Nine
Jetzt wo er seine Waffe verloren hatte, fühlte sich Minho aufgeschmissen. Er traute sich nicht mal, sich zu bücken, um das Messer wieder aufzuheben, denn das Wesen war ihm so nah, dass er es berühren könnte. Das schrille Schnurren drang ihn tiefer und tiefer in sein Ohr, spürte es fast schon dort vibrieren. Es schaute ihn mit seinen großen gelben Augen auf, ehe er ihn sanft mit seinen Kopf anstupste. Es erschreckte Minho, sodass er ein paar Schritte nach hinten stolperte. Entsetzt bewegten sich die dunklen, sichelförmigen Augen der schuppigen Kreatur und es schnellte nach hinten, um Minho zu stützen. Es schnurrte immer noch. Minho war so fertig mit den Nerven, dass er sich auf die Knie fallen lies, den Blick konnte er dieses Mal nicht von dem Wesen abwenden. Sanft lies er sich auf seine Hinterbeine fallen, sodass es aussah, als würde es vor Minho sitzen. Schnurrend legte es sein krallenbesetzte Hand auf seinen Bauch, während sein Schweif zärtlich über Minhos Rücken streichelte. Das Wesen wollte ihm irgendwas erzählen, anstelle ihn zu zerfleischen. Minho deutete die Gestik, dass es vielleicht Hunger haben könnte. „Hast...hast du Hunger...?", stammelte er, noch immer völlig ängstlich wegen diesem Wesen vor sich, was so unnormal und fremd für ihn. Je länger er es anschaute, desto mehr gewöhnte er sich an das groteske Aussehen des Wesen. Bis er sich komplett Aussehen gewöhnt hatte, wird aber noch lange Zeit vergehen müssen.
Die Kreatur hörte auf sich zu berühren und stand auf, sodass es wieder auf allen Vieren stand. Es näherte sich Minho erneut und schnurrte fragend, als würde es nicht verstehen würden, was der brünette Schüler meinte. „Willst...du mich..fressen?", fragte er weiter, obwohl die Kreatur ihn nicht verstehen würde. Minho schloss sich die Augen und bereitete sich auf einen Angriff vor, doch dieser blieb aus. Anstelle stupste es Minho wieder an und....kuschelte sich an ihn. Minho wurde alles zu viel. Angst raste so heftig in seinem Herzen, dass er am ganzen Körper zitterte. Er musste von hier weg. Minho konnte das Wesen nicht töten, es war ihm überlegen und zu schnell. Wenigstens würde es ihm gehen lassen, sollte es wie letztes Mal reagieren. Vielleicht wird es ihm zu langweilig die ganze Zeit Minho im Schatten von Gebäuden zu belauern und würde sich ein neues Opfer suchen, welches es terrorisieren könnte. Langsam stand Minho auf und torkelte zur Tür. Ihm ging es immer noch schlecht und er wollte jetzt nur noch in sein Zelt und schlafen. Als das Wesen allerdings merkte, was Minho vor hatte, preschte es hervor und stellte sich vor die Tür. Fauchend versuchte es sich so groß wie möglich zu machen, sodass Minho die Tür nicht mehr sehen konnte.
Das Wesen wollte ihn nicht gehen lassen.
Seine Angst, die sich durch sein Körper bewegte, wurde nur stärker und vermischte sich zur reiner Panik. Wenn die Kreatur ihn nicht gehen lies, dann würde er ihn sicher später noch fressen wollen. Er wollte ihn ein bisschen ärgern, Panik in ihn auslösen, weil es sich sicher deswegen amüsierte. „Bitte....lass mich gehen....ich weiß, dass du mich...wahrscheinlich nicht verstehen kannst....aber bitte...lass mich gehen", flehte Minho. Sein Ende sollte nicht hier in dem Tempel sein, aufgefressen von einem unbekannten Kreatur. Als Antwort fauchte das beschuppte Wesen nur und näherte sich Minho wieder. Das klackernde Geräusch seiner weißen Krallen mischte sich in die Geräuschkullisse dazu. Langsam wurden die Gesichtszüge des Wesens wieder weicher und es schnurrte wieder. Dieses Mal klang es eine Nuance trauriger. Sobald es wieder vor ihm stand, jaulte es leise und schmiegte sich wieder an. Wenn das Wesen ihm so nah war und sein beschupptes Gesicht an seiner Kleidung rieb, fühlte sich Minho wie eingefroren. Dann konnte er nichts anderes machen als still stehen zu bleiben und zu warten, bis das Wesen von ihm abließ. Irgendwann wird es seine Interesse an ihn verlieren und vielleicht auch gehen lassen.
Anders als Minho erwartet, lies das Wesen Minho keine Minute alleine und stellte immer Körperkontakt mit ihm her. Wenn es nicht der Kopf war, dann war es der Schweif, der sich um Minhos Körper schmiegte. Da sich sein Zustand noch nicht gebessert hatte und er sich nach wie vor kränklich fühlte, wurde sein Körper immer müder. Der ängstliche Zustand raubte ihm zusätzlich die Energie. Bald darauf konnte Minho sich dagegen nicht länger wehren und legte sich inmitten des steinigen, kalten Boden hin.
Das Wesen schnurrte traurig und krabbelte über ihn. Minho schaute es müde an, die Augen schon fast verschlossen. Er kam daher kaum mit, wie das Wesen sich über ihn beugte und seine Lippen auf seinen legte. Eine warme Flüssigkeit tropfte auf Minhos Lippen und als das Wesen seine Lippen bewegte und so Minho dazu brachte, seinen Mund etwas zu öffnen, drang die warme Flüssigkeit in seinen Mundraum ein. Sie verbreitete sich, rann ihn die Kehle runter und langsam fühlte sich Minho besser. Der kränkliche Zustand verschwand Stück für Stück. Bald darauf war es komplett verklungen und Minho fühlte sich so fit wie früher. Minho verstand nichts mehr. Hatte diese Flüssigkeit, die das Wesen ihn eingeflößt hatte, seine Symptome genommen?
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