Kapitel 17
Der Wecker klingelt mich unsanft aus meinen süßen Träumen, wobei ich mich nichtsdestotrotz zufrieden seufzend räkle. 5.00 Uhr. Das war ja noch nie meine Zeit, gehört aber bei der Bundeswehr wohl unweigerlich dazu.
Meine Augen sind noch geschlossen, allerdings schwelge ich geradewegs wieder in den schönen Erinnerungen an den gestrigen Abend, als Tim und ich den Film "Wir sind die Millers" zusammen schauten. Wir saßen angekuschelt, Schulter an Schulter auf der Couch, wobei unsere Finger sanft miteinander spielten. Allein dieses Kribbeln lässt mich verträumt lächeln.
Nach dem Abspann verabschiedeten wir uns leider nur noch mit einem kurzen, aber liebevollen Gute-Nacht-Kuss und verschwanden jeweils in unseren Zimmern.
Mein Herz fängt abrupt an zu pochen, sobald ich an Tim und seine süßen Grübchen denke, insbesondere als er mich anlächelte, bevor er seine Schlafzimmertür hinter sich schloss. Dieses Gefühl ist der absolute Wahnsinn! "Wie viele Schmetterlinge kann man eigentlich in seinem Bauch haben?", frage ich mich mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht.
Zu meinem Bedauern hatten wir bislang noch nicht darüber gesprochen, wie wir das mit uns und dem Beruf in Einklang bekommen sollen, aber vorher muss ich überhaupt die erste, wichtige Prüfung bestehen.
Deshalb mache ich mich in Windeseile fertig und streife mir mit einer bereits aufkommenden Nervosität meinen Kampfanzug und die Springerstiefel über. Meinen Helm befestige ich erst einmal am Gürtel. Den werde ich später definitiv brauchen, allein schon, um meine blonde Mähne darunter verschwinden zu lassen.
Ich habe längst eine Hand an der Klinke, um aus der Haustür zu stürmen, da taucht plötzlich Tim hinter mir im Flur auf und ruft gut gelaunt: "Viel Glück heute, mein kleiner Juwel!"
"Ich brauche kein Glück, es sei denn Sie bewerten mich, Herr General!", rufe ich lachend und drehe mich herausfordernd grinsend zu ihm herum.
Im nächsten Moment steht Davis auch schon vor mir und hält mich mit dem Rücken gegen die geschlossene Haustür gefangen. Seine Hände stützt er dabei neben meinem Kopf ab, während er im selben Augenblick gierig auf meine Lippen starrt. "Ihr loses Mundwerk bringt Sie wohl immer wieder in Schwierigkeiten, Stabsgefreite Janssen."
Ich ziehe mit meinen Zähnen langsam an meiner Unterlippe, so dass Tim stöhnend die Augen schließt und anfängt sanft an meinem Hals zu knabbern, um danach mit seiner Zunge kleine Kreise über die behutsamen Bisse zu ziehen. OH MEIN GOTT, fühlt sich das gut an ... FUCK!!!
"Jetzt hau lieber ab ...", seufzt er schwer atmend an meiner Haut, drückt sich im nächsten Moment mit einem Ruck von der Tür ab, um mich schnellstmöglich aus dem Bungalow zu schieben. Ich lächle versonnen, während ich im Laufschritt zur Kantine starte. So will ich jeden verdammten Tag beginnen!
**********
"Hey Guys!", begrüße ich meine Kameraden leise, während ich mich möglichst unauffällig zu ihnen vor Kopf an den Tisch setze. "Ich muss mich wirklich bei euch entschuldigen wegen Samstag", murmle ich mit einem schlechten Gewissen und sehe sie nacheinander mit ernstem und zugleich beschämten Blick an. Die Entschuldigung war schon längst überfällig!
Ben schüttelt nur verwundert den Kopf: "Alter, was war los mit dir? Wenn ich gewusst hätte, dass du irgendeinen Typen in einer Ecke trockenfickst, hätte ich dich direkt nach Hause gebracht! Weißt du wie entsetzt wir waren, als ausgerechnet Val ihren Daddy anrief, um dich abholen zu lassen und er kurze Zeit später durch den Laden wütete, nur um uns dafür verantwortlich zu machen, dass du so viel gesoffen hattest!? Ich wollte ja Mickey Maus Bescheid sagen, aber den habe ich auch nicht gefunden! Wo warst du Spasti überhaupt? Und Max ist tierisch sauer, weil du mich auf der Tanzfläche hart angemacht hast ... Also, nochmal ... WAS ZUM FICK WAR LOS MIT DIR?"
Ben funkelt mich nun verärgert an. Ich schlucke hörbar, als niemand der anderen Jungs etwas sagt und sie alle wie gebannt auf ihre Teller starren. Fuck! Da hatte ich wohl mehr angerichtet, als ich dachte!
"Max, es tut mir ehrlich leid, dass ich deinen ... Crush angemacht habe ..."
"Meinen Freund!", unterbricht dieser mich plötzlich harsch und schaut jetzt doch von seinem inzwischen leeren Teller auf. Ich lächle unwillkürlich. "Oh mein Gott! Ich freu mich so für euch!", rufe ich begeistert aus und rutsche ganz hibbelig auf meinem Stuhl hin und her.
"Freu dich leiser! Es soll keiner wissen!", zischt Ben mir genervt zu, bevor er seinen Blick kurz durch die vollen Reihen des Essenssaals streifen lässt. Ich lege prompt meinen rechten Zeigefinger an die Lippen. "Ich kann schweigen", schwöre ich grinsend und schaue zwischen beiden hin und her.
Max stupst Ben sanft mit seiner Schulter an. "Ich denke, ich kann dir verzeihen, Belle. Und Ben auch!", erwidert er jetzt lachend. "Außerdem kann ich dir gar nicht lange böse sein, dafür bist du viel zu niedlich!", wirft er mir mit einem abschließenden Kussmund entgegen.
"Ich danke euch so sehr, ihr Cuties! Mir fällt definitiv ein Stein vom Herzen!", gebe ich seufzend und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück. Ben verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse, aber zuckt letztendlich mit den Schultern. "Bei mir musst du dich eigentlich nicht entschuldigen, weil ich deine hotte Einlage doch irgendwie genossen habe, Baby!"
Ben grinst zufrieden und fängt an die Hände links und rechts auf seine Brustmuskeln zu legen und bewegt sie dabei stöhnend hoch und runter. Max gibt ihm ohne Vorwarnung einen kurzen Hieb auf den Hinterkopf, während ich direkt genervt die Augen verdrehe.
"Warum lässt du diese dämlichen Sprüche nicht und den restlichen Scheiß?", will ich ernsthaft von ihm wissen. Ben seufzt. "Sorry, blöde Angewohnheit ...", murmelt er mit einem Mal ziemlich verlegen und legt seine Arme wieder brav auf den Tisch zurück.
"Ben, ernsthaft, du brauchst hier keinem etwas beweisen, okay? Verhalte dich weder wie ein Arschloch, noch wie ein Player. Wir mögen dich so wie du bist und nicht, wie du meinst, dass du dich geben musst, um den Mann, oder in deinem Fall den Fucker zu spielen! Schreib dir das jetzt endgültig hinter die Löffel!", stelle ich entschlossen mit strenger Stimme klar.
"Ich schwöre El, ich mache dich nur noch im äußersten Notfall an, okay?" Ich verziehe angewidert mein Gesicht und muss trotzdem lachen, nachdem Max direkt zischt: "Wage es ja nicht! Du gehörst jetzt mir, Benji!"
Ben grinst seinen Freund zufrieden an und nickt währenddessen artig. Ich bin wirklich froh, dass die beiden scheinbar auf irgendeine bizarre und merkwürdige Weise zusammengefunden haben und auch noch glücklich miteinander sind. Dieses Match hat am Anfang wohl niemand auf dem Schirm gehabt! Ich am Allerwenigsten ...
Paul winkt im nächsten Augenblick mit einer Hand ab, als ich jetzt langsam in seine Richtung schaue. "Bei mir brauchst du dich nicht entschuldigen, Girl. Vom General angeschrien zu werden, passiert mir eh jeden Tag. Und sonst ist doch gar nichts schlimmes passiert." Er grinst mich mit einem Zwinkern aufmunternd an und ich lächle, äußerst dankbar über seine coole Reaktion, zurück.
"Key ...", flüstere ich nun, weil er mich seit meiner Ankunft nicht eine einzige Sekunde lang angeschaut hatte. "Hast du vielleicht einen Moment für mich?", frage ich ihn jetzt vorsichtig, bevor er widerwillig mit den Schultern zuckt.
Plötzlich springt Mike jedoch mit einem Satz von seinem Stuhl auf und stürmt bereits hinaus, während ich total belämmert hinter ihm her starre. Was ist das denn jetzt? Die anderen zucken ahnungslos mit den Schultern und schauen genauso verwirrt, nachdem ich letztendlich fragend in die Runde sehe. Ich seufze angespannt. Na schön, dann mal los ...
Draußen angekommen, bemerke ich Mike ein Stück abseits nervös vor einem Mauervorsprung auf- und ablaufen. Als ich vor ihm zum Stehen komme, ist er gezwungen anzuhalten und schaut heute das Erste mal zu mir, wobei sich in seinen Augen eine Menge Emotionen widerspiegeln, die mich völlig überrumpeln.
"Weißt du eigentlich wo ich Samstagnacht war, als Ben mich nicht gefunden hat?", presst mein bester Freund jäh durch seine geschlossenen Zähne. Ich runzle verwirrt und überrascht die Stirn.
"Nein, natürlich weißt du es nicht! Weil sich immer alles nur um DICH dreht! Die Schöne, die Schlaue, die Begabte! Die Eleanore, der alle aus der Hand fressen, selbst der Mann mit dem höchsten fucking Rang hier! Und du brauchst mich überhaupt nicht so entsetzt anzusehen!"
Mein Herz pocht unaufhörlich, während Mike mich in diesem Moment lauthals anschreit und seine Körperhaltung ist beinahe bedrohlich, so wie er sich jetzt vor mir aufbaut hat. Ich räuspere mich und schüttle zugleich meinen Kopf, weil ich gegenwärtig total perplex und überfordert bin.
"Was ist los, Key?", frage ich ihn leise und mit einem unguten Gefühl. Er lacht laut und zynisch, nur um mit einem hasserfüllten Blick auf mich herab zu sehen und abfällig zu zischen: "Als wenn dich das interessieren würde!" Seine grünen Augen scheinen mich zu durchbohren und das gibt mir just einen schmerzvollen Stich.
Ich schlucke hart und mir kommen ungewollt die Tränen. Mein bester Freund verdreht nur genervt die Augen bei meiner Reaktion, bevor er mich mit aufgebrachter Stimme weiter anschreit: "Ich dachte echt, wir hätten eine einzigartige Verbindung, aber du bist einfach nur ein egoistisches Miststück!"
Unaufhaltsame Tränen fließen inzwischen über meine Wange. "Kannst du mir bitte sagen, was los ist?", flüstere ich heiser und total verstört wegen seinem Ausraster.
"Was LOS ist? Du bekommst einfach GAR NICHTS mit! Als du mich mit Val an der Theke hast stehen lassen, um total besoffen zur Tanzfläche zu torkeln, bekomme ich einen Anruf von meiner Mutter, die mir weinend erzählt, dass mein Vater einen Schlaganfall erlitten hat und gerade nicht mehr ansprechbar ist! Und während ich draußen stehe, allein, verzweifelt und eine der schlimmsten Nachrichten in meinem Leben bekomme, machst du zur selben Zeit mit einem widerlichen Pisser rum! Mich fuckt dabei schon Davis ab, aber dann noch so' n schmieriger Emo-Typ! FUCK! Ernsthaft???"
Mike fährt sich wütend mit der Hand durch seine blonden, mittellangen Haare. Es ist nichts mehr übrig von den einst so weichen Gesichtszügen, den liebevollen Augen und dem immerzu gut gelaunten Lächeln, das ihn umgibt.
"Es tut mir so leid", schluchze ich entsetzt und fühle mich gleichzeitig unfassbar schuldig, dass ich in der Sekunde nicht für meinen besten Freund dagewesen bin.
"Das kannst du dir sonst wohin stecken! Natürlich war der General wieder dein Held, der dich gerettet hat, aber FUCK! ICH hätte DICH in dem Moment gebraucht!", schreit Mike mich erneut an. Seine Augen glitzern vor purem Hass und Schmerz. Hass auf mich, Hass auf die Welt und Schmerz wegen dieser Ungerechtigkeit ...
"Und weißt du was das Schlimmste ist?", zischt er mir zu, aber ich kann lediglich stumm den Kopf schütteln.
"Ich konnte dich in der Nacht einfach nicht hassen. Ich wollte dir bloß helfen ... weil ich dich so sehr liebe! Ist das nicht lachhaft???" Mikes Gesichtsausdruck wirkt jetzt leer und eiskalt, während er mich wieder anstarrt.
"Key, bitte ... Es tut mir wirklich leid." Meine Stimme ist ein Zittern.
"Hab ich dir gerade schon gesagt, deine verfickte Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken! ... Weißt du, was mir einfach nicht aus meinem scheiß Kopf geht seitdem??? Ich weiß, dass du in einigen Situationen Angst hast, wenn dich jemand anfasst und ich habe dich nie gezwungen mir das zu erklären, was dir scheinbar passiert sein muss um so zu werden, aber in der Nacht konntest du es plötzlich! Mit einem völlig Fremden!"
"W-w- was meinst du da jetzt mit?", flüstere ich entsetzt.
"Was ich damit meine???" Mike lacht laut und spöttisch.
"Vielleicht hätte ich dich einfach nur härter anfassen sollen, damit du mich ranlässt, so wie den Schmierlappen!", zischt er mir verbittert zu und greift in der nächsten Sekunde nach meinem Handgelenk.
Ich zucke abrupt zusammen, als sich seine Fingernägel schmerzhaft in meine Haut bohren ...
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