Kapitel 54.4
»Das kann nur die Zeit bestätigen«, sagte sie und wollte seinen Worten gern glauben, doch was war, wenn die Gefühle, die sie füreinander hatten, plötzlich verloren gingen? Wenn eine andere Frau auftauchte, die Kaden mehr faszinierte, als es Lilitha tat? So sehr faszinierte, dass er sie als seine Gemahlin nahm? Immerhin konnte er keine seiner Mätressen heiraten. Nicht, solange sie ihm keinen Sohn gebar. Und das würde noch lange nicht der Fall sein.
»Du weißt, dass ich dich liebe«, gestand er leise und küsste ihre Stirn liebevoll, während seine Arme ihre Taille fester umschlossen, als würde sie gleich wegrennen.
Tat er das? Vermutlich wusste sie, dass er so empfand, oder zumindest glaubte er bestimmt so zu empfinden. Doch tat er das wirklich? Und was noch wichtiger war, tat sie es? Konnte sie das, was sie beide hatten, mit dem vergleichen, was ihre Eltern hatten? War es ähnlich? Besaß es eine ähnliche Tiefe? Vielleicht. Lilitha wusste es nicht und würde die nächsten Wochen wohl damit verbringen, darüber nachzudenken.
»Und ich werde dich immer lieben, ganz egal, was passiert«, fügte er leise hinzu und schloss die Augen.
Er wollte ihr nah sein und sie nie wieder verlassen, auch wenn das hieß, dass sie seine Liebe nicht erwiderte. Er würde sie immer beschützen, koste es was es wolle. Sie hatte es geschafft, in der kurzen Zeit, in der sie hier war, seinen langweiligen Alltag zu etwas Glanzvollem zu machen. Zu etwas, das sein Leben lebenswert machte. Er hatte wieder Lust darauf bekommen zu reisen, oder auch einfach nur ein Abendessen zu genießen, weil es in ihrer Gesellschaft zu etwas Anderem wurde. Selbst der heiß begehrte Harem, der einen jeden Mann neidisch machte, interessierte ihn nicht mehr. Doch seit sie da war, auch schon vor ihrer Reife, hatte sie ihm neue Seiten gezeigt und ihm somit zu verstehen gegeben, wie viel das Leben doch noch für ihn bereithielt.
»Kann ich etwas tun, um dich glücklich zu machen?«, fragte er nun leise, da sie scheinbar nichts auf seine Worte zu antworten hatte.
»Komm heil wieder zu mir zurück. Dann werde ich glücklich sein«, murmelte sie und drückte sich an ihn, als wollte sie sich in ihm verkriechen, sodass er sie mitnehmen konnte.
»Gibt es nichts, was ich dir hierlassen kann, was dich ... beschäftigt?«, fragte er hoffnungsvoll und strich über ihren Rücken. Es brach ihm jetzt schon das Herz, sie so zu sehen und er fürchtete sich vor dem Moment, in dem er sich von ihr verabschieden musste.
»Nein, aber ich möchte, dass du etwas mitnimmst«, sagte sie leise. »Und du musst mir versprechen, es bei dir zu tragen. Immer«, flüsterte sie und blickte zu ihm auf in seine Augen, ehe sie hinzufügte: »Und ich möchte in deinem Bett schlafen, bis du wiederkommst. Darf ich das?«
Sichtlich überrascht blinzelte er einige Male, doch Lilithas Mimik blieb unverändert. »Ich werde mit Sergej sprechen, dass er dich bei mir einquartiert, während meiner Abwesenheit. Du kannst aber auch jederzeit zurück zum Harem oder in dein Gartenhaus«, erklärte er und drückte ihr seine Lippen auf die Stirn. »Was ist es, was ich mitnehmen soll?«, fragte er ein wenig misstrauisch und musterte sie eingehend.
»Ich will deinen Geruch um mich haben«, murmelte sie und ging nicht weiter auf die Frage ein. Es war noch zu früh, um es zu erklären. Ihr besonderes Geschenk brauchte noch ein wenig Vorbereitung und sie hoffte, dass sie damit rechtzeitig fertig werden würde.
Sicherlich war es nicht einfach eine Pflanze so zu präparieren, dass sie Kadens Zustand anzeigte, wenn er das Gegenstück bei sich trug. Doch ihre Mutter hatte es ihr erklärt. Es war nur die Frage, wie viel davon hängengeblieben war.
»Mach nur keine Dummheiten, in Ordnung?«, fragte er sicherheitshalber, da er das Gefühl nicht loswurde, dass irgendwas faul war. Er machte sich jetzt schon Sorgen um Lilithas Zustand. Doch das Einzige, was ihm blieb, war, die letzten Tage mit ihr zu genießen und ihr keine freie Zeit für Dummheiten zu lassen. Er würde Sergej den Extraauftrag geben, auf sie Acht zu geben. Sie sollte sich wohlfühlen, auch ohne seine Anwesenheit. Nur, ob das so einfach war, wusste Kaden nicht.
»Es wird eine Blume«, murmelte sie leise. »Durch diese werde ich wissen, wie es dir geht«, erklärte sie fast noch leiser.
»Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst«, seufzte er und schloss müde die Augen. Die Hitze des Gefechtes und der emotionale Ausbruch, den sie beide hatten, zerrte ganz schön an seinen Nerven.
Tief atmete er ein und genoss das Gefühl von Lilithas nacktem Körper, der an seinen gepresst war. Daran konnte er sich wirklich gewöhnen. Jeden Morgen mit Lilitha im Arm aufzuwachen schien fast schon ein ferner Traum zu sein, der geradezu greifbar wurde.
»Das kannst du leider nicht verhindern«, murmelte sie. »Es sei denn, du gehst nicht«, fügte sie hinzu und begann erneut mit ihren Fingern kleine Muster auf Kadens Brust zu zeichnen.
Er seufzte ergeben und ließ seinen Körper sich entspannen. »Sobald ich wieder da bin, werde ich die Reise einleiten und dann haben wir ganz viel Zeit für uns allein«, versprach er ihr mit rauer Stimme, streichelte entspannt ihren Rücken hinunter und über ihren Hintern.
»Hm«, murmelte Lilitha und kuschelte sich weiter an ihn. »Zeit für uns klingt gut«, sagte sie und spürte, wie auch ihr Körper langsam zur Ruhe kam und sie müde wurde.
Kaden lächelte träge bei der Vorstellung, wie sie beide gemeinsam durch das Land streiften und endlich, weg vom Harem, Zeit miteinander verbringen konnten. »Wir werden in die Dörfer gehen und alles erkunden. Gehen auf Feste und tanzen zusammen, ohne feindselige Blicke«, schwärmte er leise und gab sich der Vorstellung hin.
»Das wäre schön. Ich tanze so gern«, murmelte sie und zog eines der Farnblätter zu sich hinab, um sich damit ein wenig zuzudecken. Auch, wenn es hier im Gewächshaus wärmer war als draußen, war es vielleicht doch keine gute Idee nackt hier einzuschlafen.
Flüchtig öffnete Kaden die Augen und schielte zu Lilithas Geste. Mit einem schwachen Lächeln küsste er Lilithas Hals und löste sich dann kurz von ihr, um aufzustehen und einen Schrank zu öffnen, in dem mehrere Decken und Kissen lagen. Lilitha blieb am Boden liegen, drehte sich aber zu ihm um, um ihn mit ihren Augen anzublicken und zu beobachten. »Ich sehe, du hast mitgedacht«, murmelte sie ein wenig erschöpft und einfach zu faul, sich zu bewegen.
»Ich hab mir schon gedacht, dass du hier schlafen wirst ... irgendwann«, erklärte er und griff sich eine Decke, um den Schrank wieder zu schließen.
Noch während er die Decke entfaltete, drehte er sich zu Lilitha zurück und schüttelte diese aus, um sie auf Lilitha auszubreiten. »Und ich kann ja nicht zulassen, dass du frierst.«
Lilitha musste über die zärtlich hervorgebrachten Worte schmunzeln, ehe sie die Arme einladend hob. »Dann komm her und wärm mich«, sagte sie auffordernd und mit einem Lächeln auf den Lippen.
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