Harrys erster Zaubertrankunterricht
-Sirius Sichtweise-
Eine Stunde später schlenderte ich mit Remus an der Hand glücklich nach Hause. Wir waren nun also irgendwie auf Probe zusammen und es fühlte sich fantastisch an. So, als wäre heute der beste Tag meines Lebens. Remus hatte meinem Vorschlag nicht nur zugestimmt, sondern mich auch das erste Mal verliebt angesehen, nachdem er mein Angebot angenommen hatte. Ja, ich war der glücklichste Mann ganz Englands. Das konnte nicht mal Severus Snape ändern, der, als wir nach Hause kamen, vor unserer Tür stand.
>>Ihr habt ja lange auf euch warten lassen. Ich dachte schon, ich muss hier Wurzeln schlagen <<, begrüßte er uns in seiner üblichen kaltschnäuzigen Art und Weise.
>>Severus, was für eine Überraschung! Wir hatten nicht mit deinem Besuch gerechnet, weshalb wir auch keine Hast hatten nach Hause zu kommen. Was verschafft uns denn die Ehre deines Besuches? << Fragend hatte mein Freund die Augenbrauen zusammengezogen und ja, ab heute konnte ich ihn zweifelsfrei als „Mein Freund" betiteln. Ach, was für ein schöner Tag...
>>Ich habe die Sehtränke für den Potter Jungen dabei. << Er holte sie aus seiner Tasche und überreichte sie Remus. Obwohl Snape so distanziert wie immer war, ließ seine Körperhaltung doch auf etwas ganz anders schließen. Er schien lockerer in unserer Gegenwart zu sein.
>>Und dafür hast du extra auf uns gewartete? Das ist überaus nett von dir. Magst du vielleicht noch auf eine Tasse Kaffee mit rein kommen?<<, fragte Remus höflich wie eh und je.
>>Das wäre doch okay für dich, Tatze, oder? << Bittend sah er mich an, und wer wäre ich gewesen, wenn ich bei diesen Blick hätte nein sagen können?
>>Klar, komm mit hoch... Severus! << Es hatte einen Moment gedauert, bis ich es geschafft hatte, ihn beim Vornamen auszusprechen. Es war das erste Mal überhaupt. Bisher war er für mich wirklich immer nur Schnieffelus oder Snape gewesen. Erstaunt sah er mich an, sagte aber nichts, wofür ich dankbar war. Ich hatte schon mit einer abfälligen Bemerkung gerechnet.
Wir gingen die Treppen hoch zu unsere Wohnung. Während Remus und Severus sich in die Küche setzten, bot ich den beiden etwas zutrinken an. Danach kümmerte ich mich um Harry, ließ ihn und Remus allein. Snape schien skeptisch zu werden.
>>Hast du dem heute Morgen einen falschen Trank gegeben, oder was ist mit ihm los? << Er hatte versucht zu flüstern, doch ich hatte seine Worte trotzdem gehört und konnte mir ein lautes Auflachen darauf nicht verkneifen.
>> Nichts, es ist einfach nur ein wunderschöner Frühlingstag heute. Findest du nicht auch? << Snape sah mich völlig verdattert an, während Remus mir dankbar war, dass ich Severus nichts erzählte. Aber das war für mich selbstverständlich, denn wir hatten bereits darüber gesprochen, dass wir es wegen Harry noch nicht an die große Glocke hängen wollten.
>>Ach da fällt mir ein; ich wollte dich schon seit längerem fragen, ob du wüsstest, warum ich trotz Wolfsbanntrank so starke Kopfschmerzen habe? <<, fragte Remus an Snape gewandt. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er einen Schluck Tee zu sich nahm, während ich auf dem Fußboden begann mit Harry einen Turm aus Bauklötzchen zu bauen.
>>Wer braut den Trank? <<, hakte Snape nach.
>>Sirius<<, antwortete Remus ohne zu zögern. Skeptisch zog er dabei die Augenbrauen zusammen und fragte sich sicher, genauso wie ich, wieso es wichtig war, wer ihm den Trank braute.
>>Dann macht er was falsch<<, war Snapes simple Antwort auf diese Frage. Mit gerunzelter Stirn nippte er an seinem Kaffee. Bei seinen Worten wurde ich hellhörig. Was sollte das beuten, dass ich etwas falsch machte? Ich wusste zwar, dass ich nicht der beste Tränkebrauer aller Zeit war, doch da es um Remus ging, machte ich meine Arbeit doch sehr gewissenshaft.
>>Wie meinst du das? << Irritiert blickte Remus ihn an.
>>Wenn du den Trank regelmäßig einnimmst, solltest du keinerlei Beschwerden verspüren<<, erklärte Snape und ich spürte wie er vorsichtig einen Blick zu mir warf, ehe er weiter sprach.
>>Du solltest dir nicht von einem Stümper wie Black den Banntrank brauen lassen! << Ich sah wie Remus Gesichtsausdruck sich trübte.
>>Er ist aber der Einzige der ihn für mich herstellen kann. Ich selbst bin nicht sehr talentiert darin. << Niedergeschlagen blickte Remus auf die Tischplatte. Snape erwiderte darauf nichts, womit das Gespräch wohl beendet war. Ich verspürte wirklich Wut auf ihn. Er machte keine Anstalten, mir wenigstens ein paar Tipps zu geben. Ich war bitter enttäuscht. Heute war ich so freundlich und zuvorkommend zu ihm gewesen und er wollte nur heimlich mit Remus über mich lästern. Er würde sich wohl nie ändern! Aber ich würde es auch alleine schaffen den Trank richtig hinzubekommen. Das nahm ich mir ganz fest vor. Nicht, um es diesem Mistkerl zu zeigen, sondern für Remus. Als er ging, war ich Merlin sei Dank gerade mit Harry im Badezimmer, sodass ich nicht in Verlegenheit kam, ihm Tschüss sagen zu müssen.
Am nächsten Tag, wurde ich jedoch sehr von Severus überrascht. Denn als ich hörte, dass es klingelte und Remus, der sich eigentlich mit Harry in dessen Kinderzimmer verzogen hatte, öffnete, war es Snapes Stimme, die ihm einen guten Morgen wünschte. Während ich in der Küche Vorbereitungen traf, um den Wolfsbanntrank zuzubereiten, lauschte ich neugierig was der alte Griesgram schon wieder bei uns wollte.
>>Nun, da ich heute mal etwas Zeit habe, werde ich mich darauf herablassen, Black mal über die Schulter zu schauen, wenn er den Wolfsbanntrank braut<<, erklärte dieser nun. In mir grummelte es. Hatte er gerade von „herablassen" gesprochen? Nur weil er in Hogwarts nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als im Tränkekeller zu vermodern, sollte er sich nicht so aufspielen.
>>Das würdest du wirklich tun? Danke! <<, hörte ich Remus begeisterte Antwort. Tief atmete ich ein. Ich hatte zwar vorgehabt heute besonders konzentrierter zu arbeiten, aber vielleicht war es ja doch einfacher, ein paar Tipps von ihm anzunehmen. Es war ja auch nett von ihm, dass er sich dafür extra die Zeit nahm. Als er hereinkam, lächelte ich also und wurde überrascht, als Severus Mundwinkel ebenfalls kurzweilig nach oben zuckten.
>>Black! Ich werde ihnen heute etwas unter die Arme greifen. Nicht das Remus weiterhin unter so einen stümperhafter Trankbrauer wie ihnen leiden muss. << Ich war überrascht. Auch wenn Severus mich erneut als „Stümper" bezeichnet hatte, hatte er diesmal wenigstens den Schneid gehabt, es mir ins Gesicht zu sagen. Anscheinend, war ihm Remus Wohlergehen ebenso wichtig, wie mir. Severus Snape hatte also auch gute Seiten. Kaum zu glauben.
>>Harry mag zusehen! <<, sprach der kleine Junge, der nun neugierig hinzugekommen war. Er zupfte an meiner Jeans herum. Mit großen, grünen Augen schaute er zu mir auf und so konnte ich gar nicht anders, als "Ja" zu sagen. Ich hob ihn hoch und setzte ihn in seinen Hochstuhl. Dabei wurde ich misstrauisch von Severus beäugt. Mit einem Aufrufezauber holte ich den Kessel aus dem Küchenschrank und die noch fehlenden Zutaten aus der Vorratskammer. Jetzt war alles beisammen. Neugierig sah ich zu Severus und wartete auf eine Anweisung. Doch er setzte sich nur auf einen Stuhl neben Harry und meinte:
>> Fang einfach an, ich sag dir wenn du was falsch machst. << Mir war zwar nicht wohl dabei, von diesem Besserwisser beobachtet zu werden, dennoch fing ich an, den Eisenhut zu zerschneiden. Als er klein genug war, wollte ich ihn in den Kessel schütten, doch Snape hielt mich zurück.
>>Black, der ist viel zu grob geschnitten<< warf er ein.
>>Wenn du dir jetzt schon keine Mühe gibst, wird Lupin die Nebenwirkungen zu spüren bekommen<<, fuhr Snape kalt fort. Erstaunt blickte ich auf. So ungern ich es auch zugeben wollte, er hatte leider Recht. Ich war ein Stümper auf diesem Gebiet, weil ich in Hogwarts nie aufgepasst hatte.
>>Darf Harry helfen? <<, mischte sich der Zweijährige ein und ersparte mir damit eine Antwort.
>>Das ist nichts für kleine Kinder<<, meinte Severus grimmig auf Harry blickend. Doch Harry ließ sich davon nicht abschrecken.
>>Harry mag aber helfen und ist gar nicht zu klein<<, jammerte der Kleine unbeirrt, mir aufmerksam zusehend.
>>Tut mir leid Harry, aber dabei kannst du mir nicht viel helfen<<, versuchte ich ihn zu beruhigen. Der Kessel fing jetzt auf dem Feuer an zu brodeln. Ich zerkleinerte die nächste Zutat. Immer unter dem akribischen, kritischen Blicken von Snape. Ich hatte das Gefühl, dass er doch nicht wegen Remus hier war, sondern nur um mich zu demütigen.
>>Was ist das? <<, fragte Harry nach einer Weile und deutete auf die Wurzel, die ich gerade zerschnitt.
>>Das ist die Wurzel des Eisenhuts, der lila Blume, die dort auf dem Tisch liegt. Sie ist höchst giftig, darum muss man vorsichtig damit umgehen <<, erklärte Severus. Verwundert blickte ich ihn an. Kaum zu glauben, dass dieser Mann jetzt doch wieder nett sein konnte. Harry hörte ihm aufmerksam zu. Severus erklärte ihm noch, dass es sehr wichtig war, in welche Richtung man rührte und wie hoch die Temperatur sein musste. Auch mich bombardierte er förmlich mit Hinweisen zum Schneiden, Rühren oder sonstigen Dingen. Ich ertappte mich dabei, wie auch ich ihm aufmerksam lauschte. Vielleicht meinte er es gar nicht so böse, wenn er einen grimmigen Ton anschlug. Vielleicht war es einfach seine Art, schoss es mir plötzlich durch den Kopf und ich sah Severus mit einem Mal aus einem anderen Blickwinkel. Wir brauten noch eine weitere halbe Stunde. Zum Schluss musste ich wirklich zugeben, dass mir der Trank noch nie so gut gelungen war.
>>Das sieht ganz akzeptabel aus<<, meinte Severus letztendlich, als er einen Blick über meine Schulter warf. Normalerweise, hätte ich diesen Blick wieder für typische Slytherinarroganz gehalten, doch zum ersten Mal glaubte ich zu wissen, dass dies aus Severus Mund ein Kompliment war. Severus verlangte absolute Präzession in der Arbeitsweise. Damals in der Schule hielt ich dieses Verhalten als reine Schikane. Erst heute wurde mir so richtig bewusst, dass die Genauigkeit des Tränkebrauens über dessen Wirkung entscheidet.
>>Ja, so gut ist er mir noch nie gelungen. Jetzt muss ihn nur noch Remus trinken<<, verkündete ich, schöpfte eine Kelle ab und füllte die dunkle, träge Flüssigkeit in einen Becher.
>>Ich habe ja auch geholfen<<, zischte Snape und betrachtete den Trank skeptisch.
Ich dankte ihm aufrichtig und eilte zu meinem Freund, um ihn den Wolfsbanntrank zu geben.
>>Warum muss Rem den trinken? <<, hörte ich Harry fragen, als ich die Küche verließ.
>>Weil er krank ist und der Trank ihm hilft, dass es ihm wieder besser geht<<, vernahm ich Severus Stimme und war erstaunt darüber, dass er Harry nicht einfach sagte, dass Remus ein Werwolf war. Ja, ich hatte mich wohl ziemlich oft in den letzten Jahren vertan, wenn ich geglaubt hatte, dass Severus durch und durch ein mieser Kerl sei.
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