Kapitel 43.1
Lilitha erwachte am Morgen und hatte noch immer Kadens Duft in der Nase, was wohl an der Jacke lag, die sie fest umschlungen hielt.
Es war wunderbar warm im Bett und es war fast so, als wäre sein Geruch überall.
Mit einem Seufzen kuschelte sich Lilitha noch ein wenig mehr an die Wärmequelle, ehe sie langsam aus ihrem Halbschlaf erwachte, als sie merkte, dass diese Wärmequelle sich bewegte und atmete! Sie setzte dazu an, aufzuschrecken und vom Bett zu springen, doch Kaden hielt sie noch immer fest umschlungen. Dicht an seinen Körper geschmiegt und seinen Kopf an ihre Schulter gekuschelt.
Die Rothaarige schnappte augenblicklich nach Luft, als sie eine Hitze überfuhr, die ihr leider allzu bekannt war. Was machte er hier? Sollte sie ihn wecken? Was, wenn ihn jemand hier in ihrem Zimmer sah?
Er war nie in irgendeinem Zimmer der Haremsfrauen gewesen. Nicht einmal bei Chiana, als sie die Favoritin war. Er hatte sie besucht und abgeholt, aber keinesfalls bei ihr im Zimmer geschlafen, oder andere Dinge dort mit ihr getan.
Lilitha schluckte, als er plötzlich ein grummelndes Geräusch von sich gab und sein Gesicht tiefer in ihrer Schulter vergrub. Vermutlich, um dem Morgen zu entkommen. Dabei glitt seine Hand unter ihr Nachthemd und begann ihren nackten Rücken zu streicheln.
Das Gefühl war so schön, dass Lilitha sich fast darin verloren hätte. Doch ihr Kopf wollte nicht ganz aufgeben und so fragte sie sich, was der Highlord bei ihr im Bett zu suchen hatte. War das gestern Abend gar kein Traum gewesen? Vielleicht waren die Male zuvor auch keine Träume gewesen?
Eine Erkenntnis, die Lilitha erschreckte, aber ihr auch gleichzeitig schmeichelte. Er hatte bei ihr im Bett geschlafen und das, ohne sie anzuketten. Trotzdem war es sicher nicht gut, wenn er noch immer hier war. »M... Mylord«, sagte sie leise und hoffte, ihn so vielleicht zu wecken.
Doch er schien nicht zu reagieren. Sein gleichmäßiger Herzschlag ging weiter wie zuvor und schien geradezu Entspannung auszustrahlen. Ein Gefühl, das er auch in Lilitha hervorrief. Sie wollte ihn nicht wecken. Ganz im Gegenteil, sie wollte sich an seine Brust kuscheln und sich ebenfalls dem Schlaf hingeben. Neben Kaden und auch mit ihm zusammen. Doch sie würde ihn wecken müssen. Früher oder später würde er sowieso gehen und sie sollte sich nicht an dieses Gefühl gewöhnen.
»Kaden«, sagte sie nun etwas lauter und beobachtete jede seiner Reaktionen genau mit ihren goldenen Augen.
Seine Brust hob sich, als er tief Luft holte und sie langsam wieder ausblies und dabei ein: »Mhm«, von sich gab. Kurz danach streiften seine Lippen auch schon ihre Schulter, von der ihr Träger gerutscht war und begannen kleine, verträumte Küsse darauf zu verteilen. Noch immer kraulte er mit der Hand ihren nackten Rücken, was dafür sorgte, dass ihr Nachthemd inzwischen schon zu ihrem Bauch hochgerutscht war.
Aber wenn sie ehrlich war, gefiel ihr das sehr. Sie wollte es noch eine Weile genießen, doch sie hatte Angst vor den Auswirkungen. Wenn nun das Dienstmädchen hereinkam, um sie zu wecken und Kaden in ihrem Bett vorfand?
»Kaden«, wiederholte sie ein wenig rau, aber lauter.
Mit einem grummelndem Laut lehnte er sich zu ihr, dass sie auf dem Rücken landete und er sich über ihr abstützte. »Ja?«, fragte er murmelnd und blickte aus gesenkten Lidern auf sie herab, während er ihr durch das rote Haar strich. Sein Gesicht war dabei nicht weiter als einige Zentimeter von ihrem entfernt, sodass selbst ihre Nasenspitzen sich berühren konnten. Er schien wohl doch noch nicht ganz wach zu sein.
Lilitha nutzte diese Position, um ihre Nase sanft an seiner zu reiben. Das hatte ihre Mutter früher immer bei ihrem Vater getan, wenn dieser verärgert war. Sie wusste immerhin nicht, ob er vielleicht verärgert war, weil sie ihn geweckt hatte. »Das Dienstmädchen wird bald hier auftauchen«, erklärte sie zögerlich. Sollte sie den Moment wirklich zerstören? Aber es war sowieso schon zu spät.
Mit einem gequälten Seufzen schloss er die Augen wieder und legte seinen Kopf auf ihre Schulter, ebenso wie seinen Körper auf ihren. »Soll ich gehen?«, fragte er murmelnd und strich nun weiter über Lilithas freien Arm.
Diese Frage irritierte sie sehr. »Ich ... ich weiß nicht«, murmelte sie unschlüssig. Sie wollte, dass er blieb, doch das würde wohl auf beiden Seiten für eine Menge Ärger sorgen. Da war sich Lilitha fast sicher.
»Ich kann das Dienstmädchen wegschicken, wenn es kommt«, schlug er nuschelnd vor und rutschte wieder ein Stück hoch, um an Lilithas Hals zu knabbern. Seine Hand war angenehm warm und ließ sie sich wieder daran erinnern, wie er sie gestern massiert hatte. Seine Berührungen waren so angenehm und sanft gewesen, dass sie am liebsten den ganzen Tag im Bett mit ihm kuscheln würde.
»Sie wird tratschen«, murmelte Lilitha widerwillig. Innerhalb des Morgens würde jeder erfahren, dass der Highlord bei ihr übernachtet hatte. Und Lilitha wusste, was passieren würde, wenn Chiana diese Nachricht aufschnappte. Oder noch schlimmer, Laura!
»Und das möchtest du nicht«, stellte er fest und löste sich seufzend von ihr.
Mit einer eher holprigen Bewegung rollte er sich von ihr runter und legte sich neben Lilitha auf den Rücken.
Er steckte sich ausgiebig und rieb sich anschließend mehrere Male übers Gesicht. »Ich sollte vermutlich auch gehen, bevor Sergej merkt, dass ich weg war«, stimmte er ihr leise zu, doch er machte keine Anstalten aufzustehen.
»Es hätte für uns beide wohl mehr Vorteile«, stimmte Lilitha leise zu und unterdrückte das Bedürfnis, sich wieder an ihn zu kuscheln. Stattdessen beobachtete sie ihn genau und prägte sich so viele seiner Bewegungen ein, wie möglich.
»Das hätte es wohl«, stimmte er ihr seufzend zu und erhob sich schleppend.
Müde schob er sich an den Bettrand und begann seine Schuhe wieder anzuziehen, nur um dann wieder innezuhalten.
Er schien fast schon im Sitzen einzuschlafen, so müde war er, was Lilitha doch leicht schmunzeln ließ. »Bekomme ich wenigstens einen Abschiedskuss, wenn du mich schon aus deinem Zimmer schmeißt?«, fragte er mit einem verschlafenen Lächeln, das nicht ganz anwesend schien.
Lilitha musste lächeln. Das war so unglaublich niedlich und sie konnte nicht anders, als zu ihm rüber zu rutschen und ihn von hinten zu umarmen, ehe sie ihm einen Kuss in den Nacken drückte.
Er lachte schwach und streichelte ihre Beine.
»Ruh dich ein wenig aus«, sagte er leise, doch anstatt aufzustehen, lehnte er sich ein Stück nach hinten, um die Umarmung noch etwas länger zu genießen. »Ich seh mal nach, wie der Tagesplan heute aussieht und melde mich dann bei dir«, erklärte er unwillig, weil das hieß, dass er jetzt gehen würde.
Das war eine Aussage, die sie erneut irritierte. Wie der Tagesplan aussehen würde? »Warum solltet Ihr mir das mitteilen?«, fragte sie reichlich verwirrt.
Er hielt inne und wandte sich zu ihr um, soweit er konnte. »Na ja ... ich dachte, wir unternehmen etwas zusammen ... oder möchtest du das nicht?«, fragte er verunsichert und rutschte ein wenig von ihr ab, um sie besser ansehen zu können.
»Doch schon«, murmelte sie und wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Außerdem wollte sie den Trank für Chiana brauen.
»Aber?«, hakte er nach, weil er ihr anmerkte, dass da noch etwas sein musste.
»Es ist lieb, dass Ihr an mich denkt«, murmelte sie.
Kaden neigte vielsagend den Kopf und wartete auf eine richtige Antwort.
Was sollte sie ihm denn nur sagen? Vermutlich dachte er gerade, dass sie keine Zeit mit ihm verbringen wollte. »Es ist neu, dass Ihr fragt«, murmelte sie. »Ich hatte meinen Vormittag bereits verplant, aber Ihr geht natürlich vor«, antwortete sie und überlegte, ob sie Zeit für die Mischung finden würde.
»Du hast etwas vor?«, fragte er überrascht nach und hob die Brauen.
»Na ja, ich wollte mit ein paar Kräutern experimentieren«, murmelte sie und lächelte ihn ein wenig schüchtern an. »Aber das kann ich auch verschieben. Es läuft nicht weg.«
Kaden verengte misstrauisch die Augen und erhob sich langsam, um seine Kleidung wieder zu richten. »Ich will nicht, dass du wegen mir deine Pläne umwirfst. Wenn du die Kräuterhexe spielen willst, dann tu das«, witzelte er und zwinkerte ihr kurz zu. »Wenn du etwas brauchst, sag mir nur Bescheid«, erklärte er nochmal und neigte sich zu ihr nach unten, um ihr einen Kuss auf den Mundwinkel zu geben, bevor er auch schon durch die Tür verschwand.
Das ging ziemlich schnell, wie Lilitha fand. Ein wenig zu schnell, aber es war vermutlich besser.
Die Rothaarige seufzte. Es wurde Zeit, dass sie aufstand und erst einmal in den Hamam ging, um sich zu waschen. Wahrscheinlich würde das Dienstmädchen ohnehin gleich bei ihr sein.
Auch wenn die Tatsache, dass er sie heute nicht aufsuchen würde, sie traurig stimmte. Sie wollte ja Zeit mit ihm verbringen ..., aber wahrscheinlich war es auch nicht gut, wenn sie zu viel Zeit mit ihm verbrachte. Sie versuchte schließlich ein Aphrodisiakum herzustellen, das für ihn und eine andere Frau gedacht war. Da war es vermutlich nicht sonderlich produktiv, sich selbst in den Highlord zu verlieben.
Vielen lieben Dank fürs lesen. Wir würden uns sehr über Rückmeldungen in Form von Votes und Kommentaren freuen.
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