
Kapitel 57 -Der große Bruder und die blonde Frau-
Erzählersicht:
Tanjiro war schon immer neidisch auf seinen jüngeren Bruder. Den so sehr er sich anstrengte, war Seiji stets der Liebling seiner Eltern gewesen. Immer hieß es „Seiji ist ja so begabt!" oder „Seiji ist ja so ein hübscher junger Mann!". Egal was Tanjiro auch tat, Seiji schien immer besser zu sein, dabei war er es doch eigentlich, der den Posten des Älteren innewohnen hatte. Und es lief für ihn ja auch recht gut, als Seiji seine rebellische Phase hatte und sich von der Familie abgekapselt hatte. Leider hielt es nicht so lange, wie es sich Tanjiro erhofft hatte. Und dass nur wegen der jüngsten der Familie seine Schwester Nanako.
Sato, Tanjiro:
Er wusste, dass Seiji was vor ihm und Vater verbarg, doch sosehr er es auch versucht hatte, er kam nicht darauf, was es war. Es schien lediglich etwas mit der Familie Oikawa zutun zuhaben. Also nutzte er die Gelegenheit des Silvesterbrauches seiner Familie und lud die Oikawas dazu. Er hoffte, durch die Nähe in den nächsten zwei Tagen dem Geheimnis seines Bruders auf die Schliche zu kommen. Den so perfekt wie sein Bruder in letzter Zeit wieder rüberkam, musste es ein wirklich schreckliches Geheimnis sein. Und er würde es seinem Vater brüh warm servieren, damit er endlich wieder der Liebling war und sein strukturiertes Leben endlich wieder einen Sinn hatte.
Er hatte alles von langer Hand geplant. Und nun war es endlich so weit. Die ersten Gäste zur Silvesterfeier reisten an. Das große Familienanwesen der Satos füllte sich wie jedes Jahr mit den unterschiedlichsten Menschen und er Tanjiro begrüßte die Gäste mit einem Lächeln auf den Lippen und als Repräsentant der Familie. So sollte es sein, dachte er sich und ließ seine Gedanken ein wenig schweifen. Zumindest bis er Herrn Oikawa und seinen Sohn sah. Sein lächeln wurde etwas breiter und sein griff beim begrüßenden Händeschütteln etwas fester. Etwas stimmte mit den beiden nicht und er würde herausfinden, was es war. Herrn Oikawa kannte er ja bereits durch einige Deals, die sie bei der Arbeit abgeschlossen hatten, zumindest bis er in den Hauptsitz gewechselt ist.
Ein nervöses Kribbeln der Vorfreude durchzog ihn, als er sich seinen Plan noch mal vor Augen rief. Und es verstärkte sich, als er aus dem Augenwinkel seinen Bruder oberhalb der Treppe erblickte. Er würde im neuen Jahr endlich nicht länger die zweite Geige spielen, da war er sich recht sicher.
Das hiesige Anwesen war groß und recht interessant aus der Sicht eines Architekten geplant worden. Überall gab es kleine Verstecke, Winkel und sogar Geheimgänge, dabei war es im Grunde ein recht moderner Bau. Sein Vater hat ihn für eine seiner Frauen erbauen lassen, die auf solche Spielereien stand. Nun würde er sich diese Eigenart des Hauses, die er früher stets für sinnfrei hielt, für etwas Sinnvolles verwenden. Doch zuerst musste er weiterhin die Gäste begrüßen und dann sich an Herr Oikawas Seite begeben. Denn mit etwas Sake oder gutem Champagner ließ sich schließlich schon so manche Zunge lösen.
Oikawa, Toru:
Sein Magen knotete sich zusammen. Er war nervös, als es abends zum Essen gerufen wurde. Er hatte seit diesem kurzen Moment in seinem Gästezimmer nicht mehr von Seiji gehört oder gesehen. Und nun saß er mit seinem Vater in einer Runde aus Geschäftsmännern. Das Familienoberhaupt der Satos saß am Kopfende und Seijis Bruder Tanjiro am anderen Ende. Leises Gemurmel drang von beiden Seiten an seine Ohren. Gespräche über die aktuelle Wirtschaftslage, das gute Essen oder die Architektur des Anwesens. Seiji war nicht zusehen.
Das Essen verging und die Gastgeber forderten auf, sich der geselligen Runde im Salon anzuschließen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinem herrischen Vater zu folgen. Im Salon gab es Whisky, Sake, Scotch und Portwein. Alles edle Tropfen, die sein Vater sich nie mal leisten würde oder sogar konnte. Was seinen alten Herrn aber nicht davon abhielt, davon zutrinken und zwar reichlich. Die meisten Gespräche, die er mitbekam, als er sich in eine kleine Ecke zurückzog, gingen um Politik und kürzlich abgeschlossene Geschäfte. Auch sein Vater plapperte fröhlich darauf los. So ausgelassen hatte ihn Toru noch nie gesehen. Er schaute zu Boden. Er war eindeutig eine Enttäuschung für seinen Vater, dachte er gerade, als ein ihm bekanntes dunkles Lachen erklang. Er hob den Kopf und seine Brust zog sich schmerzlich zusammen.
Seiji stand Arm in Arm mit einer wunderschönen jungen Frau. Ihre Lippen waren nicht gerade dezent mit rotem Lippenstift geschminkt, ein Rest der Farbe war ebenfalls auf Seijis Wange zu erkennen. Die Frau krallte sich mit ihren schlanken Fingern in Seijis Oberarm und schmiegte ihren Körper an diesen. Ihm wurde schlecht. Als diese Frau auch noch ihre lange blonde Mähne beim Lachen schüttelte und ihrem Begleiter spielerisch auf den Arm schlug, als hätte er etwas Unanständiges von sich gegeben, platzte ihm der Kragen. Er musste hier raus. Er entschuldigte sich bei seinem Vater und verließ die Runde.
Außer dieser blonden Schönheit und Seijis Schwester waren keine Frauen unter den Gästen. Ihm wurde schlecht, als er daran dachte, dass er Seijis schmutziges kleines Geheimnis war und sein Magen drehte sich um. Was für ein Spiel trieb dieser elende Mistkerl nur mit ihm oder ihr. Er wusste nicht, was er denken sollte und begab sich in das Zimmer, welches man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Er musste nur die heutige Nacht, den ganzen Silvestertag und den Morgen des Neujahrs überstehen, dachte er sich und wieder wurde ihm schlecht.
In dieser Nacht kam Seiji nicht zu ihm und eine Leere breitete sich in ihm aus. So viel Unsicherheit passte nicht zu ihm, dennoch schien er nur noch daraus zu bestehen. Seit er etwas mit einem Mann angefangen hatte, war auch das letzte bisschen Selbstbewusstsein aus seinem Körper entschwunden. Er war nur noch ein mickriges Überbleibsel von sich selbst. Iwachan fand ihn zwar so um einiges umgänglicher und auch der Umgang im Team waren durch seine nicht vorhandenen Starallüren entspannter, doch mit all diesen Gefühlen konnte er bis heute einfach nicht wirklich umgehen.
Diese Nettigkeit war nicht wirklich er. Er war schließlich zu einem echten Oikawa erzogen worden. Er sollte eigentlich ein Spiegelbild seines Vaters sein, auch wenn dieser seine Bemühungen nie anerkannt hatte.
Unruhig verging die Nacht und auch der nächste Tag brachte bis zum Abendessen ihn und Seiji nicht näher. Dafür schien sein Bruder Tanjiro ein reges Interesse an seiner Familie entwickelt zu haben. Lag es nur daran, dass Seiji seinen Vater als Kunden von Tanjiro abgeworben hatte oder steckte mehr dahinter?
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