Kapitel 36.4
Widerwillig schob sie sein Gesicht von ihrem, um wieder zu Atem zu kommen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Das ging zu weit. Alles hier ging bereits zu weit.
Doch komischerweise blieb ihr nur ein Gedanke im Kopf hängen. Chiana hatte ihn nie bei seinem richtigen Namen genannt. Lilitha wusste nicht einmal, ob sie ihn überhaupt kannte. Sie konnte nur noch nicht sagen, ob das gut oder schlecht war.
Mit einem schweren Seufzen stützte er sich ein wenig über ihr ab, um sie anzusehen und ihr mit einer Hand durch das Haar zu streichen. »Wieso? Ich hab es dir doch erlaubt«, erklärte er leise und schien mit den Gedanken woanders zu sein.
»D... Das gehört sich einfach nicht«, murmelte sie leise, mit ein wenig Widerwillen in der Stimme und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
Sie würde ihn niemals Kaden nennen, wenn jemand sie dabei hören könnte. Das war einfach nicht mit ihrem Verhaltenskodex vereinbar, den ihre Eltern ihr mitgegeben hatten.
Wieder strich er ihr sanft durch ihr rotes Haar und küsste sie flüchtig auf den Wangenknochen.
»Aber wir sind doch allein hier«, versicherte er ihr leise, mit leicht rauer Stimme und ließ seine Finger über ihre Wange zu ihrem Kinn gleiten, um es wieder geradeaus zu richten. Somit war sie gezwungen, ihn anzusehen, wenn sie nicht gerade die Augen schloss. Doch da hatte er schon ihren Blick eingefangen.
Sie versank in seinen warmen, braunen Augen, die sie so gern hatte und die sie vollkommen zu durchschauen schienen. Manchmal hatte Lilitha das Gefühl, dass er damit ihren Körper auf eine Art und Weise manipulierte, wie es ihm nicht hätte möglich sein sollen.
»Nur wenn wir allein sind«, hauchte sie ganz leise und fast schon widerwillig. Sie würde sich wirklich dazu zwingen müssen, ihn bei seinem Namen zu nennen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an.
Er schmunzelte leicht und senkte die Lider auf ihre noch feuchten Lippen und stieß mit seiner Nasenspitze gegen ihre. »Also?«, fragte er leise und schlug erwartungsvoll die Augen wieder auf, um ihren goldenen Blick zu fangen.
Sie waren allein und er wollte scheinbar unbedingt, dass sie ihn beim Namen nannte. Doch alles in ihrem Körper sprach dagegen, sich überhaupt an eine solche Anrede zu gewöhnen. Dennoch blieb sein Blick abwartend auf ihr liegen und er schien auch keine Anstalten zu machen, sich von ihr runter zu bewegen.
Es fühlte sich falsch an und es kostete sie Kraft, auch wenn sie sich fragte, wieso. Es war eigentlich nichts dabei, ihn bei seinem Namen zu nennen. Dennoch fühlte es sich nicht nichtig an. »K... Kaden«, stammelte sie und wurde rot um die Nase. Diese Intimität mit einem Mann war ihr völlig fremd und dadurch, dass sie seinen Namen nutzte, schien es noch intimer zu werden.
Es war im Grunde genau das, was sie vermeiden wollte. Und dennoch hatte er sie irgendwie dazu gebracht, innerhalb von einem Tag einen solchen Wandel in ihren Gedanken zu erzeugen.
Sie senkte unweigerlich den Blick vor Scham, als sich ein Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. Lippen, die zum Küssen einluden und von denen sie am liebsten gar nicht mehr ablassen würde.
Sie würde wirklich gern wissen, wie es sich bei anderen Männern anfühlte. Wenn es sich bereits beim Highlord, den sie nicht liebte, so spektakulär anfühlte, wie würde es erst bei jemandem sein, dem sie ihr Herz schenken würde?
Langsam legten sich seine Lippen auf ihre und gaben ihr einen kurzen, aber intensiven Kuss, ehe er sich wieder über ihren Hals beugte, um an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Ihr Körper fühlte sich wunderbar warm an und jede seiner Berührungen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, in seinen Händen wegzuschmelzen.
»Mylord, Eure Termine«, zwang sie sich zu wiederholen. Es war ein Vorwand, das hier zu beenden, auch wenn es ihr gefiel. Das konnte nicht so bleiben!
Mit einem unwilligen Laut löste er sich von ihrem Ohr und gab Lilitha noch einen Kuss auf die Lippen, ehe er sich seufzend aufsetzte, um in den Himmel zu blicken. Leise fluchend richtete er sich wieder auf und klopfte seine Sachen ab, um anschließend kurz auf die Rothaarige hinabzublicken, die noch immer wie versteinert im hohen Gras lag.
Ein wenig unbehaglich wand sie sich und zog beschämt ihr Kleid wieder nach unten, das unter den zahlreichen Berührungen fast schon bis zur Mitte ihrer Oberschenkel gerutscht war. Schmunzelnd reichte er ihr eine Hand, damit sie aufstehen konnte.
Lilitha war kurz versucht, sie zu ignorieren, weil es sich nicht gehörte, dass der Highlord ihr aufhalf, doch sie hatten schon genug Zeit verschwendet. Also ließ sie sich aufhelfen und danach wurde sie von Kaden in Richtung des Pferdes geschoben und spielend leicht hinaufgehoben.
Lilitha schnappte kurz nach Luft, doch da saß sie schon auf dem Tier, das bis gerade eben noch seelenruhig gegrast hatte. Kaden schwang sich hinter sie und drückte sie wieder an seine Brust.
»Wir haben keine Zeit mehr für einen Ritt durch die Stadt, am besten wir gehen direkt zum Architekten und dann zurück zum Palast«, erklärte er und griff nach den Zügeln, um dem Pferd zu deuten, den kurzen Weg zurück in die Stadt zu traben. »Du hast da was im Haar«, lachte Kaden leise und deutete mit dem Kinn auf ihren Kopf.
Noch immer mit geröteten Wangen griff sich Lilitha in ihre Haare und spürte erst jetzt die zahlreichen Grashalme, Blütenblätter und Stöckchen, die sich wohl während ihrem Gerangel im Gras, in ihrem Haar verfangen hatten. Nach dem Gesichtsausdruck des Blonden zu urteilen, sah sie gerade aus, als hätte sie sich stundenlang im Feld vergnügt.
Lilitha wurde nur noch röter. »Das ist doch nicht wahr«, jammerte sie und versuchte sich die Zweige und Blätter aus ihren Haaren zu kämmen. So würde sie nur dafür sorgen, dass man ein falsches Bild von ihr erhielt und wahrscheinlich würde sie auch noch dafür sorgen, dass man schlecht über Kaden sprach.
Als sie seinen Namen dachte, wurde sie nur noch röter im Gesicht. Niemals hätte sie daran gedacht, dass sie den Highlord mit Namen ansprechen würde. Selbst, wenn es nur in ihren Gedanken war.
Als sie die Stadt erreichten, hatte sie sich zumindest so weit von dem unerwünschten Haarschmuck befreit, dass sie nicht mehr wirkte, als wäre sie gerade aus einem Techtelmechtel im Feld gekommen. Auch wenn das nicht ganz so weit von der Wahrheit entfernt war, wie sie es gern hätte.
Leider würde sie sich wirklich nur selbst anlügen, wenn sie behaupten würde, sie hätte nichts getan, was dieses Feld nicht auch verlassen könnte. Doch dem war nicht so.
Sie sollte sich keinesfalls an diesen Zustand gewöhnen, auch wenn ihr etwas sagte, dass das nicht das letzte Mal sein würde, dass sie so berührt wurde.
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