Abrupt stand Hermine auf. „Wir müssen unbedingt mit Harry sprechen! Er muss wissen, was hier gerade passiert! Ich schicke Tarryn gleich noch einmal eine Eule!"
Ron sah das als Signal, nun ebenfalls aufzustehen. Es war gut, gleich hierhergekommen zu sein. Hermine würde eine Lösung finden! Das tat sie immer.
Die Emotionen, die noch bei der Ankunft in ihm getobt hatten, waren nur noch gedämpft zu spüren und hielten die Sorge um seine Schwester auf Abstand. Sie würden zusammen einen Plan schmieden. Aber morgen. Denn im Moment fühlte sich sein Gehirn an, als wäre es aus Watte.
„Ich mach... mach mich aufm Weg sssummmmm..." – Ron riss sich zusammen – „...ssum Fuchsbau." Er machte Anstalten, die Küche zu verlassen. Doch ein plötzliches Stolpern ließ ihn hastig nach dem Türrahmen greifen.
„Ron, um Himmels willen!" Hermines entschlossenes Gesicht tauchte vor ihm auf. „So kannst du doch nicht apparieren!"
„Keinnnn... Po...bleeeem", widersprach Ron und schüttelte den Kopf, was ihm erneut einen Schwindel verursachte. Hermine schüttelte mitleidig den Kopf.
„Sie nicht albern, Ron. Du kannst hier schlafen."
„Aber du hass nur ein... Betttt", stellte Ron mit einem Blick in Richtung Schlafzimmer fest.
„Aber noch ein Sofa."
Dann war Hermine plötzlich fort. Und Ron ließ sich auf das Polster fallen und sank in die Kissen, die sich angenehm weich auf seiner Haut anfühlten. Geborgen.
„Hier!"
Etwas Weiches landete auf ihm. Eine Decke. Mit einer fahrigen Bewegung zog Ron sie hoch zu seinem Kinn, ohne zu realisieren, dass seine Füße freiblieben. Ein Ruck ging durch seinen Körper und Ron ächzte leise. Dann schüttelte es ihn ein zweites Mal.
„Ey, Mine..."
Mit unstetem Blick sah er zu seiner Freundin hin, die seine Turnschuhe neben das Sofa stellte und dann die Decke auch über seine Füße breitete.
„Gute Nacht, Ron."
Ein merkwürdiger Ton begleitete ihre Worte, aber Ron war zu benebelt, um diesen analysieren zu können. Wie von selbst fielen ihm die Augen zu und er spürte weiche Wolken um sich herum, die ihn einlullten und alles Unschöne von ihm fernhielten...
Aus der Ferne kam ein Licht auf ihn zu, wie die über dem Ozean aufgehende Sonne und er fühlte sich getragen von dieser Helligkeit, die ihn wohlig seufzen ließ. Wie Nebel löste sie sich schließlich auf und enthüllte eine Lichtung im Wald. Er lag auf dem Boden und blickte auf die in den Himmel wachsenden Bäume, ein changierendes Meer aus Blau, Grün und Braun. Das sich unversehens in ein Paar braune Augen verwandelte, die ihn mit Wärme zu betrachten schienen. Bis auch diese verschwanden und er an gar nichts mehr dachte...
Ein lautes Klopfen an der Tür ließ Ron erschreckt hochfahren. Verwirrt sah er umher, bis ihm klar wurde, wo er sich befand. Hermine hatte sich bereits einen dünnen Umhang über das Schlafshirt geworfen und eilte durch die Stube in den Flur. Es durchfuhr Ron wie ein Blitz, er sprang vom Sofa und folgte ihr.
„Revelinio", intonierte Hermine hastig und ein über ihnen schwebendes, schemenhaftes Bild enthüllte den Besucher vor Hermines Tür, ein Ron unbekannter Mann mit langen Locken in unauffälliger Muggelkleidung. Auf seiner Brust prangte jedoch ein unverkennbares Emblem. „Auror", flüsterte Hermine und warf Ron einen angespannten Blick zu.
„Miss Granger?", drang eine tiefe, sympathisch klingende Stimme durch die Tür hindurch.
Mit einer Haltung, als hätte sie einen Besen verschluckt, zog Hermine die Tür auf und starrte den Besucher mit einer Mischung aus Hoffnung und Vorsicht an.
„Darf ich hereinkommen?", fragte der Auror überaus höflich und trat auf Hermines stummes Nicken hin über die Türschwelle, während er den Korridor einer raschen Beobachtung unterzog. Einen kurzen Moment lang verweilte sein Blick auf Ron. Dem entgeht nichts, dachte Ron leicht fasziniert. Würde ihnen der Auror etwas darüber sagen, wo sich Harry befand und wann er zurückkommen würde?
Überrascht stellte Ron fest, dass Hermine den Besucher lediglich mit vor der Brust verschränkten Armen betrachtete, ohne ihn in die Stube zu bitten.
„Brian Featherton, Miss Granger. Von der Division Central London." Er reichte ihr mit einem einnehmenden Lächeln seine Hand, die Hermine verhalten ergriff. „Und Sie müssen Ronald Weasley sein." Auch die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Rons Ungeduld wuchs. Nun rede schon! Hermine war die Erste, die sich nicht mehr zurückhalten konnte.
„Haben Sie eine Nachricht von Mr. Potter?", fragte sie und nur wer Hermine gut kannte, konnte das leichte Zittern ihrer Stimme vernehmen.
„Genaugenommen wollte ich das Sie fragen, Miss Granger. Sie beide...", der Auror streifte Ron mit einem Blick, „...sind ja gut mit Mr. Potter befreundet, wie man weiß."
Unvermittelt verhärteten sich Hermines Züge. „Mr. Potter ist auf einem Auslandeinsatz, wie Sie wissen dürften."
Ihre rechte Hand krallte sich in den Umhang, der ihr schief über der Schulter hing. Auch Brian Featherton entging dies nicht. Mit samtweicher Stimme erläuterte er:
„War, Miss Granger, war. Seit gestern ist er dort verschwunden. Zu Hause ist er jedoch nicht aufgetaucht. Wir nehmen daher an, dass er sich auf den Weg zu Ihnen gemacht hat."
Seine Konzentration war nun voll und ganz auf Hermine gerichtet, deren Gesichtsausdruck ihre Fassungslosigkeit nicht verhehlte.
„Sie beschatten Harrys Haus?"
„In Anbetracht der Umstände tun wir das, ja", gab der Auror gelassen zu.
„Was für Umstände?", brach es aus Ron heraus.
Der Blick des Auroren wanderte zu Ron hinüber und wieder zurück zu Hermine.
„Sie werden verstehen, dass wir ihn zum Mord an Miss Fawcett befragen müssen. Denn wie es aussieht, befand er sich die ganze Zeit am Ort des Geschehens." Er sah noch einmal zu Ron hinüber und schob dann ein „Unschöne Geschichte" hinterher, wobei er kurz den Blick senkte.
Hermine starrte Brian Featherton zornig an. „Sie wollen Harry nicht als Zeuge befragen. Sie wollen ihn der Mittäterschaft überführen", konstatierte sie aufgebracht.
Zu Rons Überraschung und gleichzeitiger Empörung leugnete Featherton es nicht. Ohne auf die feindseligen Blicke der beiden Magier zu reagieren, stellte er sachlich fest:
„Es ist bemerkenswert, dass sich auch Mr. Weasley gerade bei Ihnen befindet. Und hier offenbar die Nacht verbracht hat. Scheint mir fast, als sei das Goldene Trio hier versammelt."
Er kniff die Augen ein wenig zusammen und fixierte Hermine scharf. „Befindet sich Mr. Potter gerade bei Ihnen, Miss Granger? Ich würde mich gern einmal umsehen..."
Hermines Gesicht wurde erst blass und nahm dann eine rötliche Farbe an.
„Wenn es so wäre, dann würde ich es Ihnen gewiss nicht auf die Nase binden", fauchte sie. Ihr zerzaustes Haar stand wie elektrisiert ein wenig ab und ihre Augen schienen Funken zu sprühen „Und Sie haben nicht das Recht, meine Wohnung zu durchsuchen."
Featherton zuckte nur mit den Achseln und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Es war mir schon klar, dass Sie Ihre Rechte kennen, Miss Granger."
Seine Bemerkung ließ nicht erkennen, ob er der bekannten Hexe dieses Wissen generell zutraute oder annahm, dass sie es sich für genau diese Situation angeeignet hatte. Hermine richtete sich erneut kerzengerade auf und kommentierte mit solch eiskalter Verachtung, wie Ron es noch nie von ihr vernommen hatte:
„Sie sollten sich schämen, gegen ihre eigenen Kollegen vorzugehen!"
„Sie wissen, dass wir dem Ministerium unterstehen, Miss Granger", erwiderte Featherton mit dieser unerschütterlichen Ruhe, die Ron mehr gegen ihn aufbrachte, als es ein barscher Ton vermocht hätte. „Wir tun nur unsere Pflicht."
Was für eine faule Ausrede! Wenn bloß Kingsley noch am Leben wäre... Mit einem beinahe bedauernd klingenden Tonfall fügte der Auror hinzu:
„Und ich fürchte, Miss Weasleys Worte sprechen für sich."
„Weil Sie die Wahrheit nicht sehen wollen!", erwiderte Hermine schroff und stemmte die Hände in die Hüften. „Und nicht hinter den äußeren Schein schauen. Verschwinden Sie aus meiner Wohnung!"
„Das werde ich", erwiderte Featherton ruhig. „Aber lassen Sie es sich gesagt sein, Miss Granger, und Sie auch, Mr. Weasley: Wenn Sie einer gesuchten Person irgendwelche Unterstützung gewähren, machen Sie sich strafbar. Ich warne Sie nur einmal. Informieren Sie uns daher sofort, falls sich Mr. Potter bei Ihnen meldet."
Er wandte sich um und öffnete die Eingangstür.
„Erst wenn die Hölle zufriert!", entgegnete Hermine heftig.
Mit einem Ruck drehte sich der Auror zu ihnen zurück, die dunklen Augenbrauen eng zusammengezogen.
„Seien Sie vorsichtig, Miss Granger", gab er mit Nachdruck zurück. „Sie spielen mit dem Feuer."
Er warf Ron einen warnenden Blick zu. „Halten Sie ihre Freundin von unbedachten Äußerungen ab!"
Einen Wimpernschlag später war er verschwunden.
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Hallo ihr Lieben, ich würde gern mal wissen, wie das Verhältnis Hermine - Ron auf euch wirkt, die ja inzwischen hin und wieder aufeinandertreffen. 🙂 Wenn ihr mögt, schreibt mir gern eure Gedanken.
Und was haltet ihr von dem Auroren Featherton?
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