Kapitel 45.2
Was hatte er vor? Warum wollte er sie in seinem Zimmer haben?
Lilitha schluckte und erhob sich zittrig. Es war das Beste, wenn sie sich wusch, anzog und dann zum Frühstück ging, um nicht so lange nachdenken zu müssen. Es einfach hinter sich zu bringen, wäre wirklich die einfachste Lösung. Nicht daran denken, dass sie mit der letzten Nacht eine verschlossene Tür geöffnet hatte ...
Zittrig rang Lilitha nach Atem und schnappte sich ihren Morgenmantel, um sich darin einzuwickeln. Nein ... das würde er nicht. Sie hatten nicht miteinander geschlafen! Und er wusste scheinbar, dass sie unter Drogen gestanden hatte.
Mit aufgerissenen Augen trat sie wie paralysiert in das Bad, um sich zu waschen. Dort traf sie auf Chiana, die gerade sehr zufrieden mit sich aussah, als sie ihren Körper vorsichtig einölte.
Lilitha achtete nicht auf sie und versuchte sich einfach schnell zu waschen. Wer wusste schon, ob sie einfach nur einen schönen Traum hatte? Mehr wollte Lilitha sich gar nicht vorstellen, denn sie hatte so eine schleichende Ahnung, was Chianas gute Laune hervorrief. Und an den blonden Herrscher wollte sie im Moment erst recht nicht denken.
Schnell setzte sie sich auf einen Platz abseits von allen und begann mit eiligen Handgriffen ihren Körper zu reinigen.
»Lilitha.« Die Rothaarige zuckte heftig zusammen und ließ vor Schreck den Eimer Wasser fallen, als sie Chianas Stimme direkt neben sich vernahm. Mehr als euphorisch lächelte sie die Vampirin an, musterte sie jedoch gleichzeitig besorgt. »Hast du das Mittel?«, fragte sie flüsternd und verschwörerisch.
Erneut ein Zucken. »Na ja«, murmelte sie. Sie hatte es und das war auch der Grund, warum sie sich gerade so unwohl fühlte. »Es ist noch nicht einsetzbar. Warum fragt Ihr?«, wollte sie skeptisch wissen. Irgendwie gefiel ihr das ganz und gar nicht.
Chiana seufzte ein wenig enttäuscht, doch ließ sich ihre Freude nicht nehmen. »Weil der Highlord mich zu sich bestellt hat«, erklärte sie selbstzufrieden im Flüsterton.
Lilithas spürte den Knoten in ihrem Magen. »H... Heute?«, fragte sie unsicher. Das konnte doch nicht sein! Das war doch nicht möglich! Das würde er doch nicht, oder? Während das Herz der Rothaarigen immer schneller schlug, blickte sie Chiana fragend an und wartete auf eine Antwort.
»Ja, heute«, lachte die Hexe, als sollte das offensichtlich sein.
Lilitha schluckte mühsam und wusste nicht, ob sie schreien, lachen oder weinen sollte. Was war bloß los mit diesem Mann? Sie konnte ihn so schlecht einschätzen, dass sie schon Angst davor hatte, jetzt in seiner Gegenwart zu sein. Sie hoffte nur, dass er sie nicht gleichzeitig zu sich rufen ließ.
Gedanklich überlegte sich Lilitha, ob sie diese Gelegenheit nicht nutzen sollte. Wenn Chiana bei ihm war, könnte sie erneut versuchen wegzurennen. Doch ob das so eine gute Idee war?
Das letzte Mal, als sie erwischt worden war, war sie schließlich eingesperrt worden. Kein schönes Erlebnis. Aber wenn sie nicht erwischt wurde, würde man sie auch nicht einsperren.
Das jedoch warf eine noch viel schlimmere Frage auf. War sie bereit, Kaden für immer zu verlassen?
Wenn sie diesen Weg wagen sollte, dann würde sie ihn nie wiedersehen. Im Gegenteil. Vermutlich würde er sie jagen und finden. Und dann weiß Gott was, von ihr denken.
Am Ende dachte er noch, sie rannte weg, weil er sie am gestrigen Abend nicht genommen hatte. Lilitha schluckte erneut und versuchte sich an einem zittrigen Lächeln, das sie Chiana schenkte. »Das ist toll«, murmelte sie. Eine Lüge. Es war überhaupt nicht toll und sie war nicht bereit dazu Kaden zu verlassen!
Ein brennendes Gefühl kam in ihr auf, das jedoch alles andere als angenehm war. Sie wusste nicht, was es war, doch es gefiel ihr nicht.
Sie sollte sich freuen, denn der Plan schien zu funktionieren. Er würde sich mit Chiana vergnügen und Lilitha vergessen. Dann würde sie tun können was sie wollte oder auch wo sie wollte ... toll. Aber wieso verspürte sie dann einen solchen Groll in sich? Richtete dieser sich wirklich gegen Chiana oder war sie vielleicht nur zufällig da?
Nein! Es sollte ihr egal sein, was er mit wem tat! Und das war es auch! Das würde sie sich so lange einreden, bis sie es selbst glaubte.
Schnell erhob sie sich und lächelte Chiana noch einmal zu. »Ich muss jetzt los. Viel Glück.« Damit verschwand Lilitha aus dem Bad und eilte Richtung Saal. Sie würde sich schnell etwas zu essen schnappen und dann hoffentlich vor Chiana ankommen und ihn zur Rede stellen. Sie wollte wissen, was hier los war. Nicht, dass es sie interessierte ..., aber verdammt nochmal, sie hatte ein Recht darauf, zu erfahren, was hier vor sich ging!
Zwanghaft nötigte sie sich dazu etwas zu essen, auch wenn ihr Körper es am liebsten wieder von sich gegeben hätte. Dieses Gefühl wollte einfach nicht nachlassen. Doch sie würde sich niemals eingestehen, dass der Grund für dieses Gefühl Kaden war ... Kaden und Chiana. Und diese verdammte Eifersucht!
Lilitha schlang den letzten Bissen hinunter und machte sich dann auf den Weg zu Kadens Gemächern. Chiana war zum Glück nirgendwo zu sehen und als sie die Wachen passierte, wurde sie nicht aufgehalten.
Schweiß stand ihr auf der Stirn, als sie regungslos vor der Tür stehenblieb. Ihr Herz schien kurz vor einem Infarkt zu stehen und alles um sie herum wirkte bedrohlich. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen würde, doch sie hatte keine Wahl.
Also atmete sie tief ein und betrat die Räumlichkeiten des Highlords.
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