Kapitel 34.4
»Bitte lasst mich los, Mylord«, sagte sie leise und versuchte distanziert zu bleiben.
Der Griff wurde jedoch keinesfalls lockerer und er ließ sie auch nicht los. Ganz im Gegenteil. Sein Grinsen verwandelte sich in ein leises Lachen, während sein brauner Blick auf ihrem Gesicht lag, während sie versuchte, genau diesem Blick auszuweichen.
»Ich kann nicht. Du siehst einfach zu süß aus, wenn dein Gesicht rot anläuft«, gestand er und legte den Kopf ein wenig schief, um eben jenes besser sehen zu können.
»Ihr macht Euch über mich lustig«, bemerkte Lilitha und versuchte keine Regung in ihre Stimme zu legen. Vielleicht entkam sie diesem Spiel, wenn sie sich unbeteiligt zeigte. Auch wenn sie sich sicher war, dass ihr heftig klopfendes Herz sie eindeutig verriet.
Einem Vampir konnte man auch schlecht etwas verheimlichen. Auch wenn sie hoffte, dass er gerade einfach nicht auf ihren Herzschlag achtete, so war sie sich doch sicher, dass man diesen durch das Echo im Raum sehr gut vernehmen konnte.
»Das würde ich doch nie tun, Mistress«, versicherte er ihr und ließ ihre Hand mit einem Mal los.
Das Mistress sorgte dafür, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie schlucken musste. Die Erinnerung, auf welcher Stufe sie sich befand, gefiel ihr nicht sonderlich.
Außerdem verwunderte es sie, dass er sie einfach losließ. Hatte es doch funktioniert?
Stumm griff Lilitha wieder zu dem Schwamm und begann ihn zu Ende zu waschen. Das alles war eine reine Tortur und er wusste es auch noch. So uneinsichtig konnte er nicht sein, dass er es nicht gemerkt haben konnte.
Gerade, als sie ein Handtuch holen wollte, packte er sie wieder am Handgelenk und brachte sie somit zum Stehen.
»Ich werde sowieso nass werden, wenn ich dich wasche. Das kannst du später machen.«
Lilithas stockte der Atem. Er wollte sie waschen! »A... Aber Mylord ...«, setzte Lilitha stammelnd an. Er konnte sie doch nicht waschen. Das gehörte sich nicht für den Highlord! Außerdem würde er sie dann überall berühren.
»Hättest du dich ausgezogen, hätten wir dieses Problem nicht«, erinnerte er sie und stand auf, um auf einen Hocker zu deuten.
Lilitha schluckte und versuchte den goldenen Blick starr auf das Gesicht des Blonden zu halten.
Konnte er sich nicht wenigstens etwas anziehen? Aber der Highlord blieb unnachgiebig und deutete weiterhin auf den Hocker.
Ihr blieb wohl keine andere Wahl. Nicht sonderlich begeistert nahm sie Platz, wie er es von ihr wollte.
Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, strich er ihre langen roten Haare über ihre Schulter nach vorne und begann ihr warmes Wasser über die Schultern zu kippen.
Auch wenn es noch eine recht harmlose Geste war, so spannte sich ihr Körper, in Erwartung auf das, was noch kommen würde, an. Wieso machte er das nur? Weil er es als Unterhaltung ansah, wenn sie verlegen wurde?
Nach dem vierten Eimer stellte er diesen ab, als sie plötzlich spürte, wie der Schwamm über ihre Haut kreiste.
Wenigstens benutzte er nicht direkt seine Hände.
»Sobald du es dir anders überlegt hast, könnten wir das jeden Tag machen. Ich würde dich auch massieren, wenn du das möchtest«, erklärte er und schien bereits Pläne für die nicht vorhandene Zukunft zu schmieden.
Sobald ... als wäre es ein Ereignis, das unausweichlich war.
»Damit ich mich an etwas gewöhne, was Ihr mir wieder nehmen werdet, sobald ich langweilig für Euch werde?«, fragte sie, genoss allerdings die Bewegungen des Schwamms auf ihrer Haut. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er jemals eine seiner Frauen gewaschen hatte.
Doch nach den Bewegungen zu urteilen, war er daran gewöhnt, mit einem Schwamm umzugehen. Er musste also schon mehr als einmal jemanden damit gewaschen haben. Und wenn er sagte, dass er massieren konnte, hatte er bestimmt auch darin schon Erfahrung gesammelt.
»Wieso denkst du die ganze Zeit, dass du mir langweilig werden könntest?«, fragte er neugierig und seine Bewegungen wurden zwar immer langsamer, doch gewannen dafür eine Intensität, die Lilitha nicht beschreiben konnte. Sie sorgten dafür, dass sie sich entspannte, auch wenn sie das nicht wollte.
Obwohl er sie nicht direkt berührte, so fühlte sich jede kreisende Bewegung an, als würde er damit ihren kompletten Körper ertasten.
»Weil Ihr einen Harem an Frauen besitzt und jede davon liegt Euch zu Füßen«, erklärte Lilitha und versuchte mühsam zu denken. »Ich bin nur eine von vielen für Euch. Ich möchte nicht irgendwann wie Chiana enden und in Eifersucht ertrinken, weil ich Euch mein Herz geschenkt habe und Ihr es weggeworfen habt.«
Er hielt kurz inne, als Lilitha plötzlich etwas über den Boden schaben hörte. Vermutlich hatte er einen Hocker zu sich gezogen, um sich hinter sie zu setzen, doch sie wollte nicht nachsehen, um nicht aus Versehen mehr zu erblicken, als ihr lieb war.
Sie war sich nicht sicher, ob es sie beunruhigen oder besänftigen sollte, doch vermutlich war es irrelevant und er hatte einfach Rückenschmerzen.
»Ich würde dein Herz nie wegwerfen«, hauchte er in ihr Ohr, rutschte dicht an ihren Rücken und begann mit dem Arm über ihren Bauch und ihre Beine zu schrubben.
Lilitha schnappte nach Luft. Das hatte sie nicht erwartet und es tat ihr weh, dass er das sagte. Denn im Grunde war es eine Lüge.
Niemand, nicht einmal er selbst, konnte ihr versichern, dass er ihr Herz nicht wegwerfen würde.
Als Herrscher war er gezwungen, sich mit den Frauen seines Harems abzugeben und mit diesen Kinder in die Welt zu setzen. Sie war eine von vielen und würde es auch bleiben. Ganz gleich, welche Privilegien er ihr vielleicht durch seine Aufmerksamkeit gab.
Dieser Mann würde, mit egal welcher Frau, keine monogame Beziehung führen. Auch wenn sie glaubte, dass es für ihn durchaus Schlimmeres gab, so tat ihr die Frau doch leid, die mit ihm dieses Theater mitmachen würde.
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