Kapitel 21.2
Auch hinter diesen massierte sie ein wenig, ehe sie zu seinem Nacken überging.
Langsam schlug er die Augen auf und blickte direkt zu Lilitha auf, die vor ihm stand.
»Willst du mich denn töten?«, fragte er nun und blickte sie forschend an.
Wieder durchzuckte sie ein Blitz von Nervosität, als sie merkte, wie er sie ansah und wie nah sie ihm eigentlich war. Diese verdammte Frau säte Ängste, die vollkommen unbegründet waren!
Chianas Worte und auch die Worte der Blonden spukten ihr durch den Kopf, doch sie zwang sich nicht daran zu denken und lieber über die Frage des Highlords nachzudenken.
»Wieso sollte ich?«, fragte sie leise. »Meine Eltern sind für Euch gestorben. Warum sollte ich Euch töten? Dann wäre ihr Tod sinnlos«, erklärte sie leise und vorsichtig, während sie sich abwandte, um eine kleine Schüssel mit Ölen und Kräutern vorzubereiten, die ihr bei der Entspannungsmassage helfen würden.
Dieses Mal setzte sie ihre Fähigkeiten ein, ohne großartig darüber nachzudenken. Immerhin wusste er, was sie konnte.
»Siehst du«, sagte er nur und lehnte sich geschafft wieder zurück auf die Matratze, um zu ihr aufzuschauen.
Lilitha schwieg und versuchte sich etwas zu beruhigen, während sie die geübten Handgriffe vornahm, die sie von ihrer Mutter so oft gelernt hatte.
»Meine Mutter sagte mir einmal, ein gesunder Geist ruht in einem gesunden Körper. Doch auch der Körper spürt, wenn es dem Geist nicht gut geht«, erklärte sie leise. »Euer Geist kommt nicht zur Ruhe. Das spürt Euer Körper«, erklärte sie murmelnd, ehe sie ein paar Kräuter in eine kleine Tasse füllte und diese mit Wasser aufgoss.
Langsam trat sie auf den blonden Mann zu und hielt ihm die Tasse hin. »Trinkt das, es wird Euch helfen zu entspannen«, sagte sie leise.
Sollte er es nicht wollen, würde sie es für ihn auch vorkosten, damit er wusste, dass sie ihn nicht vergiften wollte.
Der Blonde griff jedoch nur nach dem Porzellan und leerte es in einem Zug.
Lilitha blinzelte kurz über diese Geste, doch wandte sich schnell wieder ihren Tätigkeiten zu.
Anscheinend dachte er wirklich nicht, dass sie ihn vergiften wollte. Oder war das eine Art Test, wie sie reagieren würde?
Er schien auf keine Reaktion zu warten, sondern lehnte sich nur wieder zurück und wartete.
Lilithas Lippen umspielte ein Lächeln, als sie die restlichen Kräuter zusammensuchte.
Dann trat sie erneut auf den Highlord zu. »Würdet Ihr Euch bitte auf den Bauch legen?«, fragte sie sanft und sah zu, wie sich der Blonde träge auf den Bauch drehte, damit sie sich über ihn beugen und mit der Massage beginnen konnte.
»Fühlst du dich inzwischen besser?«, fragte er murmelnd, während Lilitha mit ihrer Arbeit begann.
Sie hielt kurz inne, weil sie nicht direkt die Frage verstand. Ihr Gesicht klärte sich jedoch ein wenig auf, als sie sich zurückerinnerte. Vermutlich meinte er damit das Abendessen, weil Chiana ihm gesagt hatte, sie fühle sich nicht wohl genug, um mit zum Mahl zu kommen.
Oder er meinte wirklich diese plötzliche Panikattacke, von der sie immer noch nicht wusste, woher sie kam.
»Ein wenig«, sagte sie leise und massierte ihn bestimmt weiter.
In diesem Palast gab es so viel, das sie noch nicht verstand und sie war noch so jung, dass ihr Geist den Manipulationen anderer sehr schnell unterlag. Es war einfach unglaublich schwer zu entscheiden, was richtig und falsch war und was sie machen sollte.
Dennoch war sie ziemlich beruhigt, weil der Highlord sie scheinbar nicht für so gefährlich hielt, dass er sie umbringen wollte. Das war gut.
»Und wie kommst du mit deinem Tanz voran?«, murmelte er undeutlich in die Bettdecke.
Lilitha hätte ihn fast nicht verstanden bei dem leisen Genuschel, was er von sich gab und selbst seine geschlossenen Augen ließen nicht wirklich auf eine direkte Frage schließen.
Dennoch hatte sie ihn, dank ihres feinen Gehörs, verstanden.
»Ich denke nicht, dass ich bis zum Fest so weit sein werde, ihn vorzuführen«, erklärte Lilitha und klang dabei nicht so, als würde es ihr etwas ausmachen. »Meine Motorik ist dafür einfach noch nicht weit genug entwickelt.«
Der Highlord schien keine Reaktion darauf zu zeigen, was wohl nicht allzu verwunderlich war. Vermutlich hatte er jetzt einfach verstanden, dass sie kein Interesse daran hatte, einen anderen Status zu erlangen.
Wenigstens konnte Lilitha spüren, wie sich sein Körper langsam unter ihren Fingern entspannte.
Auch seine Atmung wurde gleichmäßig und sein Herz schlug in einem ruhigen Rhythmus.
Lilitha knetete stumm weiter und rieb ihm die letzten Reste der Öle in seine Haut, während sie seinem ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag lauschte.
Zufrieden damit, dass er eingeschlafen war, zog sie sich vorsichtig zurück, so dass sie schließlich vom Bett rutschte.
Es war sicher besser, wenn sie ihn jetzt allein ließ.
So leise wie möglich richtete sie sich auf und zog ihre Kleidung ein wenig glatt, die noch vom hektischen Umziehen im Hamam gelitten hatten.
Gerade, als sie sich zum Gehen umdrehen wollte, schnellte plötzlich eine Hand zu ihrem Handgelenk und hielt sie fest.
Ruckartig zuckte Lilitha zusammen und drehte sich erschrocken zu dem Blonden um.
Seine braunen Augen waren halb geschlossen und sahen sie zwar an, doch er wirkte recht abwesend.
»Wohin gehst du?«, fragte er leise murmelnd.
»Verzeiht, Mylord. Ich dachte, Ihr wärt eingeschlafen und ich wollte mich zurückziehen«, sagte Lilitha leise und musste zugeben, dass sie den Anblick mochte.
So verschlafen und ein wenig zerzaust wirkte er viel umgänglicher und freundlicher.
Er seufzte verschlafen, als er sich schleppend auf den Rücken rollte und kurz die Augen schloss.
»Geh nicht ... bitte«, nuschelte er und öffnete wieder leicht die Augen, um zu ihr aufzublicken.
Diese Bitte überraschte und schockte sie zu gleichen Teilen. Sie sollte nicht gehen? Aber, was sollte sie dann tun?
Zögernd nickte sie und trat wieder an das Bett heran. Unschlüssig, was von ihr erwartet wurde.
Wie sie bereits Chiana gesagt hatte, war sie nicht in der Lage ihm eine Bitte abzuschlagen, solange sie eine bestimmte Grenze nicht überschritt. Und das hier überschritt die Grenze nicht. Noch nicht.
Sein Griff lockerte sich ein wenig um ihr Handgelenk und rutschte runter zu ihrer Hand, wo er sie dann zu sich auf die Matratze zog. Lilitha schnappte nach Luft und ihr Herzschlag ging sofort schneller. Doch statt sie auszuziehen, oder andere Dinge mit ihr anzustellen, zog er sie nur dicht an sich und schob die Decke über sie beide. Mit weit aufgerissenen, goldenen Augen sah sie unbeholfen in die Gegend und wusste nicht so recht, was sie machen sollte. Hätte sie einfach gehen sollen? Aber er war der Highlord. Sie war gezwungen seine Befehle zu befolgen.
Plötzlich bewegte sich sein Körper neben ihr, als er sich zu ihr auf die Seite rollte, sie in seine starken Arme schloss und sie noch dichter an sich zog.
Überrascht verspannte sie sich, doch als er nichts weiter tat, als sie zu halten und in seine Wärme zu betten, entspannte sie sich langsam wieder. Dabei nahm sie das erste Mal seinen Geruch so wirklich wahr und konzentriert schloss sie die Augen, während sie seinen Duft einatmete. Wollte er, dass sie hier blieb?
Vielleicht war er ja auch gar nicht bei Verstand. Sie erinnerte sich zurück, als er sie an sein Bett gekettet und sie am nächsten Morgen so ähnlich gehalten hatte. Nur war sie jetzt nicht gefesselt. Vertraute er ihr so sehr, dass er nun nicht mehr davon ausging, dass sie ihn töten würde? Das war wirklich eigenartig.
Lilithas Gedanken drifteten ab und sie wurde von der Wärme langsam in die Traumwelt gezogen. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen. Sie war doch müder, als sie gedacht hatte. Also würde sie schlafen und morgen würde sich das hoffentlich klären. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie Angst vor dem nächsten Tag hatte. Nicht nur vor der Reaktion des Highlords, sondern auch vor der Reaktion von Chiana, wenn diese bemerkte, dass Lilitha nicht da sein würde, um sie zu wecken.
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