Kapitel 28.2
Sie schien bei seiner Ankunft eine regelrechte Panikattacke bekommen zu haben. Dass es so schlimm war, war wirklich nicht abzusehen gewesen. Sie war zwar vergiftet worden, doch dass sie nun erwartete, dass man ihr in der Nacht auflauerte ... Zumindest erklärte das die Tatsache, dass sie bei ihren Treffen oft in seinen Armen eingeschlafen war.
»Es tut mir leid, ich hoffe, ich habe dich nicht verletzt.«
Vorsichtig schloss Kaden die Augen und legte müde den Kopf in den Nacken. »Nein, alles gut«, erwiderte er nur schluckend. Natürlich würde er ihr nicht sagen, dass ihm die Pflanzen fast schon die Luft abgeschnürt hatten. Das würde ihr nur noch mehr Sorgen bereiten. Doch hätte sie ihn nicht erkannt, wäre er wohl innerhalb kürzester Zeit erstickt, wie in den Fängen einer Schlange.
Er hatte wirklich nicht erwartet, dass Lilitha zu so etwas in der Lage war. Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob sie das beabsichtigt hatte. Wenn sie ihn hätte fangen wollen, hätte sie doch sicher dafür gesorgt, dass er Luft bekam und nicht starb.
»Wie war dein Tag?«, murmelte sie, da sie sich ein wenig mit ihm unterhalten wollte, auch wenn sie müde war. Ob sie sich wohl ins Bett, oder in die Sitzecke verziehen konnten? Da war es gemütlicher.
Kaden unterdrückte ein schwaches Auflachen. Immerhin war es ein ziemlich plötzlicher Themenwechsel, doch Lilitha wollte wohl nicht darüber sprechen und das war in Ordnung für ihn. Allerdings musste er bei eben dieser Frage auch wieder an den vergangenen Tag zurückdenken.
»Nun, er verlief recht ruhig«, antwortete er ausweichend und hielt in seiner Bewegung inne, wodurch seine Hand ruhig auf Lilithas Schulter zum Liegen kam.
»Das ist schön«, murmelte sie gegen seine Brust. »Meiner war ... nervenaufreibend«, erklärte sie und suchte nach den richtigen Worten. Sie wollte das Thema nicht unbedingt jetzt anschneiden, dazu war sie zu müde. Zumindest nahm sie das als Ausrede für sich selbst, denn eigentlich hatte sie eher Angst es Kaden zu erzählen. Ob er wütend werden würde? Sie hoffte wirklich, dass dem nicht so sein würde.
»Was du nicht sagst«, erwiderte dieser ironisch und öffnete wieder die Augen, um Lilitha anzublicken.
Diese hob nun auch den Blick und sah ihn fragend an. Warum sagte er das so? Was meinte er denn damit? Vielleicht nahm er ihre Probleme nicht als solche, oder hatte er sich denken können, dass es im Harem Probleme gab? Lilitha konnte es nur schwer sagen, weshalb sie hoffte, von Kaden eine Antwort zu erhalten.
»Du hast mich immerhin mitten in der Nacht angesprungen ...«, erklärte er und versuchte die Situation somit herabzuspielen, auch wenn es durchaus ein Problem darstellte, dessen war er sich bewusst.
Kadens Wortwahl zauberte ihr tatsächlich ein leichtes Lächeln auf die Lippen, ehe sie sogar ein wenig rot um die Nase wurde und beschämt ihren Kopf wieder an seiner Brust vergrub. »Ich bin sehr schreckhaft«, verteidigte sie sich leise.
Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, während er fest die Arme um Lilitha schlang und sie an sich drückte. »Wie lange ist das schon so, dass du nicht schlafen kannst?«, fragte er leise murmelnd und vergrub das Gesicht in ihren Haaren, um ihren Duft zu genießen.
»Seitdem ich zurück im Harem bin«, erklärte sie flüsternd. »Ich dachte damals, das wäre nur die Aufregung und habe mir einen Schlaftrank gemacht. Aber der hat mit der Zeit nicht mehr gewirkt und ihn zu verstärken ist nicht gut für den Körper«, fügte sie leise und ein wenig ertappt hinzu. Sie hatte ihm nichts sagen wollen, denn Kaden hatte schon genug zu tun. Sie wollte ihm keine Last sein.
»Du hättest es mir erzählen sollen«, antwortete er besorgt und schien alles andere als begeistert, von dieser Nachricht.
»Ich wollte dich nicht beunruhigen«, sagte sie. »Du hast doch schon genug um die Ohren. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich die Panik so zuspitzt«, erklärte sie sanft und hoffte, dass er nicht zu sauer auf sie war.
Langsam, doch mit einer gewissen Botschaft schob er sie ein Stück weit von sich, um sie ernst anblicken zu können. »Verschweigst du sonst noch etwas vor mir?«, fragte er geradezu lauernd.
Lilitha wich seinem Blick aus. Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um es Kaden zu erklären, doch sie traute sich nicht wirklich. »Ich ähm ...«, stammelte sie, fasste aber doch den Mut. »Mir ist dein Name rausgerutscht«, murmelte sie entschuldigend und blickte ihn versöhnlich an.
Verständnislos runzelte er die Stirn und schüttelte leicht den Kopf, als hätte er etwas vollkommen anderes erwartet.
»Was?«, fragte er nach und löste seinen Griff von ihr.
Sie seufzte. »Ich habe mich verplappert und deinen Namen erwähnt«, wiederholte Lilitha, doch sie würde sicherlich nicht erzählen, was für ein Chaos dadurch entstanden war. Das würde sie selbst irgendwie klären. Aber zumindest hatte sie es Kaden erzählt.
»Wovon sprichst du da? Meinst du etwa im Harem?«, versuchte er sich die Frage selbst zu beantworten, auch wenn er noch immer sehr irritiert wirkte.
Sie verzog die Lippen. »Ja, Laura hat mich in den Hamam gezerrt und mich durchlöchert, was ich gemacht habe und dabei ist mir dein Name rausgerutscht. Ich habe nicht mitbekommen, dass wir von Frauen förmlich umringt waren«, versuchte sich Lilitha irgendwie zu erklären, weil sie einfach nicht wusste, wie sie es sagen sollte.
Kadens Blick klärte sich minimal, doch schien noch immer zu rätseln. »Soll das heißen, der Harem kennt jetzt meinen Namen?«, wiederholte er wenig begeistert, doch schien die ganze Situation erst einmal verstehen zu wollen.
»Das ist etwas, wo ich mir nicht sicher bin. Ich glaube nicht, dass sie den Namen mit dir in Verbindung gebracht haben«, gestand sie leise, aber auch ein wenig rätselhaft. Sie wollte ihm nichts Genaueres sagen. Auch wenn sie nicht wusste, warum.
Erwartungsvoll hob Kaden die Brauen und wartete anscheinend auf eine finale Antwort von Lilitha. Was war nur geschehen, dass sie nun so in Rätseln sprach? »Sagen wir, es ist kompliziert. Laura macht es nicht unbedingt einfacher und es gehen Gerüchte herum«, seufzte sie, fügte jedoch nichts weiter hinzu. Was sollte sie auch sagen? Dass sie dem Highlord, mit Kaden fremdging? Das würde geradezu absurd klingen, selbst in ihren eigenen Ohren. Immerhin war es das auch.
Kaden seufzte und erhob sich, indem er sich am Bett abstützte. Frustriert rieb er sich über das Gesicht und begann zerstreut im Raum auf und abzulaufen.
Lilitha beobachtete ihn nachdenklich und erhob sich schließlich auch, setzte sich aber auf ihr Bett. »Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt, denn nun schien sie ihm tatsächlich Sorgen gemacht zu haben. Auch wenn sie das nicht wollte. Abrupt hielt Kaden inne, als hätte er vergessen, dass sie überhaupt im Raum war und blickte überrascht zu ihr. Sie saß seelenruhig, mit im Schoß gefalteten Händen, auf dem Bett und blickte ihn mit großen goldenen Augen an.
Ergeben ließ Kaden die Schultern hängen, als er ausweichend ihren Blick mied. »Ja, alles in Ordnung«, murmelte er ein wenig beschämt und schien unschlüssig, was er nun tun sollte.
Lilitha erhob sich und trat auf ihn zu, um ihn von hinten zu umarmen und ihre Wange an seinen Rücken zu schmiegen. »Komm zu mir ins Bett«, bat sie, in der Hoffnung, dass er ein wenig ruhiger wurde. Sie wusste nicht, was ihn bedrückte und wenn er es ihr nicht sagen wollte, war das in Ordnung. Dann würde sie eben das tun, was sie konnte. Er schien reichlich angespannt zu sein und das, obwohl er gesagt hatte, sein Tag wäre ruhig verlaufen.
Sanft strich Kaden über Lilithas Arme, als er diese vorsichtig von sich löste, um sich zu ihr umzudrehen und ihr Gesicht in die Hände zu nehmen. Lilitha ließ es zu und blickte abwartend zu ihm auf. Seine Hände an ihren Wangen gaben ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Sie hatte es vermisst, ihm so nahe zu sein. Dabei war es eigentlich gar nicht so lange her gewesen. Und doch fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit.
»Tut mir leid«, hauchte er leise und berührte kurz, aber zärtlich Lilithas Lippen mit seinen, ehe er sich von ihr löste und sie an der Hand zum Bett führte.
Lilitha hätte den Kuss gern noch vertieft, aber es war spät und sie beide waren wohl erschöpfter, als sie zugeben wollten.
Kaden schlug die Bettdecke zurück, richtete die Kissen und zog Lilitha dann in seine Arme. Ein Gefühl, auf das sie seit Tagen gewartet hatte.
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