle Schleier um meine Augen legt sich langsam, und auch der Druck lässt nach. Meine Mutter schaut mich mit demselben Grinsen wie gestern an und mein Vater nickt unmerklich. Das ist alles, was sie wissen wollen. Keine Fragen zu irgendwelchen Dingen, die ich ihnen nicht beantworten darf und kann. „Ich muss jetzt aber auch los.“

„Oh, klar. Natürlich. Richte Maurice liebe Grüße aus, ja?“ Ich erwidere das leichte Lächeln meiner Mutter, nicke und stehe dann vom Tisch auf, um mich fertig machen zu gehen.

Kurz darauf verlasse ich das Haus und sofort schlägt mir ein kalter Wind entgegen. Ich laufe die vom Schnee befreite Einfahrt entlang und trete auf die Straße. Zu meinem Glück sind unsere Nachbarn zumindest so umsichtig, dass sie den gesetzlich festgelegten Bereich vor ihren Häusern freigeschippt und mit Streusalz versehen haben. Und trotzdem fliege ich auf dem Weg zu Maurice einmal fast auf die Fresse, weil ich eine ziemlich glatte Stelle übersehe. Zum Glück kann ich gerade so mein Gleichgewicht halten und unbeschadet weiter gehen.

Wenig später komme ich ohne weitere Zwischenfälle bei Maurice' an. Es dauert nicht lange und er öffnet mir die Tür. Als ich sein Haus betrete, wird mir bewusst, wie kalt es draußen eigentlich ist. Und als er mich dann noch kurz umarmt, wird der Kontrast zwischen Kälte und Wärme noch deutlicher. Maurice führt mich ins Wohnzimmer, um seiner Mutter zu sagen, dass ich da bin.

„Hallo, Micha“, seine Mutter sitzt auf der Couch, vertieft in Papierkram. Trotzdem hebt sie kurz ihren Kopf und schenkt mir ein freundliches Lächeln, während sie mich begrüßt.

„Wir gehen in mein Zimmer“, teilt Maurice ihr mit, bevor er mich an der Hand aus dem Raum zieht. Nur am Rascheln der Blätter kann ich erahnen, dass sie sich wieder ihren Unterlagen widmet. Maurice zieht mich durch den Flur, vorbei an der Wand mit Familienfotos. Ich bleibe stehen und Maurice, der immer noch meine Hand hält, macht gezwungenermaßen zwei Schritte rückwärts. „Was-oh.“ Er stellt sich neben mich, betrachtet das eine Bild seiner Schwester zwischen den ganzen anderen Bildern. „Ich habs aufgehangen.“ Unauffällig schiele ich zu ihm rüber. Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen, während er immer noch auf das Bild schaut. „Ich fühl mich immer noch ziemlich scheiße, weil meine Eltern wegen mir ihre Trauer unterdrückt haben. Aber wir haben darüber geredet, irgendwie. Wurde nach den ganzen Jahren auch mal langsam Zeit dafür, oder nicht?“ Er wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sondern redet sofort weiter: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass Mila zwar tot, aber immer noch ein Teil der Familie ist. Ich meine, wir haben alle Fehler gemacht. Meine Eltern, in dem sie sich teilweise so verhalten haben, als hätte Mila nie existiert, und ich, indem ich mein Leben quasi direkt mitweggeworfen habe. Aber ich glaube, in der Zukunft werden wirs definitiv besser machen.“ Ich schaue zurück aufs Bild, schaue direkt in Milas aufgeweckte, himmelblaue Augen und komme nicht darum herum mich zu fragen, ob sie jetzt genauso stolz auf Maurice wäre, wie ich es bin. Ja. Ja, das wäre sie, denke ich. Sie würde vor ihrem Bruder stehen, ihn umarmen und ihm sagen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Ich glaube, so würde sie es machen. Und dann würde sie glücklich lachen und Maurice wäre auch happy.

Ich spüre einen leichten Druck an meiner Hand, dann werde ich von Maurice aus dem Flur in sein Zimmer gezogen. Während er die Tür schließt, setze ich mich auf sein Bett. Anders als im Flur hat sich in seinem Zimmer nichts verändert, wie ich schnell feststelle. „Hast du's deinen Eltern eigentlich schon gesagt?“

„Du redest von unser Beziehung?“, vergewissert er sich und ich nicke. Genau davon habe ich gesprochen. „Ja, sie wissen es. Ich hatte gestern Abend ein ziemlich langes Gespräch mit ihnen, über... Naja, eigentlich fast alles“, er zuckt mit den Schultern. Fast alles. Kurz darauf sitzt er auf meinem Schoß, den Kopf auf meiner Schulter abgelegt. Ich verschränke meine Arme hinter seinem Rücken und denke nach. So, wie seine Mutter mich eben angeschaut hat, scheint sie ja kein Problem damit zu haben.

„Wie lief's so bei dir?“

„Die unangenehmen Fragen sind größtenteils ausgeblieben. Sie kennen dich ja, also gab's nicht viel, was sie wissen wollten“, erzählt er mir und klingt dabei irgendwie ziemlich erleichtert. „Und was war bei dir gestern noch? Deine Mutter hat ja nicht wirklich 'n Geheimnis daraus gemacht, was sie dachte.“

„Oh, du hast das mitbekommen.“ Natürlich hat er's mitbekommen, meine Mutter war alles andere als unauffällig. „Das Gespräch musste ich erst heute morgen führen. Sie dachten erst, wir wären schon länger zusammen und ich hätte es ihnen verheimlicht, aber da konnte ich sie zum Glück beruhigen.“ Ich denke zurück an das Gespräch und die Stimmung von heute morgen zurück und schüttle mich unwillkürlich. Ich bin froh, dass ich das schnell hinter mich bringen konnte. „Oh. Da fällt mir ein, ich soll dich von meiner Mum grüßen.“

„Also lief bei dir auch alles gut?“, möchte Maurice wissen und ich mache ein zustimmendes Geräusch. „Was beschäftigt dich dann so?“

„Was?“

„Komm schon, ich merks dir an. Du bist total abgelenkt und nicht wirklich bei der Sache“, Maurice hebt seinen Kopf von meiner Schulter und schaut mich jetzt direkt an. Sorge und Unruhe blitzt in seinen Augen auf, aber davon lässt er sich äußerlich nichts anmerken.

„Sorry“, murmel ich leise und erwidere entschuldigend seinen Blick. Ich will ihn küssen, doch er zieht seinen Kopf weg.

„Stop. Erst die Frage beantworten“, erklärt er sein Verhalten sanft aber bestimmt und ich weiß, dass mir sowieso nichts anderes übrig bleibt. Geschlagen seufze ich, wobei ich so oder so irgendwann mit ihm darüber geredet hätte.

„Mich nervts irgendwie, dass ich mit meinen Eltern nicht darüber reden kann, was in den letzten Monaten passiert ist. Ich denke die ganze Zeit, sie hätten etwas bemerkt, obwohls gar nicht so ist“, gestehe ich ihm. „Warum bekomme ich ausgerechnet jetzt ein schlechtes Gewissen deswegen? Das macht keinen Sinn. Als ich das Portemonnaie regelmäßig benutzt habe, hab ichs ihnen auch nicht gesagt und es war mir egal.“

„Früher hat dich das ganze aber nicht in Zorns Schussbahn gebracht.“ Zorn. Er hat bewusst Zorn gesagt, und nicht Olivia. Zorn ist nicht die Olivia, die wir nach dem Ritual erlebt haben. „Außerdem ist bei eurem Geld eh nie aufgefallen, wenn da mal was durchs Portemonnaie zukam. Du kannst die Geschehnisse der letzten Monate nicht damit vergleichen, dass du'n Portemonnaie gefunden hast.“

„Ja, aber eben weil die letzte Zeit so krass war, müsste ich doch eigentlich mit ihnen darüber reden, oder?“

„Ich finde, gerade deswegen solltest du's nicht tun. Ich halte dich nicht auf, wenn du deinen Eltern davon erzählen willst, aber ich glaube, es wäre falsch“, er seufzt leise.„Wir würden noch mehr Leute in eine Geschichte mit reinziehen, die abgeschlossen ist, verstehst du?“

„Und wenn der ganze Scheiß hier nicht für immer vorbei ist? Es muss nur irgendjemand Wind von den Gegenständen bekommen, und es fängt wieder von vorne an.“ Ausgesprochen klingen meine Befürchtungen sogar noch schlimmer, als eh schon. Der Gedanke, nochmal mit einer ständigen Bedrohung zu leben sorgt dafür, dass sich mir der Magen umdreht.

„Du vergisst da was. Vorher wars Todsünde gegen Todsünde. Die Dinger haben alle ihre Stärken und Schwächen, das war alles irgendwie ausgeglichen. Du denkst doch nicht wirklich, dass es jemand ohne irgendeiner dieser Kräfte schafft, uns die Gegenstände abzuziehen, oder?“ Maurice scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass uns niemand etwas kann, aber woher kommt diese Sicherheit? Es muss nur ein Fehler passieren, eine Unachtsamkeit, und wir sind alle am Arsch.

„Nein. Aber wenns zufällig passiert? Einer von uns verliert seinen Gegenstand, jemand findet ihn und wir haben plötzlich Zorn 2.0?“

„Das wird nicht passieren. Keiner von uns ist so unvorsichtig. Vor allem, was die Gegenstände betrifft. Wir wissen alle, was passiert, wenn wir zu lange von ihnen getrennt sind“, begründet er seine Ruhe. Würde ich riskieren, mein Portemonnaie zu verlieren? Nein. Nein, würde ich nicht. Alleine schon, weil ich die Konsequenzen nicht lange ertragen würde. Und den anderen geht es definitiv nicht anders.

„Stimmt schon“, auch, wenn ich nicht hundertprozentig davon überzeugt bin, gebe ich mich mit Maurice' Ausführung zufrieden. Immerhin vertraue ich den anderen soweit, dass sie sich nicht ihre Gegenstände abluchsen lassen würden.

„Wir sind sicher, okay? Es wird nichts passieren“, Maurice drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange, dann legt er seinen Kopf wieder auf meiner Schulter ab. Seine ruhige Art bringt mich selbst dazu, wieder ruhiger zu werden. Zumindest habe ich das Gefühl, etwas weniger überfordert zu sein.

„Vermutlich hast du recht“, stimme ich ihm zu. „Ich sollte aufhören, darüber nachzudenken. Was bringts mir, meinen Eltern davon zu erzählen, außer, dass sie absolut gestresst und besorgt sein werden?“ Wahrscheinlich würden meine Eltern dieselben Gedanken haben, wie ich gerade. Ich glaube, ich würde mit meiner Ehrlichkeit nicht mein Gewissen erleichtern, sondern nur dafür sorgen, dass meine Familie sich permanent Sorgen macht.

„Du hast den Hausarrest auf Lebenszeit vergessen“, ich höre das leichte Grinsen aus seinen Worten.

„Ich bin erwachsen“, sage ich lachend. Soweit ich mich erinnere, hatte ich in meinem Leben noch nie Hausarrest.

„Das juckt deine Eltern dann wahrscheinlich auch nicht mehr“, merkt Maurice an und ich verdrehe grinsend meine Augen. Ich erwidere daraufhin nichts und Maurice macht es sich auf meinem Schoß etwas bequemer. Ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht, und langsam verschwinden auch meine letzten Zweifel. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf seinen Atem, der langsam flacher wird. Wenn jetzt die Zeit stoppen würde, wäre es mir egal. Ich würde gerne für immer so verbleiben, in diesem unbeschwerten Moment, aber ich weiß, dass ich das nicht kann. Und trotzdem, oder gerade deswegen, koste ich diesen ruhigen Moment noch etwas länger aus.

„Auch wenn ich das hier gerade sehr genieße, sollen wir langsam los?“ Zuerst denke ich, Maurice ist wirklich eingeschlafen und hört mich nicht, doch dann vernehme ich ein leises seufzen. Maurice setzt sich wieder gerade auf und mustert mich überlegend. Er beugt sich etwas nach vorn, dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir doch noch jemals an diesem Punkt landen werden, aber ich bin froh, dass es so ist.

„Okay“, stimmt Maurice mir zu, nachdem er sich von mir gelöst hat. Und dann machen wir uns auf den Weg zum Friedhof, ein letztes Mal, bevor wir morgen zurück in unsere Wohnung fahren und erstmal für längere Zeit nicht wiederkommen können.

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