Kapitel 21: Der Eingriff
Anna
Anna saß Mr. Carter gegenüber und wusste nicht so recht, wie sie sich am besten verhalten sollte. Ihre Aussage gegenüber Dr. Brown und Mr. Moore hatte sie ein wenig verunsichert.
Glauben Sie mir daher besser, wenn ich Ihnen versichere, dass ich dieser Frau hier sonst etwas antun werde!
Wenn sie ihm diesen Chip nicht einsetzen sollte, würde das sicher nicht gut für sie enden. Aber einige Tests mussten durchgeführt werden. Ohne das CT könnte der Roboter beispielweise nicht den Eingriff durchführen. Außerdem könnte sie es nicht im ihrem Gewissen vereinbaren, wenn diesem Mann ohne Tests der Chip eingesetzt werden würde und er daraufhin heftige Nebenwirkungen wie noch schlimmere Depressionen, starke Kopfschmerzen oder Schlimmeres wie das Löschen einiger Erinnerungen, an die er sich gerne erinnert hätte. Er war zwar ein Geiselnehmer, aber das war nur aus Verzweiflung passiert.
Außerdem hatte sie so einen Eingriff zuvor noch nie selbst durchgeführt. Sie hatte ein paar Mal zugesehen, aber ihre Aufgaben hatte sonst immer auf der Entwicklung und dem Testen der Chips gelegen. Ein weiterer Punkt war, dass sie sich hier im Labor 5 noch nicht gut auskannte. Das war das erste Mal, dass sie hier war. Befand sich hier überhaupt ein Raum mit Roboter, wo der Eingriff durchgeführt werden konnte?
„Also? Wie wird jetzt vorgegangen werden?", fragte Mr. Carter etwas ungeduldig und sah Anna mit einem erwartungsvollen Blick an. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, auf dem er auch das Messer abgelegt hatte.
„Wie ich Ihnen schon erklärt hatte, einige Test sind unabdingbar. Der Eingriff wird mithilfe eines Roboters durchgeführt, der speziell dafür entwickelt wurde. Ohne einige Testergebnisse kann er den Chip nicht einsetzen. Außerdem wird der Chip für jeden Menschen individuell kalibriert, um wie bereits Nebenwirkungen zu vermeiden. Daher müssen wir einige Tests durchführen", erklärte Anna.
„Dann reden Sie nicht so viel und fangen sie endlich an", erwiderte er.
Unschlüssig saß Anna da. Um die Tests durchzuführen brauchte sie bestimmte Geräte, die hier in dem Raum nicht waren. Wie sollte sie Mr. Carter das erklären ohne das er Ausrastete? Auf dem Tisch befand sich ein Telefon, auf das sie verstohlen blickte. Wenn sie wenigsten jemanden anrufen könnte, um zu fragen, wo sie die Tests und den Eingriff durchführen könnte.
„Worauf warten sie denn noch?", fragte Mr. Carter und seine Finger kamen dem Messer wieder näher.
„Um ehrlich zu sein bin ich heute zum ersten Mal hier in dem diesem Abschnitt des Gebäudes. Mir wurde gerade alles gezeigt, als sie mit Mr. Moore hereingekommen sind. Für die Tests benötige ich einige Geräte, die sich aber nicht hier in diesem Raum befinden", antwortete sie.
„Das darf doch nicht wahr sein!"
„Ich könnte sonst jemanden anrufen und fragen, wo ich die Tests hier durchführen kann", schlug Anna vorsichtig vor.
Mr. Carter sah sie eindringlich an.
„Von mir aus. Aber wehe Sie machen irgendwelche Dummheiten. Ich bin hier derjenige mit dem Messer", meinte er schließlich und nahm das Messer wieder in die Hand.
Mit zitternden Fingern wählte Anna die Kurzwahl von Dr. Brown. Sie musste nicht lange warten bis abgenommen wurde.
„Anna, geht es Ihnen gut?", hörte sie Evelyn Browns Stimme und meinte sogar ein wenig Besorgnis herauszuhören.
„Ja, mir geht es soweit gut. Dr. Brown, ich rufe an, weil ich wissen muss, wo sich hier das Testlabor und ein Raum für den Eingriff befinden", antwortete sie.
„Natürlich. Schräg rechts gegenüber von Raum 6 befindet sich Raum 7. Dort können Sie zumindest die notwendigsten Tests durchführen. Außerdem gibt es dort noch einen Nebenraum, wo der Eingriff durchgeführt werden kann. Haben Sie das verstanden?", erwiderte Evelyn.
„Ja, alles klar. Aber wegen dem Eingriff..." Anna verstummte kurz und blickte den Mann ihr gegenüber an. Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie so einen Eingriff zuvor noch nie durchgeführt hatte?
„Anna, Sie sind Wissenschaftlerin und zudem mir ähnlicher, als ich anfangs gedacht hatte. Vertrauen Sie sich selbst. Die Tests sollten kein Problem sein. Das bekommen Sie ohne Probleme hin. Der Computer überträgt die Ergebnisse automatisch an den Roboter im Nebenraum. Bei dem Eingriff haben Sie schon ein paar Mal zugesehen, richtig?", ergriff die Doktorin das Wort.
„Richtig", antwortete Anna.
„Dann wissen Sie, dass der Roboter die meiste Arbeit erledigt. Sie müssen den Roboter nur einstellen. Wenn Sie am Bedienbildschirm stehen, wird das für Sie recht selbsterklärend sein, da bin ich mir sicher. Ich weiß, dass Sie das schaffen", sagte Dr. Brown.
Anna nickte, auch, wenn ihre Vorgesetzte das nicht sehen konnte. Es gab ihr Selbstvertrauen, dass die Doktorin scheinbar so viel Vertrauen in sie hatte.
„Ja, ich bekomme das hin", erwiderte sie und legte dann auf.
„Wir müssen leider diesen Raum verlassen. Aber es ist nicht weit. Schräg gegenüber befindet sich ein Raum, wo die Tests sowie der Eingriff durchgeführt werden können", wandte Anna sich wieder Mr. Carter zu, der wenig begeistert über diese Antwort schien.
„Na gut. Wenn es nicht anders geht", meinte er und stand auf. Er bedeutete Anna zu sich zu kommen und verließ schließlich, sie mit dem Messer bedrohend, Raum 6.
„Die Testergebnisse sehen gut aus, Mr. Carter. Das CT wurde bereits an den Roboter übermittelt und ich kann jetzt auch die Spannung der Elektroimpulse messen, die für die Stimulierung bestimmter Gehirnregionen für Sie am besten sind", fasste Anna zusammen. Sie hatte bereits die wichtigsten Tests durchgeführt. Der Chip konnte soweit kalibriert werden. Dennoch standen die Gespräche mit Psychologen aus, wo besprochen wurde, ob bestimmte Erinnerungen gelöscht oder hinzugefügt werden sollten. Außerdem wurden mit Ärzten die medizinischen Dinge besprochen, die sie ebenfalls nicht abdecken konnte. Ganz wohl fühlte sie sich noch immer nicht damit. Der Eingriff stand noch immer bevor. Hoffentlich lief alles wie geplant. Doch sie riss sich zusammen und rief sich ins Gedächtnis, dass Dr. Brown auch auf sie vertraute.
„Kann es dann endlich los gehen? Wir haben schon viel zu viel Zeit damit verschwendet", beschwerte Mr. Carter sich.
„Die Kalibrierung des Chips ist fertig. Aber sind Sie sicher, dass Sie vorher nicht noch mit jemanden sprechen...", fing Anna an.
„Nein! Das habe ich Ihnen jetzt doch schon mehrfach gesagt. Führen Sie verdammt nochmal endlich diesen Eingriff durch!", sagte er und spielte mit dem Messer in seinen Händen, während er Anna mit sich immer steigender Wut ansah.
„Na gut, okay. Dann gehen wir in den Nebenraum." Sie stand auf und ging voran. Beim Roboter angekommen legte sie den Chip in die dafür vorgesehen Vorrichtung ein und widmete sich dann dem Bedienbildschirm. Mr. Carter folgte ihr und legte sich ohne ein weiteres Wort auf die Liege. Das Messer hielt er noch immer in seinen Händen.
„Mr. Carter, würden Sie das Messer bitte aus den Händen legen? Das Metall könnte den Roboter stören", sagte Anna, als sie das bemerkte.
„Damit Sie dann schlussendlich den Eingriff doch nicht durchführen? Nein. Das Messer bleibt wo es ist!"
Mit dieser Entscheidung fühlte Anna sich zwar alles andere als wohl, aber was sollte sie machen? Sie hatte ihn auf das Problem hingewiesen, aber wenn Mr. Carter nicht wollte, konnte sie das nicht ändern. Vielleicht hätte sie außerdem gleich noch eine Chance das Messer an sich zu nehmen. Bevor der Eingriff durchgeführt werden konnte, musste ein Narkosemittel verabreicht werden, was ebenfalls von dem Roboter übernommen wurde.
Anna widmete sich wieder dem Bedienfeld. Evelyn Brown hatte recht behalten. Es war sehr intuitiv zu bedienen und das Programm führte sich durch alle notwendigen Schritte, um den Roboter richtig einzustellen.
Als sie fertig war, fuhr einer der Roboterarme aus und injizierte dem Patienten blitzschnell die Narkose.
„Was zum Teufel war das?!", schrie Mr. Carter und wollte aufspringen, doch da fing das Mittel schon zu wirken an und er sackte zurück.
Mit wenigen Schritten war Anna bei ihm, schnappte sich das Messer und verließ dann den Raum. In dem Nebenraum musste sie den Eingriff über den PC überwachen. Jeder andere wäre wahrscheinlich einfach verschwunden und wäre froh gewesen außer Gefahr zu sein, aber das konnte sie nicht. Sie hatte das angefangen und musste es jetzt auch zu Ende bringen. Außerdem war Mr. Carter noch immer ein Mensch. Er hatte nur, wie so viele andere, zu viel Pech gehabt und war von der großen Depression erfasst worden. Daraus konnte man ihm keinen Vorwurf machen.
Anna setzte sich vor den PC im Nebenraum und beobachtete die Arbeit des Roboters. Gleichzeitig griff sie zum Telefon und rief Dr. Brown an, um ihr zu sagen, dass sie zu ihr kommen sollte. Im Ernstfall war dann schon jemand vor Ort, der das nötige Fachwissen hatte. Hoffentlich würde alles gut gehen.
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