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2 ミ Gemeinsam

Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich Dan das erste Mal begegnet war. Ich war gerade einmal vier Jahre alt gewesen - klein und naiv; mit dem Glauben an die Zahnfee, den Weihnachtsmann und ein Leben ohne Enttäuschungen und Schmerz.
Es war mein erster Tag in der Vorschule und ich hatte vorher die ganze Nacht geweint, weil ich nicht dorthin wollte.
Der Kindergarten war schlimm genug gewesen - dort hatte mich eine fiese Gruppe von Mädchen immer auf der Toilette eingesperrt - und ich ahnte, dass die Vorschule auch nicht besser sein würde. Kinder waren gemein. Sie hänselten mich, weil ich die Neue war. Vielleicht dachten sie, ich wäre nur da, um ihre Idylle zu zerstören. Oder vielleicht machte es ihnen auch einfach nur Spaß, mich zu zerstören.
Frühmorgens terrorisierte ich deswegen meinen Vater, klammerte mich an sein Bein und bettelte, dass er mich mit zu sich ins Büro nehmen sollte. Pete, der Hausmeister, spielte mit mir tolle Brettspiele und am besten waren die verwinkelten Gänge, die wie ein Labyrinth waren. Ich verlief mich gerne und hatte Spaß daran, hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken.
Im Büro meines Vaters gab es jede Menge spaßige Dinge, mit denen sich eine Vierjährige den lieben langen Tag beschäftigen konnte. Aber mein Vater zerrte mich ohne Widerrede in die Vorschule, versprach mir, dass alles gut werden würde, verabschiedete sich mit einem Lächeln und ließ mich mit all meinen Ängsten auf der Türschwelle stehen. Ich traute mich bis zur Mittagspause nicht, auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Als sich im Sitzkreis jeder vorstellen sollte, deutete ich nur mit zusammengepressten Lippen auf mein Namensschild. Es kam mir vor, als wäre ich ein weiteres Mal die Merkwürdige. Ich wollte einfach nur weinen - was ich dann später auf der Mädchentoilette auch tat. Aber dieses Mal hatte ich mich selbst eingesperrt.
In der Mittagspause saß ich alleine an einem Tisch, packte mein Lunchpaket aus und stocherte mit meinem Finger in dem wabbeligen Weißbrot herum. Die braune Schokocreme quoll über die Ränder, genau wie die Tränen aus meinen Augenwinkeln quollen. Aber es kümmerte niemanden.
Die anderen Kinder lachten miteinander, schienen bereits beste Freunde zu sein und ich spürte, dass der Kummer wuchs. Ich senkte den Kopf und hoffte, dass mich der Erdboden verschlucken würde. Doch als ich bemerkte, dass sich gegenüber von mir auf der Bank jemand hingesetzt hatte, hob ich irritiert den Blick.
»Willst du meine Kekse?«, fragte der braunhaarige Junge, dessen Mähne so zerzaust war, als wäre er gerade erst aufgestanden.
»Ich mag nur die mit der dunklen Schokolade. Aber meine Mum hat mir die mit der hellen mitgegeben. Die schmeckt ekelig.«
Er schob mir seine Brotdose über den Tisch hinweg zu, während ich ihn immer noch verwirrt anstarrte.
»Ich bin Dan«, stellte er sich vor und wippte aufgeweckt mit dem Oberkörper hin und her. »Und wie heißt du?«
Er fragte nicht, wieso ich weinte.
»Marny«, schniefte ich und wischte mir mit meinem Ärmel die Tränen weg. Ich nahm mir einen der Cookies und biss zögernd in ihn, weil ich dachte, dass Dan es sich im letzten Moment doch noch anders überlegen könnte. Dass er mich vielleicht bloß ärgern wollte.
»Marny? Das ist doch kein Name«, gluckste er amüsiert, »Kommst du aus China?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme von hier. Australien.« Er nickte beeindruckt.
»Ich mag' deinen Namen. Den hat wenigstens sonst niemand«, sagte er und war darauf stolzer, als ich es je war.
»Schmecken dir die Kekse, Marny?«, seine Augen leuchteten bei dieser Frage auf und bei jedem seiner Worte sprangen seine zotteligen Haare von links nach rechts. Seine Finger trommelten unruhig auf die Tischplatte. Er konnte noch nie stillsitzen.
»Sie sind lecker. Danke«, mampfte ich und Dan lächelte glücklich, woraufhin sich auch meine Mundwinkel in die Höhe zogen.
»Du musst nicht traurig sein. Ab jetzt machen wir alles zusammen, okay?« Ich nickte und diese wenigen Worte wurden zum Fundament unserer Freundschaft.

Jeden Tag saßen wir an diesem Tisch, aßen Kekse und redeten. Bei Dan musste ich mich nicht verstellen. Ich konnte ich selbst sein. Wir verstanden uns sofort. Ich musste keine Angst haben, musste nicht weinen und meinen Vater auch nicht anflehen, mich mit in sein Büro zu nehmen. Im Gegenteil: Ich konnte es morgens kaum erwarten, in die Vorschule zu gehen, weil ich wusste, dass Dan dort auf mich wartete.
Aus Tagen wurden Jahre und auch in der Highschool saßen wir immer nebeneinander, taten alles gemeinsam und waren wie siamesische Zwillinge: unzertrennlich. Wir lernten gemeinsam für Prüfungen und fielen gemeinsam durch, weil wir am Ende mehr Zeit vor dem Fernseher als vor unseren Schulbüchern verbracht hatten. Wir wiederholten die Prüfungen gemeinsam und freuten uns gemeinsam, wenn wir sie bestanden hatten.
Wir taten alles gemeinsam.
Manchmal lasen wir sogar gemeinsam ein Buch. Ich kaufte zwei Exemplare in dem kleinen Buchladen an der Promenade, nahm eines davon für mich und gab Dan das andere. Wir schmissen uns beide auf mein Bett, steckten unsere Köpfe zwischen die Seiten und lasen synchron von verrückten Abenteurern, wagemutigen Helden und schockierenden Widersachern.
Wir fieberten gemeinsam mit ihnen mit, klappten nach dem letzten Wort gemeinsam den Deckel des Buches zu und diskutierten dann die ganze Nacht darüber - gemeinsam.
Wir wurden gemeinsam älter.
Ich ärgerte Dan, als er in die Pubertät kam, aussah wie ein roter Streuselkuchen und seine Stimme plötzlich zwischen hohen und tiefen Tönen schwankte.

Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, aber manches verschwieg ich ihm. Dass ich seiner krächzenden Stimme trotzdem am allerliebsten zuhörte und dass er trotz seiner Pickel immer noch der schönste Mensch war, den ich je getroffen hatte.
Ich half ihm dabei, in Spanisch zu bestehen, und er brachte mir bei, Noten zu lesen und ein paar Akkorde auf der Gitarre zu spielen.
Es kostete ihn viel Überwindung, aber irgendwann erzählte Dan mir, dass er eigene Lieder schrieb. Ich wurde sein größter Fan.

Jeden Tag erzählten wir uns, wie wir uns fühlten - mit nur einem Wort. An manchen Tagen fühlte er sich groß, an anderen ängstlich, manchmal war er einfach nur schläfrig. Als wir unseren Abschluss hatten und nicht mehr jeden Tag gemeinsam zur Schule gingen, schrieben wir uns SMS. Würde ein Fremder unsere Nachrichten lesen, ständen ihm tausende Fragezeichen auf der Stirn. Dan und ich sprachen unsere eigene Sprache.

Aber auch die Stille konnten wir gemeinsam genießen. Manchmal schlenderten wir durch die Bibliothek und tauchten für eine kurze Ewigkeit in fremde Welten ein - jeder für sich und doch irgendwie gemeinsam. Dan, der auf der anderen Seite des Regals stand, griff zwischen den Büchern hindurch nach meiner Hand und ich lächelte.
Wir sangen gemeinsam zu den Liedern auf den Mixtapes, die Dan für mich zusammenstellte, während wir in dem alten Chevrolet meines Dads über die staubigen Straßen bretterten.
Wir besuchten gemeinsam das Planetarium und ließen uns von der Bedeutungslosigkeit unserer Existenz in tiefes Grübeln und merkwürdiges Staunen versetzen. Wir waren gemeinsam fasziniert von dem Universum, in dem unsere Welt so unbedeutend und winzig klein wie ein Staubkorn war.
Wir ließen uns gemeinsam ins feuchte, grüne Gras fallen, wenn unsere Gedanken uns mal wieder überrollten. Wir genossen gemeinsam die Flut an Sternen, die über uns hereinbrach, wenn wir zum klaren Nachthimmel hinaufblickten.

Wir dachten über unsere Existenz nach.
»Irgendwann hat alles ein Ende.
Sogar die Sterne werden irgendwann aufhören zu leuchten«, flüsterte Dan mit seiner kratzigen Stimme, »In 100 Billionen Jahren werden alle Sterne erloschen sein und das Universum wird in Finsternis versinken ...«
Ein trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
»Dann können wir uns glücklich schätzen, jetzt zu leben.«
Wir hielten gemeinsam unsere Daumen in die Luft und taten so, als würden wir die blinkenden Flugzeuge, die tausende Meter über unseren Köpfen flogen, mit ihnen anschieben.
Wir teilten unsere Ängste.
»Stell' dir vor, du würdest abstürzen«, begann Dan und seine blauen Augen verfolgten weiterhin das Flugzeug am Horizont, »Im Sturzflug gegen einen Berg krachen und in unzählige Teile zerschellen. Aber von hier sähe bloß so aus, als würde jemand einen Stein auf den Boden werfen. Du würdest sterben und dem Universum wäre es egal. Die Welt würde sich einfach weiterdrehen und auf den Tag würde weiterhin die Nacht folgen. Du wärst nicht mehr da und trotzdem würde das Universum nicht aufhören zu funktionieren.«
»Wir alle sterben«, sagte ich und lehnte mich an seine Brust, »Und wir alle sind dem Universum egal.«
Wir schwiegen und lauschten dem Rauschen der Triebwerke, das aus der Ferne erklang. Dann lachte Dan plötzlich mild auf.
»Das ist so traurig.«
»Verdammt traurig«, stimmte ich ihm zu. Wir sahen uns in die Augen und brachen in schallendem Gelächter aus, das die Stille der Nacht mit Leben füllte.
Egal, wie traurig das Leben und wir mitten darin manchmal waren - Dan und ich waren gemeinsam traurig.
»Ich weiß, dass wir alle sterben«, murmelte Dan und strich mit seinen langen Fingern durch mein offenes Haar, »Aber ich will nicht aufwachen und feststellen, dass du nicht mehr da bist. Ich will nicht, dass du stirbst.«
»Ich werde nicht sterben«, versicherte ich ihm, »Zumindest nicht in der nächsten Zeit. Versprochen.«
»Warum versprichst du etwas, was du nicht halten kannst? Du könntest morgen aus dem Haus gehen und überfahren werden.«
»Dann gehe ich eben nicht aus dem Haus«, entgegnete ich, »Ich würde nie wieder aus dem Haus gehen, wenn dich das glücklich machen würde.«
Dan seufzte.
»Du könntest in der Dusche ausrutschen. Oder dich beim Kochen schneiden und verbluten.«
»Ich werde schon aufpassen«, ich lächelte in die Dunkelheit hinein und drückte seine Hand mit meiner, »Ich werde dich nicht alleine lassen, Dan.«
Er schwieg und räusperte sich dann leise.
»Ich dich auch nicht, Marny.«

Wer hätte gedacht, dass es am Ende genau umgekehrt war. Dass Dan, der mich angefleht hatte, ihn nicht alleine zu lassen, derjenige war, der mich alleine ließ.

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