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Kapitel 24.2

Sie vernahm das Seufzen des Highlords und zuckte zusammen.

»Willst du mich jetzt ewig anschweigen, nur weil ich dich für den Bruchteil einer Sekunde in dem Kleid gesehen habe?«, fragte er leise und richtete seine Kleidung.

»Nein, Mylord«, sagte sie ebenso leise und blickte noch immer zu Boden. Er konnte ihr ansehen, dass sie eine Gänsehaut hatte. »Aber ich brauche etwas Zeit, um meine Gefühle zu ordnen«, sagte sie fast schon so leise, dass er es kaum verstand. »Ich verändere mich schneller, als ich erwartet habe.«

Er runzelte kurz die Stirn, als er sich auch schon auf die Tür zubewegte, um diese zu öffnen.

»Ja ... das habe ich auch nicht erwartet«, murmelte er leise und trat hinaus, um zurück zum Harem zu laufen.

Lilitha folgte ihm stumm, wie ein Schatten.

Allerdings eher wie ein angenehmer Schatten. Normalerweise mochte er es nicht sonderlich, wenn ihm die Leute hinterherliefen, doch Lilitha hatte eine naive Ehrlichkeit an sich, die ihm versicherte, dass sie niemals auch nur daran denken würde, ihn von hinten zu erstechen.

Ihre Gedanken waren ganz und gar rein und er bereute es vielleicht ein wenig, dass er sie wirklich diesem Schlangennest, wie sie es nannte, aussetzen musste.

»Soll ich ... mitkommen und mit Chiana reden?«, fragte er nun leise und ein wenig zögerlich, als sie vor ihrem Zimmer stehen blieben.

Wenn Lilitha Glück hatte, hatte Chiana vielleicht den Tag verschlafen und womöglich gar nicht gemerkt, dass Lilitha so lange weg war. Doch das war wohl eher unwahrscheinlich. Lilitha dachte nicht einmal, dass sie noch in ihrem Zimmer war.

Zögerlich spielte sie mit ihren Fingern. »Ihr habt sicher eine Menge zu erledigen. Ihr müsst Eure Zeit nicht mit mir verschwenden«, hauchte sie leise. Sie war immerhin nur ein Dienstmädchen, auch wenn der Highlord sie wohl als interessant genug einstufte, um seine Zeit mit ihr zu verbringen. Doch warum sollte er sich die Mühe machen und ihr helfen?

»Du hast Sergej doch gehört. Ich hab heute frei. Und solltest du wirklich Angst haben, Chiana gegenüberzutreten, kann ich mit ihr sprechen«, erklärte er und hob fragend die Brauen.

Lilitha scharrte unruhig mit den Füßen. »Denkt Ihr wirklich, dass das die Sache bessern würde?«, fragte sie kaum hörbar und sehr unsicher. Sie hatte irgendwie Angst, dass es dadurch nur noch schlimmer werden würde.

Er seufzte und trat einen Schritt zur Seite.

»Ehrlich gesagt, nein. Du solltest lernen, dich selbst zu verteidigen«, erklärte er, als würde sie jeden Moment in den Krieg ziehen. Was auch fast der Fall war.

Lilitha ließ ein wenig die Schultern hängen und wirkte fast schon enttäuscht. Allerdings hatte der Highlord recht. Sie musste lernen, sich selbst zu verteidigen, nur lag das absolut nicht in ihrer Natur.

Er senkte den Blick, als er ihr noch kurz zunickte und sich dann zurückzog.

Ein wenig zittrig blieb sie vor Chianas Tür stehen und überlegte, ob sie sich nicht vielleicht doch vorher richtig anziehen sollte. Ihre Kleidung war unordentlich vom hektischen Umziehen und ihre Haare waren halb geöffnet und zerzaust. Unter Umständen könnte man da auf anderes schließen, als das, was wirklich der Fall war.

Chiana hatte schließlich so ähnlich ausgesehen, als sie gestern Abend Lilitha geholt hatte.

Schnell versuchte Lilitha ihre Kleidung zu richten und ihre Haare zumindest zu ordnen. Dennoch war das Ergebnis nicht sehr viel besser als vorher und sie wusste, dass sie ohne Bürste sowieso keine Chance hatte.

Also atmete sie tief durch und öffnete die Tür, ehe sie eintrat. Den Blick gesenkt und die Ohren gespitzt, ob sie die Schwarzhaarige irgendwo hörte.

»Du bist spät«, erklang Chianas Stimme in einem Ton, als wäre das nicht offensichtlich.

Etwas sehr spät im Vergleich zu ihrer üblichen Arbeitszeit. »Und dann nicht mal hergerichtet. Gibt es dafür auch eine Erklärung?«, fragte sie und Lilitha konnte hören, wie sie darauf hoffte, dass sie sich in ihrer offensichtlichen Antwort irrte.

Doch sie irrte sich leider nicht ... zumindest zum Teil.

Was hatte sie ihr sagen wollen? Sie konnte ihr ja nicht sagen, dass der Highlord sie mitgenommen hatte, oder?

Sie entschied sich für eine halbe Lüge. »Nachdem der Highlord gestern nach meiner Massage fast sofort eingeschlafen ist, wollten mich die Wächter ohne seine Erlaubnis nicht gehen lassen. Also musste ich warten, bis Mylord heute Morgen wieder erwachte. Da es mir nicht zustand, ihn zu wecken oder sein Bad zu benutzen, bin ich leider noch nicht dazu gekommen, die Sachen von der Nacht am Boden zu richten«, sagte sie und hasste sich fast schon selbst dafür. Normalerweise log sie nicht, aber sie hatte es dem Highlord versprochen und sie wollte keinen Ärger.

»So?«, fragte sie zwar ungläubig, aber sie schien es selbst glauben zu wollen. »Und es hat so lange gedauert, bis er aufgewacht ist?«, fragte sie nun und stand auf, um zu Lilitha zu laufen.

Was sollte sie denn darauf erwidern?

»Mylord hat heute frei«, informierte Lilitha sie, als würde das alles erklären. Allerdings wusste sie nicht, wie sie die Kastagnetten in ihrer Tasche erklären sollte, falls Chiana diese bemerkte.

Mit bebender Unterlippe senkte sie den Blick und wandte sich wieder von Lilitha ab.

»Schön für ihn. Dann hast du jetzt auch frei«, erklärte Chiana, was Lilitha ein wenig unsicher innehalten ließ. War das ernst gemeint? Sollte sie gehen? »Soll das heißen, er hat nicht ...«, setzte sie nun doch wieder an und wandte sich zu Lilitha um, doch sie schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.

Lilitha lockerte etwas ihre Schultern, ehe sie sanft, wenn auch ein wenig zittrig, lächelte. »Nein, Mistress. Hat er nicht. Er hat mich nicht einmal angefasst, geschweige denn mehr. Er hat sich lediglich etwas gezerrt und brauchte eine Massage.«

Chiana holte ein wenig stockend Luft und versuchte sich sichtlich zu beruhigen.

»Ich glaube dir. Du hast nicht diese Verdorbenheit, wie die anderen. Aber ich möchte dennoch allein sein«, erklärte sie leise und wandte erneut den Blick ab.

»Wie Ihr wünscht, Mistress«, entgegnete Lilitha, verneigte sich leicht und entschied dann, dass sie in den Hamam gehen würde, um sich ein wenig zurechtzumachen. Dann würde sie ihre Zeit nutzen, für den Tanz zu üben.

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