"Shitkawa, was tust du noch hier?" schallt Iwaizumis Stimme laut durch die fast leere Turnhalle. "Trainieren." lautet die knappe Antwort des anderen, der mit verbissenem Gesicht zu seinem besten Freund hinüber sieht. "Hast du eine Ahnung wie spät es ist." schimpft das braunhaarige Ace der Aobajohsai und durchquert die Halle, der einzige Grund warum er noch hier war, war der das er einem der Zweitklässler Nachhilfe im Clubraum gegeben hatte und das Licht in der Halle gesehen hatte.

"Du überarbeitest dich schon wieder selbst. So bist du dem Team keine Hilfe." bevor Iwaizumi mit seiner Predigt fortfahren kann, scheinen die Beine unter dem Zuspieler nachzugeben und er wäre zu Boden gegangen, wenn der andere nicht nahegenug gewesen wäre, um Oikawa rechtzeitig an sich zu ziehen und abzustützen. "Ich sag jetzt nicht, dass ich es doch gesagt habe." grummelt er und hilft seinem sturen Kapitän zur Bank.

Gerade als er diesen darauf absetzt, fällt Iwaizumi etwas auf. Oikawas normalerweise blütenweiße Bandage, die sein verletztes Knie stützt, ist schmutzig. "Du bist gestürzt." stellt er fest und der andere nickt leicht, während sein gesamter Körper zu zittern beginnt. Oikawa war müde, sein Knie tat weh und er wollte nichts lieber, als in Iwas Armen liegen und sich zu erholen, doch vermutlich würde er dafür eine weitere Strafpredigt über sich ergehen lassen.

Doch Iwaizumi kniet sich einfach nur vor den anderen und beginnt langsam dessen Knie zu massieren, während Oikawa den Kopf an dessen Schulter vergräbt und die Augen schließt, dankbar für diesen Moment, in dem sein Freund einfach seinen Ärger über sein fährlässiges Verhalten hinunterschluckt, um sich um ihn zu kümmern.

"Ich hab doch gesagt, dass du vorsichtig sein sollst Trashkawa." murmelt Iwaizumi sanft und fährt den anderen kurz mit der Hand durchs Haar, bevor er sich erhebt, um aufzuräumen. "Hier, ruf deine Ma an und sag ihr, dass du heute bei mir schläfst und schreib meiner Mum, dass sie für dich mit den Tisch decken soll und ein paar Kühlpacks für dein Knie ins Gefrierfach packen soll." fährt er fort, während er seinem verdutzten Zuspieler sein Handy zuwirft und sich der aufzuräumenden Halle zuwendet.

Der Weg in die Umkleide, das Umziehen und der Großteil des Weges zum Haus seines langjährigen Vertrauten rauscht zum Großteil an Oikawa vorbei, die einzigen Sachen an die er sich im Nachhinein noch erinnern kann, sind das Iwaizumi ihm das Hemd ordentlich zugeknöpft hatte und dieser ihn fast den halben Weg zu seinem Haus gestützt hatte, da sein Knie zu sehr geschmerzt hatte.

Endlich waren sie angekommen und Iwaizumi hilft Oikawa sich auf einen Stuhl in der Küche zu setzen, bevor er eins der Kühlpacks aus dem Gefrierfach nimmt und es dem anderen reicht, bevor er seine Mutter begrüßt und beginnt den Tisch zu decken als sei nichts anders als sonst, nun es war ja eigentlich auch nichts ungewöhnliches, dass Oikawa bei ihnen schlief. Das ungewöhnliche war, dass beide schwiegen, was so gut wie... eigentlich nie passierte.

Nach dem Essen hilft Iwaizumi schweigend beim Abwasch, bevor er sich ein neues Kühlpack unter den Arm klemmt, Oikawa hoch hilft und seiner Mutter eine gute Nacht wünscht, bevor er mit dem anderen dicht neben sich den Weg in sein Zimmer antritt.

"Wie geht es dir?" fragt er leise, während er den Zuspieler auf seinem Bett absetzt und ihm den neuen Kühlakku reicht, bevor er in seine Schrank nach eingingen Sachen kramt, die Oikawa bereits praktisch adoptiert hat, da er sie jedes Mal trug, wenn er bei seinem Freund übernachtete.

"Bescheiden." erwidert er und lässt sich rücklings aufs Bett fallen, bevor ihn ein T Shirt im Gesicht trifft. "Ich hab es dir gesagt oder nicht?" schimpft der andere sanft, während in seinen Augen wahre Sorge zu erkennen ist. "Du musst auf dich aufpassen Oikawa, was sollen wir denn ohne dich anfangen. Hm?" fragt er und der andere schüttelt stumm den Kopf. "Ihr würdet auch ohne mich klar..." "Fang jetzt nicht so an und jetzt verschwind unter die Dusche, so verschwitzt wie du bist, schläfst du sonst heute Nacht auf dem Boden." grummelt Iwaizumi und Oikawa erhebt sich seufzend.

Kurze Zeit später liegen beide frisch geduscht im Bett und Iwaizumi fährt immer wieder mit seinen langen Findern durch die dichten braunen Locken des Zuspielers, der sich schläfrig enger an die Seite des Ace der Aobajohsai kuschelt und müde die Augen schließt.

Als Oikawa das nächste Mal die Augen öffnet, ist es dunkel im Zimmer und der Platz neben ihm ist leer, ebenso wie in seinem Traum war er allein und verlassen, niemand hatte am Ende mehr zu ihm gehalten und man hatte ihn allein in der Dunkelheit zurückgelassen.

Unsicher setzt er sich auf und sieht sich um. Sein Knie pocht dumpf und tut beim Bewegen weh. Wo war Iwaizumi? Träumte er etwa noch? Hatte der andere ihn wirklich allein gelassen?

Die Gedanken des Zuspielers begannen zu kreisen und sich gegenseitig in die Höhe zu schaukeln. Auch wenn er tief im Innern wusste, dass er nicht mehr träumte, so konnte er nichts dagegen tun, dass seine Hände zu zittern begannen und sein Atem sich vorschnellet, die Angst den anderen zu verlieren und das sogar durch seine eigene Schuld waren unerträglich für Oikawa.

In diesem Moment tritt Iwaizumi mit einem Glas Wasser und einigen Schmerztabletten in der Hand wieder ins Zimmer und schätzt die Situation fast sofort ein. Schnell stellt er alles ab, bevor er zu seinem Zuspieler ins Bett klettert und sanft dessen Hand greift. "Oikawa, sieh mich an." flüstert er und die braunen Augen treffen seine. "Versuch tief einzuatmen. Ich bin hier, dir kann nichts passieren, hörst du. Ich beschütze dich." versucht er den anderen zu beruhigen, es war lange her, dass der braunhaarige Zuspieler so in Panik war. Meistens war Iwa schnell genug da, um sowas zu verhindern.

"Hey, es ist alles gut." flüstert er und nimmt Oikawas Gesicht in seine Hände, während sich von dessen Wimpern die ersten Tränen lösen. "Ich werde dich nicht verlassen, versprochen." fährt er sanft fort, während sich der braunhaarige Zuspieler auf die Finger zu konzentrieren beginnt, die sanft über seine Wangen streichen und sich dabei sein Atem langsam wieder zu automatisieren beginnt.

Mehrere Minuten sitzen die beiden stumm neben einander, bis Oikawa sich endlich enger an den anderen kuschelt und ihm den Kopf an die Schulter legt. "Meinst du das wirklich so?" fragt er leise und Iwaizumi nickt sanft. "Jedes einzelne Wort. Hey noch nicht einschlafen, ich hab dir ein paar Schmerzmittel mitgebracht, dass du gut durchschlafen kannst." erwidert er sanft und hilft dem anderen sich aufzusetzen und die Tabletten zu nehmen, bevor er ihn enger an sich zieht und lächelt. "Schlaf gut Trashkawa." "Gute Nacht Iwa-Chan" erwidert dieser und schon nach wenigen Minuten wird sein Atem ruhig.

"Ach Oikawa, warum sollte ich dich je verlassen, wenn ich ohne dich genauso wenig leben oder atmen kann, wie du ohne mich und jetzt Ruh dich aus. Unser Team braucht dich." flüstert Iwaizumi, bevor er einen Arm um den bereits schlafenden legt und ebenfalls die Augen schließt.