Kapitel 2
-JEONGIN-
Nach der Schule, machten Hyunjin und ich uns auf dem Weg zu ihm nachhause. Es war schön wieder einmal von ihm eingeladen zu werden, denn schließlich ist er mein bester Freund. Die anderen sind auch meine besten Freunde, jedoch war Hyunjin schon immer jemand besonderes in meinem Leben. Nicht, dass ich etwas für ihn fühlte, wie dass ich ihn mehr mag als nur einen besten Freund, er war einfach nur immer für mich da. Er war immer die Person, die ich für alles ansprechen konnte ohne mich groß zu schämen oder das ich die Angst haben müsste ihm was schlimmes zu sagen. Allerdings traute ich mich bis heute nicht ihm oder den anderen von meinem Vater und leben zuhause zu erzählen. Ich weiß nicht wie er reagieren würde, auch wenn ich ihm niemals zutrauen könnte das er sich von mir abwenden würde.
Ihm war egal was andere von ihm dachten und konzentrierte sich nur auf sich und seine Freunde. Er kümmerte sich immer gut um uns und besonders um mich, denn ich war für ihn der typische kleine und jüngere Bruder. Er ist zwar nur ein einhalb Jahre älter als ich, jedoch behandelte er mich steht's als wäre ich sein kleiner Bruder. Wahrscheinlich lag es daran, dass er Einzelkind ist und nie ein wirkliches Geschwisterchen hatte. Es kann sein, dass er nur das in mir sieht, was mir definitiv nichts ausmachen würde, denn schließlich sieht mich immerhin jemand als seine Familie an. Da mein Vater mir nie das Gefühl von Familie durch seine Alkoholsucht und meine Mutter, da sie eben fast nie zuhause war geben konnte, gaben mir meine Freunde und Hyunjin es. Das war eines der Sachen für die ich so dankbar bin. Ich war dankbar, irgendjemanden immerhin zu haben und nicht alleine zu sein. Und diese irgendjemanden waren eben meine Familie, das stand klar und deutlich fest.
„Also, worüber denkst du nach, Innie?" fragte er als er mir durch die Haare wuschelte.
„Nichts, war nur etwas in Gedanken wegen der Schule. Hab meine Hausaufgabe noch nicht abgegeben." antwortete ich und richtete meine Haare.
„Wenn du möchtest, kann ich dir helfen." das sagt er immer. Egal wo es war, bei Hausaufgaben, lernen, Essen, Tanzen, Biologie und so weiter, er sagte es immer. Er wollte mir immer helfen, was ich einfach nur niedlich fand. Natürlich würde ich seine Hilfe irgendwann annehmen, aber bislang bin ich noch nicht an meine Grenzen gekommen, sodass ich ihn fragen musste. Es kann sein das ich in diesem Punkt etwas selbstsicher und egoistisch bin. Ich gebe nicht gerne zu, Hilfe zu brauchen und jemandem Bescheid zu geben, dass ist einfach nicht meine Art.
„Nicht nötig, aber danke Hyung." kam es von mir. Er lächelte mich an, jedoch merkte ich einfach dass er mir unbedingt mal helfen möchte. Verständlich, wenn ich nie danach gefragt hatte und er wahrscheinlich durch diese Geschwisterrolle die wir beide eingenommen haben, dies verstärken will.
„Falls du irgendwann irgendwo Hilfe brauchst, dann sag ruhig Bescheid. Okay?" ich nickte und wir fingen an über belanglose Sachen zu reden. Wie, Schule, Lehrer als auch Klassenkameraden die nur darauf warten uns wieder auf die Nerven zu gehen. Wie eine Streberin, ihr Name ist Irene, immer wieder die Lehrer nach Hausaufgaben fragt. Was das angeht, bin ich eigentlich ziemlich zuversichtlich, jedoch als mein Vater in den letzten Tagen immer wieder anfing zu trinken und seine Aggressionen rauszulassen, vergaß ich die Hausaufgabe für Mathe komplett. Das war auch der Grund, warum ich die noch nicht abgegeben hatte.
Wenig später, ohne wirklich Großes zu merken, gingen wir durch einen Park. Ich hab glaub ich noch nie erwähnt, dass ich es liebe im Park zu sein. Ich sah mich etwas um und bemerkte einen riesigen Busch mit vielen Blumen.
„Schau mal, Hyung." sagte ich als ich mich runter bückte und die Blumen mir ansah.
„Das sind wirklich schöne Blumen, Innie." er nahm sich eine und man sah deutlich das dass eine Kamelie war. Sie war wunderschön rot und hatte eine besondere Form. Hyunjin merkte meinen gezielten Blick auf die Blume, sodass er sie mir auf den Kopf legte.
„Jetzt bist du die schöne Blume." ich spürte ein leichtes Kribbeln an meinen Handinnenflächen, dieses Gefühl hatte ich noch nie. Ich drückte mit meinen Nägeln in die Haut um das Gefühl loszuwerden und kicherte Hyunjin an. Er lachte mit und nahm mir die Blume vom Kopf.
„Wollen wir weiter? Wir könnten die Blumen in eine Vase stellen und-"
„WAS TUT IHR HIER, EINFACH BLUMEN RAUSREISSEN DIE ICH SEIT SO LANGEM PFLEGE UND PFLANZE! VERSCHWINDET!" rief ein alter Mann, welcher aussah wie ein Gärtner und kam auf uns zu gerannt. Ich sah Hyunjin mit großen Augen an, bis er meinen Arm packte und wir schnell wegliefen. Wir liefen weiter und weiter, bis wir bei Hyunjin zuhause ankamen, sicher waren das er uns nicht hinterher kam und wir die Tür schlossen. Völlig außer Atmen standen wir vor seiner Mutter und begrüßten sie.
„Was habt ihr denn getrieben dass ihr so aus der Puste seid?" fragte sie. Hyunjin und ich sahen uns an und fingen an zu lachen.
„So ein alter Typ hat uns verfolgt, weil wir eine Blume aus seinem Busch gerissen haben.. der ist total ausgerastet." meinte Hyunjin und seine Mutter fing an zu lachen.
„Dann tut es nicht mehr, Okay? Ihm liegt vielleicht viel daran."
„Verstanden." kam es von uns beiden und wir mussten direkt wieder kichern.
„Habt ihr Hunger, wollt ihr was essen?" fragte sie und eigentlich hatte ich nicht großen Hunger gehabt, jedoch weiß man dass Hyunjin immer Hunger hat.
„Gerne, wir bringen nur die Sachen in mein Zimmer." sagte Hyunjin und ich nickte. Wir liefen schnell hoch und legten unsere Sachen in sein Zimmer. Es war schlicht gehalten, schwarz weiß modern, mit vielen Postern und Wandbilder, ein Riesen Fernseher, sein großes Doppelbett und ein Schrank. Wenn man das Zimmer sieht, könnte man denken Hyunjin's Familie sei reich. Sie haben zwar Geld, aber reich sind sie nicht. Trotz alledem hat Hyunjin Geschmack und weiß wie man einen Raum gestaltet.
Wir gingen runter und setzten uns direkt an den Tisch. Es gab wirklich leckere Pasta, die ich schon immer gemocht hatte. Da niemand in meiner Familie sonderlich gut kochen kann, gibt es meist nur Instant Nudeln und nur bei meinen Freunden, oder im Restaurant krieg ich was anständiges zu essen. Jedoch würde ich niemals auf die Idee kommen, sie danach zu fragen mir was mitzubringen oder mir was zu essen zu kaufen. Da steht mein Ego schon sehr über mich und ich springe ungern über meinen eigenen Schatten.
„Wie war denn Schule, war irgendwas besonderes?" fragte Hyunjins Mutter. Ich sah Hyunjin an und wir dachten nach.
„Eigentlich mhmpf nichts mmfph besonderes.." kam es von Hyunjin, der wieder einmal die Gewohnheit hatte mit vollem Mund zu reden und seine Mutter als auch ich fingen an zu lachen.
„Jinnie, du musst aufhören mit vollem Mund zu reden, das tut man nicht." sagte sie und er nickte nur. Irgendwie war er süß. Es war einfach niedlich wie er mit vollem Mund lächelte und das gab immer ein bestimmtes Gefühl in mir. Ich versuche dieses Gefühl meist beiseite zu schieben und zu ignorieren, jedoch der Fakt das ich so ein Gefühl hab, vergesse ich meist nicht so schnell. Hyunjin hat schon früh genug in mir Sachen ausgelöst, die komplett fragwürdig und neu sind. Ich wusste nie, wie er das schaffte und was es ist, was er in mir auslöst, aber ich sah ihn nie mehr als ein besten Freund an, das war mir schon immer klar. Ich meine, selbst wenn ich ihn lieben würde, würde er dies niemals erwidern können. Dafür stehe ich zu sehr in der jüngerem kleinerer Bruder Rolle. Er könnte mich nicht mal als jemand ansehen, der mehr für ihn bedeutet, denn er ist heterosexuell. Was ich ihm gleichtue. Ich hatte nie besonders Interesse am gleichem Geschlecht gehabt, im Gegensatz zu Han, welcher sich schon früh vor uns als Bisexuell geoutet hatte und wir alle hatten kein Problem damit gehabt.
Nach dem Essen gingen wir hoch und machten uns an unsere Hausaufgaben. Die nächste gute Sache nach dem Essen bei anderen war, dass ich meine Hausaufgaben in Ruhe machen konnte und nicht mittendrin gestört werde. Auch wenn Hyunjin mir allzu oft seine Hilfe anbietet, lässt er mir bei solchen Sachen auch oft Freiraum und ich bin wirklich glücklich drüber. Denn so kann ich vielleicht die Schulzeit noch etwas mit normalen Sachen wie lernen oder Hausaufgaben machen genießen. Für viele mag es schrecklich sein Hausaufgaben und für die Schule was zu machen, jedoch liebe ich es. Nicht weil ich mich bei den Lehrern ein schleimen will, eher weil ich das bei mir zuhause nicht tun kann. Ich bin mir sicher, wenn ich später arbeiten werde, wird mir dies fehlen.
„Innie?" fragte Hyunjin und ich erwachte aus meinen Gedanken.
„Ja?"
„Du bist heute sehr in Gedanken, ist irgendwas?"
„Nein, bin ich ständig. Mir gehts gut. Bist du fertig?" fragte ich.
„So gut wie. Lass uns paar Serien gucken und uns einen entspannten Tag machen, Okay?"
Ich nickte und freute mich jetzt schon drauf. Wir erledigten noch schnell unsere restlichen Hausaufgaben und schon schob er die ganzen Sachen weg. Da ich schon auf seinem Bett war, legte er sich zu mir und wir sahen uns mehrere Serien an. Es war einfach toll mit ihm entspannt sich was anzugucken. Es lässt diese Unruhe die zuhause herrscht für einen kurzen Moment in meinem Kopf stoppen und mich etwas befreit fühlen. Ich war einfach wirklich glücklich. Hyunjin und ich hatten einen minimalen Abstand zu einander, jedoch merkte ich wie er es sich immer gemütlicher machte. Das waren deutliche Anzeichen darauf, dass er müde ist. Das tat er schon immer wenn wir zusammen Serien uns ansahen. Ich lächelte und wandte meinen Blick wieder zum Fernseher.
Nach einiger Zeit, fiel mir auf dass Hyunjin eingeschlafen war. Ich lächelte und stand auf, um den Fernseher auszumachen, meine Sachen zu packen und ihn einzudecken. Ich strich ihm einst noch durch sein wunderschönes Haar, ehe ich mich nach draußen begab. Als ich mich von der Hwang - Familie verabschiedete und rausging, merkte ich erst wie dunkel es schon war und dass ich Yoon noch abholen musste. Ich wusste wo sein Freund wohnt, da er öfters bei ihm ist und ging zu ihm. Glücklicherweise war es nicht weit weg von Hyunjin's Haus und klingelte direkt. Als die Tür geöffnet wurde, sah ich die Mutter von Chanmin, welche mich nett begrüßte und die Jungs runter rief.
„Ich hoffe mal er hat sich benommen." sagte ich. Man weiß ja nie bei Yoon, er wird meist etwas frecher aber an sich ist er ein lieber Junge. Auch er verheimlicht seinen Freunden dass mit unserer Lage zuhause, es ist einfach das Beste für uns alle.
„Natürlich hat er das." lachte Chanmins Mutter und als Yoon sich fertig angezogen hatte, verabschiedeten wir uns und gingen nachhause.
„War alles okay? Hattest du Spaß?" fragte ich ihn als wir nachhause gingen. Ich wollte wirklich dass es ihm gut geht, egal was zuhause abgeht. Er ist mein kleiner Bruder und ich muss einfach für ihn sorgen, komme was wolle.
„Ja, sehr. Wir haben viel gelernt und Videospiele gespielt." dieses Mal wuschelte ich ihm durch die Haare und bekam direkt Flashbacks zu mir und Hyunjin. Ich verstehe allzu sehr warum er dies so gerne tat.
„Dann ist ja gut."
„Hast du Papa Bescheid gesagt dass wir später kommen?" mein Herz blieb stehen, meine Augen wurden groß und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ich blieb an Ort und Stelle stehen und merkte wie sehr wir in der Scheisse steckten, bis zum Hals.
„Ich hab's vergessen ihm zu sagen." flüsterte ich und musste mich bereit machen auf das, was zuhause kommen mag. Aber ich muss Yoon beschützen, egal was passieren wird.
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