Kapitel 33
"Ach Didi, du weißt doch, dass meine Frau ihre Schwester in Kiel besucht! Gott sei Dank, so anstrengend wie sie manchmal sein kann! Aber ich dachte mir, Manni, du und dein bester Freund haben schon lange nicht mehr Sonntagmorgens zusammengesessen und geschnackt ..."
Die dunkle Stimme kommt immer näher! Es ist jedoch zu spät, um von unseren Plätzen zu flüchten, denn Hartmann stürmt bereits in der nächsten Sekunde mit festen Schritten wie selbstverständlich durch die offene Wohnzimmertür, so als wäre er hier zu Hause.
"Oh, Davis, dich habe ich hier schon lange nicht mehr gesehen. Und wer ist deine hübsche Begleitung heute? Normalerweise schaffen es deine Eroberungen ja nicht unbedingt bis zum Frühstück!"
Hartmann lacht amüsiert über seine eigenen Worte, während Schulz mit großen Augen und schnellen Schritten hinter seinem Kollegen im Türrahmen auftaucht. Auch er ist nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen von diesem Überfall und Hartmanns fehlendem Taktgefühl mindestens genauso überrascht wie wir. Ich möchte auch gar nicht wissen, was genau er mit seiner unangebrachten Bemerkung meinte!
Tim räuspert sich verlegen und springt abrupt vom Stuhl auf, um seinem Offizier die Hand zu schütteln. Ich hingegen sitze da, wie zur Salzsäule erstarrt. Hartmanns Gesicht ist immer noch ein wenig blau und blutunterlaufen, stelle ich mit einer gewissen Unruhe fest, aber er benötigt anscheinend keinen Gips mehr. Seit der Prüfung im Wald habe ich ihn nicht mehr gesehen. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt wegen seiner bloßen Anwesenheit.
"Ähmm, Hartmann, du kennst die Dame zu meiner Linken bereits ..." Tim zeigt währenddessen in meine Richtung. Damit zwingt er mich zugleich aus meiner Trance und sorgt für eine sichtliche Irritation bei seinem Gegenüber.
Nachdenklich schüttelt dieser nun seinen Kopf und starrt mich aus zusammengekniffenen Augen an, während ich ebenfalls langsam aufstehe und ihm die Hand entgegenstrecke. Es kostet mich einige Überwindung meine weichen Knie zu überreden nicht einfach nachzugeben und das Zittern in den Fingern zu unterdrücken. Die Erinnerungen an seine Folter in dem gruseligen Haus kommen auf einmal in mir hoch und hinterlassen ein beklemmendes Gefühl ...
"Offizier Hartmann ...", murmele ich bloß. Seine Augenbrauen verziehen sich abrupt.
"Da hört sich doch alles auf! Stabsgefreite Janssen?", erwidert er jetzt völlig entsetzt.
"Leck mich anne Täsch! Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt! Was machen Sie denn hier? Mit ... dem General ... zusammen!?", fragt er mit einem zusehends verwirrten Gesichtsausdruck. Langsam senke ich meine Hand wieder. Scheiße, wie soll ich ihm bloß diese Frage beantworten?
"Ich habe Janssen zu uns eingeladen, Manni, weil ich noch etwas mit ihr besprechen wollte wegen ihrem Extratraining! Und Davis hat es endlich mal wieder zum Frühstück hergeschafft", erwidert Schulz nun schnell, wohl um mir zuvorzukommen.
"Extra ... training? Ähmm, ja, das Extratraining! Genau ..." Meine stotternden Worte kann ich einfach nicht verhindern, zumal mich Hartmanns Anwesenheit immer noch total aus der Fassung bringt. Gleichzeitig bin ich Schulz sehr dankbar für seine Ablenkung, auch, als er sich jetzt dicht neben mich stellt und zur Untermalung seiner Aussage die Hand auf meine Schulter legt.
"Aha, na das trifft sich ja gut. Ich glaube zwar nicht, dass Sie unbedingt eines benötigen, nachdem was Sie mit meinem Gesicht angestellt haben ..."
"Es ist kein Vergleich zu dem, was Sie mir ..."
"Hören Sie Stabsgefreite Janssen, ich diskutiere darüber nicht! Heute genieße ich die Ruhe von meiner Frau und möchte einfach einen entspannten, freien Tag mit meinen Freunden verbringen. Es kann sein, dass Sie der Meinung sind, ich hätte Sie während der Übungswoche nicht gerecht behandelt, aber das sind die Spielregeln bei uns und ganz ehrlich, Sie wollen doch überleben, oder? Dann lernen Sie von den Besten und dazu gehöre ich nun mal. Ich weiß zu 100%, was ich tue, oder wem ich was zumute! Und wie ich bemerkt habe, sind Sie ziemlich über sich hinausgewachsen. Das kleine Mäuschen ist jetzt immerhin schon zu einer Ratte mutiert!"
Funkelnd vor Zorn sehe ich in sein erstaunlicherweise zufrieden lächelndes Gesicht. Soll ich ihm wirklich meine ehrliche Meinung zu seiner Art und den unpassenden Bemerkungen preisgeben? Tim schnaubt bereits und will darauf schon etwas erwidern, da tritt Helena plötzlich aus der offenen Küchentür.
"Manni, was für eine Überraschung! Setz dich doch zu uns, ich hole noch schnell ein Gedeck!"
"Danke, Helena, du bist wie immer ein Schatz!" Der Offizier lässt mich allerdings nicht aus den Augen, sondern hält mir inzwischen mit einem kurzen Nicken seine Hand hin. Ich zögere.
"Hartmann! Das ist ...", zischt Tim ungehalten, da wird er abrupt von ihm unterbrochen.
"Janssen, ich weiß, dass Sie skeptisch wegen meiner Methode sind, aber ich werde weiterhin das Beste aus Ihnen herauskitzeln. Und zwar auf meine Weise! Haben wir beide jetzt ein Problem miteinander?" Seine Lippen sind inzwischen zu einer harten Linie verzogen.
Ich ergreife seine Hand und erwidere den undurchschaubaren Blick selbstbewusst. "Nein, Offizier Hartmann. Es gibt kein Problem!"
"Okay, dann setzen wir uns doch und genießen endlich dieses köstlich aussehende Frühstück! Mir läuft bereits das Wasser im Mund zusammen!" Hartmann reibt sich zufrieden die Hände.
Ich weiß gar nicht, was ich mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen vorgestellt hatte. Das war es zumindest nicht. Aber es ist in Ordnung und ich kann es für mich abhaken. Auch wenn Hartmann manchmal zu chauvinistischen Zügen neigt, ist er trotz allem ein ziemlich guter Ausbilder. Auch Tim hält sich zurück. Es wäre wahrscheinlich eh seltsam geworden, wenn er mich verteidigen würde, besonders unter diesen Umständen ...
Helena hat inzwischen noch ein Gedeck geholt und wir sitzen wieder alle zusammen am Tisch, um das Essen zu genießen. Dieses Frühstück hatte ich mir im Verlauf allerdings irgendwie ein bisschen anders vorgestellt.
**********
Etwa eine Stunde später zitiert Schulz mich in sein Arbeitszimmer. Wir treten nacheinander durch die Tür, aus der er bei unserer Ankunft gekommen war.
"Setz dich bitte, Eleanore", sagt er höflich und deutet auf eine gemütlich aussehende Sitzecke direkt neben einem riesigen Mahagoni-Schreibtisch, der unter Stapeln von Papieren kaum zu erkennen ist.
"Danke. Ich muss sagen, das war eine gute Ausrede für den Moment, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob Hartmann die zu 100% geschluckt hat!?", erwidere ich skeptisch, nachdem ich mich in einen gemütlichen, braunen Ledersessel fallen ließ.
"Eleanore ... Für mich persönlich war das keine Ausrede, sondern eine gute Gelegenheit. Ich habe dir das Einzeltraining bereits am Anfang vorgeschlagen, würde es aber sehr gerne nochmal anbieten. Deine Fortschritte in den letzten Wochen sind gut, aber du wirst bei den kommenden Übungen wieder sehr viel allein mit deinen Kameraden zu tun haben. Da könnten in einem besonderen Notfall ein paar simple ... Tricks helfen. Was meinst du dazu?"
Der Offizier lehnt sich in seinem Sessel bequem zurück und beobachtet mich mit scheinbar ehrlichem Interesse. Mein Gedankenkarussell beginnt sich wieder zu drehen und ich schüttle traurig den Kopf.
"Er hat das von dir verlangt ...", wispere ich und schaue mit einer beklemmenden Vermutung zu Boden. Tim hält mich wohl immer noch für zu schwach, oder nicht gut genug ... Mein Ausbilder seufzt schwer.
"Ich will dir nichts vormachen, oder gar lügen ... Er hat Angst um dich, Eleanore, und die bleibende Panik, dass es sich wiederholen könnte ... Aber wäre es denn so schlimm ihm diesen Gefallen zu tun? Du hast dabei schließlich nichts zu verlieren. Und glaub mir, mein Training bedeutet mit Sicherheit keinen Nachteil für dich!"
Es dringt abermals ein lautes Klingeln von der Haustür zu uns. "Meine Güte, heute geht es bei uns zu, wie auf einem Bahnhof", lacht Dieter jetzt, während wir mittlerweile ein leises Stimmengewirr hören können. Ich ringe mir ein Lächeln ab.
"Okay, ich stimme dem Training zu. Wann beginnen wir?", gebe ich mich nach einigen Minuten in erwartungsvoller Stille seufzend geschlagen. Ich würde zwischenzeitlich wohl alles für diesen verbohrten und nicht belehrbaren Mann tun!
"Dienstags- und Donnerstagsabend um 20.00 Uhr in der Sporthalle?" Sein lächelnder Blick trifft meinen.
"Gut, ich werde da sein", stimme ich schließlich zu, bevor wir jetzt aufstehen und er mir beschützend eine Hand auf die Schulter legt.
"Eleanore, du wirst die Stunden bestimmt nicht bereuen! Zusätzlich wird es ihm dadurch viel besser gehen. Und ich muss sagen, du tust ihm wirklich gut. Ich weiß nicht, wann ich ihn das letzte Mal ununterbrochen hab Lächeln sehen."
"Tim bedeutet mir einfach alles", flüstere ich schulterzuckend. Dieter lacht zufrieden und klopft mir leicht auf den Oberarm, bevor er langsam Richtung Tür läuft.
"Na das habe ich jetzt lieber nicht gehört ... offiziell ... Aber komm, gehen wir wieder zu deinem Liebsten zurück."
Ich nicke strahlend ... bis er die Tür öffnet und ich in den angrenzenden Flur sehen kann. Dort steht niemand Geringeres, als die Oberstabsärztin. Ihr entsetzter Blick trifft auf meinen und ich fühle, wie die Welt für einen Moment stillsteht. Scheiße! Was macht ausgerechnet sie hier???
**********
Kurze Zeit später sitze ich tatsächlich mit meinen zwei Ausbildern, dem General, Helena und der Oberstabsärztin an einem Tisch und tue so, als würde ich dieses verdammte Zusammensein genießen. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, so dass ich nicht mal mehr meinen Kaffee herunter bekomme.
Mit einem Mal spüre ich eine leichte Berührung an meinem Oberschenkel. Es ist ein Finger von Tim, der immer die gleichen Kreise zieht. Bei der dritten Wiederholung begreife ich es ... "Sorry!", malt er auf den Stoff meines Kleides und ich nicke leicht, damit Tim weiß, dass ich es verstanden hab. Leider wird die Situation dadurch keinesfalls besser!
"Melina, du hast mich aber wirklich überrascht", staunt Helena erneut, als sie ihr den Brötchenkorb herüber reicht. "Ich hatte unseren Brunch eigentlich für den nächsten Sonntag in meinem Kalender eingetragen, aber anscheinend habe ich mich im Datum geirrt. Dann sind wir heute einfach eine große Runde, das ist doch auch schön, oder?"
"Natürlich, Schatz", stimmt Dieter ihr zu, während Hartmann zufrieden grunzt, weil er viel zu sehr damit beschäftigt ist das Essen in sich hineinzuschaufeln.
Helena lächelt uns alle der Reihe nach an und ich versuche ehrlich zurückzulächeln. Es gelingt mir nicht mal ansatzweise so gut, wie der Oberstabsärztin, die jetzt mit einem breiten Grinsen zu Tim und mir rüber schaut.
"Nicht, dass Sie sich wundern, Stabsgefreite Janssen, denn Tim, für Sie natürlich Herr General, und ich treffen uns öfter mit unseren Freunden zum Essen ... Ach, was mir aber schon die ganze Zeit ins Auge fällt ist Ihr Kleid! Es kommt mir auch irgendwie so bekannt vor ... Ahh, stimmt. Unsere 17-jährige Tochter Valerie hat genauso eins. Die Mädchen von heute ... in den jungen Jahren kann man diese tiefen Ausschnitte noch tragen, nicht wahr, Tim?"
Was zur Hölle??? Und ein zweites Mal erstarre ich heute zur Salzsäule!
Tim hingegen verschluckt sich prompt an seinem Kaffee und hustet mehrmals, kann aber nur noch den Kopf dabei schütteln. Auch mir verschlägt der bissige Kommentar komplett die Sprache, zumal es nicht einmal der Wahrheit entspricht mit dem freizügigen Ausschnitt!
"Ach Melina, hat Valerie nicht diese Woche noch einen Auftritt mit ihrem Schulchor?", versucht Helena die peinliche Situation elegant zu retten.
"Fast richtig! Am Donnerstag ist es die Theater-AG und unsere Große hat in ihrem letzten Abitur-Jahr sogar die Hauptrolle ergattern können! Wir sind einfach wahnsinnig stolz auf sie!" Dabei lächelt sie erneut kokett zu meinem Freund hinüber, um weiter zu ergänzen: "Tim und ich freuen uns seit Wochen auf diesen Abend. Erst gehen wir zusammen in einem kleinen, romantischen Restaurant essen, dann kommt der Auftritt und danach hat unsere Tochter Tim und mich überredet mit ihr in einen angesagten Club zu gehen. Das wird mit Sicherheit eine schöne Nacht! Außerdem solltest du mal sehen, wenn wir zusammen tanzen, das perfekt abgestimmte Paar, Helena!"
Melina Wagners Lachen ist hell und strahlend, wobei Tim und sie sich ununterbrochen über den Tisch hinweg anstarren. Ich hingegen möchte mich auf der Stelle übergeben!
"Ich kann dir auch gerne das neue Kleid zeigen, das ich mir extra für diesen besonderen Anlass gekauft habe, aber Tim, ich sag dir eines, du wirst es lieben! Schließlich weiß ich genau, auf was du so stehst", schmunzelt die Oberstabsärztin jetzt fröhlich und zwinkert vielsagend in seine Richtung. Sie genießt es sichtlich all diese Dinge in meinem Beisein zu erwähnen.
Mir bleibt immer mehr die Luft weg und gleichzeitig wird mir speiübel, so dass es kaum zu ertragen ist! Von diesem Date hatte Tim mir gar nichts erzählt und die Art ... Soll ich deswegen am Donnerstagabend von der Bildfläche verschwinden und solange bei Offizier Schulz und dem scheiß Extratraining aufgehoben sein? Und er hat dann freie Bahn für was? Das ist eindeutig zu viel für mich! Alles in mir schreit nach einem schnellen Rückzug und zwar allein und sofort!
"Vielen Dank für das leckere Frühstück Helena, aber ich muss jetzt wirklich los. Mit Offizier Schulz habe ich ja bereits alles besprochen. Ich wünsche noch einen angenehmen Tag."
Während ich das sage, springe ich hektisch von meinem Stuhl auf. Die Beine quietschen dabei hässlich auf dem hellen Fliesenboden. Weder nach rechts, noch nach links schauend renne ich somit fluchtartig aus dem Raum und diesem Haus, ohne jemandem die Chance zu geben etwas zu sagen, oder großartig zu reagieren. Ich hatte mich zu Anfang hier so wohl gefühlt und innerhalb von zwei Stunden, war es eine absolute Horrorvorstellung geworden!
Mir ist bewusst, dass Tim den Kontakt zu seiner Ziehtochter niemals abbrechen würde, aber dass sie einen auf heile Familie machen und er mit der Oberstabsärztin Essen und Tanzen geht ... Ihre Worte bohren sich wie ein vergifteter Pfeil direkt in mein Herz, immer tiefer ...
Ich laufe jetzt seit guten 15 Minuten an der Straße des Wohngebietes entlang, ohne wirklich zu wissen, wohin ich gehen muss, bis plötzlich ein schwarzer Mustang neben mir hält. Das Beifahrerfenster geht runter.
"Elea, steig ein ... bitte", ruft der Fahrer mir zu, aber ich schüttle bloß den Kopf. Stur geradeaus blickend setze ich meinen Weg fort. Tim gibt jedoch nicht so schnell auf und fährt stattdessen langsam neben mir her.
"Du gehst in die falsche Richtung. Bitte steig jetzt zu mir in den Wagen!"
"Nein! Wieso sollte ich das überhaupt noch tun?", rufe ich aufgebracht. Ich schluchze und streiche mir die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln.
"Das war so erniedrigend ... Wieso lässt du sie derart über mich sprechen, als wäre ich ein Kind und keine Frau!? Und warum hast du ständig irgendwelche Geheimnisse vor mir? I-i-ich dachte ernsthaft, wir ziehen an einem Strang!", platze ich jetzt zitternd heraus, ohne ihn dabei anzusehen. Zugleich könnte ich mich ohrfeigen für meine schwach klingende Stimme, denn ich bin wahnsinnig wütend, enttäuscht und verletzt!
"Ich dulde ihr Verhalten mit Sicherheit nicht und werde sie zur Rede stellen, glaub mir! Aber jetzt bitte ich dich um eine Sache, steig in den Wagen und wir klären alles weitere in Ruhe, gemeinsam", verspricht er mir aufs Neue.
"Du kannst mich mal! Von wegen reden! Planst heimlich einen schönen Abend mit ihr ... du mit deiner Familie ... Deswegen sollte ich also beschäftigt sein, damit du freie Bahn hast und schickst den ahnungslosen Schulz vor ..." Ich kann den Tränenfluss nicht mehr zurückhalten, der sich nun wie ein Wasserfall immer stärker an die Oberfläche bohrt und mir einen zutiefst verzweifelten Schluchzer entlockt.
Im nächsten Augenblick stoppt Tim abrupt sein Auto und springt heraus, um zu mir zu laufen und mich konsequent in seine Arme zu ziehen. Er hält mich fest, obwohl ich mich für einen Moment wehre.
"Lass mich los ...", stoße ich wimmernd aus.
"Niemals, Elea! Denn du bist meine Familie", haucht er in mein Ohr. "Und jetzt komm, ich fahre dich nach Hause. Dann erkläre ich dir alles, was auch immer du wissen möchtest! Nur du und ich!"
Schluchzend und zitternd liege ich in seinen Armen. Warum bringt mich das gleich so aus der Fassung?
"Okay", gebe ich mich schließlich ein zweites Mal heute geschlagen ... für ihn. Mit Tim zusammen zu sein bedeutet wohl einige Kompromisse zu machen ... Aber manche bin ich nicht bereit einzugehen!
**********
Seit etwa einer Stunde sitzen wir schweigend zusammen auf dem Sofa und starren beide in unsere Gedanken versunken auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers.
"Ich will nicht, dass du mit ihr den Abend, oder die ganze Nacht verbringst", flüstere ich jetzt schniefend. Tim seufzt.
"Es geht dabei auch nicht um sie, sondern um Val. Aber ... du könntest vielleicht einfach dabei sein ..." Verdutzt sehe ich jetzt zu ihm herüber. Tim wischt sich über sein angespanntes Gesicht und wirkt beinahe ratlos.
"Ich könnte was?", frage ich überrascht und zugleich mit gerunzelter Stirn. Ich hab mich wohl verhört!
"Sei meine Begleitung, Elea! Val würde sich mit Sicherheit freuen."
"Es tut mir leid, aber ich kann wohl kaum einen Abend mit dir und der Oberstabsärztin verbringen", gebe ich kopfschüttelnd zurück.
"Entschuldige, blöde Idee. Das kann ich natürlich sehr gut verstehen. Mir tut dieser ganze Vormittag einfach nur leid ... Und wir finden eine Lösung, die für dich in Ordnung ist, okay? Ehrlich gesagt hatte ich dieses Event auch gar nicht mehr auf dem Schirm! Seitdem du in meinem Leben aufgetaucht bist, sind meine Gedanken für andere Dinge sehr begrenzt ..." Tim rutscht ein Stück näher zu mir und streicht zärtlich über meine von Tränen überzogene Wange. Ich nicke zögerlich.
"Vertagen wir die Suche nach einer Lösung vielleicht auf morgen ... Aber wehe, du verschweigst mir so etwas nochmal!", stelle ich vehement fest. Tim bewegt langsam seinen Kopf hoch und runter.
"Ich schwöre es dir, Prinzessin, keine Geheimnisse! Aber magst du trotzdem den Rest des Tages etwas mit mir machen? Auch wenn ich so ein Idiot bin und mein Leben unser Zusammensein ein wenig komplizierter macht?" Abermals nickend wandern meine Finger an die Schläfen, um genervt darüber zu streichen.
"Von diesem blöden Treffen habe ich Kopfschmerzen."
"Mmhh, ich könnte dir zur Entspannung deine versprochene Fußmassage geben!?", stellt Tim jetzt mit einem süßen Grinsen fest, bevor er sanft meine Stirn küsst.
"Ehrlich gesagt schmerzen eher meine Schultern von dem scheiß schweren Rucksack, den wir ständig tragen müssen", lächle ich ihn nun verlegen an.
"Okay, auch die massiere ich dir gerne", gibt er mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen.
Ich drehe mich prompt ein wenig um, so dass ich jetzt mit dem Rücken zu ihm sitze.
"So geht es natürlich auch, aber das wird dir nicht gerade viel Entspannung bringen, Prinzessin. Ich wüsste da etwas besseres ... vertrau mir ...", flüstert Tim völlig überraschend von hinten in mein Ohr.
Ein wohliger Schauer durchläuft mich, besonders, als er sich vor mich stellt, meine Hand ergreift und hochzieht, um uns langsam in Richtung seines Schlafzimmers zu bugsieren. Mein Herz klopft wahnsinnig vor Aufregung und Anspannung ...
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