Kapitel 43.2
Seufzend erhob sie sich, als es an der Tür klopfte und das Dienstmädchen eintrat, um Lilithas Zimmer aufzuräumen und sie in ihren Morgenmantel zu hüllen. Das konnte sie eigentlich selbst, doch es gehörte nun einmal dazu. Also ließ sie es über sich ergehen, ehe sie sich auf den Weg in den Hamam machte.
Sie war sogar relativ froh, keine Favoritin zu sein, die vermutlich die ganze Zeit über von ihrer persönlichen Kammerzofe verfolgt wurde. Lilitha musste es schließlich wissen.
Doch den anderen Haremsfrauen standen die Dienstmädchen nur auf Wunsch zur Verfügung und nicht als eine Art minderbewertete Leibwache.
Im Hamam angekommen und noch immer mit den Gedanken bei Kaden, streifte sie sich den Mantel ab und hüllte sich in eines der weichen Handtücher.
Hoffentlich war noch nicht allzu viel los und sie würde nicht der Meute von roten Halsbändern begegnen.
Doch überall wo sie lang lief, hörte sie Geschnatter und es wurde nicht besser. Sie lief sogar in Laura hinein, die sie sofort wieder beanspruchte. »Gut, dass ich dich erwische! Ich wollte gerade zu den anderen«, gestand die Blonde euphorisch und hakte sich bei Lilitha ein, um den großen Raum anzusteuern, den der Hamam bot. Aber sie wollte nicht zu den anderen! Nur wusste sie bereits, dass Laura das reichlich wenig interessieren würde. »Viele sind noch nicht da und keine Sorge, Chiana ist eine davon«, kicherte sie verschwörerisch, was Lilitha die Stirn runzeln ließ.
Sollte sie diese Tatsache etwa erfreuen? Vermutlich dachte Laura, dass Lilitha Chiana nicht mochte, weil sie es auf ihren ehemaligen Titel abgesehen hatte. Was nicht stimmte, da sie Chiana im Moment sogar half.
»Ich möchte nicht so lange bleiben, ich habe noch etwas zu erledigen«, erklärte Lilitha und versuchte, verschwörerisch zu klingen. Es war gut, wenn Laura dachte, sie plante etwas, um den Highlord zu umgarnen. Dann würde sie sich ihr nicht in den Weg stellen. Hoffte sie.
»Uh~«, machte die Blonde zwinkernd und stieß Lilitha mit ihrer Hüfte an. »Sag bloß, es ist nach dem Essen gestern mehr passiert«, stellte sie neugierig fest und betrat den Raum mit den anderen Frauen. Anders als gestern sahen diesmal wenigstens nicht alle auf, um Lilitha anzugaffen. Nur einige hoben die Blicke, um ihre Gespräche zu unterbrechen, nahmen sie jedoch gleich wieder auf.
»Nein«, knurrte Lilitha genervt und hoffte, Laura würde es als deprimiert oder verärgert über seine Nichtbeachtung auffassen.
Diese machte nun ein nachdenkliches Gesicht, während sie sich auf einen der steinernen Bänke niederließ und sich einen Schwamm schnappte. »Das ist merkwürdig. Ich hätte schwören können, sobald du ihm das Zeichen gibst, würde er über dich herfallen«, murmelte sie nachdenklich, als würde sie etwas planen.
Lilitha überlegte einfach den Mund zu halten, doch sie wollte nicht, dass sich Laura in ihr nicht vorhandenes Liebesleben einmischte.
Allerdings war Lauras Gedanke gar nicht mal so abwegig, nur hatte Lilitha ihm nie das Zeichen gegeben, dass es für sie in Ordnung war und das würde es auch nicht sein. »Ich mach das schon«, murmelte Lilitha.
Mit einem vielsagenden Blick sah sie zu Lilitha und begann ihre dunkle Haut zu schrubben. »Das hoffe ich für dich. Der Highlord ist das Paradebeispiel einer Wegwerfgesellschaft. Also halt dich ran und üb am besten schon mal, dass du ihm im Bett nicht zu langweilig wirst«, erklärte sie warnend und legte kurzerhand ihr Handtuch ab, um sich die Haare hochzubinden.
»Üben?«, fragte Lilitha naiv und ein wenig irritiert. Wie sollte sie denn hier üben?
Laura rollte die Augen und erhob sich, um zu den anderen Frauen zu laufen. »Na ja, du bist doch noch Jungfrau, oder?«, fragte sie nach und setzte sich an den Rand der Steinplatte, wo einige der Frauen ein wenig Obst zur Verpflegung stehen hatten.
»Sie ist doch niemals Jungfrau«, spottete eine andere skeptisch und musterte Lilitha. Nun wandten sich auch noch einige der anderen, wenigen Frauen, die anwesend waren, zu ihr um.
Wieso zur Hölle musste Laura jetzt hier vor allen über Lilithas Unschuld sprechen? Das ging niemanden etwas an! Aber da die Katze aus dem Sack war, wie es so schön hieß, wäre es dumm zu widersprechen. Also seufzte die Rothaarige. »Ja, bin ich.«
Die Frauen blickten sie ungläubig an, was Laura dazu veranlasste, sie selbstgefällig anzugrinsen. »Jedenfalls ... solltest du lieber dafür sorgen, dass der Highlord die Nacht mit dir nicht vergisst, weil es zu langweilig war. Nur weil du noch Jungfrau bist, heißt das nicht, dass du keine Tricks aus dem Ärmel schütteln kannst«, erklärte sie und begutachtete den Obstkorb, als könnte sie sich nicht entscheiden, was sie wollte.
»Erst einmal will ich damit punkten, dass er mich für unschuldig hält. Das gefällt ihm. Ich will nicht, dass er seine Meinung dazu ändert, weil ihr mich verdorben habt«, erklärte Lilitha zähneknirschend. »Ich möchte also keine Ratschläge.«
Laura, die gerade nach einer Banane gegriffen hatte, blickte Lilitha nun verständnislos an. »Das ist doch Blödsinn«, wiegelte sie ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du gibst dich einfach anfangs schüchtern und unbeholfen und packst dann dein Ass aus«, erklärte die Blonde und warf Lilitha das gelbe Obst zu. Reflexartig fing sie es auf, auch wenn sie keinen wirklichen Hunger hatte. »Außerdem ist es bei Vampiren doch normal, dass ihnen das im Blut liegt.«
Lilitha schloss die Augen, erhob sich und legte das Obst zurück. Dann blickte sie zu Laura und versuchte sich an einem bösen Gesicht. »Mischt euch bloß nicht ein«, sagte sie und versuchte möglichst kalt zu klingen.
»Ich will dir doch nur helfen«, beschwichtigte Laura sie und nahm sich die Banane wieder, um diese langsam zu schälen.
»Wahrscheinlich hat sie gar keine Ahnung von Sex, also lass sie doch«, seufzte eine andere und streckte sich ausgiebig auf einer Steinplatte.
Wie recht sie doch hatte, doch Lilitha schwieg. Sie wollte nicht mit einem Haufen Frauen diskutieren, die alle nur nach dem Highlord schmachteten.
»Ich glaube, sie hat sich noch nicht einmal selbst berührt. Dafür wirkt sie mir zu unschuldig«, erklärte eine Brünette, die auf dem Bauch lag und sich von einem Dienstmädchen massieren ließ. Lilitha versuchte sich weder eine Zustimmung noch Leugnung ansehen zu lassen, doch sie hatte ebenfalls recht. Das hatte sie nicht.
»Wenn das wirklich stimmen würde, hätte sie ja noch nie irgendwie sowas wie einen Höhepunkt gehabt«, lachte eine weitere Frau verunsichert und hielt dabei inne, sich die Beine einzuölen, um Lilitha doch fragend anzublicken.
Was konnte sie jetzt dazu sagen? Wenn sie sagte, das ginge niemanden etwas an, dann würden alle denken, dass es stimmte. Wenn sie jetzt aber sagte, dass sie es doch hatte, würden wohl alle Fragen stellen.
Lilitha seufzte. »Ihr seid wirklich unglaublich nervig. Kein Wunder, dass der Highlord sich nicht mehr mit euch abgibt. Bei euch geht es ja ständig nur um Sex. Das ist sogar einem Vampir irgendwann zu langweilig.«
»Hallo?«, trällerte Laura überdramatisch und deutete auf das rote Halsband, welches sie trug, sowie alle anderen auch ... und auch Lilitha. »Wir sind Mätressen. Für etwas anderes sind wir doch gar nicht hier ... außer du vielleicht«, fügte Laura hinzu und zuckte unbekümmert die Schultern.
»Wir unterhalten uns nur über, für uns aktuelle, Themen, um dir zu helfen. Solltest du dich wirklich noch nie selbst berührt haben, kann ich es dir nur empfehlen. Ansonsten verkümmerst du hier drinnen«, erklärte die Frau mit dem Öl und blickte Lilitha ein wenig mitleidig an.
»Außerdem, glaub ja nicht, wir wären die Einzigen, die über Selbstbefriedigung sprechen würden. Das machen alle, von den Gelehrten, über die Unterhalter, bis hin zu den Dienstmädchen. Ja sogar Chiana ist ihrem Geliebten gegenüber nicht ganz treu«, seufzte die Frau, die massiert wurde und schien es so zu erklären, als wäre es das Normalste der Welt. Was es unter Vampiren auch war, aber nur, wenn man ledig war. Was ja hier wohl alle waren, da Kad- der Highlord nun einmal nicht alle von ihnen befriedigen konnte, noch wollte. Das wäre sogar für einen ausgehungerten Vampir zu viel.
Lilitha seufzte, schnappte sich einen Schwamm und wusch sich schnell. »Danke für Eure Hilfe, aber ich mache das auf meine Art«, erklärte sie und hoffte so dem Geschnatter zu entkommen. Diese Frauen zerrten an ihren Nerven.
»Scheint so, als wären wir nicht die Einzigen, die untervögelt sind ...«, kicherte Laura und wandte sich den anderen Frauen zu, um sich zu ihnen zu setzen.
Langsam und genüsslich legte sie die Banane an ihre Lippen und beobachtete Lilithas hektischen Bewegungen.
Diese wollte einfach so schnell wie möglich wieder weg. So hatte sie sich ihren entspannten Morgen nicht vorgestellt, aber zumindest war ihr eine Idee gekommen. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wie sie wohl testen konnte, wie das Mittel wirkte. Das einfachste wäre es wohl, wenn sie es einfach an sich testete. Was sollte schon passieren? Die Frauen hier im Hamam brauchten auf keinen Fall ein Aphrodisiakum. Davon hatten sie scheinbar schon genügend.
Sie hörte zwar noch das weitere Gerede wie und womit sich die Frauen gern vergnügten, doch sie ignorierte es komplett. Ebenso wie Lauras Blick, der sie nicht aus den Augen ließ und ihre obszönen Gesten, die sie mit dem Obst anstellte.
Vielen lieben Dank fürs lesen. Wir würden uns sehr über Rückmeldungen in Form von Votes und Kommentaren freuen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro