8. Kapitel
Ich schloss die Haustür hinter mir und schmiss meinen Schlüssel auf die Kommode, auch wenn meine Mutter es hasste, wenn ich dies tat, so fand ich ihn wenigstens wieder und verlor ihn nicht, wie die anderen Schlüssel davor. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und plötzlich bemerkte ich wie die Büro Tür von Callum, Hailys Vater, aufging. ,,Überleg es dir doch wenigstens, es würde dir große Chancen bieten", hörte ich sein Stimme aus dem Büro schallen. ,,Nein. Da brauch ich nicht überlegen, meine Antwort ist Nein", stieß Haily hervor und Callum seufzte. ,,Haily, denk doch mal an die Möglichkeiten", sagte Callum und Haily zischte. Sie stand halb im Büro, halb im Flur, aber anscheinend bemerkte sie mich nicht, dass ich ebenfalls im Flur stand und ihren Streit mit Callum lauschte. ,,Ich will nicht, versteh es einfach okay?", sagte sie und verließ das Büro komplett. Ich räusperte mich und sie sah mich erschrocken an. ,,Oh. Du bist schon zuhause", meinte sie und jegliche Wut war aus ihrem Gesicht verschwunden. ,,Ja...tut mir leid, dass ich euer Gespräch belauscht hab", sagte ich und fuhr mir durch die Haare. ,,Ach...ist nicht so problematisch", meinte sie und lief die Treppe hoch. Callum trat auf den Flur und sah ihr nach. ,,Könntest du vielleicht nochma mit ihr reden?", fragte er und drehte sich zu mir um. ,,Ich weiß zwar nicht mal um was es geht, aber eins weiß ich, Haily bleibt bei einem Nein", meinte ich knapp und verschwand in die Küche.
Es interessierte mich schon, über was die beiden mal wieder gestritten hatten, jedoch wusste ich, wenn es Haily mir nicht persönlich erzählte, war es nichts schlimmes. Die Beiden hatten sich andauernd in der Wolle, bei solchen Situationen, fragte ich mich, ob ich mich mit meinem Vater genauso in der Wolle haben würde...also wenn er noch da wäre. Ich kannte ihn nicht mal persönlich, nur von Bildern. Haily öffnete die Tür und schlüpfte herein. ,,Ich sollte mir echt einen Schlüssel zu legen oder zumindest, ein Schild mit ,,Anklopfen, könnte Nackt sein" anbringen", sagte ich und Haily schmunzelte. ,,Du bist nicht nackt", sagte sie und ich klatschte. ,,Freut mich, dass du das festgestellt hast, aber ich könnte es sein", meinte ich und sie setzte sich neben mich auf mein Sofa. ,,Du bist es aber nicht. Ich bin eigentlich hier, um mit dir über Stuart zu reden. Weiß er es?", fragte sie und ich seufzte. ,,Ja. Er hat sich gefreut...so sehr wie das Schwein auf den Metzger. Man Haily, ich bereue es so sehr...", gab ich zu und sie sah mich mitleidig an. ,,Kann ich verstehen, aber wir müssen das Beste draus machen, vielleicht findet Stuart sich irgendwann damit ab und naja." Ich lachte kurz auf. ,,Da kennst du Stuart aber schlecht, Er wird sich nie damit abfinden, aber wieso WIR. Du warst doch der Meinung, dass ich das alleine wieder hinbekommen soll", sagte ich und sie seufzte. ,,So war das nicht gemeint. Ich helfe dir, wenn du meine Hilfe brauchst, aber du kümmerst dich Großteils um ihn", erklärte sie und ich fasste ihr auf die Schulter. ,,Stuart wird es freuen, mich als seinen Aufpasser zu bekommen...vielleicht ist er dann eher sauer auf dich, als auf mich, weil du ihn und mich allein gelassen hast", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
,,Gehst du dieses Wochenende wieder zu deiner Mutter?", fragte ich und spielte mit meinem Stift. Haily hatte mich dazu verdonnert mit ihr die Mathe Hausaufgaben zu machen, um indirekt zu kontrollieren, ob ich sie auch wirklich mache, da ich sie gerne mal vergesse. ,,Ja. Willst du mit? Simon würde sich bestimmt freuen", sagte sie und schrieb etwas auf ihr Blatt. ,,Nein, hab nur so gefragt", meinte ich und blätterte belanglos in meinem Mathebuch rum. ,,Was ist besser? Wenn Stuart sich vor Vollmond verwandelt oder bei Vollmond?", fragte ich. ,,Naja, besser wäre es davor, aber er sollte selbst entscheiden, wann er dazu bereit ist, dafür brauch man echt starke Nerven", sagte sie. Wem sagte sie das...ich brauchte auch starke Nerven dafür, Stuarts flehendes und schmerzverzerrtes Gesicht werde ich wohl nie mehr aus dem Gedächtnis. ,,Vielleicht will er mich ja gar nicht dabei haben...es ist ein ziemlicher persönlicher Moment...und viele hassen es, wenn man sie am verwundbarsten sieht", sagte ich und kritzelte an meinem Blockrand rum, da ich schon vor paar Minuten mit meinen Aufgaben fertig war und es wirklich interessanteres gab, als Mathe. ,,Kann sein, aber wahrscheinlich wird er nichts dagegen haben, sondern froh, dass ihm jemand bei steht", sagte sie so leichtfüßig. Sie kannte Stuart echt nicht. Er würde, wenn er könnte, ein Kilometer abstand von mir halten, was mich gerade so reizte ihn zu ärgern und in seiner Nähe zu sein.
,,Ach da bist du, ich hab dich schon gesucht", meinte Tyler und stürmte ins Zimmer. ,,Ich besorg mir echt so ein Schild und einen Schlüssel", murmelte ich genervt. ,,Du hast einen Schlüssel, du Spast", sagte Tyler und lehnte sich an meine Badtür. ,,Ich hatte einen. Ich glaube immer noch an die Existenz von Kobolden, die meine Schlüssel klauen", meinte ich und zuckte mit den Schultern. ,,Ja genau! Und unter deinem Bett wohnt Big Foot persönlich, wahrscheinlich würde er da auch noch genügend Nahrung finden, da dort unten wetten das Essen sich nur stapelt", sagte Tyler und sah zu meinem Bett. ,,Das ist mein Notfalllager! Vielleicht tritt irgendwann eine Katastrophe ein und dann bist du froh, dass ich so etwas besitze", sagte ich und er seufzte. ,,Bisher freuen sich nur die Schimmelpilze. Haily kommst du bitte? Wir sollten langsam mal los", meinte Tyler und Haily schnappte ihr Mathe Zeug. Ja komm stiel halt alle Haily-Dean-Momente, macht's wenigstens Spaß?! Sie ist auch meine Stiefschwester. ,,Bis später", meinte Haily und ich nickte nur kurz. Jetzt ließen sie mich doch echt alleine zurück...so wie immer.
Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche und wählte Lucas Nummer. ,,Hey. Bock irgendwas zu unternehmen, oder einfach nur rumzuhängen?", fragte ich ohne Luca zu Wort kommen zulassen. ,,Es ist grad ganz schlecht....aber komm trotzdem her. Hintereingang. Notfall", sagte er leise und abgehakt, bevor er auflegte. Was war denn jetzt los? Ich schnappte meine Jacke und lief die Treppe runter. Okay mein Freund steckte anscheinend mal wieder in der Klemme. Was hatte er angestellt? Ich lief durch unseren Garten runter zum Strand. Waren die Bullen vielleicht aufmerksam geworden? Hatte Wade paar Drogen bei Luca deponiert und, jetzt muss Luca sie so schnell wie möglich los werden? Oder war Wade sturzbesoffen bei ihm aufgetaucht und hatte eine Designervase kaputt gehauen? Ist ja nicht so, dass das schon mal passiert war und wir dann bei Ebay eine Attrappe bestellt hatten. Ich kletterte über den Zaun, weil die Tür verschlossen war. Ja ich soll durch den Hintereingang, beziehungsweiße durch die Terrassentür, aber die Zauntür war verschlossen, ganz schlau. Ich lief über den Weg und trat auf die Terrasse. Also, dass aus stand noch...schon mal kein Brand oder andere schlimme Katastrophen. Ich öffnete die Terrassentür und trat in das geräumige Wohnzimmer. ,,Ich find das ja echt...überraschend dein Besuch, DAD", betonte Luca extra. Ich konnte nur Luca sehen wie er vor der Wohnzimmertür stand und mir einen kurzen Schulterblick zu warf. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Lucas Vater hier auftauchen würde! Er war schon über einem Jahr nicht hier gewesen. Er schickte jedes halbe Jahr einen Assistenten, um zu sehen, ob alles noch in Ordnung war...aber sonst, kehrte es sich nen Scheiß, um Luca und das Haus. ,,Ja. Dauert es immer so lange, bis du jemanden die Tür öffnest?", fragte eine Stimme, die definitiv zu Lucas Vater gehörte. ,,Hab das Auto nicht gekannt...und ein Besuch war auch nicht angemeldet", meinte Luca verzweifelt und sein Vater trat ins Haus.
Man sah ihm sein Alter an, denn seine dunkelbraunen Haare waren durchzogen von weißen Strähnen so wie sein feingestutzter Bart. ,,Und wer bist du, wenn ich fragen darf?", fragte er mit seiner kalten desinteressierten Stimme, als er mich sah. ,,Dean Clackson, der beste Freund ihres Sohnes", sagte ich ebenso kalt. Ich musste mich immer vorstellen, wenn ich Lucas Vater begegne, als hätte er ein Gedächtnis wie ein Sieb. ,,Und was verschafft mir die Ehre, dass du mich besuchen kommst?", fragte Luca und verzog die Miene hinter dem Rücken seines Vaters. ,,Ich wollte sehen, wie es meinem Haus geht, die Berichte meiner Assistenten waren etwas sonderbar", meinte er und sah sich im Wohnzimmer um. ,,Selber schuld, wenn sie junge Frauen schicken", murmelte ich und Luca warf mir einen warnenden Blick zu. Auch wenn es zum Teil seine Idee gewesen war. Wade war ganz zufällig da gewesen, als eine von den Assistentinnen kam. Sie war gerade mal Anfang zwanzig und ziemlich schüchtern, aber laut Wade eine ,,Bombe", um es in Wades Sprache auszudrücken. Tja, Wade hat kurzen Prozess mit ihr gemacht. Er würde einen echt guten Werwolf abgeben, da er eh 24/7 auf der Jagd war und so gut wie immer seine Beute bekam. Auf alle Fälle seit diesem Vorfall, bestand Wade darauf immer von Luca angerufen zu werden, wenn wieder ein Besuch anstand. ,,Dein Besuch ist doch wetten nur von kurzer Dauer oder? Naja du bist doch so ein beschäftigter Mann", fragte Luca und sein Vater strich über die Ebay Designervase. ,,Ja ich habe ein Meeting hier in der Nähe, weshalb ich einen Besuch hier dazwischen schieben konnte", meinte er und ich verdrehte die Augen. Was für eine Ehre. Luca dachte anscheinend das Gleiche, weil sein Blick ziemlich ungeduldig war. Glaube wir waren beide froh, wenn sein Vater wieder verschwand und das so schnell wie möglich. ,,Wie läuft es mit deiner Kleinen? Wie hieß sie? Magda oder Melina?", fragte sein Vater und Luca verspannte sich. Ach an Maddy konnte er sich erinnern, aber an mich nicht? Was für eine Demütigung. ,,Maddy. Sie hieß Maddy und sie weilt nicht mehr unter uns", sagte Luca knapp und ballte seine Hand zur Faust.
,,Drogen Überdosis? Oder Alkohol hinterm Steuer? Das passiert ja bei euch Jugendlichen ganz schnell, aber lass dir eins gesagt sein Luca, es gibt bessere Mädchen", sagte er. Das hat er nicht gesagt...hab ich mir das jetzt nur eingebildet? Ein Blick zu Luca reichte und ich wusste, dass es keine Einbildung war. Luca kochte nur so vor Wut. ,,Maddy ist das beste Mädchen was es gab! Und nur weil du-", fing er an, ich rannt zu ihm und hielt ihm den Mund zu. ,,Was er damit sagen will, ist das Maddy wirklich wundervoll war und es war ein tragischer Unfall, an dem sie starb. Und da sie Maddy nicht wirklich kannten, sollten sie sich vielleicht kein Urteil darüber bilden", sagte ich schnell und Luca fing sich wieder. Maddy war nicht an einem tragischen Unfall gestorben, dass wussten wir alle...aber wie sollte man es einem arroganten Esel erklären? ,,Wie auch immer. Zeig mir noch schnell die anderen Zimmer und dann muss ich auch schon los", meinte sein Vater und verließ das Wohnzimmer. ,,Danke...", meinte Luca und lächelte mich etwas entschuldigend an. ,,Kein Ding...tu mir ein Gefallen und werd nie so, wie dein Vater", sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. ,,Ehrenwort...ich mach zehn Kreuze, wenn der wieder hier weg ist", meinte Luca und verdrehte die Augen. ,,Da helf ich dir gern." Dann konnte Luca ja echt noch von Glück sprechen, dass sein Vater nur kurz dableiben wollte und ihn nicht erzogen hatte...sonst wäre es nicht der Luca, den ich, seit ich denken konnte, kannte.
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