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" Dann sind wie jetzt wohl für ungefähr zweieinhalb Tage aus der Hölle entlassen", murmelte Richie Tozier am Freitag Mittag auf dem Nachhauseweg. Der Schwarzhaarige grinste ein wenig, und blickte zu dem kleineren Jungen, der neben ihm her lief. Dem Jungen, der erneut ein wenig angespannt wirkte. Der bereits den ganzen Tag ein wenig angespannt gewirkt hatte. Angespannt, ja, fast schon ein wenig nervös. Der Junge, dessen angespannte Wirkung in den letzten Tagen stärker geworden war. In denen sich jene in gewisser Weise bereits angewöhnt Spannung zugenommen zu haben schien- was vermutlich nicht zuletzt an jenem Husten lag. " Oder sollte ich lieber Schule statt Hölle sagen?"
Eigentlich kreisten Richie's Gedanken nicht wirklich um dies, was er sieben angesprochen hatte. Eigentlich Beschäftigten seine Gedanken sich in jenem Moment nicht mit der Schule. Nicht wirklich damit, dass nun Wochenende war. Eher schienen sie immer wieder zu versuchen, zu jenem vorigen Tag zurück zu kehren. Eher schienen sie ih immer wieder an jenen Tag zurück erinnern zu wollen. Daran, was er ab jenem Tag erfahren hatte. Daran, was er von Eddie erfahren hatte. Daran, dass es für diesen offensichtlich eine Person gab. Eine besondere Person, für die sein bester Freund Gefühle hatte.
Eine besondere Person, von der er einerseits so gerne wissen würde, um den es sich handelte- und sei es nur, um zu wissen, woran er war. Sei es auch nur, um zu wissen, ob seine Hoffnungen tatsächlich sinnlos waren. Um heraus zu finden, dass jene Hoffnungen Hoffnungen bleiben würden, die vermutlich niemals in Erfüllung gehen würden. Hoffnungen, die immer eine Art Wunschdenken bleiben würden.
Ja, einerseits wollte er wissen, wer jene Person war, auch, wenn sich dadurch heraus stellen würde, dass jenes kleine Fünkchen Hoffnung umsonst gewesen war. Auch, wenn jene Erkenntnis schmerzen würde. Auch, wenn sie verdammt stark Schmerzen würde. Aber dennoch hätte er damit Gewissheit. Dennoch würde er dadurch besser Bescheid wissen.
Doch andererseits hatte er das Gefühl, es würde ihn in gewisser Weise von innen heraus auffressen, wenn er erfahren würde, um den es sich bei jener Person handelte. Das Gefühl, es würde ihn von innen heraus auffressen, wenn er den Namen jener Person hören würde, für die sein bester Freund Gefühle hatte. Die Person, die er so gerne wäre, aber dennoch vermutlich niemals sein würde. Zwar würde es ihn in Ungewissheit lassen, wenn er nicht wissen würde, wer jene Person war.
Zwar würde er sich dann nie sicher sein können. Nie wissen können, ob jene Hoffnungen, die er sich so oft auszureden versuchte, aber die dennoch immer wieder zurück kehrten umsonst waren. Nie wissen, ob es nicht doch besser für sie beide wäre, wenn er über Eddie hinweg kommen würde- so, wie er es sich bereits so oft eingeredet hatte. So, wie er es sich so oft gesagt, aber es dennoch nie wirklich geschafft hatte.
Nicht wirklich wusste, wie er es schaffen sollte. Richie war noch nie in eine andere Person verliebt gewesen. Hatte solche Gefühle noch nie für eine andere Person als Eddie Kaspbrak gehabt. Noch nie jemanden so geliebt, wie er Eddie liebte. Und obgleich er glaubte zu wissen , dass Eddie jene Gefühle niemals erwidern würde- obwohl er glaubte zu wissen, dass Eddie niemals das Gleiche fühlen würde, und es vermutlich wirklich besser für sie beide wäre, wenn er, Richie über jene Gefühle hinweg kommen würde.
Über sie hinweg kommen würde, ehe ihre Freundschaft darunter leiden würde. Ehe er ihre Freundschaft aufgrund von jenen Gefühlen möglicherweise zerstören würde. Ehe er Eddie verlieren würde- hatte er das Gefühl, als gäbe es irgendwo tief in seinem Inneren etwas, das sich dagegen sträubte. Als gäbe es etwas, das versuchte, seine Gefühle für Eddie daran zu hindern, zu verschwinden. Als gäbe es etwas, das ihm jene Gefühle immer wieder in Erinnerung rief. Immer wieder deutlich machte.
Und vielleicht war dies auch der Grund, warum er sich dagegen sträubte- weil er sich noch nie dazu hatte bringen können, und sich vermutlich auch nie dazu bringen können würde- etwas mit einer wahllos ausgesuchten Person anzufangen. Eine Beziehung mit einer Person anzufangen, die er nicht sonderlich gut kannte. Die er nicht liebte. Für die er nichts empfand, obwohl sich so etwas möglicherweise im Laufe der Zeit entwickel könnte.
Obwohl mit der Zeit möglicherweise dennoch Gefühle mit ins Spiel kommen könnten. Vielleicht. Obwohl er mit der Zeit möglicherweise tatsächlich über Eddie hinweg kommen würde. Über Eddie, und über seine Gefühle, die er schon seit etwas mehr als fünf Jahren für ihn hatte. Ja, möglicherweise würde er über den kleineren Jungen hinweg kommen, wenn er eine Beziehung mit einer anderen Person anfangen würde. Wenn er im Laufe der Zeit möglicherweise für jene Person Gefühle entwickeln würde, so, dass die für Eddie nach und nach schwinden würden.
So, dass sie mit jedem Tag ein bisschen weniger werden würden. Aber wollte er das tatsächlich? Wollte er wirklich über seine Gefühle hinweg kommen? Gab es nicht einen kleinen Teil von ihm, tief in seinem Inneren der, obgleich es oft weh tat- obgleich er sich so oft wünschte, nicht verliebt zu sein- dennoch an jenen Gefühlen festhalten wollte? Der auf gewisse Weise an jenen Gefühlen festhalten wollte, weil es, obgleich es schmerzte, und er sich so oft sagte, dass er nicht so für seinen besten Freund fühlen sollte, dennoch das Erste mal war, dass er solche Gefühle für eine andere Person hatte?
Das erste Mal, dass er verliebt war? Das erste Mal, dass er solche Gefühle für eine andere Person hatte, und, obwohl es schmerzte in gewisser Weise auch fast schon ein wenig schön war? Weil ein kleiner Teil der Hoffnungen, die er sich in all den Jahren kaum zu machen getraut hatte, noch immer nicht ganz verebben wollte?
" Ich glaube, das passt schon so", riss Eddie's Stimme den Schwarzhaarigen schließlich aus seinen Gedanken. Er grinste seinen besten Freund leicht an. Obwohl er sich nicht sonderlich gut fühlte. Obwohl er erneut jenes merkwürdige Druckgefühl, jenes merkwürdige Zwicken in seiner Brust verspürte. Obgleich seine Gedanken immer wieder zu den Blütenblättetn zurück kehrten. Obgleich sie immer wieder zu den Blütenblättern zurück kehrten, und jener Gedanke ihn mehr und mehr beunruhigte.
Obgleich er immer wieder, wenn er sich damit beschäftigte wahr nahm, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Wie ihm das Atmen dann immer ein wenig schwerer zu fallen schien. Wie er erneut immer häufiger zu seinem Asthmaspray greifen musste. Dennoch konnte er nicht verhindern dass sich in jenem Moment ein leichtes Grinsen auf seine Lippen schlich. Obgleich er es nicht immer zugab. Obwohl er öfter einmal vorgab, dass Richie's Bemerkungen und Witze ihn nervten- vorgab, sie nicht zu mögen- schaffte der Brillenträger es recht oft, den Jüngeren zum Lachen, oder zumindest zum Grinsen zu bringen.
Auch, wenn er eher abwesend mit seinen Gedanken war. Auch, wenn es ihm nicht sonderlich gut ging, ihn irgendwas beschäftigte. " Wenn es eine Hölle gäbe, und diese für jeden eine Art ", er gestikulierte einen kurzen Moment mit seinen Händen, nicht sicher, wie er sich ausdrücken wollte " Etwas Anderes, also eine Art eigene Hölle wäre", fuhr Eddie schließlich fort, " Wer weiß, wie viele Menschen dann dort in einer Art endlosem Unterricht ihres meist gehassten Faches festsitzen würden?"
Eddie war beinahe ein wenig überrascht von sich selbst. Ein wenig überrascht von sich selbst, weil ihm in jenem Moment nicht wirklich danach gewesen war, einen Wir zu zu reißen. Weil es vermutlich sogar eher ein Zufall gewesen war, dass jene Worte über seine Lippen gekommen waren. Eine Art Zufall, zumal er sich gar nicht wirklich auf sie konzentriert hatte. Zumal es sich beinahe ein wenig angefühlt hatte, als wären sie Worte wie automatisch aus seinem Mund gesprudelt. Als hätte er selbst nur am Rande mitbekommen, was er gesagt hatte. Vermutlich war dies auch der Grund, warum sein Grinsen in jenem Moment um einiges überzeugender wirkte, als es das vermutlich sonst getan hatte.
Warum es ihm in jenem Moment ein wenig besser gelang, zu verbergen, dass seine Gedanken noch immer um jenen Husten kreisten. Dass sie vermutlich immer und immer wieder darum kreisen würden, so lange der Husten noch vorhanden war. Dass jene Gedanken ihn Vermutlich noch öfter belasten würden. Nie ganz verschwinden würden- auch, wenn es ihm hin und wieder gelang, sie in gewisser Weise ein wenig zur Seite zu schieben. Sie ein wenig zu verdrängen. Sich zumindest ein bisschen davon abzulenken. So, wie in jenem Moment. Er wusste zwar, dass Richie vermutlich ohnehin merkte, dass etwas nicht ganz in Ordnung war.
Dass es dem älteren Jungen auffiel, dass es seinem besten Freund nicht so gut zu gehen schien. Dass ihn etwas noch immer beschäftigte. Vermutlich kannten sie sich mittlerweile einfach zu gut- kannte Richie ihn, Eddie mittlerweile einfach zu gut, als dass er so etwas nicht bemerken würde. Kannte seinen besten Freund zu gut, obgleich sie vielleicht noch keine komplett offenen Bücher füreinander waren. Obgleich Es die wusste, dass es zumindest einige Sachen gab, die Richie nicht über ihn wusste- zumindest noch nicht. Aber dennoch merkte der Ältere meistens recht leicht, wenn etwas mit Eddie nicht ganz in Ordnung war.
Wenn es ihm nicht sonderlich gut ging. Wenn er mit irgendwas nicht ganz fertig wurde- zumindest nicht alleine. Wenn er sich dues nicht sonderlich gerne anmerken ließ, weil er nicht wollte, dass seine Freunde sich Sorgen um ihn machen mussten. Weil er nicht wollte, dass seine Freunde sich zu sehr mit seinen Problemen beschäftigen würden. Wenn er sich ihnen nicht zu sehr aufdrängen wollte.
Wenn er vor ihnen nicht zu hilflos wirken wollte. Nicht den Eindruck erwecken wollte, ständig auf Hilfe angewiesen zu sein, so, wie seine Mutter es früher so oft von ihm behauptet hatte. So, wie sie versucht hatte, es ihm einzureden. Und in jenem Moment, wollte er nicht, dass Richie sich seinetwegen Sorgen machte. Dass er sich zu viele Sorgen um seinen besten Freund machen müsste. Zwar wusste er, dass Richie für ihn da sein würde, wenn er ihm von deiner Angst erzählen würde. Zwar wusste er, dass der Schwarzhaarige zuhören- und möglicherweise dennoch hin und wieder den einen oder anderen Spruch reißen würde.
Zwar wusste er, dass dieser ihm zu helfen versuchen würde. Dass er für ihn da sein würde, so, wie vermutlich auch seine anderen Freunde für ihn da sein würden. Aber dennoch hätte er eine leichte Angst, dass es ihnen eines Tages zu viel werden könnte, sich mit ihm abzugeben. Dass es ihnen eines Tages zu viel werden könnte, wenn sie zu oft für ihn da sein müssten. Wenn er zu oft ihre Hilfe brauchte. Wenn er ihre Hilfe zu oft beanspruchen würde. Obgleich er größtenteils zwar glaubte- obwohl sie ihm bereits recht oft gesagt hatten, dass dies nicht der Fall sein würde- hatte er in gewisser Weise Angst davor. Angst, seine Freunde dadurch zu vergraulen. Sie zu verlieren. Richie zu verlieren.
Der eben genannte lachte kurz auf. " Herzlos, Eds ", kicherte der Brillenträger. " Einfach herzlos. Da könnte man sich fast schon fragen, was schlimmer wäre. Die Sache an sich, oder das was danach kommt ", er grinste Eddie kurz an.
Der Kleinere zuckte kurz mit den Schultern. " Möglich", murmelte er, und hob leicht den Kopf. Die Blicke der beiden begegneten sich, und einige kurze Zeit lang, blickten sich die zwei Jungen einfach an, ohne etwas Weiteres zu sagen. Blickten sich einfach eine kurze Zeit schweigend an, und obgleich dies auf irgendeine Art etwas fast schon vertrauliches hatte, wurde Eddie jenes leicht unangenehme Gefühl nicht los, das ihn nach und nach zu beschleichen schien. Jenes leicht unangenehme Gefühl, dass sich in der Zeit, in der keiner von beiden etwas sagte zu verstärken schien.
Er hätte selber nicht wirklich sagen können, woran es lag. Ob es daran lag, dass er es schlicht als ein wenig unangenehm empfand, schweigend nebeneinander her zulaufen. Ob es daran lag, dass seine Gedanken zu früheren Erinnerunjen zurück kehrten. Erinnerungen, die schon Jahre zurück lagen. Erinnerungen an früher, vor jenem Sommer, als sich Alles veränderte hatte. Vor jenem Sommer, in dem aus vier Losern sieben geworden waren.
Vor jenem Jahr, in dem dem Bill's kleiner Bruder von Pennywise getötet worden war. Vor jenem Jahr, in dem sich so vieles veränderte. Und vor jenem Jahr, in dem er begonnen hatte, Gefühle für seinen besten Freund zu entwickeln. Vor jenem Jahr, in dem er begonnen hatte zu verstehen, was jene Gefühle bedeuteten. Was jenes Kribbeln im Bauch bedeutete. Vor alldem, als sie anfangs noch nur vier Freunde gewesen waren. Vier Freunde, die sich bereits in der ersten Klasse kennengelernt hatten.
Vier Freunde, die sich damals einfach als beste Freunde gesehen hatten. Vier Freunde, von denen vermutlich keiner so wirklich geglaubt hatte, dass er irgendwann Gefühle für einen seiner besten Freunde entwickeln würde. Von denen vermutlich noch keiner wirklich daran gedacht hatte, dass er in einigen Jahren mehr als Freundschaft für einen seiner besten Freunde empfinden würde. Auch Eddie hätte es damals vermutlich nicht wirklich geglaubt.
Nicht geglaubt, dass er Richie einmal als mehr als seinen besten Freund sehen würde. Dass er in dessen Anwesenheit- in dessen Nähe- hin und wieder ein wenig nervös wurde. Nervös, aber auf eine sektsam angenehme Art. Dass sich manchmal, bei Berührungen seines Gegenpübers- bei einer einfachen Umarmung, oder auch nur, wenn er ihm einen Arm um die Schultern legte, wie er es so oft tat- eine leichte Gänsehaut über seinem Körper ausbreitete. Dass ihn nicht stets jenes unangenehme Gefühl- jene Angst davor begleitete, jemand könnte heraus finden, was er wirklich für Richie empfand.
Jemand könnte herausfinden, was er wirklich fühlte. Jemand könnte es heraus finden, möglicherweise eben, weil er zu sehr versuchte, es zu verbergen. Weil er zu bemüht versuchte, es zu verbergen, es nicht auf irgendeine Art durchschimmern zu lassen. Jemand könnte es heraus finden, an der Art, wie er den Brillenträger manchmal anblickte. An der Zuneigung, aber auch einer Art traurige Sehnsucht, die vermutlich in jenem Blicken lag. In jenen Blicken, die er selbst zwar nie wirklich sehen konnte, aber dennoch das Gefühl hatte, als würden sie recht oft das ausdrücken, was er fühlte.
Als würden sie ziemlich gut ausdrücken, welche Gefühle ihn in der Nähe des Älteren oft durchströmten. An der Art, wie er den etwas älteren Jungen hin und wieder anblickte. Eine Art, die möglicherweise fast ein wenig Ähnlichkeit mit jener Art hatte, wie Ben Beverly oft anblickte. Mit jener Art von Blicken, die Stan Uris und Boll sich früher oft zugeworfen hatten- früher, vor jenem einen, besonderen Tag vor ungefähr vier Monaten. Früher, als sie noch nicht gewusst hätten, dass sie beide das Gleiche füreinander fühlten. Früher, als sie noch geglaubt hatten- möglicherweise ähnlich wie Eddie jetzt geglaubt haben zu wissen- dass ihre Gefühle einseitig waren. Einer Art, die möglicherweise bereits fast schon ein wenig zu viel von seinen Gefühlen verriet.
Ja, frpher hätte er nicht gedacht, dass dies jemals der Fall sein würde. Das nicht, und auch nicht, dass es ihn gleichzeitig in gewisser Weise nervte, aber andererseits auch fast schon ein wenig verlegen machte, wenn der Schwarzhaarige ihn als süß bezeichnete. Ihn gleichzeitig nervte und verlegen machte, weil er nie wirklich wusste, wie sein Gegenüber es meinte. Weil er nie wirklich sagen könnte, ob dieser es ernst, oder eher im Scherz meinte. Ob es es wirklich so meinte wie er es sagte, oder nur darauf hoffte, Eddie ein wenig ärgern zu können.
Ihn ein wenig ärgern zu können, so, wie mit jenen Spitznamen, die der Braunhaarige vorgab zu hassen. Die er vorgab zu hassen, obgleich er sie mochte. Obwohl er jene Spitznamen gerne hörte- möglicherweise nicht zuletzt, eben weil er sie stets mit Richie verband. Mit dem Jungen, für den er vor etwas mehr als fünf Jahren Gefühle entwickelt hatte. Gefühle, von denen er früher nicht geglaubt hatte, dass sie irgendwann einmal auftauchen würden- zumindest nicht für seinen besten Freund. Von denen er oft einmal hoffte, sie wären nicht da. Von denen er wünschte, sie würden vergehen. Sie würden verschwinden, doch in gewisser Weise, wollte er auch eben dies nicht.
" Hey Eds", unterbrach Richie plötzlich die Stille. Sein Blick war nun erneut auf den Weg, auf die Straße vor ihnen gerichtet, und vermutlich war dies auch gut so. Denn, hätte er Eddie in jenem Moment ins Gesicht gesehen, so hätte dieser vielleicht bemerkt, dass es dem Schwarzhaarigen ein wenig unangenehm war, weitet zu sprechen. Dass er sich ein wenig schwer damit tat, jene Frage über die Lippen zu bringen. Dass er , noch während dem Sprechen mehr oder weniger mit sich selbst in Gedanken darüber diskutierte, ob er die Antwort auf jene Frage wirklich hören wollte. " Sag mal, wer ist sie eigentlich?"
" Wer?" Eddie runzelte leicht irritiert die Stirn, und blickte ohne wirklich dem Kopf zu drehen zu Richie. Wenn er ehrlich war, dann könnte er bereits erahnen, worauf Richie hinaus wollte. Wenn er ehrlich war, dann gab es einen Teil seines Unterbewusstseins, der wusste, was gemeint war- und der wusste, dass Es die selbst es auch wusste. Dass Eddie selbst es auch wusste, obgleich er jenen Fakt fast schon ein wenig zu verdrängen versuchte. Dass er jenen Fakt mehr oder weniger zu ignorieren versuchte- ebenso wie das Gefühl, als würde sich seine Brust für einen kurzen Moment schmerzhaft zusammen ziehen.
Sich schmerzhaft zusammen ziehen, bei dem Gedanken an jene Person. Dem Gedanken, dass Richie wissen wollte, wer jene Person war. Dass er nicht wusste, dass er selbst die Person war. Dass er glaubte, ja, dass er fast schon davon auszugehen schien, dass jene Person für die Eddie Gefühle hatte ein Mädchen war. Dass es einfach eine Mitschülerin der beiden Jungen war. Vermutlich würde dies einiges einfacher machen. Vermutlich wäre Vieles leichter, wenn jene Person ein Mädchen statt seinem besten Freund sein würde.
Wenn jene Person jemand wäre, den er möglicherweise noch nicht sonderlich gut kannte, aber dennoch niemand, bei dem er bereits wusste, dass die Chancen, dass seine Gefühle erwidert werden würden. Niemand, bei dem am besten niemand wissen sollte, dass Eddie Gefühle für diese Person hatte- nicht einmal jene Person selbst. Niemand, bei dem er möglicherweise als merkwürdig, als krank gelten würde, sollte jemand erfahren, dass er Gefühle für jene Person hatte. Ja, möglicherweise wäre Vieles dadurch einfacher.
Möglicherweise würde es ihm dann leichter fallen, seine eigenen Gefühle zu akzeptieren. Sie zu akzeptieren, zumindest hinzunehmen, anstatt zu versuchen, die zu verdrängen. Er würde sich keine Gedanken darüber machen müssen, was seine besten Freunde davon halten würden. Wie sie reagieren würden, wenn sie es erfahren würden. Wenn sie es auf irgendeine Weise herausfinden würden.
Er würde sich keine Gedanken darüber machen müssen, wie seine eigene Mutter darauf reagieren würde. Was sie dazu sagen würde, sollte sie es jemals erfahren. Dass sie ihn Vermutlich als krank, als ekelhaft bezeichnen würde. Dass sie sich von ihm abwenden würde. Behaupten würde, er würde Hilfe brauchen. Würde geheilt werden müssen, von jener ekelhaften Krankheit. Müsste geheilt, normal gemacht werden.
Dass sie behaupten würde, dass er ein schlechter Sohn war, so, wie sie es immer tat, wenn er etwas tat- etwas sagte, das ihr nicht gefiel. Dem sie nicht ganz zustimmte. Bei dem sie eine andere Meinung vertrat, und sich keine sonderlich große Mühe gab, eine andere Meinung zu akzeptieren. Sich keine große Mühe gab, zu versuchen, es aus mehreren Perspektiven zu sehen. Sich keine sonderlich große Mühe gab, es zu verstehen. Es zu versehen, auch, wenn man die darum bat.
Sonia war in den Dingen, an die sie glaubte- von denen sie überzeugt war- meist ziemlich stark verankert. Sich oft ziemlich sicher, dass ihre Meinung die richtige war. Möglicherweise, weil es für sie auf jene ein wenig leichter war. Weil es leichter für sie war, bei ihrer eigenen Meinung zu bleiben. Leichter, nicht sonderlich auf die Meinung Anderer einstellen zu müssen. Leichter, sich keine allzu großen Gedanken über die Meinungen Anderer zu machen. Ja, wenn sie jemals von den Gefühlen ihres Sohnes für dessen besten Freund erfahren würde, dann würde sie ihn als schlechten Sohn sehen.
Würde behaupten, dass sie ihn nicht so erzogen habe- dass sie einen Fehler in der Erziehung gemacht haben musste. Einen schwerwiegenden Fehler. Einen Fehler, der ihrem Soh geschadet habe, schlechte Auswirkungen gehabt habe. Einen Fehler, den sie- ihrer Meinung nach- wieder gutmachen müssen würde. Der Braunhaarige atmete tief ein und seufzte leise. Für einen kurzen Moment, glitten seine Gedanken zu Bill und Stan ab. Zu Bill und Stan, die glücklich wirkten, obgleich sie in einer der homphobsten Städte lebten. Die glücklich wirkten, obgleich sie ihre Beziehung dennoch vor den meisten Menschen geheim hielten- geheim halten mussten.
Obgleich sie sich in der Öffentlichkeit meist verhalten mussten, als wären sie einfach nur beste Freunde. Bill und Stan, bei denen es so leicht wirkte. Bei denen beinahe Alles so leicht wirkte, obgleich der Achtzehnjährige wusste, dass der Schein in jenem Fall vermutlich schon ein wenig trog. Obwohl er wusste, dass er für sie vermutlich auch nicht immer ganz leicht war. Dass jene Angst, die falschen Menschen könnten es heraus finden, vermutlich auch bei seinen besten Freunden vorhanden war. Dass jener Gedanke, was wäre wenn, trotzdem in ihren Hintergedanken steckt. Aber dennoch standen sie es durch.
Dennoch standen die beiden es relativ gut durch, weil sie einander hatten. Weil sie einander hatten. Zueinander hielten. Weil sie oft wirkten, als würden sie kaum wirklich voneinander getrennt werden können. Und obgleich Eddie sich für seine besten Freunde freute, könnte er jenes leichte Gefühl der Eifersucht, dass ihn hin und wieder überkam, wen er an die beiden dachte nicht ganz verdrängen. Jenes leichte Gefühl der Eifersucht, wenn er an ihre Beziehung dachte. Und oft, fühlte er sich deswegen schlecht. Schlecht, so, als wäre er deswegen fast schon ein wenig egoistisch. Als würde er zu sehr an sich selbst denken. Sich selbst zu sehr bemitleiden. Als wäre er kein sonderlich guter Freund.
" Das Mädchen ", sagte Richie beinahe schon automatisch. Ging er beinahe schon automatisch davon aus, dass jene Person ein Mädchen war. Dass jene Person definitiv nicht er war, und er spürte, wie sein Körper sich bereits ein wenig anspannte, als er die Antwort seines besten Freundes abwartet. Während er darauf wartete, den Namen jener Person zu hören. Er musste fast schon automatisch an das Gespräch zurück denken, dass er vor ungefähr zwei Tagen mit Beverly geführt hatte. Vor ungefähr zwei Tagen, als sie von seinen Gefühlen für Eddie erfahren hatte- nein.
Als sie ihn darauf angesprochen hatte. Denn er bezwufekze, dass seine beste Freundin es wirklich erst an jenem Tag erfahren hatte. Dass sie es nicht bereits zuvor zumindest geahnt hatte. Dass sie nicht bereits zuvor eine Vermutung gehabt hatte. Er dachte daran, was sie gesagt hatte. Daran, dass sie gesagt hatte, es sei nichts schlimm, nichts falsch daran. Dass er sich nicht dafür schämen, ja, sich nahezu selbst schlecht machen sollte.
Dass Eddie ihn niemals dafür hassen könnte. Dass er ihn niemals hassen würde, zumal er sein bester Freund war. Zumal sie sich bereits all die Jahre lang kannten. Zumal sie bereits so viel zusammen durchgemacht hatten. Dass Eddie es, selbst, wenn er jene Gefühle nicht erwidern sollte, zumindest akzeptieren würde. Mit ihm befreundet bleiben würde. Zu ihm halten würde. Dass er zu ihm halten würde, auch, wenn Richie momentan seine Hseufel hatte.
Dass er weiterhin für ihn da sein würde. Dass der Brillenträger seinen besten Freund nicht verlieren würde. Und obgleich sie es für eine kurze Zeit- für die Zeit, in der sie miteinander darüber gesprochen hatten. Für die Zeit, einige Stunden danach- geschafft hatte, sein schlechtes Gewissen, seine Angst ein wenig zu beruhigen, so war beides nach einiger Zeit zurück gekehrt. So war jenes Gefühl zurück gekehrt, dass er sehr wohl falsch war. Dass er nicht in seinen besten Freund verliebt sein sollte. Dass es für Eddie anscheinend eine bestimmte Person gab, die vermutlich nicht Richie Tozier hieß.
Dass sein bester Freund Gefühle für eine andere Person hatte, und er selbst aufhören sollte, sich Hoffnungen zu machen- obgleich er sich nicht wirklich sicher war, ob er dies jemals schaffen würde. Egal, wie sehr es weh tat. So war jene Angst zurück gekehrt, Eddie könnte ihn verurteilen, ihn dafür hassen, wenn er davon erfahren würde. Sich von ihm abwenden, und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Dennoch zwang er sich zu einem erneuten Grinsen, während sein bester Freund ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue anblickte. " Du sagtest doch, du stehst auf jemanden...Wer ist die Glückliche?"
" Oh", machte Eddie, und presste seine Lippen kurz fest zusammen. Die Glückliche. Verdammt, es hätte sich so merkwürdig falsch an. So, als würde er lügen. Als würde man in gewisser Weise schon lügen, wenn man davon ausging, dass jene Person weiblich war- auch, wenn man es, als eine Person die nicht er, Eddie war, natürlich nicht besser wusste. Wie auch? Er merkte wie er sich ein wenig anspannte. Wie er ein wenig nervös wurde. Wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte, während seine Gedanken ratterten.
Während sein Kopf nach einer möglichen Antwort suchte. Einer Antwort, die nicht zu viel verraten würde. Die nichts verraten würde. " Ich rede nicht besonders gerne über diese Person ", sagte er dann plötzlich, noch ehe er jenen Gedankengang wirklich beendet hatte. " Ich hab's auch gestern schon erzählt. Dieser Husten, er wird schlimmer, wenn ich über jene Person nachdenke, und ich glaube, wenn ich über sie spreche, dann...", er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. Einerseits fühlte er sich schlecht, weil er Richie angelogen hatte. Einerseits fühlte er sich wie ein schlechter Freund, weil er ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte- doch andererseits war er froh, eine- zumindest einigermaßen- logische Erklärung dafür gefunden zu haben, wieso er nicht darüber sprechen wollte.
" Oh", sagte Richie mit einem kurzen Nicken. Er konnte nicht verleugnen, dass er ein wenig enttäuscht war. Enttäuscht, weil Es die es ihm nicht erzählt hatte. Weil er ihm etwas zu verschweigen schien. Weil er das Gefühl nicht los wurde, dass Eddie ihm nicht ganz zu vertrauen schien. Dass Eddie ihm nach all den Jahren noch immer nicht ganz zu vertrauen schien. Möglicherweise Angst hätte, Richie würde sich darüber lustig machen. Sich darüber lustig machen, ihn damit aufziehen. Möglicherweise Angst hätte, der Schwarzhaarige würde es nicht für sich behalten können. Angst, dass es diesem irgenwann einmal aus Versehen heraus rutschen würde. Dass er es möglicherweise unbeabsichtigt herausplappern würde. Da verstehe ich natürlich, dass du nicht drüber reden willst", sagte er schließlich mit einem matten Lächeln. " Das muss echt scheiße sein. "
" Ist es", bestätigte Eddie. " Tut mir leid, Rich", fügte er dann noch hinzu, fast schon so, als könnte er es nicht einfach so stehen lassen. Als könnte er es einfach nicht so stehen lassen, dass er nicht darüber sprechen wollte. Als drängte sein Gewissen- sein schlechtes Gewissen ihn dazu, noch etwas hinzu zu fügen. Als brächte ihn der entwischte, ja, fast schon ein wenig verletzte Ton in Richie's Stimme ihn dazu. Erneut spürte er für einen kurzen Moment jenes bereits beinahe vertraute Zwicken in der Brust. Er verzog leicht das Gesicht.
" Alles im grünen Bereich, Eduardo", entgegnete Richie schlicht, obgleich sich das Gedankenkarussel in seinem Kopf nicht ganz anstellen ließ. Nicht während dem Rest des Weges, den sie gemeinsam liegen. Nicht, als Eddie sich einige Straßen später von Richie verabschiedete, und in eine der rechten Straßen abbog. Und auch nicht, als Richie den Rest seines Nach Hause Weges alleine zurück legte. Wieso vertraust du mir nicht?
AN: Joa, ich habe es endlich mal wieder geschafft XD
Aber da ich ab jetzt neun Wochen frei habe, werde ich wahrscheinlich auch wieder mehr Zeit zum Schreiben haben...hoffe ich 😅
Joa, ich weiß nicht ganz, ob ich hiermit zufrieden bin...ihr könnt mir wie immer gerne eure Meinung dazu in die Kommis schreiben und Joa 😊
Dann bis bald 🙃💕
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