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Die kalte Luft umgibt mich, während ich am Auto gelehnt darauf warte, dass du herauskommst. Du hast zwar zu gestimmt, als meine Eltern gesagt haben, dass ich dich abhole, aber du hast mir danach sehr deutlich klar gemacht, dass ich gefälligst draußen warten soll. Ich weiß nicht, was genau deine Gründe dafür waren. Wahrscheinlich willst du einfach nur so wenig Zeit wie möglich mit mir verbringen, also soll ich schön brav am Auto warten, bis du und Michelle rauskommen.
Doch ich muss nicht lange warten, denn schon seh ich die beiden aus der Eingangshalle kommen. Ich muss lächeln, als ich Nicole sehe und winke ihr grinsend zu. Ihr Gesichtsausdruck verfinstert sich allerdings gleich eine Spur, als sie meine Richtung einschlägt.
„Na ihr. Wie war der Urlaub?" ,begrüße ich die beiden, während mein Blick allerdings auf Nicole gerichtet bleibt. Nica presst ihre Lippen zusammen, als hätte sie nicht vor unnötig viel mit mir zu reden. Aber auf Michelle kann ich vertrauen, die sofort los sprudelt.
„Oh es war herrlich. Das Wetter war ein Traum und der Strand. Hach", schwelgend greift sie sich ans Herz und seufzt laut, als hätte sie jetzt schon Fernweh.
„Klingt super." Ich lächelte ihr zu. Michelle und Nica sind seit einer halben Ewigkeit befreundet, also hab ich mich immer bemüht, Charmant bei ihr zu sein, damit sei ein gutes Bild von mir hat und Nicas Hass eventuell etwas entgegen wirken könnte. „Wie kommst du denn nach Hause Michelle?"
„Ich wollte mir ein Taxi rufen. Mein Bus fährt leider nicht mehr um diese Zeit."
„Soll ich dich mitnehmen? Ist ja kein sonderlich großer Umweg", biete ich ihr an, obwohl die letzte Aussage nicht wirklich stimmt, da das uns sicherlich zwanzig Minuten länger kostet.
„Ist das wirklich okay?"
„Ja klar. Ich lass dich doch nicht allein nachhause fahren." ich zwinkere ihr zu und ich könnte schwöre , dass sie etwas rot geworden ist.
„Oh das wäre super. Danke Jonathan."
„Nicht dafür."
Aus dem Augenwinkel blicke ich zu dir. Du bist während unseres Gespräches ziemlich ruhig gewesen und ein Blick genügt um zu wissen warum. Der Zwiespalt spiegelt sich förmlich in deinem schönen Gesicht. Zum einen, bist du wahrscheinlich froh, dass ich sie mitnehme. Andererseits weißt du genauso gut, wie ich, dass das ebenfalls bedeutet, dass du noch länger alleine mit mir in diesem Auto gefangen bist.
„Na dann setzt euch mal rein. Es ist ja viel zu kalt."
Das lasst ihr euch nicht zweimal sagen und setzt euch auf dem Rücksitz, während ich eure Koffer nehme und in den Kofferraum verfrachte, bevor ich mich hinters Steuer gleiten lasse und das Auto starrte.
„Kannst du die Heizung an machen?", fragt Michelle mich und lächelt mich durch den Rückspiegel an. So wie Michelle wirkt, könnte sie wirklich Interesse an mir haben. Vielleicht sollte ich das im Hinterkopf gewahren.
„Für dich doch immer", gebe ich deshalb zurück und stehe den Regler hoch. Der Rest der Fahrt schnackt ihr über alles mögliche in eurem Urlaub und erneut schlägt mein Herz schneller, jedes Mal wenn ich dein Lachen höre. Viel zu schnell ist sie vorbei und Michelle bedankt sich nochmal fürs mitnehmen. Ganz der Gentleman steige ich natürlich mit aus, um ihren Koffer rauszuholen. Du bist ebenfalls ausgestiegen und drückst sie fest an dich, zur Verabschiedung. Sie winkt noch kurz und verschwindet zu dem Gebäudekomplex, in der ihre Wohnung ist.
Schweigend gehen wir zurück zum Auto. Du lässt dich neben mich auf dem Platz nieder und kannst ein Gähnen nicht unterdrücken. Danach starrst du aus dem Fenster und ich denke schon, dass wahrscheinlich die komplette Fahrt so verlaufen wird. Das wäre nicht schlimm für mich, weil jede Sekunde mit dir trotzdem kostbar ist, aber du überrascht mich.
„Danke, dass du Michelle nachhause gebracht hast." Du drehst dich nicht zu mir, als du diese Worte sagst und ich merke, wie viel Überwindung es dich gekostet haben muss.
„Hab ich dich gern gemacht." Ich muss automatisch lächeln, als ich zu dir schaue. Du siehst so süß aus, wie du die Lippen fest aufeinander presst, um ja nicht zu mir zu schauen. Am liebsten würde ich die Hand nach dir ausrecken, durch deine Haare streichen und danach meine Hand auf deinen Oberschenkel legen. Aber ich weiß, dass die Zeit dafür noch nicht da ist. Irgendwann. Irgendwann wenn du meine Frau bist, dann ja. Im Moment genüge ich mich damit, dich hin und wieder anzuschauen und ich merke schnell, dass dir noch irgendwas auf der Seele brennt.
„Was ist los?", frage ich neugierig und du zuckst leicht zusammen, als hätte ich dich ertappt. Und dann passiert etwas, was so schön ist, dass ich mein Blick am liebsten gar nicht mehr von dir abwenden will, müsste ich nicht auf die Straße schauen. Du wirst rot. Und zwar nicht vor Wut, nein. Deine Wangen färben sich so rosa, dass es selbst im Dunkeln Auto zu erkennen ist. Irgendwann werde ich dich jeden Tag zum erröten bringen, aber heute reicht es mir, dass dir scheinbar etwas so auf der Seele brennt, was nicht mit deinem Hass mir gegenüber zutun hat.
„Hör bitte auf mit ihr zu flirten", bringst du schließlich heraus und fast hätte ich bei diesen Worten laut gelacht, aber ich versuche mich zurück zu reißen.
Das „Eifersüchtig Nica?" kann ich mir aber dennoch nicht verkneifen. Ein bisschen Provokation muss sein, obwohl ich ziemlich sicher weiß, dass du das aus einem anderen Grund sagst. Aber nur weil ich das weiß, heißt das ja nicht, das ich dich nicht damit ärgern kann.
„Davon träumst du wohl", konterst du mit so viel Spott in der Stimme, wie du nur kannst. „Aber ich hab einfach kein Bock, dass du mit ihr spielst." Du zuckst nur mit den Schultern und für einen Leuten Moment sinkt Stille über uns herein.
„Wenn du das willst" erwidere ich nur schlicht, bevor ich meine Hand ausstrecke um mit den Fingern ganz leicht über deine Wange zu streichen,die noch immer vor Wärme. „Aber du hast recht, es wäre tatsächlich mein Traum, dass du Eifersüchtig wärst, Nica."
„Du bist krank."
„Das kann ich nur zurück geben, immerhin bist du in deinen Bruder verliebt."
„Das ist überhaupt nicht wahr." Deine Stimme ist nicht mehr als ein Fauchen, was ich mich irgendwie an eine Katze erinnert.
„Ihr seit Geschwister, auch wenn du in ihm scheinbar was anderes siehst. Ich wiederum bin zumindest nicht mit dir verwandt. Wenn du mich nicht als Bruder lieben konntest, warum kannst du mich nicht als den Mann lieben, der ich geworden bin?"
„Nur über meine Leiche!" Damit drehst du deinen Kopf rückwärtig von mir weg und ich lasse meine Hand sinken.
„Nein Nica", flüstere ich so leise, dass du es nicht mehr hört. „Nicht über deine Leiche."
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