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Kapitel 35

ACHTUNG, TRIGGERWARNUNG!

( siehe Kapitel am Ende dieses Buches )


Es war grauenhaft. Noch immer sah Ginny seine eiskalten Augen vor sich. Hörte sein boshaftes Lachen, während sie spürte, wie langsam das Leben aus ihr herausfloss... Die Welt verschwamm vor ihren Augen und alles, was sie fühlte waren das Entsetzen über ihre unvergleichliche Dummheit und Naivität und die Furcht vor dem Tod. Sie war erst elf und wollte leben... Doch sie war so schwach, dass sie keinen Muskel mehr heben konnte und selbst die Augenlider wurden ihr so schwer... Nässe fraß sich in ihre Kleidung, benetzte ihre bloßen Beine und Arme, so kalt... und in der Ferne dieses furchtbare Lachen von der Person, der sie ihre ganzen Träume anvertraut hatte... Kälte... Sie war wie gelähmt, konnte sich nicht mehr rühren... Etwas Schweres legte sich auf ihre Brust, das sie nur noch röcheln ließ... Mum! Dad! Dann nur noch Schwärze.

Einen Augenblick später, als wäre ein neues Kapitel in einem Buch aufgeschlagen worden – Dad, leichenblass, versunken in die Kissen des St Mungo-Hospitals. Immense Angst. Angst, die sie nicht zeigen durfte und die ihr beinahe die Kehle zuschnürte. Tränen, Tränen, Tränen. Zu Hause in ihrem Zimmer. Völlige Verzweiflung. Wenn Dad nun sterben würde... Und anschließend Mum...

Dumbledore, ganz in Weiß, in seinem Sarg. Der jammervolle Gesang des Phönix, der ihr durch Mark und Bein ging. Und Harrys ernste Augen, die seine Entscheidung vorwegnahmen. Ein Entschluss, der ihr das Herz zerriss. Dunkelheit auf sie herabsinken ließ. Dennoch Lächeln. Verständnis zeigen. Darüber, dass der Kampf gegen Voldemort ihre Liebe kassierte. Während sie innerlich schrie. Und alles in ihr brannte, so schmerzhaft brannte... Weil sie Harry vielleicht schon bald nie wieder sehen würde. Bis er in einem Sarg vor ihr läge wie Dumbledore...

Verzweiflung. Angst, die sie von innen heraus auffraß. Ihr jeden Atemzug zur Qual werden ließ, sobald ihre Gedanken zu Harry drifteten. Unerwünschter Nummer Eins. Irgendwo verborgen, versteckt... Vielleicht krank. Verletzt. Oder längst im Kampf um Leben und Tod verstrickt. Gegen einen grausamen, unbesiegbaren Gegner. Und Ron und Hermine, ebenfalls nur noch weiße Gesichter in einer Aufzählung von Toten, die das neue Regime auf dem Gewissen hatte...

Fred. Blutüberströmt. George's Stimme ein einziger Schrei. Ohne Unterlass. Dad, wie er sanft Freds Augen schloss. Nie wieder würde Schalk aus ihnen hervorblitzen. Mum, wie sie weinend in Dads Armen lag. Unerträglicher Druck auf der Brust. Sie musste stark sein. Ihre Eltern litten schon genug. Doch es tat weh, so weh...

Ein Schrei brach aus Ginnys Kehle hervor, denn sie konnte es nicht ertragen, nicht schon wieder. Tränen flossen unaufhaltsam aus ihren brennenden Augen auf die lange schon feuchten Wangen. Doch es gab keine Atempause, kein Erbarmen. Sie war gefangen in ihren Erinnerungen, die sie an jeden Ort ihres Grauens zurückkatapultierten, wieder und wieder.

Hagrids tränenüberströmtes Gesicht. Harry tot in seinen Armen. NEEEIN!!! Klauen, die ihr Herz in Fetzen rissen. Blut, das zu Eis gerann. Und ein Horror, der ihr die Luft abschnürte. NEEEIN!!!

Zusammengekrümmt lag Ginny auf dem Boden und rang nach Atem. Riss vergeblich an ihrem Shirt, das den Hals nicht einmal bedeckte. Der Schmerz war grauenvoll, peinigend, doch sie hatte keine Kraft mehr zu schreien. Die Wunde war direkt in ihrem Herzen und die Qualen machten sie wahnsinnig...

Kontinuierliches, schrilles Lachen. Irre glimmende Augen vor ihr. Eine Panik, die sie fast lähmte. Drei gegen eine und doch so chancenlos... Bellatrix' Zauberstab, der direkt auf ihre Brust gerichtet war. Todesangst, die ihr die Stimme nahm. Schrei in ihrem Inneren. Harry!!! Und das Wissen, dass sie gleich Fred Gesellschaft leisten würde...

Feuer. Direkt vor ihren Füßen. Riesig. Unbesiegbar. Rotglühende züngelnde Flammen, die Harry lebendig verbrennen, ihm unfassbare Qualen bereiten würden. Um ihn anschließend zu ersticken. Dahinter Ambers teuflisches Grinsen. Gespeist von der sadistischen Freude, sie leiden zu sehen. Rauch, der mit jedem Atemzug in ihre Lunge drang. Ihre Gedanken vernebelte. Bis nur noch Schmerz zu spüren war. Das niederschmetternde Gefühl von Niederlage, als sie ihren Zauberstab fallen ließ. Als schlüge ein Schwert sie entzwei. Amber hatte gesiegt...

Das Entsetzen darüber, Harry durch das Veritaserum verraten zu müssen. Der Druck des Wortes, das aus der Tiefe emporstieg wie Wasser, das immer höher und stärker gegen einen Damm schwappte. Ihr Mund, der sich wie von selbst öffnete und Hände, die plötzlich mit einem Zauber blockiert waren und ihn nicht zuzuhalten imstande waren. Herzzerreißender Schmerz, als ihr das Wort über die Lippen rollte, welches das Schicksal ihres Verlobten genauso besiegelte wie ihr eigenes...

Und immer wieder diese toten Augen. So erloschen. Als wäre die Seele aus ihnen entwichen. Eine Stimme, die keine Stimme mehr war. Nur noch ein trostloses Wispern. Ein Körper, der aussah wie Harry, doch ohne jeden Funken Lebensfreude. Ein mechanisches „Lass mich einfach, Gin." So bar jeden Gefühls! Wie ein Stich ins Herz. Entsetzliches Schweigen, das durch den Raum zog wie eine giftige Wolke. Ein Gegner, der sich jedem Kampf entzog. Schreie der Wut. Der Verzweiflung. Tränenreiches Betteln. Und dennoch wachsende Düsternis, die Stück um Stück etwas von Harry mit sich nahm. Wie ein schleichendes Sterben... Was sie vor Kummer schier zerriss...

Langsam, unendlich langsam zogen sich die Qualen zurück und der Schmerz wurde schwächer. Ginny spürte die Erschöpfung in all ihren Gliedern. Fühlte den nackten, kalten Steinboden durch die dünne Kleidung. Es war ihre eigene, vor einer Ewigkeit rasch zusammengesuchte Kleidung. Als sie noch keine Ahnung gehabt hatte, dass sie hier landen würde. Das Ministerium hielt es nicht für nötig, die Insassen mit Gefängniskleidung zu versehen. Was deutlich genug machte, dass es aus Azkaban kein Entkommen geben würde.

Obwohl auch die Kälte langsam wich, konnte Ginny das Klappern ihrer Zähne nicht unterdrücken. Mühsam richtete sie sich auf. Ihr Shirt war zerknittert und dreckig, der Saum längst zerrissen. Würde sie diese Teile womöglich tragen, bis sie auseinanderfielen?

Seit ihrer Ankunft hatte sie keinen Menschen mehr zu sehen bekommen, obwohl sie wusste, dass Azkaban längst von Magiern geleitet wurde. Zwei Mal am Tag erschienen wie aus dem Nichts heraus spärliche Mahlzeiten aus Brot, Ei, Kartoffeln und weichgekochten Gemüse. Kurze Zeit später, ob geleert oder nicht, verschwand das Geschirr auf dem gleichen Wege wieder, auf dem es gekommen war.

Längst verfluchte Ginny die Möglichkeiten der Magie, die das Auftauchen eines Menschen so unnötig machten. Sie war immer ein geselliger Mensch gewesen und vermisste eine menschliche Ansprache immens. Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht erfahren konnte, wie es mit ihr weitergehen würde.

Die verkrampften Beinmuskeln protestierten vehement, als Ginny versuchte, sie zu dehnen. Sie streckte die Hände aus, um ihre Glieder zu massieren und erstarrte. In einer ihrer Hände befanden sich mehrere Haarsträhnen, die sie nun entsetzt fallenließ. In dem Versuch, die Schmerzen zu ertragen, hatte sie an ihrem Haar gezerrt, das erste Mal...

Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. Und auch ohne dass ihre Augen durch die Öffnung in der hölzernen Tür in den Korridor hinaussahen, wusste Ginny, dass die Nacht noch nicht angebrochen war. Tagsüber drang stets ein wenig künstliches Licht in ihre Zelle hinein, genug um die Trostlosigkeit einer Holzpritsche, eines Waschbeckens und einer Toilette zu enthüllen. Nachts hingegen versanken die wenigen Quadratmeter in tiefe Dunkelheit.

Auch wenn sich ihre Augen immer schnell an die fehlende Helligkeit gewöhnten, war dann dennoch so gut wie nichts mehr um sie herum zu erkennen, denn das Licht des Korridors wurde nachts gelöscht. Die Anwesenheit der Dementoren war dann besonders schlimm. Ein Mal bislang hatte Ginny deren nächtlichen Besuch erlebt und dabei so viel geschrien, dass sich ihre Kehle anschließend wie eine offene Wunde angefühlt hatte.

Mit resigniertem Blick starrte sie auf die aus dem Stein gehauenen Wände, die so effektiv jeden Weg in die Freiheit versperrten. Zehn Tage war sie nun schon in Azkaban und drei Mal hatte sie die Anwesenheit der Dementoren ertragen müssen. Deren Kommen und Gehen war nicht planbar und es gab absolut nichts, sich gegen sie zu wappnen, wenn die ersten Kälteschauer durch die Zelle zogen. Die Hoffnungslosigkeit, die diese grausamen, gesichtslosen Wesen verursachten, stieg dann an wie ein Meer bei Flut, bis Hoffnungslosigkeit zu Verzweiflung wurde, Verzweiflung zu Schmerz und sie sich nichts sehnlicher wünschte als zu sterben.

Die Zeiten dazwischen brachten Erleichterung, aber während der Anwesenheit der Dementoren war jede Erinnerung daran wie weggewischt. Ginnys tiefer Seufzer wurde von den steinernen Wänden zurückgeworfen. Mit steifen Fingern schob sie die Hosenbeine hoch und strich mehrmals ihre Waden entlang, bis sich die Muskeln zu lockern begannen. Die Kälte hatte den Raum inzwischen verlassen und übriggeblieben war eine stets gleichbleibende Temperatur, die keinen Aufschluss darüber gab, welches Wetter in der Welt jenseits des Gefängnisses herrschte.

Ginny wusste, dass sich die meisten Zellen tief im Inneren des Felsens befanden, auf dem Azkaban errichtet worden war. Sie erinnerte sich daran, dass sie bei ihrer Ankunft nur wenige Treppen hinabgestiegen waren, so dass sie ihre Zelle nicht sehr tief im Erdboden verordnete. Doch das spielte keine Rolle. Für die ganze Stille, die sie ständig umfing, hätte sie sich auch tief unter dem Meer befinden können.

Es gab buchstäblich nichts zu hören außer dem Geräusch ihres Atems, wenn sich ihr Puls beschleunigte. Dem Kratzen ihrer Schuhe über den felsigen Boden und dem Plätschern des Wassers beim Waschen, dem Hin- und Herwälzen ihres Körpers auf der Pritsche und dem rauen Ton ihrer Stimme, wenn sie vor sich hin summte oder ihre Situation verfluchte. Sofern weitere Menschen in ihrer Nähe eingesperrt waren, so war von ihnen nichts zu hören. Ginny hatte gewusst, dass in Azkaban ein Geräuschhemmzauber um jede Zelle lag. Doch nichts in der Welt hätte sie darauf vorbereiten können, wie schlimm sich diese Geräuschlosigkeit tatsächlich anfühlen würde.

Sie biss sich auf die Lippen und stand langsam auf, um zur Pritsche hinüberzugehen und sich darauf niederzulassen. Offenbar hatte sie sich in ihrer Verzweiflung, den furchtbaren Erinnerungen ausgeliefert zu sein, auf den Boden geworfen. Sie zog die vorhandene Decke zu sich heran und schlang sie über ihre Schultern, um ihr Zittern zu unterdrücken.

Obwohl die Dementoren inzwischen nur noch sporadisch auftauchten, war diese Art der Bestrafung noch immer eine absolute Folter. Was früher nur Theorie gewesen war, erwies sich in der Praxis nun als unerträglich. Die Erinnerung daran, wie Ginny während ihrer Ausbildung etwas über den Aufbau und die Organisation von Azkaban erfahren hatte, schien zu einem komplett anderen Leben zu gehören. Wie distanziert sie sich all das damals angehört hatte, in dem sicheren Vertrauen darauf, niemals in eine Lage zu kommen, in der sie diese Bestrafungen am eigenen Leib erleben würde.

Ginny hatte nie viel von Azkaban gehalten. Den einzigen, denen sie einen Aufenthalt wirklich gegönnt hatte und hätte, waren Voldemort, Bellatrix und Amber gewesen. Eigentlich war es grotesk: Durch die Orchestrierung von unzähligen Muggelmorden, die absolute Gefühlskälte, mit der sie Harry getötet hätte und durch die mehrfache Folter, die sie Harry hatte zuteilwerden lassen, wäre Azkaban die gerechte Strafe für Voldemorts Tochter gewesen. Stattdessen saß sie, Ginny, jetzt hier! Während Amber in die Gunst eines schnellen Todes gekommen war. Nicht dass sie sich jetzt den Tod wünschte. Jedenfalls nicht, solange sie bei Sinn und Verstand war.

Zum wiederholten Mal glitt Ginnys Blick den grob aus den Felsen gehauenen Wänden entlang, bis er schließlich auf der Holztür zu liegen kam. Sie war mit massivem Eisen beschlagen und gab einen leicht metallischen Geruch von sich. Verschiedene Kratzer enthüllten die Versuche früherer Insassen, sich einen Weg in die Freiheit zu bahnen. Würde sie auch irgendwann so wahnsinnig werden, um mit bloßen Händen erfolglos zu versuchen, dieser Zelle zu entfliehen?

Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen glitten Ginnys Gedanken zu Sirius. Wie hatte Harrys Patenonkel dieses Grauen bloß zwölf Jahre lang überstanden? Völlig allein auf der Welt, unter nahezu dauernder Bewachung von Dementoren und mit dem einzigen tröstlichen Gedanken, dass er zumindest wusste, dass er unschuldig war? Ohne seine Animagus-Gestalt wäre es ihm wohl nicht gelungen... Warum hatte sie sich bloß nicht einmal diese Fähigkeit angeeignet?

Aber immerhin hatte sie Zeiten, die sie mit schönen Erinnerungen füllen konnte. Die ihr die Kraft gaben, nach jedem Dementorenbesuch wieder aufzustehen. Und sie hatte eine Familie, die um sie kämpfen würde. Was Ginny hoffen ließ, dass es ihnen irgendwann und irgendwie gelingen würde, diese abartige Verurteilung aufzuheben. Und Harry – vehement schob Ginny den Gedanken an ihn von sich. Hermine und Ron kannten die Wahrheit und bestimmt gab es einen Weg, damit Widerspruch gegen das Urteil einzulegen. Hermine würde alles lesen, was es hierzu gab und dann waren da ja noch Advokaten... Sie musste nur bis dahin ausharren. Keine zehn Jahre!!! Ein paar Wochen, höchstens.

Ginny stellte ihre Füße auf die Pritsche und zog die Beine an sich, um sie zu umfassen. Die Decke rutschte von ihren Schultern und ließ sie erneut frösteln, obwohl es nicht kalt in ihrer Zelle war. Denn es ließ sich nicht verhindern, dass ab und an Zweifel durch ihre Zuversicht brachen. Hatte sie anfangs noch gedacht, dass dieser Verräter Malfoy hinter ihrer Verhaftung steckte, um Harry und Hermine eins auszuwischen, so hatte sie das Geschehen vor der Gerichtsverhandlung eines Besseren belehrt.

Solch eine perfide Idee konnte nicht dem Gedanken eines einzelnen Zauberers entsprungen sein, der irgendwelche Rachegelüste nährte oder sich in einer anderen politischen Dimension verordnete. Malfoy mochte Teil dieser Inszenierung sein oder zumindest von ihr gewusst haben. Aber niemals hätte er allein plötzlich solch einen Einfluss auf das Ministerium nehmen können. Da steckte mehr dahinter.

Hastig wickelte sich Ginny wieder in die Decke und kauerte sich zusammen. Als wäre es erst eine Stunde hergewesen, stand ihr erneut die Wärterin vor Augen, die ihr nach einem nahezu getränkelosen Tag und einer stark gewürzten Mahlzeit ein Glas mit Wasser gereicht hatte und sie gedrängt hatte zu trinken. Der Ton ihrer Stimme hatte gereicht, um in Ginny alle Alarmglocken schrillen zu lassen und der Geruch der farblosen Flüssigkeit war zu verräterisch gewesen.

Trotz des Brennens in ihrer Kehle hatte sich daher geweigert, das Glas an ihre Lippen zu setzen. Wortlos war die Wärterin gegangen, um ein paar Minuten später in Begleitung eines hochgewachsenen Zauberers, ebenfalls mit einer grau-grünen Uniform bekleidet, zurückzukehren. Der Magier hatte Ginny ebenfalls zum Trinken aufgefordert und nach ihrer Weigerung sogleich den Zauberstab gezückt. Obwohl sie sich hastig an die Wand gedrückt hatte, um die Angriffsfläche so klein wie möglich zu halten, wurden ihre Hände mit einer sich plötzlich in der Luft materialisierenden Kordel fest aneinandergefesselt. Daraufhin war der Zauberer so nahe an Ginny herangetreten, dass ihr sein widerwärtiger Geruch nach Tabak in die Nase gestiegen war. Wortlos hatte er ihr Haar und damit ihren Kopf nach hinten gerissen und ihr dann mit seiner Hand die Nase zugehalten.

Eine halbe Minute hatte Ginny ausgehalten, bis der Luftholreflex sie dazu zwang, den Mund zu öffnen. Woraufhin die Wärterin ihr so viel Veritaserum in die Kehle geschüttet hatte, dass sie gedacht hatte, sie würde ersticken. Noch nie im Leben hatte Ginny sich so wehrlos gefühlt wie in diesem Moment, als das Serum nach und nach in ihre Speiseröhre rann und sie genau wusste, was man mit ihr vorhatte.

Die Anwesenheit des Zaubereiministers im Gerichtssaal war daher keine Überraschung mehr gewesen. Geschickt hatte er seine Fragen so zu formulieren verstanden, dass es ihr unmöglich gewesen war, etwas davon einfließen zu lassen, was sich wirklich in Godrics Hollow zugetragen hatte. Die unvermeidliche Frage nach dem Todesfluch hatte Ginny zu einem Ja gezwungen. Dass Pennington dann aber noch Harry ins Spiel gebracht hatte, war ein Schock gewesen. Der Zwang, seinen Namen preisgeben zu müssen, hatte Hass und Entsetzen in Ginny emporlodern lassen, denn ihr war klar, dass sie damit ihren Freund zum Abschuss freigab...

Unwillkürlich wallten Tränen in Ginnys Augen auf. Obwohl ihre Augen von der erneuten Benetzung mit der salzhaltigen Flüssigkeit brannten, ließ sie sie gewähren. Die Angst, dass man ihn ebenfalls verhaftet und zu Azkaban verurteilt hatte, war kaum zu ertragen. Mit ungeheurer Willenskraft zwang sie ihre Gedanken daher in eine andere Richtung. Wer steckte hinter ihrer Inhaftierung und dem ganzen inszenierten Prozess? Es war unwahrscheinlich, dass alles allein auf Pennington zurückzuführen war.

Was war das Ziel? Hatte man sie ergriffen, um an Harry heranzukommen? Um den Zauberer auszuschalten, der in den Augen vieler Magier durch seinen Sieg über Voldemort noch immer ein Held war? Und wenn ja, weshalb? Wie brisant musste ein Vorhaben sein, wenn allein Harrys freiheitliche Existenz eine Gefahr bedeuten würde? Und hatte man es dann auch auf Ron und Hermine abgesehen?

Kalter Schweiß sammelte sich zwischen Ginnys Schulterblättern. Wie es aussah, würde sie einen langen Atem haben müssen. Sie schluckte angesichts der Sorge, welche Hölle die Zukunft für sie und vielleicht auch für ihre Liebsten bereithalten würde. Reglos starrte sie auf den felsigen Boden unter der Pritsche und weigerte sich vorzustellen, dass sie hier tatsächlich in absehbarer Zukunft nicht mehr herauskommen würde. Eine Unendlichkeit von Dämmerung und Dunkelheit, von Isolation und von dem Terror ihrer schmerzhaftesten Erinnerungen vor Augen...

Ein minutenlanges Zittern durchfuhr sie, begleitet von einem hektischen Keuchen. Hastig riss sie ihre Hände vor den Mund, um die ausgestoßene Luft wieder einatmen zu können. Einen Moment später traf sie die Erkenntnis, dass nicht nur sie unter diesem permanenten Zustand leiden würde, sondern vor allem ihr ungeborenes Baby!

Sie hatte sich in den letzten Tagen damit Mut gemacht, dass wiederholt auftretende Angstzustände keinen schädigen Effekt auf ihre Schwangerschaft haben würden. Waren nicht auch Ron und Fred und George in einer Zeit größtmöglicher Gefahr zur Welt gekommen? Aber die nun zu erwartende Dauerhaftigkeit der sich wieder und wieder in ihrem Kopf abspielenden Horrorszenarien ließ Ginny eine Fehlgeburt befürchten.

Es war daher nicht der richtige Augenblick für Widerstand und Stolz. So sehr es Ginny auch widerstrebte – jetzt musste sie um mildernde Umstände bitten, zur Not betteln. Sie ließ die Decke von ihren Schultern gleiten, stand auf und trat auf die Holztür zu, wo sie ihr Gesicht an die runde Aussparung drückte. Der Korridor war noch von einem funzeligen Licht beleuchtet und wie immer menschenleer.

Ginny schluckte mühsam und gab sich dann einen Ruck. Mit den Fäusten hieb sie gegen die Tür, bis ein dumpfes Pochen ertönte.

„Hallo? Ist da jemand?"

Sie rief es mehrfach, mit wachsender Lautstärke. Auch wenn sie sich des Geräuschhemmzaubers bewusst war, vermutete sie, dass ihre Zelle mit einem Überwachungszauber versehen war und daher übermittelt wurde, mit welcher Intensität sie was sie tat.

„Hallo?"

Ihre Hände begannen von den Schlägen zu schmerzen. Entschlossen nahm sie ihre Fersen zu Hilfe und trat damit gegen die Tür, was den Lärm noch verstärkte. Dennoch ließ sich weiterhin niemand blicken. Mit wachsender Verzweiflung griff Ginny schließlich zu dem letzen Mittel, das ihr zur Verfügung stand:

„Hilfe! Hilfe!"

Sie wiederholte es unzählige Mal, bis ihre Stimme so heiser wurde, dass sie kaum noch einen Ton hervorbrachte, und sie zu realisieren begann, dass niemand nach ihr schauen würde. Komplett erschöpft sank die junge Hexe am dem rauen Holz entlang zu Boden und verbarg das Gesicht in ihren Händen. Denn alles, was sie umfing, war unverändert eine gnadenlose Stille.

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Meine Lieben, ich hoffe, die Schilderungen waren erträglich.

Harrys Sorgen um Ginny sind nicht unberechtigt. Hier ist dringend etwas zu unternehmen, würde ich sagen... 

Bei allen Fortschritten, die es in den letzten Jahren gegeben hat, haben die Verantwortlichen offenbar nicht so genau in Richtung Nordsee geschaut. So ein Gefängnis ist einer (angestrebten) liberalen Gesellschaft gewiss nicht würdig.



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