Kapitel 25.2
»Chiana denkt wirklich immer noch, dass sie dich rumschubsen kann. Aber in ein paar Tagen kann sie das vergessen. Der Haremstanz war für sie schon immer eine pure Panikattacke. Bei jeder Frau, die dem Highlord nahe kam, hat sie so sehr mit den Zähnen geknirscht, dass diese eigentlich schon gebrochen sein sollten«, erklärte die Blonde und deutete Lilitha sich umzudrehen, damit sie ihren Rücken schrubben konnte.
Das war eine leicht irritierende Geste. Sie war ein Dienstmädchen. Ihr hatte noch nie jemand den Rücken geschrubbt, aber sie wollte auch nicht widersprechen.
Also tat sie, wie ihr gesagt wurde.
Ganz abgesehen davon, dass sie sich bereits vor wenigen Minuten gewaschen hatte und eigentlich nur hier war, um ihrer Aufgabe als Kammerzofe nachzukommen.
»Sie liebt den Highlord sehr«, murmelte Lilitha leise. Damit gab sie nichts preis. Es war immerhin sehr offensichtlich. Nur jemand der blind oder komplett ignorant war, würde es nicht bemerken.
»Das beruht aber nicht auf Gegenseitigkeit«, korrigierte Laura sie und begann Lilitha das Handtuch bis zu den Hüften herunterzuziehen. »Du hast wirklich sehr schöne Haut«, schwärmte die Blonde ein wenig abwesend und strich mit den Fingern über ihren Rücken.
Lilitha versteifte sich unter dieser Berührung und das, was sie zu ihrer Bemerkung erwidern wollte, war vergessen. Stattdessen lief ihr ein Schauer über den Rücken und ihr ganzer Körper konzentrierte sich auf die Berührung, die ihr neu war.
Laura lächelte, als sie Lilithas Reaktion bemerkte.
»Der Highlord mag weiche Haut, weißt du?«, verkündete sie mit einem verschmitzten Grinsen und begann Lilithas Rücken mit einem Lappen zu reinigen.
Bei dieser Bemerkung verdrehte Lilitha innerlich die Augen. Irgendwie hatte sie so etwas schon erwartet.
Plötzlich hielt Laura inne und ihre Hand fuhr nicht nur Lilithas Rücken, sondern auch ihre Seiten entlang, bis ihre Hand unter Lilithas Brust glitt und diese anhob.
»Was für schöne, weiche Brüste«, murmelte sie, während Lilitha völlig erstarrte. Ihr Körper reagierte auf die Berührung, die ihr allerdings nicht willkommen war, indem sich ihre Brust ein wenig anspannte und ihre Brustwarze sich aufstellte.
Laura kicherte ein wenig und legte ihr Kinn auf Lilithas Schulter ab.
»Du hast dich gut entwickelt. Das wird ihm bestimmt auch auffallen«, flüsterte sie leise, während ihre Hand über Lilithas Brust strich. »Er weiß hübsche Frauen zu schätzen«, flüsterte sie weiter, als ihre andere Hand zu Lilithas Hüfte hinabglitt.
»Laura«, ertönte Chianas wenig erfreute Stimme. Sofort wich die Blonde ruckartig zurück und ließ so von Lilitha ab.
Diese saß da wie erstarrt und ihr Körper zitterte leicht.
Gehörte dieses Gefühl dazu, wenn der Reifeprozess eingesetzt hatte? Das Gefühl, dass der Körper auf die Berührungen reagierte, die man eigentlich nicht wollte?
Lilitha schluckte. Sie hoffte wirklich, dass dem nicht so war. Leider musste sie sich eingestehen, dass das Gefühl von Lauras warmer Hand an ihrer Brust doch recht angenehm war. Aber wenn sie daran dachte, dass es Laura war, die sie dort berührt hatte, wurde ihr schlecht.
Laura erhob sich, ehe sie mit schnellen Schritten und einem letzten Blick auf Chiana und Lilitha, das Bad verließ.
Chiana musterte Lilitha eindringlich und mit einem besorgten Gesichtsausdruck.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie vorsichtig und setzte sich neben Lilitha. »Laura ist immer sehr auf Konfrontationskurs«, versuchte die Favoritin sie zu beruhigen und schielte flüchtig zu Lilithas entblößtem Oberkörper.
»Ich ... Ich denke schon«, murmelte die Rothaarige mit rauer Stimme und versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Ihre Glieder fühlten sich steif und schwer an. Als würden sie ihr nicht ganz gehorchen wollen.
Kam das von dem Schock? Noch nie hatte jemand sie so berührt und dann auch noch unerlaubt!
»Eigentlich ist es uns verboten, uns gegenseitig anzufassen«, sagte Chiana leise. »Doch die meisten mögen es«, erklärte sie. Lilitha schluckte und nickte ein wenig abwesend. »Doch da du noch nicht mal geschlechtsreif bist, ist das inakzeptabel«, erklärte sie kopfschüttelnd und wandte den Blick ab, um Lilitha ein wenig Privatsphäre zu geben. »Das bist du doch, oder?«, fragte sie leise und unsicher, als sie erneut Lilithas Körper betrachtete.
Diese wirkte verloren und schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich noch nicht«, flüsterte sie heiser. Aber eher, um Chiana zu beruhigen, denn in Wirklichkeit wusste sie es nicht. So wie ihr Körper reagierte, konnte es durchaus sein, dass sie bereits so weit war. Doch daran sollte sie vielleicht gar nicht denken. Es würde innerhalb dieser Räumlichkeiten sicher nicht dazu kommen, dass sie sich dermaßen entfaltete. Damit hatte sie sich bereits abgefunden und noch dazu einen Entschluss gefasst.
Lächelnd atmete Chiana erleichtert aus und erhob sich.
»Gut. Wenn Laura dich nochmal irgendwie gegen deinen Willen bedrängen sollte, sagst du mir Bescheid. In Ordnung?«, sagte sie eindringlich und deutete Lilitha, ihr in den nächsten Raum zu folgen.
Diese erhob sich langsam und ein wenig zögerlich, nickte aber. Sie wusste selbst nicht, ob sie es melden würde oder nicht.
Chiana würde ihr helfen, oder? Oder wollte sie etwas anderes damit bezwecken?
Die Rothaarige konnte es nicht genau sagen, folgte aber der Haremsdame einfach stumm in ein anderes Abteil des Hamam.
In einem großen Aufenthaltsraum angekommen, der regelmäßig mit heißem Dampf beliefert wurde, welcher die Poren öffnete, ließ sich Chiana auf einer großen, runden Steinplatte nieder.
Lilitha hatte sie bereits oft nackt gesehen und somit war es auch nichts Neues, als Chiana sich ihr umgewickeltes Handtuch entfernte und es auf die Steinplatte legte, um sich darauf auf den Bauch zu legen.
»Laura war schon immer sexuell sehr anzüglich«, erklärte Chiana und sah zu Lilitha, die noch immer neben der Steinplatte stand.
Sie hatte sich ihr Handtuch auf dem Weg wieder fest um sich gewickelt und versteckte damit fast alles, was an ihre Weiblichkeit erinnerte.
»Sie ist sehr ... vulgär«, murmelte die Rothaarige leise, während sie ihre Sachen vorbereitete, die sie für eine entspannende Massage brauchte.
»Ja, das ist sie wirklich. Ich weiß auch nicht, was Mylord an ihr findet«, stimmte sie Lilitha zu und stützte sich an den Armen ein wenig hoch, um Lilitha bei ihrer Vorbereitung zuzusehen. »Vielleicht mag er ja gerade ihre vulgäre Art«, seufzte sie und tippte gelangweilt mit den Fingerkuppen gegen den warmen Stein.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, murmelte Lilitha und rührte die Öle, die sie benötigte, in einer kleinen Schüssel zusammen, ehe sie sich erhob und auf Chiana zutrat, damit sie mit ihrer Arbeit beginnen konnte. Die Schüssel stellte sie neben Chiana und tauchte ihre Fingerspitzen hinein, ehe sie vorsichtig damit begann, das Öl auf Chianas Rücken zu verteilen. »Mylord wirkt mir nicht wie jemand, der mit so etwas viel zu tun haben möchte.«
Entspannt schloss Chiana die Augen und seufzte widerwillig.
»Wenn dem so wäre, wäre sie nicht bei den roten Halsbändern. Er holt sie trotzdem oft genug in sein Bett«, erklärte sie angeekelt und wand sich kurz ein wenig unter Lilithas Fingern.
Scheinbar fiel es ihr eher schwer, sich zu entspannen.
Lilitha registrierte dies und änderte ihre Art und Weise, wie sie massierte, ein wenig ab, damit es Chiana leichter fiel, sich auf diese Berührungen einzulassen.
Irgendwie konnte sie nicht ganz glauben, dass der Highlord gern viel Zeit mit jemandem wie Laura verbrachte.
»Vielleicht spricht sie seine vampirischen Instinkte an«, bemerkte Lilitha leise und drückte ein paar Punkte, die dafür sorgen sollten, dass sich Chianas Glieder schwer und schlapp anfühlten, damit sie sich nicht ständig bewegte.
»Vielleicht. Wenn er die noch hätte. Du hast bestimmt schon gehört, dass er keinen regen Sexualtrieb hat. Nicht mehr jedenfalls«, erklärte sie und schien sich unter Lilithas Bewegung zu lockern.
»Nein. Das habe ich noch nicht gehört«, murmelte Lilitha und versuchte sich auf Chianas Rücken und nicht auf ihre Worte zu konzentrieren. Ihr kam wieder in den Sinn, wie der Highlord sie angesehen hatte, als sie dieses Kleid getragen hatte. Von wegen keine Sexualtriebe!
»Es ist aber so. Er hat in den letzten Jahren sehr nachgelassen. Früher war er sehr viel aktiver«, erklärte sie murmelnd und ließ Lilitha ihren Körper kneten.
Die Rothaarige erinnerte sich noch daran, wie ihr Laura etwas Ähnliches erzählt hatte, nur dass sie gesagt hatte, es würde an Chiana liegen.
Das konnte sich Lilitha aber noch weniger vorstellen.
Wahrscheinlich lag es einfach wirklich daran, dass der Highlord von dieser ganzen Eifersucht und dem Intrigenspiel im Harem gelangweilt war.
Oder aber die Frauen hier ähnelten sich alle zu sehr. Nicht körperlich, sondern charakterlich.
Selbst Chiana schien sich, laut dem, was der Highlord erzählte, angepasst zu haben.
»Doch das braucht dich nicht zu kümmern«, wiegelte Chiana schließlich ab und genoss die Wärme, die sie gemeinsam mit Lilithas Berührungen umhüllte. »Schließlich wirst du dem nicht ausgesetzt sein.«
Lilitha konnte deutlich spüren, wie Chiana sich allein wegen dieser Sätze entspannte und locker ließ.
Auf eine gewisse Art und Weise beruhigten sie auch Lilitha ..., doch ein kleiner Teil von ihr verspürte etwas anderes als Erleichterung.
Das Kleid in ihrem Zimmer und der Blick des Highlords sagten etwas anderes. Aber das war es nicht, was Lilitha ein wenig aus dem Konzept brachte.
Es war die Trauer darum, dass sie ihn seit so vielen Tagen nicht mehr gesehen hatte. Obwohl sie es selbst kaum glauben konnte, hatte sie angefangen ihn zu vermissen.
»Ja, Mistress«, murmelte Lilitha und versuchte nicht mehr an den großen, blonden Mann zu denken, der in ihrem Kopf herumspukte.
Lilitha hielt inne, als sie entfernte Schritte in dem Eingangsbereich des Hamam vernahm.
Kurz schielte sie zu Chiana, welche die Schritte wohl noch nicht gehört hatte. Lilithas Vampirgehör war ihr dabei von Vorteil.
Sollte sie Chiana mitteilen, dass sie Besuch bekamen?
Lilitha wollte gerade den Mund öffnen, als sie die Schritte genauer hörte und verstummte.
Der Takt der Schritte war ihr wohlbekannt und sie versteifte sich ein wenig.
War das möglich?
Aber was wollte der Highlord denn hier?
Allmählich vernahm sie auch den herben Geruch des Mannes, der im Harem jedoch keine Seltenheit war.
Nun musste wohl auch Chiana die Schritte hören, denn sie blickte genervt zum Eingang auf. Als der Highlord jedoch um die Ecke kam, warf sie Lilitha schon regelrecht von sich, um aufzustehen und entblößt einen Knicks zu machen.
»Mylord«, grüßte sie sichtlich unerwartet und sprachlos.
Lilitha blieb perplex auf dem Stein sitzen und starrte den Blonden an, der ihr nur einen kurzen Seitenblick zuwarf, um direkt zu Chiana weiterzulaufen.
Schnell raffte Lilitha das Handtuch zusammen und verdeckte damit ihren Körper, so gut es ihr möglich war und erhob sich langsam.
Währenddessen gab der blonde Mann Chiana einen Kuss direkt auf die Lippen. Nicht wie sonst auf die Wange.
»Ich würde dich gern heute Abend sehen«, flüsterte er an ihre Lippen, was dafür sorgte, dass sich erwartungsvolle Freude in Chianas Augen abzeichnete. »Aber vorher würde ich gern dein Dienstmädchen entführen«, fügte er allerdings hinzu, was dafür sorgte, dass Lilitha erstarrte.
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