Kapitel 6
»Steh auf«, befahl der Highlord bestimmt und Lilitha tat wie ihr geheißen.
Sie erblickte kurz Chianas besorgte Augen und ihren Brustkorb, der sich unregelmäßig hob und senkte. »Herzlichen Glückwunsch zu Eurer neuen Kammerzofe«, fügte er schon fast sarkastisch hinzu und trat wieder nach vorne, um neben der Schwarzhaarigen herzulaufen. Diese folgte ihm, während sie die Lider senkte und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
»Ihr habt wirklich einen eigenartigen Sinn für Humor«, bemerkte Chiana und drehte sich kurz beim Laufen um, um Lilithas Hals zu begutachten.
Es war das gelbe Halsband, das die Dienstmädchen kennzeichnete. Allerdings war bei diesem hier ein kleiner Stein eingearbeitet, der Lilitha als Chianas Eigentum kenntlich machte. Jeder Diener würde wissen, dass die Rothaarige nur für Chiana zuständig war.
»Vielleicht solltet Ihr das Mädchen zu einer anderen Dienerin in die Lehre schicken. Dann müsst Ihr Euch nicht selbst mit ihr befassen«, schlug plötzlich der Mann vor, der bisher immer stumm hinter ihnen hergelaufen war. Seine Stimme war rau und das Haar bereits an den Seiten leicht grau. Auch die Haut war von leichten Altersflecken gekennzeichnet.
Sergej war der Vertraute des Highlords und dazu auch ein guter Freund, wenn man es so nennen wollte.
»Das wäre tatsächlich eine gute Idee. Ich werde es in Erwägung ziehen«, bestätigte Chiana und drehte sich wieder zurück nach vorne.
»Du traust dir scheinbar gar nichts mehr zu, Chiana. Oder bist du dir einfach zu fein geworden?«, höhnte der Highlord und hob die Augenbrauen, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Die Favoritin jedoch hielt dem Blick stand und lächelte.
»Man wird bei Euch leicht verwöhnt und gibt sich der Faulheit hin«, war die Antwort, die den Highlord schmunzeln ließ. Lilitha verdrehte innerlich die Augen. Sie hatte nichts davon und sie konnte sich vorstellen, dass auch die Favoritin aufpassen musste. Denn wenn sie abgesetzt wurde, konnte auch sie sehr leicht aussortiert werden. Zumindest war sich Lilitha da sehr sicher, aber aktuell schien sie ihre Privilegien zu genießen. Auch wenn sich Lilitha nicht vorstellen konnte, dass man die Gesellschaft dieses Mannes genießen konnte. Er war zwar wirklich gutaussehend, aber sein Charakter ließ zu wünschen übrig. Er war so hochnäsig und schien Spaß daran zu haben, andere zu demütigen. Etwas, das bei Lilitha auf Abneigung stieß.
Die Ausbildung zu einem Dienstmädchen schien schon mit sehr vielen Flüchtigkeitsfehlern verbunden zu sein, doch die Aufgaben einer Kammerzofe waren sogar noch komplexer.
Weiche nie deiner Gebieterin von der Seite. Du musst für sie vorkosten und sie vor Konkurrentinnen beschützen. Sei immer darauf bedacht, dass sie über dich entscheidet. Verärgere sie nicht und stimme ihr immer zu. Und noch viele weitere Regeln, die bloß auf verbalem und mentalem Dienst basierten.
Dann kamen noch die körperlichen Aufgaben, von denen es auch reichlich gab. Zur Verbeugung, gab es ebenfalls einen Schwur oder eine Art Gelöbnis. Doch nicht jede Mätresse bestand auf ein solches.
Neben Prozeduren zur Vorbereitung gab es auch noch unterschiedliche Anlässe.
Festtagskleidung, Alltagskleidung, sowie erotische Gewänder für die Dienste im Schlafzimmer. Verschiedene Öle mit verschiedenen Gerüchen für unterschiedliche Anlässe.
Lilitha konnte sich nicht einmal ansatzweise alles merken und machte einen Fehler nach dem anderen. Und das wurde hart bestraft. Denn im Gegensatz zu Chiana war ihre neue Lehrerin, eine ältere Kammerzofe, eine wirklich gnadenlose Frau. Jeder Fehler, den Lilitha machte, wurde sorgfältig notiert und bestraft. Stundenlanges Knien in grobem Salz, oder Stehen waren die angenehmsten Strafen.
Am schlimmsten war für die Rothaarige der Schlafentzug, der sie darauf vorbereiten sollte, dass sie in der Lage war, am Morgen rechtzeitig zu erwachen. Denn wenn sie verschlief, durfte sie sich in der nächsten Nacht gar nicht erst zur Ruhe begeben, doch das sorgte nur dafür, dass ihr noch mehr Fehler unterliefen und sie es sogar schaffte, einige der teuren Öle zu verschütten. Ein Vergehen, was sie teuer bereute und ihr unterschiedliche Formen von Züchtigungen einbrachte.
Lilithas Rücken wies immer noch Striemen der Bestrafung auf und sie hoffte nur, dass es keine hässlichen Narben hinterlassen würde. Man schien darauf zu achten, dass man sie nicht entstellte. Scheinbar duldete der Highlord keine sichtbaren Misshandlungen an seinen Frauen. Auch nicht an den Dienerinnen. Was nicht hieß, dass man es nicht dennoch tat. So, dass es niemand sehen konnte.
Nun war es so weit, dass ihre Schonzeit vorüber war.
Chiana würde mit ihren Diensten zufrieden sein oder nicht. Sollte sie es nicht sein, musste sie sich selbst darum kümmern, Lilitha auszubilden. Eine Erkenntnis, die so erfreulich, wie auch erschreckend war. Womöglich würde sie sich die Mühe nicht mal machen, sie noch einmal auszubilden ... Lilitha wusste nicht, ob ihre vorherige Zofe wirklich hingerichtet wurde, oder ob es nur ein böser Witz war, doch irgendwohin musste sie ja gegangen sein. Und da der Highlord auch gesagt hatte, Chiana hätte ihre Zofe verschwinden lassen, sorgte das nur für noch mehr Unbehagen.
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