Zurück im Leben
-Sirius Sichtweise-
Am nächsten Tag wurde Remus entlassen. Ich war mit Harry bereits am Morgen nach Hogwarts apperiert und hatte ihn abgeholt, um ihn Zuhause direkt ins Bett zu verfrachtet. Poppy hatte verlangt, dass er noch ein paar Tage das Bett hüten soll. Deswegen war ich streng und ließ ihn nicht sein Zimmer verlassen. Auch Harry ließ ich nicht all zu lange zu ihm.
>>Aber, ich fühle mich gut <<, moserte Remus rum, als ich ihm eine selbstgemachte Gemüsesuppe brachte. Ich schüttelte bloß den Kopf, während ich das Tablet positionierte und er sich aufrichtete.
>>Ich könnte mich doch wenigstens ins Wohnzimmer auf die Couch legen und Harry etwas vorlesen. Dann würde ich hier nicht so unnütz herumliegen<<, meckerte er weiter. Ich stemmte die Hände in die Hüfte und baute mich vor ihm auf.
>>Nein, nein und nochmals nein! Das kommt überhaupt nicht in Frage. Poppy hat gesagt, du musst das Bett hüten, also sorge ich auch dafür. Mein kleines Wölfchen soll schließlich wieder schnell auf die Beine kommen. << Doch mein gespielt, imposanter Eindruck schien Remus nicht nur zum Schmunzeln zu bringen, sondern auch zum Lachen.
>>Hey! <<, rief ich empört aus, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. Amüsiert deutete er auf mich.
>>Kleines Wölfchen? Tatze, ich bin doch nicht Harry und wo hast du überhaupt diese Schürze ausgegraben? <<, fragte er und bekam sich fast nicht mehr ein. Empört sah ich an mir herab. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wo ich dieses alte, völlig verwaschene Schürzchen gefunden hatte, welches ausgeblichenes Obst in einem 70er Jahre Design präsentierte. Aber zum Kochen hatte sie eindeutig ihren Zweck erfüllt, was an den Fett- und Gemüsenflecken deutlich sichtbar war.
>>Sei bloß froh, dass du krank bist, sonst würde ich dir jetzt ein Kissen entgegenpfeffern <<, grinste ich frech. Remus Lachen erschallte von neuem.
>>Uhh, da bin ich aber wirklich froh. So ein Kissen würde ich sicher nicht verkraften. <<
Jetzt musste auch ich auflachen. Remus Grinsen war einfach zuckersüß und die Art, mit der er behauptete, einem Kissen nicht standhalten zu können, erinnerte mich wieder daran, wie sehr ich doch auch seinen Humor liebte. Wir passten zueinander. Ich lächelte ihm nochmals zu, ehe ich wieder zur Tür hinaus verschwand. Im Flur seufzte ich, denn in der Küche wartete ein riesiges Schlachtfeld auf mich. Wie hatte ich es eigentlich geschafft, für einen kleinen Topf mit Suppe, so viel Dreck zu hinterlassen? Und warum verstand Remus meine Anspielung „kleines Wölfchen" so falsch? Das hatte ich weder ironisch noch gespielt mütterlich gemeint, so wie er es offensichtlich interpretiert hatte. Vielleicht musste ich nur noch etwas direkter werden, damit er verstand, dass ich es wirklich ernst meinte. Ich strafte meine Schultern und wappnete mich für die Beseitigung des Chaos in der Küche.
Am nächsten Tag ging es Remus schon so gut, dass ich ihn nicht mehr davon abhalten konnte das Bett zu verlassen. Als dann auch noch unverhofft Molly zu Besuch kam und uns anbot, Harry für den Tag mitzunehmen, gab es für Remus kein Halten mehr. Wir benötigten ja nach der ganzen Aufregung auch mal etwas Ruhe. Kaum war Molly mit Harry auf dem Arm im Kamin verschwunden, schlug er auch schon vor, Alice und Frank im St. Mungos zu besuchen. Wir wollten sehen, ob sich ihr gesundheitlicher Zustand schon gebessert hatte. Ich erinnerte ihn noch einmal daran, dass er eigentlich das Bett hüten sollte, doch schlussendlich gab ich nach, da es auch mir ein Bedürfnis war, die beiden endlich wiederzusehen.
Der Besuch war natürlich alles andere als schön. Ich hatte Krankenhäuser noch nie gemocht. Die Stationen waren kalt und nüchtern gehalten. Ebenso das Zimmer von Alice und Frank. Dass sie wie leblose Puppen in ihren Betten lagen und scheinbar gar nicht realisierten, dass wir da waren, schnürte mir die Kehle zu. Wut auf die Todesser und den dunklen Lord kam in mir hoch. Eine der Schwestern, die sich um die Beiden kümmerte, erklärte uns, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit alles mitbekamen, was um sie herum passierte. Noch bestand Hoffnung, dass sie das Bewusstsein wiedererlangen würden. Doch mir persönlich war das alles zu viel. Remus schien es ähnlich zu ergehen. Er sah blass aus. Nachdem er eine Weile bei den beiden gesessen hatte und ich ihm schweigend zugehört hatte, wie er von unserem Leben erzählte, beschloss ich schließlich zu gehen. Remus war noch nicht wieder richtig fit und ich selbst ertrug den Anblick nicht länger.
>>Komm, lass uns was trinken gehen! Ich glaube wir brauchen jetzt beide
'nen Feuerwhisky<<, sagte ich. Remus nickte zustimmend und stand mit mir auf. In der Nähe des St. Mungos entdeckten wir auch direkt eine kleine Eckkneipe „Zum gackernden Hippogreif." Remus deutete mit dem Kopf dorthin.
>>Meinst du das ist was? << Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern.
>> Sieht ein bisschen heruntergekommen aus... Warum zum Teufel nennt jemand seine Kneipe „Zum gackernden Hippogreif"? << Remus sah mich mit einem fragenden Blick an und zuckte nun ebenfalls mit den Schultern.
>>Vielleicht jemand, der ein Hühnchen mit einem Hippogreif verwechselt hat? Oder es ging um ein besonders schadenfrohes Tier, wer weiß. << Schmunzelnd gingen wir hinein. Trotz meiner gespielten Unbekümmertheit, machte ich mir Sorgen um meinen Freund. In seinem Blick lag noch immer eine tiefe Traurigkeit. Er war reichlich blass und wirkte erschöpft. Der verfrühte Ausflug war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Hilfsbereit half ich ihm aus seinem Mantel und drückte ihn dabei aufmunternd an mich. Doch während ich so hinter ihm stand, stieg mir sein unbeschreiblicher Duft in die Nase. Er roch wirklich unwahrscheinlich gut. Das war mir noch nie so sehr aufgefallen, wie in diesem Augenblick. Genießerisch schloss ich die Augen. Ich wollte diesen Duft niemals wieder vergessen.
>>Du riechst gut, Moony! <<, säuselte ich in sein Ohr. Etwas verwirrt drehte er sich zu mir um, doch ich hatte mich bereits von ihm gelöst, hing seinen Mantel an die Garderobe und schlenderte in die Bar, wo ich uns einen Tisch am Fenster aussuchte. Immer noch irritiert folgte mir Remus. Ich musste grinsen. Ja, er würde schon noch merken, dass ich es durchaus ernst mit ihm meinte. Lächelnd nahm er mir gegenüber Platz und schien meine Aussage zum wiederholten Male als Scherz aufzufassen. Da ich nicht wollte, dass sein Lächeln wieder getrübt wurde, erzählte ich ihm, was ich draußen auf der Plakatwand gesehen hatte. Unser Lieblingsquidditchteam hatte gestern mit 370 zu 80 Punkten gewonnen. Tatsächlich war Remus überaus erfreut über diese Nachricht. Trotzdem wurde er für meinen Geschmack viel zu schnell wieder ernst. Dabei wollte ich ihn einfach nur glücklich machen.
>>Sirius! <<, sprach er mich ungewohnter Weise mit meinem Vornamen an und ergriff sogar eine meiner Hände, was mich nicht nur verwirrte, sondern mir auch kalte Schauer bereitete. Ich mochte es seine Haut zu spüren und hoffte inständig, dass ich jetzt nicht rot wurde. Ich war verdammt nochmal Sirius Black und ein Gryffindor. Ich wurde nicht verlegen! Niemals. Aber es fühlte sich verdammt nochmal so an. Remus schien es zum Glück nicht zu bemerken, denn er blickte einfach nur starr auf unsere Hände, ehe er mir wieder in die Augen sah.
>>Sirius, ich bin wirklich froh, dass wir das mit dem Streit aus der Welt geräumt haben. Ich weiß jetzt, dass ich dir wieder Vertrauen kann. Irgendwo tief in mir drin, wusste ich es schon immer. Ich kann deine Zweifel, die du gehabt hast, auch verstehen. Sie waren rein logischer Natur. Ich hoffe dennoch, dass das Schicksal und diese verfluchten Todesser unsere Freundschaft kein weiteres Mal auf die Probe stellen. << Seine Worte berührten mich. Und doch viel es mir schwer, mich auf die Realität zu konzentrieren, da meine Gefühle für Remus gerade die Oberhand hatten. Seine Hand, die meine festhielt, auch wenn sie für ihn gerade nur ein Symbol des beigelegten Streites war, ließ meine Gefühle flattern und regte meine Fantasie an. Auf einmal sah ich Remus und mich vor meinem inneren Auge, wie wir alt und grau waren, auf einer Couch saßen und er genauso meine Hand hielt, wie jetzt...
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