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" Und du bist dir sicher, dass es dir nicht zu viel wird?" Stanley blickte den etwas größeren Jungen mit den rotbraunen Haaren fragend an. " Du weißt, dass ich gerne Zeit mit dir verbringe, aber ich will dich nicht dazu verpflichten, deinen Nachmittag damit zu verbringen, zusammen war mir den Schulstoff aus Englisch durch zu wälzen." Das stimmte wohl.
Stanley Uris war eigentlich niemand,der sich Anderen absichtlich aufdrängte. Niemand, der von Anderen erwartete, dass sie die ganze Zeit über bei ihm sein würden. Dass sie ihm bei jeder Kleinigkeit helfen würden. Er war niemand, der nicht zuerst versuchte, ein Problem alleine zu lösen, ehe er sich an seine Freunde wandte- der sich mit jedem auch nur so kleinen Problem an die wandte. Niemand, der sich seinen Freunden aufdrängte, wenn er bemerkte, dass es diesen zu viel sein würde.
Wenn er das Gefühl hatte, dass er ihnen dadurch nur ein Klotz am Fuß sein würde. Wenn er das Gefühl hatte, dass sie dies nicht gebrauchen könnten, weil sie zu sehr mit etwas Anderem beschäftigt waren. Dass sie selbst viel zu tun, zu bewältigen hatten. Wenn er das Gefühl hatte, dass er ihnen dadurch nur ein wenig Zeit stehle würde, die diese für andere Dinge benötigten. Dass seine Frage nach Hilfe unerwünscht wäre, obgleich seine Freunde ihm bereits so oft gesagt hatten, dass er immer zu ihnen kommen könnte, wenn er Hilfe brauchte- egal bei was.
Dass er sich immer an sie wenden könnte, auch, wenn es um kleinere, nicht besonders wichtige Probleme gehen würde. Dass sie ihm zuhören würden. Dass sie versuchen würden, ihm zu helfen. Dass sie gerne versuchen würden, ihm zu helfen. Und trotz dessen, trotz ihren Worten, fiel es ihm oft schwer, Hilfe anzunehmen. Trotz ihren Worten, fühlte er sich hin und wieder fast schon in gewisser Weise schuldig, wenn er Hilfe von ihnen verlangte- nicht immer. Aber dennoch ab und zu, wenn ihn wieder einmal das Gefühl überkam, dass er dues zu oft tat. Wenn ihn wieder einmal das Gefühl überkam, dass er zu oft etwas von ihnen abverlangte.
Und obgleich es sich bei dem Lernen nur um eine Kleinigkeit handelte- obgleich es sich nur um einen kleinen Gefallen handelte, und Bill jenen Vorschlag, dass sie zusammen lernen könnten von selbst geäußert hatte, als Stan sich vor einigen Tagen einmal über das Thema Interpretation von englischer Literatur beschwert hatte.- hatte er ein wenig das Gefühl, als würde er sich Bill aufdrängen. Obgleich ein Teil von ihm- der rational denkendere Teil- ihm stets sagte, dass dem nicht so war.
Ihm sagte, dass jener Gedanke ziemlich lächerlich war, zumal sein Freund jenen Vorschlag nicht gemacht hätte, wäre es ihm zu viel gewesen. Dass er jenen Vorschlag nicht gemacht hätte, wenn er ihm nicht wirklich helfen hätte wollen. Wenn er nicht wirklich Zeit mit ihm hätte verbringen wollen. Obgleich ein Teil von ihm stets versuchte, ihn an die letzten vier Monate zu erinnern. Die letzten vier Monate, die vergangen waren, seit Bill und er bemerkt hatten, dass sie etwas füreinander empfanden- Nein.
Nicht ganz. Seit sie erfahren hatten, dass der jeweils Andere ihre Gefühle erwiderte. Seit sie bemerkt hätten, dass sie das Gleiche füreinander empfanden. Dass das, was sie füreinander empfanden über Freundschaft hinaus ging. Dass sie einander liebten. Die letzten vier Monate, in denen Stan erfahren hatte, dass Bill ihn liebte. In denen er erfahren hatte, dass dieser seine Gefühlen erwiderte, und es anfangs gar nicht wirklich glauben hatte können.
Zwar glücklich und überrascht gewesen war, aber fast nicht geglaubt hätte, dass der ein wenig ältere Junge wirklich etwas außer freundschaftlichen Gefühlen für ihn empfand. Die letzten vier Monate, in denen sie noch einmal bemerkt hätten, wie viel sie einander bedeuteten. Die letzten vier Monate, in denen Bill ihm so oft- wenn jene Zweifel zurück gekommen waren- gesagt hatte, dass Stan ihm nie ein Klotz am Fuß sein würde.
Dass es ihm nie zu viel sein würde, wenn dieser mit ihm über irgendwas sprechen wollte- wenn ihn etwas bedrückte, und er es loswerden wollen würde. Wenn er Hilfe brauchen würde. Wenn es etwas gab, mit dem er nicht alleine fertig wurde. Und dennoch hatte er hin und wieder Angst, den Jungen mit den rotbraunen Haaren und den blauen Augen zu verlieren. Angst, dass er ihn irgendwann möglicherweise doch ein wenig zu sehr belasten würde.
Dass es diesem irgendwann doch ein wenig zu viel werden würde. Dass er, Stanley, kein sonderlich guter Freund wäre.
" Hey, natürlich b-bin ich mir sicher", entgegnete nun Bill mit einem leichten Lächeln. " Ich hätte es dir doch ni-nicht v-v-vorgeschlagen, wenn es mir zu viel wäre, o-oder?" eigentlich war der achtzehnjährige Junge recht froh, wieder einmal Zeit mit dem blonden Jungen verbringen zu können- auch, wenn es etwas mit Lernen zu tun haben würde. Auch,wenn er wusste, dass Stan eigentlich niemand war, der sonderlich lange zum Lernen bräuchte.
Niemand, der sonderlich schlecht in Englisch war- auch, bei jenen Themen nicht, über die der Lockenkopf sich vor einigen Tagen beschwert hatte. Jene Themen, von denen er oft behauptete, dass sie ihm schwer fallen würden. Nein, Stan war nicht sonderlich schlecht in jenem Fach, aber dennoch war es meistens so, dass Bill in Prüfungen dennoch ein wenig besser abschnitt. Dass seine Noten immer ein kleines bisschen besser waren, womit er jedoch nie angeben würde.
Worüber er zwar in gewisser Weise schon froh war, es aber dennoch meistens für dich behielt. Und dennoch lernte Stan recht schnell. Meistens, wenn die beiden miteinander gelernt hätten, und Bill Stanley etwas erklären hatte wollen, hatte dieser es nach recht kürzer Zeit begriffen. Nach kurzer Zeit, wenn er es ein oder zweimal erklärt bekommen hatte. Wenn er sich den Schulstoff einige Male durchgelesen hatte. Und Bill glaubte, dass es vermutlich auch an jenem Tag ähnlich sein würde.
Dass Stanley auch an jenem Tag recht schnell verstehen würde, so, dass er sich nicht ganz sicher war, ob er ihm wirklich sonderlich viel würde helfen müssen. Trotzdem war er froh, wie der einmal etwas zu zweit Unternehmen zu können. Zwar taten die beiden Jungen dies öfter einmal, doch in letzter Zeit, waren sie nicht mehr besonders oft dazu gekommen. In letzter Zeit, in der es recht viele Prüfungen gegeben hatte, obgleich das Schuljahr vor noch nicht allzu langer Zeit erst begonnen hatte. Obgleich seit dem Beginn noch nicht sonderlich viele Monate vergangen waren. " Außerdem-"
" Außerdem seid ihr beide froh, wieder mal eine Ausrede zu haben, um Zeit miteinander verbringen zu können ", fiel Eddie, der bis jetzt recht ruhig neben Stan hergelaufen war seinem besten Freund ins Wort. Er grinste seine beiden besten Freunde kurz an, ehe er seinen Blick wieder dem Weg vor ihm zuwandte. Stan und er hätten denselben Heimweg von der Schule aus. Stan und er legten diesen oft zusammen zurück, und manchmal- wie auch an diesem Tag- begleitete auch Bill sie.
Manchmal, wenn Stan und Bill noch vorhatten, sich nach der Schule bei Stan zu treffen. Wenn sie sich bereits verabredete hatten. Dich hin und wieder, begleitete Bill sie auch einfach so. Hin und wieder, schien er auch jenen Umweg in Kauf zu nehmen, den er für ihn machte, wenn er jenen Schulweg lief, wie die beiden anderen Jungen. Jenen Umweg, der zwar nicht gerade klein war, aber der ihm nicht sonderlich viel auszumachen schien.
" I-ich glaube, ein Richie in der G-Gruppe reicht schon, Eddie", entgegnete Bill nun, und Eddie hätte beinahe schwören können, einen kaum auffallenden, aber dennoch vorhandenen, leichten Rotschimmer auf den Wangen des einige Monate älteren Jungen erkennen zu können. Stan und Bill mussten hin und wieder ein paar kleine, aber keineswegs böse gemeint Sticheleien des Losersclubs über dich ergehen lassen.
Kleine, aber harmlose Sticheleien, seit dem dem Rest des Losersclub von ihnen erzählt hatten. Kleine Sticheleien, die es vermutlich meistens deshalb gab, um einfach die Reaktion der beiden sehen zu können. Um ihre Reaktionen sehen zu können, und vielleicht auch, weil diese leichte, aber dennoch vorhanden Verlegenheit in beiden ihrer Gesichter- der leichte, kaum sichtbare Rotschimmer auf den Wangen der Jungen- hin und wieder schon ein wenig amüsant war.
Und doch war es meistens Richie, von dem der Großteil jener Sticheleien stammte. Richie, der meistens derjenige war, der damit anfing. Der einen dadurch oft zum Augenrollen, aber dennoch auch hin und wieder zum Schmunzeln brachte.
" Vermutlich schon, ja", meinte Eddie schulterzuckend, und war selbst ein wenig überrascht, wie anwesend sein Tonfall sich erneut anhörte. Ebenso abwesend, wie er sich am Vortag angehört hatte, ehe der Husten eingesetzt hatte. Ebenso abwesend, wie er sich in gewisser Weise selbst fühlte. Abwesend, so, wie er Richie in dieser Pause geantwortet hatte, als dieser ihn gefragt hatte, seit wann er sein Asthma- Spray erneut so häufig benutzte. Warum er es erneut immer häufiger benutzte. Eddie hätte ihn im ersten Moment recht irritiert angeschaut. Hatte ihn erst einmal recht irritiert angeblickt, und eine kurze Zeit gebraucht, ehe er geantwortet hatte. Hätte Richie ihn in jenem Moment stattdessen nach der Farbe seiner Socken gefragt, wäre Eddie möglicherweise gar nicht so viel irritierter gewesen.
Es lag eigentlich nicht wirklich an der Frage, die Richie gestellt hatte. Nicht das, was jene Frage beinhaltete. Es hatte ihn in gewisser Weise eher ein wenig verwundert, dass er jene Frage gestellt hatte. Dass er scheinbar darauf geachtet hatte, dass Eddie in letzter Zeit häufiger Gebrauch von seinem Spray machte. Dass es ihm scheinbar wirklich aufgefallen war. Dass ihm eine solche, möglicherweise nicht sonderlich leicht merkbare Kleinigkeit aufgefallen war, und dass die ihm möglicherweise ein wenig merkwürdig vorgekommen war. Ihm merkwürdig vorgekommen war, ja, ihm fast schon ein wenig Sorgen zu machen schien.
Denn das war ebenfalls eine jener Sachen gewesen, die den jüngeren Jungen in jenem Moment ein wenig irritiert hatten- der besorgte Tonfall in Richie's Stimme. Der besorgte Tonfall, als würde er vermuten- als fürchtete er vielleicht sogar, dass etwas mit seinem besten Freund nicht stimmte. Eddie hätte anschließend kurz mit den Schultern gezuckt. Hatte kurz mit den Schultern gezuckt, und etwas Ähnliches geantwortet wie ' Seit einiger Zeit. '
Doch das war nur die halbe Wahrheit gewesen. Nur ein kleinerer Teil der ganzen Wahrheit, wie ein einziges Teil eines ganzen Puzzles, das von dem Gesamtbild entfernt würde. Das von dem Gesamtbild entfernt würde, und aufgrund dessen keine so große Bedeutung mehr hatte. So, dass man es, wäre das Gesamtbild nicht in der Nähe, man nicht wirklich sofort auf irgendeinen Zusammenhang kommen würde.
So, Dass man es nicht sofort mit etwas in Verbindung bringen würde. Dass man möglicherweise nicht gleich darauf kommen würde, es könnte etwas mehr bedeuten. Ja, jene Antwort war nur ein Teil der ganzen Wahrheit gewesen. Ein Teil davon, dass er sein Slray zwar tatsächlich seit einiger Zeit häufiger benutzt, dass es jedoch sehr wohl einen Zeitpunkt gab, an dem dies angefangen hatte. Dass es einen Tekröznkt gab- den, an dem auch der Husten angefangen hatte.
Jener Husten, der sich bis zu jenem Tag gehalten hatte. Der sich eher zu verstärken, als zu bessern schien. Es hatte ihn nicht sonderlich gefallen, seine besten Freunde was dies anging mehr oder weniger anzulügen. Etwas vor ihnen geheim zu halten, von dem er wusste, dass es möglicherweise beinahe besser wäre, wenn sie es auch wüssten. Von dem er wusste, dass sie möglicherweise eher zu einer Lösung kommen würden. Dass sie eher zu einer Lösung kommen würden, wenn er ihnen davon erzählen würde.
Von dem er wusste, dass es möglicherweise ohnehin früher oder später auffliegen würde. Dass sie es möglicherweise ohnehin auf eine Art erfahren könnten. Hatte er nicht hin und wieder einige fragende, ja, fast schon besorgte Blicke zugeworfen bekommen? War er in den letzten Tagen nicht des Öfteren bereits gefragt worden, was los sei? Ob Alles in Ordnung sei? Hatten die Anderen nicht bereits vermutet, dass irgendwas nicht ganz in Ordnung sein konnte? Ahnten sie nicht bereits, dass seine Antworten nicht wirklich ganz ehrlich waren? Nicht ganz der Wahrheit entsprachen?
Mit einem Mal, fühlte er sich schlecht. Beinahe ein wenig schuldig. Schuldig, weil er seinen besten Freunden etwas verschwieg. Schuldig, weil er ihnen in den letzten Tagen nie wirklich die Wahrheit gesagt hatte, wenn sie sich nach seinem Wohlbefinden erkundet hatten. Schuldig, weil ef etwas vor ihnen geheim hielt. Etwas von dem er wusste, dass sie zusammen möglicherweise mehr erreichen könnten- so, wie sie es auch in jenem Sommer vor fünf Jahren getan hatten. Und doch war es, als gäbe es irgendwo in seinem Inneren etwas, das sich noch immer dagegen sträubte. Etwas, das sich noch immer dagegen sträubte, ihnen etwas von seinem Husten zu erzählen- darüber, dass dies kein normaler Husten war.
Dass irgendwas Anderes dahinter steckte. Ihnen davon zu erzählen, dass er erneut ihre Hilfe benötigte. Dass es erneut etwas gab, bei de. Er ihre Hilfe benötigte. Bei dem er selbst nicht wirklich wusste, was er sonst tun sollte, als es ihnen zu erzählen, und zu hoffen, dass sie zusammen eine Lösung, oder zumindest eine Antwort finden würden. Eine Antwort auf die Frage, die ihm seit es begonnen hatte nicht mehr wirklich aus dem Kopf ging. Auf die Frage, was mit ihm los war. Auf die Frage, wie es aufhören würde. Wann es aufhören würde. Ob es überhaupt jemals aufhören würde. Der Braunhaarige verzog leicht das Gesicht.
Verzog leicht das Gesicht bei der Vorstellung daran, wie lange sein momentaner Zustand möglicherweise andauern könnte. Dass jener Husten möglicherweise nie ganz verschwinden würde. Dass er möglicherweise nur stärker und stärker werden würde, und er selbst sich mit der Zeit immer kränker fühlen würde- obgleich jene Symptome, die normalerweise mit solch einem Husten einher gingen- Fieber, Schlappheit und jene Abgeschlagenheit, die man während einer normalen Krankheit verspürte sich noch nicht sonderlich stark bemerkbar gemacht hatten.
Ihn noch nicht sonderlich stark beeinträchtigt hätten, zumindest nicht so sehr, als dass es Anderen besonders aufzufallen schien. Nicht so sehr, dass es Sonia Kaspbrak selbst auffallen würde, dass ihr Sohn morgens, nach dem Aufstehen einige Sekunden ein wenig benommen auf seinem Beinen stand. Ein wenig benommen, so, dass er hin und wieder mit dem Gedanken gespielt hatte, sich erneut ins Bett zu legen. Sich wie der ins Bett zu legen, und einige Minuten abzuwarten, ob jenes benommen Gefühl verschwinden würde.
Meistens war es nach einiger kurzen Zeit dennoch verschwinden, obgleich er es letzten Endes unterlassen hatte. Obgleich er es unterlassen hatte, sich erneut hinzulegen, und möglicherweise die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich zu ziehen, wenn er morgens vor der Schule zu lange brauchen würde zum sich fertig zu machen. Um nicht auch ihr das Gefühl zu vermitteln, dass es ihrem Sog nicht sonderlich gut ging. Um ihr nicht zu sehr zu zeigen, dass etwas nicht stimmte.
Teils, weil er nicht wollte, dass sie sich erneut so viele Sorgen um ihn machen würde- dass sie in ihr altes Schema zurück verfallen würde, dass sie zumindest ein wenig verlassen hatte- wenn auch nicht besonders stark. Wenn auch nicht so stark, dass man eine wirklich große Veränderung an ihrem Verhalten wahr nahm. Nicht so stark, dass sie Eddie nicht sobald das Wetter ein bisschen kühler wurde- sobald einige, dickere Wolken die Sonne verdeckten- sagte, er solle sich eine Jacke anziehen, um nicht krank zu werden. Nicht so sehr, als dass sie ihm noch immer jeden Tag, ehe er aus dem Haus ging, um in die Schule zu gehen sagte, er solle auf sich aufpassen.
Nicht so sehr, als dass sie sich nicht noch immer Sorgen machen würde, wenn sie wusste, dass ihr Sohn und seine besten Freunde sich in den Barrens trafen. Und nicht so sehr, als dass sie eben jene Freunde nicht mehr als schlechten Umgang für ihren Sohn bezeichnen würde. Aber dennoch glaubte der achtzehnjährige Junge, dass sich dies nur verschlimmern würde, würde sie von seinem merkwürdigen Husten erfahren.
Dass es sie noch nervöser, noch aufgewühlte machen würde, so, dass sie das Bedürfnis haben würde, noch mehr auf ihren Sohn zu achten. Noch mehr über ihren Sohn zu wachen. Noch mehr über ihren Sohn zu wachen, den erneut jenes erstickrbde Gefühl überkommen hatte, wie es früher oft der Fall gewesen war, hatte seine Mutter ihm wieder einmal verboten, mit seinen Freunden zu spielen. Wie es früher oft der Fall gewesen war, wenn sie ihm etwas verboten hatte, das er gerne tat.
Versucht hatte, ihn zu beschützen - auf ihre Art. Auf ihre Art, in der die in ihm stets jenen zerbrechlichen, kleinen Jungen sah. Jenen zerbrechlichen kleinen Jungen, der beschützt werden musste. Dem so vieles zur Gefahr werden könnte. Der so anfällig für Vieles war. In dem sie jenen zerbrechlichen, kleinen Jungen sah, der er möglicherweise tatsächlich mehr oder weniger einmal gewesen war- aber nicht mehr sein wollte. Jener hilflos wirkende Junge, wie der er einmal gewesen war- der er aber nicht mehr sein wollte.
Und vielleicht war dies auch der zweite Grund, warum es ihm so schwer fiel, Elbst seinen besten Freunden davon zu erzählen. Weil er die nicht belasten wollte, sie ihnen nicht aufdrängen wollte. Aber auch, um nicht den Eindruck zu vermitteln, unselbstständig zu sein. Alleine nur schlecht klar zu kommen. Den Eindtck, noch immer jener zerbrechliche, mehr oder weniger hilflose Junge zu sein, der er vor Jahren einmal gewesen war.
" Sind Sie noch da, Mr. Kaspbrak?" Eddie drehte seinen Kopf leicht zur Seite, und blickte fast schon direkt in Stan's braune Augen. Stan's braune Augen, die wieder jenen fragenden, fast schon forschenden Ausdruck zu haben schienen, den sie so oft hatten, wenn Stanley irgendwas vermutete. Wenn er über irgendwas nachdachte. Dass er irgendeinen Verdacht hatte, aber diesen nicht direkt ansprach. Ihn nicht direkt ansprach, möglicherweise in der Hoffnung, Eddi e würde- durch seine Antwort- selbst bestätigen, ob jener Verdacht stimmte, oder nicht.
Jener Verdacht, dass ihn etwas beschäftigte. Stanley wusste, dass irgendwas nicht stimmte. Wusste es, obwohl er vermutlich nicht wirklich sagen könnte, was es war. Jener Ausdruck, der verriet, dass dies vermutlich nicht ganz das, oder zumindest nicht Alles war, das Stan hatte sagen wollen. Auch Bill's Blick lag nun auf dem jüngsten Mitglied des Losersclub, und, wie Eddie beiläufig feststellte, schien in seinem Blick ein ähnlicher Ausdruck erkennbar zu sein.
" Ja", sagte Eddie schlicht. " Keine Sorge, Messrs Denbr-", der Hustenreiz, der erneut aufkam, untervrach seinen Satz. das Grinsen, das der Junge aufgesetzt hatte, verzog sich allmählich ein wenig. Verzog sich allmählich, zu einem fadt schon ein wenig schmerzerfüllten Ausdruck. Verzog sich, bis es ganz verschwand- und Eddie hustete in seine Armbeuge. Hustete einige kurze Male in seine Armbeuge, und bekam aus dem Augenwinkel mit, wie einige der Blütenblätter- es waren mehr geworden. Es waren nicht wirklich sprunghaft mehr geworden, aber dennoch ein wenig, und dieses Mal hatten sie weiße und Gelbe Färbungen. Dieses Mal hätten sie weiße und Gelbe Färbungen, und segelten nahezu elegant in Richtung Boden. Drehten sich einige kurze Male um sich selbst, ehe sie auf dem Boden aufkamen.
" Was?" Stanley sprach nicht zu Ende, sondern starrte mit weit aufgerissenen, hellbraunen Augen auf jene Blütenblätter. Auf jene Blütenblätzer, die sein bester Freund wie es schien abgehustet zu haben schien. Für einen kurzen Moment, wandte der blonde Lockenkopf den Blick von jenen Blättern ab, und blickte kurz zu Bill. Zu Bill, dem vermutlich de gleichen Ausdruck der Überraschung, aber auch des Schocks aus dem Gesicht abzulesen war. Bill, der oft auf viele Dinge eine Antwort wusste- der so oft wusste, was man tun sollte, was man sagen sollte. Der in jenem Moment jedoch ebenso sprachlos war, wie der blonde Junge neben ihm.
Eddie wandte seinen Blick von den am Boden liegenden Blättern ab, und blickte nun in die irritierten Gesichter seiner beiden besten Freunde. Er konnte nicht wirklich sagen, wie er sich in jenem Moment fühlte. Könnte nicht wirklich sagen, was er in jener Situation empfand. In gewisser Weise machte sie ihn nervös. Nervös, weil er nicht wüsste, was seine besten Freunde davon halten würden. Was sie dazu sagen würden. Nervös, weil er selbst nicht so ganz wusste, was er darauf sagen sollte. Weil er ihnen keine Antwoten auf die Fragen bieten könnte, die ihnen vermutlich in jenem Moment in den Köpfen herum spukten. Weil sie es vermutlich nicht ganz verstanden- weil er selbst es nicht ganz verstand. Noch immer nicht. Schließlich schüttelte er kaum merklich den Kopf.
Schließlich war es Stan, der seine Sprache als Erstes wieder zu finden schien. " Dein Husten in den letzten Tagen ", sagte er langsam, als würde er innerlich noch einmal ruhig eins und eins zusammen zählen. Als würde er Alles noch einmal in seinem Kopf für sich durchgehen, um zu sehen, ob es für ihn selbst Sinn machte. Um zu sehen, ob er irgendwelche Zusammenhänge knüpfen könnte. " Es lag die ganze Zeit über daran, oder? An", anstatt weiter zu sprechen, runzelte der blonde Junge schließlich die Stirn.
Runzelte die Stirn, und schien nicht ganz zu wissen, wie er weitersprechen sollte. Wie er das, was mir seinem besten Freund loszusein schien nennen sollte. Noch immer nicht ganz verstehend- nicht ganz glaubend- was er gerade gesehen hatte. Stanley Uris war ein recht rationaler denkender Mensch. Ein recht rational denkender Mensch, dem es oft ein wenig schwer fiel, solche Dinge zu realisieren- zu akzeptieren. Wirlich zu akzeptieren, dass so etwas möglich war. Trotz dessen, dass der Sommer vor fünf Jahren ihn in jener Hinsicht ziemlich durcheinander gebracht hatte.
Ihn durcheinander gebracht, verunsichert hatte. Ja, geradezu verstört hatte. Denn obgleich sich ein Teil seines Verstandes damals geweigert hatte, zu akzeptieren, was er gesehen hatte- sich weigerte, wirklich zu glauben, dass es da gewesen war, so hatte er in gewisser Weise jedoch gewusst, dass dem so war. So hatte er es in gewisser Weise glauben müssen- ob er gewollt hätte, oder nicht. So hatte er damals mehr oder weniger gelernt, an Aussätzige zu glauben, deren Körper bereits in gewisser Weise zu verfaulen schienen, aber die noch immer die Kraft aufbringen könnten, einen zu verfolgen. Einen zu verfolgen, und ihre dürren, kränklichen Hände nach einem auszustrecken.
Und an riesige Vögel, dreizehnjährigen Jungen hinterher jagten. An ertrunkene Jungen, die wie durch eine höhere Macht ins Leben zurück kehrten, und deren Schritte jenes widerliche Geräusch von nassen Schuhen, die auf den Boden trafen verursachten. An ertrunkene Jungen, die ins Leben zurück kehrten, und einem immer näher kamen, so, dass man beinahe schon den Geruch der verwesenden Haut riechen konnte.
Das Gurgeln, das sie beim Sprechen verursachten, wegen des Wassers, das sich in ihren Lungen befand- der Lockenkopf schüttelte jenen Gedanken ab. Schüttelte jenen Gedanken ab, denn in diesem Moment, wollte er sich nicht damit beschäftigen. Aber dennoch glaubte er, seit jenem Sommer eins zu wissen. Dennoch glaubte er, seit jenem Sommer beinahe Alles glauben zu können, auch, wenn ein kleiner, unterdrückter Teil seines Gewissen such noch immer dagegen sträubte. An Alles- auch daran, dass Menschen Blütenblätter Husten konnten, auch, wenn er den Grund dafür nicht wirklich kannte. Und er glaubte zu wissen, dass es auf Dauer nicht sonderlich gesund sein könnte, wenn Menschen dies taten. Dass irgendwas nicht stimmte. Dass irgendwas passieren müsste, um es zu stoppen.
Eddie nickte auf die Frage seines besten Freundes hin. " Ja. Seit ungefähr eineinhalb Wochen ", murmelte er nun, ohne einen der beiden Anderen amzublicken. Mittlerweile war es ihm tatsächlich ein wenig unangenehm. Unangenehm, dass er ihnen nichts davon erzählt hatte. Unangenehm, dass er die womöglich hatte glauben lassen, er würde ihnen nicht vertrauen. Sie womöglich hatte glauben lassen, es gäbe einfach etwas, über das er nicht mit ihnen hatte sprechen wollen- was mehr oder weniger auch der Fall gewesen war.
" Ich weiß, es klingt verrückt", sprach er dann schließlich weiter, noch immer mit dem Blick auf seine Schuhe gerichtet. " Anfangs hat es sich noch angefühlt wie eine Art Grippe, aber dann kam der Husten...und die Blütenblätter", er machte eine kurze Pause. " Und wisst ihr, was am komischsten ist? Manchmal kommt es mir so vor, als würde es mehr werden, wenn ich...wenn ich an eine bestimmte Person denke." Er blickte nun abwartend zu seinen beiden besten Freunden. Erneut viel ihm auf, wie merkwürdig, ja, nahezu lächerlich dues klang. Wie lächerlich es klang, den Husten mit so etwas zu verbinden.
Ja, es klang lächerlich. Doch in gewisser Weise, klang es so merkwürdig logisch. So, wie es gleichzeitig logisch und merkwürdig war, wenn man bei einer schweren Rechenazfgabe durch eine recht merkwürdige Art, die man anfangs für falsch hielt auf das richtige Ergebnis kam.
" W-was für eine Person?", fragte schließlich Bill, und biss sich leicht nervös auf der Unterlippe herum. " Ha- Hast du...G-gefühle für diese P-Person?"
Wieder nickte Eddie, ohne Weiteres darauf zu erwidern. Er wusste, dass den beiden vielleicht eine gewisse Frage auf der Zunge lag. Eine gewisse Frage, die sie einerseits loswerden wollten- die sie einerseits beantwortet haben wollten, doch die sind andererseits nicht stellen würden, hätten sie den Eindruck, dass der kleinere Junge sie nicht beantworten wollte. Hätten sie den Eindruck, dass er nicht darüber sprechen wollte. Im Moment nicht über jene Person sprechen wollte. Dass sie nicht weiternachfragen würden, würde er es ihnen nicht von sich aus erzählen. Und er war ihnen dankbar dafür.
" I-ich finde, wir sollten den A-Anderen auch davon erzählen", überlegte Bill nun laut. " V-Vielleicht kommen wir zusammen schneller w-weiter. Vielleicht weiß B-Ben noch irgendwas über sowas...o-oder M-Mike." Das stimmte. Obwohl er die Wahrscheinlichkeit nicht für sonderlich groß hielt, so glaubte er- so hoffte er dennoch, dass möglicherweise Mike oder Ben schon einmal von etwas Ähnlichem gehört hatten. Dass sie vielleicht in einem Buch schon einmal etwas für etwas Ähnliches gelesen und in Erinnerung behalten hatten.
Es gab viele, hin und wieder such ein wenig seltsame Dinge, dke die beiden aus Büchern wussten- besonders Ben. Viele, auch ein wenig unbelannzere Sachen, die er durch das viele Lesen wusste. Von denen er dadurch einige Male gehört hatte. Dinge, die ihnen früher, besonders in jenem Sommer oft geholfen hatten. Sie oft weitergebracht hatten. Und möglicherweise, würde dies nun erneut der Fall sein. Möglicherweise, würde er auch in diesem Fall etwas wissen- etwas über jenen Husten wissen- durch das sie auf eine Lösung kommen würden.
Es gefiel ihm nicht, dass es seien besten Freund nicht gut ging. Dass er anscheinend Schmerzen zu haben schien. Dass er selbst nicht wusste, worum es sich handelte. Was man dagegen tun könnte. Dass er Eddie helfen konnte. Nicht weiterhelfen könnte, obgleich er fast schon in gewisser Weise das Gefühl hatte, als müsse er es können. Das Gefühl, als würde er, als eine Art Anführer des Losersclubs ihm helfen können müssen. Wissen müssen, was zu tun war. Wissen, was man tun sollte. Wie er seinem besten Freund helfen könnte. Als müsste er seinem besten Freund helfen können, nachdem er seinem kleinen Bruder vor fünf Jahren nicht hatte helfen können. Doch er konnte es nicht- wusste nicht wirklich, wie. Und in gewisser Weise, machte ihn dies fast schon ein wenig wütend auf sich selbst.
" Er hat Recht, Ed", Stanley trat ein wenig näher an Eddie heran, und legte ihm einen Arm um die Schultern. " Ich meine, du möchtest doch, dass es wieder vorbei geht, oder?"
" Vermutlich mehr als Alles Andere, schätze ich ", Eddie lächelte matt. Ja, er wollte, dass es vorüber ging. Wollte, dass jener Husten ein Ende haben würde, und er wusste, dass sie alle zusammen möglicherweise schneller auf ein Ergebnis kommen würden. Und dennoch war ihm der Gedanke daran, es den Anderen zu erzählen- die Aufmerksamkeit so sehr auf dich zu lenken- beinahe schon ein wenig unangenehm. Der Gedanke daran, Richie davon zu erzählen. Es Richie zu erzählen, nachdem er es ihm- ihnen Allen- eine Zeit lang verheimlicht hatte.
Nachdem er eigentlich nicht gewollt hätte, dass jemand es erfahren würde. Und dennoch brachte die Angst davor, was möglicherweise passieren könnte, wenn jener Husten noch lange Zeit abhalten würde- wenn er möglicherweise nie wieder verschwinden würde- ihn dazu, zu zustimmen. Die Angst davor, was für Konsequenzen so etwas möglicherweise mit such brachte. Was für Folgen es haben könnte. Die Angst davor, dass es schlimmer werden würde. Dass die Schmerzen in der Brust schlimmer werden würden. Dass der Husten schlimmer werden würde. Und so stimmte er zu. Vielleicht, würden sie zusammen wirklich schneller zu einer Lösung kommen.
" Ich weiß. Und ich glaube, deshalb ist es auch besser, wenn wir den Anderen davon erzählen, okay?" Er drückte dem kleineren Jungen einen kurzen Moment an sich, so, als hätte er dessen Gedanken in gewisser Weise auf irgendeine Art mitbekommen, und würde ihn auf diese Weise zumindest ein wenig beruhigen wollen. " Hey", sagte der blonde Lockenkopf. " Das wird wieder. Wir finden eine Lösung, Ed. Glaub mir."
" J-ja", sagte nun auch Bill, und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. " Wir schaffen d-das. V-versprochen."
Eddie merkte, wie seine Angst sich ein wenig legte. Wie sie ein bisschen weniger würde, auch, wenn sie nicht komplett zu verschwinden schien. Ja, dachte er, während die drei Freunde sich schließlich voneinander lösten, und den Schulweg weiter entlang liefen. Sie würden eine Lösung finden. Und niemand der drei Jungen blickte zurück zu der Stelle, an der sie Blütenblätter noch lagen. Niemand der drei Jungen drehte sich an jenem Tag noch einmal zu der Stelle um. Und niemand der drei Jungen bemerkte die kleinen, rötlichen Flecken. Die kleinen, hellroten, Flecken, mit denen einige der Blätter ein wenig verschmiert zu sein scheinen. Nicht sonderlich stark- aber dennoch waren sie da.
AN: Uff, ich hab mal wieder ewig gebraucht, für dieses Kapi XD Well...Was haltet ihr davon? Wenn ihr wollt, schreibt mir gerne wie immer eure Meinug dazu in die Kommis, und joa...😊
Dann bis bald 🙃💕
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