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Kapitel 8.3

Irgendwie war Lilitha dankbar dafür, dass sie einer Arbeit nachgehen konnte, somit musste sie ihn wenigstens nicht direkt ansehen und musste auch nicht ängstlich in der Gegend rumstehen. Einfach in der Stille zu warten und nichts tun zu können, war oft schlimmer, als einer tatsächlichen Arbeit nachzugehen. Wenigstens hatte ihr Verstand dann nicht so viel Zeit, in grausame Vorstellungen abzuschweifen. Wobei ihr im Moment auch eher die Frage durch den Kopf ging, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er mit seinen Fingern über ihre Haut fuhr. Auch sie selbst hatte das Bedürfnis, den Schwamm gegen ihre Hand auszutauschen und ihn zu berühren. Allerdings hielt sie sich zurück. Sie sollte wirklich aufhören, sich derlei Dinge vorzustellen.

»Dann hast du ja richtig Glück«, seufzte er erneut und legte mit geschlossenen Augen den Kopf nach hinten. »Der erste Mann, den du nackt siehst und berührst, ist der Highlord persönlich«, erklärte und schien die Massage zu genießen.

Lilitha gab ein leises Schnauben von sich, konnte sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge beißen, um keinen Kommentar über seine Selbstverliebtheit von sich zu geben. Das würde ihr nur Ärger einhandeln. Also führte sie stumm ihre Arbeit aus und beendete die Wäsche, indem sie ihm erneut einige Eimer Wasser über die Schultern kippte. Möglicherweise stellte sie sich diesmal sogar absichtlich etwas ungeschickt an, ob seiner Dreistigkeit.

»Wünscht Ihr auch, dass ich Euer Haar wasche?«, fragte sie vorsichtig.

»Hm?«, machte der Mann, als wäre er gerade erst aufgewacht und wandte seinen verschlafenen Blick zu Lilitha um. »Ja, ich denke, so viel Zeit wird noch sein«, willigte er ein und gähnte herzhaft. Dieses Gähnen und seine verschlafene Art machten ihn irgendwie menschlicher. Normaler. Er wirkte auf einmal nicht mehr, wie der kalte Herrscher, sondern wie ein Mann. Ein müder Mann.

»Lehnt Euch bitte ein Stück zurück, damit ich Euch das Wasser nicht in die Augen und übers Gesicht kippe«, sagte Lilitha kleinlaut und versuchte daran zu denken, wo und mit wem sie hier war. Doch das war nicht so leicht. Selbst, als ihr Bauch ein knurrendes Geräusch von sich gab und ihr symbolisierte, wie spät es eigentlich war. Chiana wäre wahrscheinlich schon im Bett und Lilitha könnte sich jetzt um ihre Bedürfnisse kümmern.

»Ich bestelle dir etwas zu essen, wenn du fertig bist«, nuschelte er fast schon im Halbschlaf. Auch wenn sein Blick nun eigentlich direkt zu Lilitha empor ging, hatte er doch die Augen zu, wofür sie auch reichlich dankbar war. Es war noch dazu eine Möglichkeit ihn zu betrachten, ohne dass er etwas merkte.

»Es ist nicht richtig, dass ihr Euch diese Mühe macht«, sagte sie und fühlte, ob das Wasser im Eimer die richtige Temperatur hatte, ehe sie es vorsichtig über das Haar des blonden Mannes laufen ließ. Es war wirklich schönes Haar. Seidig, weich, golden und glänzend.

Lilitha griff nach einer Lotion, die ihrer Meinung nach gut roch und perfekt zu diesem kalten, eingebildeten, hochnäsigen Mann passte. Nach ihrer Meinung passte der Geruch von Pfefferminze und Menthol sehr gut zu ihm. Es hatte einen kalten, kühlen Duft.

»Ich bestehe darauf. Ich habe außerdem keine Lust, dass du einen Hungertod stirbst«, erklärte er und genoss die kleine Kopfmassage sichtlich, die Lilitha ihm bot. Ihre Finger waren feingliedrig, hatten aber Kraft. Viel mehr als zu Beginn ihrer Ausbildung.

»Wie Ihr wünscht«, war die einfache Antwort, auch wenn Lilitha nicht wusste, ob sie überhaupt etwas würde essen können. Sie war noch immer unglaublich nervös. Am besten, sie brachte das hier hinter sich. Erneut griff sie zu einem Eimer und entleerte ihn vorsichtig über den blonden Haaren.

Selbst wenn Wasser in die braunen Augen des Mannes laufen würde, wäre das nicht so schlimm, denn die Haarwäsche, die sie benutzt hatte, brannte nicht in den Augen. Sie wurde normalerweise auch nicht als Haarwäsche genutzt.

Nachdem die Haare mehrere Male gut durchgespült wurden, stellte Lilitha den Eimer zur Seite und holte ein Handtuch, um ihren Gebieter vorsichtig abzutupfen und so zu trocknen. Stillschweigen. Nur die tapsenden Schritte der Rothaarigen hallten immer wieder durch den Raum. Sie wickelte mit abgewandtem Blick ein Handtuch um seine Hüften, als er es schon ihrem Griff entnahm und die Tür zum Schlafzimmer öffnete.

»Wasch dich auch. Benutz meinetwegen, was du möchtest. Ich gehe so lange etwas zu essen besorgen«, erklärte er und streckte sich nochmals, bevor er die Tür schloss und Lilitha allein ließ. Diese blickte ihm hinterher und war reichlich unschlüssig, was sie nun tun sollte.

Schließlich löste sie den Haarknoten und ihre roten Wellen glitten über ihre feuchte Haut. Schnell schüttete sie sich einige Eimer Wasser über und nutzte dann ein Öl, das nach Erdbeeren roch, für ihren Körper und ihre Haare.

Alles in allem dauerte es nicht lange und bevor sie das Bad verließ, zog sie sich das weiße Unterhemd wieder über. Immerhin wollte sie nicht nackt in seine Räume. Doch mit ihren alten Sachen schien es auch nicht passend zu sein. Diese waren dreckig und auch recht feucht geworden.

Der Highlord saß bereits auf einem Sofa, das stellenweise mit edlen Stoffen bestückt war. Davor ein eleganter Glastisch mit Holzrahmen, auf dem mehrere Tabletts standen, voll mit Resten des Abendmahls.

»Greif zu«, erklärte er und lehnte sich zurück in die Polster. Noch immer halb nackt, nur in ein Handtuch gewickelt.

Lilitha blieb unsicher stehen und besah sich das Essen. Dabei ließ der braune Blick des Blonden keine Sekunde von ihr ab.

Mit einer Bewegung kniete sie sich vor den Tisch, sodass sie ihm gegenübersaß.

»Vielen Dank, Mylord«, murmelte sie leise und griff nach einer kleinen Fleischpastete. Ihr Blick dabei auf den Teller gerichtet, doch sie konnte durch die Tischplatte hindurch seine nackten und muskulösen Beine sehen. Sie war so in ihr Starren vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie er ihr Handgelenk mit der Pastete in die Hand nahm und sie in ihren Mund bugsierte.

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