Kapitel 4
„Eleanore ... Nennt man dich eigentlich so? Egal, du MUSST einfach mitkommen! Come on, please! Mit dir wird der Ausflug noch viel cooler! Ich hätte dich sooo gerne dabei! Daddy, los, befiehl ihr mitzukommen!" Val hat die Arme vor der Brust verschränkt und zieht einen witzigen Schmollmund. Sie sieht dabei schon fast niedlich aus, selbst als sie mit dem Fuß auf den Boden stampft. Sie bekam seit Jahren die ungeteilte Aufmerksamkeit von ihrer Mutter und Davis und mir wurde in der kurzen Zeit sehr schnell klar, dass sie ein 'Nein' wohl nicht oft hörte. Ich schüttle rasch den Kopf.
"Du kannst mich gerne Elea, Leyli oder El nennen, aber mitkommen ..."
Davis unterbricht mich harsch: „Ach Kleines, lass es gut sein, bitte! Stabsgefreite Janssen will nicht mit und ehrlich gesagt, ist es auch keine gute Idee, wenn ich mehr Zeit als nötig mit ihr verbringe ... Ich bin immerhin ihr Vorgesetzter und wir sollten dringend die Grenzen wahren!"
Ich schlucke schnell meinen Kloß im Hals hinunter. Wen verarscht Davis eigentlich nicht? Natürlich will er nicht, dass ich mitkomme! Seine bescheuerte Ausrede von wegen 'keine Freizeit mit dem Vorgesetzten zu verbringen' hat einen richtig faden Beigeschmack. Schließlich sehe ich ihm seine unglaubliche Angst an, dass ich seiner Ziehtochter verrate, wie wir uns mehrmals geküsst hatten und Zeit zusammen verbrachten, obwohl er mit ihrer Mutter zusammen ist!
Allerdings rieb der General mir damals unter die Nase, dass er und Melina Wagner nur ... Bettpartner wären ... Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht und was ich noch denken oder glauben soll, vielleicht ist da eine Ablenkung gar keine so schlechte Idee!?
„Aber doch bloß nicht in seiner Nähe!", ruft meine Vernunft und mein Verstand ist im Moment einfach nur 'lost'! Das werde ich definitiv bereuen ... NEIN! Davis würde den Scheiß, den er hier abzieht bitter bereuen!
Val gibt nicht so schnell auf, denn sie sieht inzwischen mit einem flehenden Augenaufschlag und einem beinahe herzzerreißendem Gesichtsausdruck zu mir.
„Okay, ich komme mit", gebe ich mich laut seufzend geschlagen und trotz meiner Wut auf ihn wage ich es nicht dabei in General Davis' Richtung zu sehen.
Wow, hatte ich das gerade wirklich laut ausgesprochen? War ich nicht mehr ganz dicht? Das konnte doch niemals gut gehen! Wieso lasse ich mich nur darauf ein?
Valerie kreischt auf und ich zucke entsetzt zusammen, während sie sich gleichzeitig für einen kurzen Moment in meine Arme schmeißt.
„Cheedo, Süße! Wir wollen nach dem Frühstück direkt los, aber du musst dich noch stylen! Also, was hast du so in deinem Kleiderschrank?" Ihr erwartungsvoller Blick lässt mich räuspern und nervös auf meinem Hocker hin und her rutschen. Das ist doch jetzt nicht ihr Ernst!
„Na ja, ich besitze Jeans und Pulli ...", sage ich unsicher und Val starrt mich an, als hätte ich ihr gerade eröffnet, dass ich kleine Kätzchen esse.
„Ja, Moin! Das geht gar nicht! Wir haben Glück, dass es ein goldener Oktoberanfang ist und heute nochmal gute 20 Grad werden! Das müssen wir ausnutzen und zeigen was wir haben!", ruft sie euphorisch aus, während sie verheißungsvoll mit ihren Augenbrauen wackelt. Ich zucke lediglich mit den Schultern.
„Ich habe sowas nicht, deswegen bleibe ich bei Jeans und Shirt!" Ich bin mit Sicherheit nicht ihre beste Freundin mit der sie auch noch Schminktipps austauschen sollte! Zur Hölle, ich hatte mit ihrem 'Dad' geknutscht, der auch noch 13 Jahre älter ist als ich und nachdem was Valerie erzählte, ist sie zudem nur fünf Jahre jünger als ich!
Genau deswegen hat diese ganze Szenerie etwas extrem Bizarres an sich. Und Davis gibt dazu nicht mal einen einzige Ton von sich! Er hat in dieser Sekunde etwas von einer Statue, zugegeben von einer schönen, griechischen Statue, als er auf seinen Teller starrt und sich nicht einmal bewegt ...
„Ohh, ich hab da eine Idee, lit Süße!" Val quietscht vor Vergnügen. Sie lässt einfach nicht locker, sondern klatscht aufgeregt in ihre Hände und zieht mich im nächsten Moment an meinem Arm runter von dem Hocker. Wir durchqueren rasch die Küche, steuern in den Flur und Sekunden später hinein in Davis' Schlafzimmer. Ein Wunder, dass ich mit den wackeligen Beinen nicht direkt wie ein nasser Sack auf die Nase gefallen bin!
Ich schaue mich verlegen um. Diesen Raum hatte ich bislang nur ein einziges Mal betreten und zwar bei einem 'Streit' mit Davis, als er mir vorwarf mein Kamerad und bester Freund Mike Winter wolle nur das 'Eine' von mir und zudem untersagt hatte mich allein mit ihm in dem Gästezimmer aufzuhalten. Auch das war ein überaus seltsamer Abend gewesen, besonders nachdem der General meine Schlafzimmertür entwendete, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
Dennoch überkommt mich ein ungutes Gefühl, so als würde ausgerechnet ich jetzt etwas falsch machen und seine Privatsphäre missachten. Schuldbewusst sehe ich ihm kurz in die Augen, aber er nickt mir fast unmerklich zu. Seltsam, diese Zustimmung. Ich habe ihn noch nie derart still erlebt, wobei ich eigentlich nur darauf warte, dass er jede Sekunde ausflippen und mich rauswerfen wird!
Ohne ein Wort zu verlieren ist Davis uns gefolgt und steht derweil unschlüssig im Türrahmen. Valerie scheint bereits völlig in ihrem Element zu sein, denn sie reißt inzwischen ihre große Reisetasche auf und verteilt überall im Raum Anziehsachen und anderes Zeug. Hilfe!!!
„Ähm, Val, das ist sehr lieb von dir, aber ich werde bestimmt nicht in deine Klamotten passen! Und es passt vielleicht auch nicht so gut zu mir", versuche ich sie erneut aufzuhalten.
„Ach, red doch keinen Bullshit, Süße! DAS hier ist wirklich perfekt für dich! Los, raus hier, Dad!", quietscht sie mit Vorfreude in ihrer Stimme.
"Oder magst du meine Sachen etwa nicht?", zweifelt sie plötzlich, hält inne und sieht mich mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. Oh shit!
"Nein, nein, deine Sachen sind wirklich schön", versuche ich sie im selben Moment zu beruhigen. Rasch fängt sich Valerie wieder und kichert fröhlich, wobei sie eines ihrer Kleidungsstücke in der Hand hält mit der sie zugleich die Tür vor Davis' Nase ins Schloss wirft.
Es ist neu für mich, dass der General so mit sich umspringen lässt, ohne etwas zu entgegnen, allerdings ist Val wie ein Hurrikan, der einen mitreißt und nicht wieder loslässt, aber auf eine angenehme Art und Weise. Es gibt einfach kein Entkommen, wobei sie mit ihrem liebenswürdigen Auftreten eigentlich meinen eigenen Willen untergräbt. Valerie ist jedoch die Art Mensch, die man selber auf keinen Fall enttäuschen möchte, deswegen bleibe ich still, als sie mir das Stoffknäuel mit einem Augenzwinkern zuwirft.
Sie durchwühlt bereits wieder ihre Sachen auf dem Boden, während ich mir schnellstmöglich den Bademantel von den Schultern gleiten lasse und das Kleidungsstück überwerfe. Wie aus dem Nichts kreischt sie wieder auf. Wenn das so weiter geht, würde ich einen bleibenden Tinnitus bekommen und definitiv aus der Marine fliegen! Ich schmunzle auf Grund des Gedankens, aber Val starrt mich geradezu entsetzt an, so dass mein Lächeln verfliegt und ich mich unsicher räuspere. Sehe ich denn so lächerlich aus?
Das knielange, hell roséfarbene Sommerkleid mit den schmalen Trägern hat einen tiefen Rückenausschnitt und passt sich unglaublich gut meiner Figur an. Mein Dekolleté ist einigermaßen bedeckt, was mich zumindest in dem Punkt ein bisschen erleichtert. Der Stoff fühlt sich gleichzeitig toll auf meiner Haut an. Wie viele Jahre war es her, dass ich so ein Kleid trug? Nicht mehr mein Stil - viel zu freizügig! Die unablässige Angst ist jäh wieder mein Begleiter.
„Val, das ist sehr lieb von dir, aber ich glaube nicht, dass ich damit vor die T..." Weiter komme ich nicht mit meinem Einwand, denn in der nächsten Sekunde zieht sie ein Paar weitere Sandalen mit Keilabsatz hervor und wirft sie mir zu. Die Schuhe haben sogar die gleiche Farbe und passen unglaublich gut zu dem Kleid.
„OMG! Du siehst so hübsch aus, Süße! Wirklich! Wenn du es nicht tragen kannst, wer sonst? Und diese durchtrainierten Beine ... Heiß, wie die Hölle!" Valerie lächelt mir breit und zuversichtlich zu, bevor sie erneut anfängt in dem Chaos zu wühlen, das sie zuvor veranstaltet hatte. Ich ziehe mir indessen die Schuhe an und frage mich, warum ich ihr nicht einfach etwas entgegensetze und diese Farce sofort beende. Der Wunsch sie nicht enttäuschen zu wollen siegt erneut in mir.
Sekunden später zerrt Val zufrieden und mit einem lauten „HA!" ein Täschchen mit den Schmink-Utensilien aus der riesigen Unordnung hervor und deutet mir an mich auf das Bett zu setzen. General Davis' Bett. Das seltsame Gefühl schiebe ich schleunigst beiseite, als ich vorsichtig Platz nehme. Er hatte zuvor anscheinend aufgeräumt, denn das Bett ist penibel gemacht, die dunkelgrauen Decken und Kopfkissen ordentlich hingelegt ohne eine einzige, sichtbare Falte. Davis wird sehen, dass ich ... egal! Stirnrunzelnd konzentriere ich mich auf eine nach Lavendel duftende Valerie, die sehr nah neben mir sitzt und jetzt anfängt an meinen Haaren zu ziehen beim Versuch den Dutt zu lösen. "Nicht so ernst", flüstert sie währenddessen. Ich versuche mein Gesicht schnell möglichst neutral zu halten, besonders als sie beginnt darin herum zu wischen mit diversen Pinseln.
Nach sage und schreibe 20 vergangenen Minuten grinst sie mich schließlich zufrieden an und ihre grünen Augen funkeln dabei ganz besonders hell.
„Fertig, Süße! Dad, komm schnell! Schau sie dir an! Ist sie nicht hot?" Ich springe entsetzt von seinem Bett auf und erstarre. NEIN! Das geht zu weit und es ist das Allerletzte was ich will! Wie soll ich Val das nur begreiflich machen?
Ich bin eindeutig zu langsam mit meinen Zweifeln, denn es öffnet sich bereits die Schlafzimmertür mit einem Ruck. Davis erscheint im Türrahmen und betritt mit zwei großen Schritten den Raum. Er steht nicht weit von mir entfernt und starrt mich mit großen Augen an. Sekunden, Minuten ... Ich habe keine Ahnung wie lange es dauert, denn in der Zeit wage ich nicht mich zu bewegen, geschweige denn zu atmen.
„Ähh, ja. Sie sehen ganz nett aus, Janssen!", bringt der General schließlich räuspernd und gerade so über seine Lippen.
„Nett?? WTF, mach ihr bloß nicht zu viele Komplimente! Sie sieht umwerfend aus, Dummkopf! And please, kein Siezen für den Rest des Tages!", ruft Val empört aus. Im nächsten Moment wirft sie uns jedoch ein lachendes „Let's go, Sweethearts!" zu, kreischt auf und stürmt in sekundenschnelle ausgelassen an Davis vorbei und aus der Tür.
„Ich sitze vorn, oder nee, doch hinten!", hört man sie weiter plappern und im nächsten Moment ist Valerie mit einem lauten Rums bereits aus der Haustür verschwunden.
Ich räuspere mich nervös und verschränke die Arme vor meiner Brust. Mit dem General alleine in seinem Schlafzimmer zu stehen, fühlt sich für mich gerade total befremdlich an, nach den ganzen neuen Informationen, die heute auf mich eingeprasselt sind. Zudem spielte er ständig ein wirklich abartiges Spiel mit mir! Jeder normale Mensch hätte ihn wahrscheinlich damit konfrontiert ... Ich will dieser Situation einfach nur möglichst schnell entkommen.
Deshalb laufe ich eilig los, verhake mich allerdings mit den blöden und für mich viel zu hohen Schuhen in den herumliegenden Klamotten. Prompt stolpere ich und falle ärgerlicherweise auf Davis zu.
„Vorsicht, Prinzessin!", ruft er überrascht aus. In der Sekunde taumelt aber auch der General rückwärts, weil ich äußerst unglücklich und mit Schwung in seine Arme fiel. Er bleibt mit seinem Fuß an etwas hängen, das aussieht wie ein Henkel von einer Tasche und wir landen beide zusammen unsanft auf dem Boden. Oh Gott, wie peinlich!
Nach dem kurzen Schockmoment bemerke ich umgehend, dass der General mit dem Rücken flach auf dem Boden liegt, ich ausgerechnet mit meinem Oberkörper auf seinem liege, während er seine Hände um meine Taille geschlungen hat.
„Lass mich sofort los!", zische ich wütend und er nimmt abrupt seine Hände von mir.
„Dann geh du auch von mir runter!", kontert er beleidigt.
Die Situation ist mir schon unangenehm genug. Ich richte mich ein bisschen auf und stütze meine Hände neben seinem Kopf ab, damit mein Oberkörper seinen nicht mehr berührt. Mit einem gewissen Entsetzen bemerke ich allerdings im nächsten Moment, dass sich ein Stück von meinem Kleid in seinem bescheuerten Gürtel eingeklemmt hat. Kann es eigentlich noch schlimmer werden?
„Würde ich ja, aber ich hänge an deiner scheiß Schnalle fest!", schnaube ich zornig und versuche mich rasch zu befreien, indem ich immer wieder hoch und runter rutsche und nach rechts und links gleite.
„Verdammt, das muss doch funktionieren", flüstere ich vor mich hin, halte kurz inne und setze zum erneuten Versuch an.
„Bitte, Elea! Halt um Gottes Willen still! Sofort!", zischt Davis panisch und schaut mich dabei flehend an. Seine Finger klammern sich zitternd um meine Oberarme.
Erst jetzt bemerke ich, dass ich ausschließlich mit meinem Slip auf ihm sitze und mein Schritt die ganze Zeit über den dünnen Stoff seiner Cargohose geglitten war. Etwas drückt nun ganz leicht gegen seine Hose und meinen Slip. Ich erstarre zur Salzsäule mit dem dringenden Wunsch mich auf der Stelle in Luft aufzulösen!
SCHEIßE! Die Situation konnte anscheinend doch noch wesentlich schlimmer und peinlicher werden, als zunächst gedacht!
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