
Kapitel 11 -Bei den Vorausscheidungen als Zuschauer-
Nanako:
Nach dem Desaster mit Sugawara-sans versuchte es Nanako etwas ruhiger angehen zulassen, indem sie ihre Trainings/ Sparringspartner solange in den Hintern trat, bis ihre Laune sich besserte. Gewalt war keine Lösung, doch schaden tat es auch nicht. Zumindest ihr nicht. Seijis Stimmung jedoch wurde eine Zeit lang erträglicher, was sich jedoch schon nach einigen Tagen wieder änderte.
Lag es vielleicht an den Zuspieler der Shiratorizawa? Hatte ihr Bruder vielleicht eine Auseinandersetzung mit ihm bezüglich des Spiels? Sie erinnerte sich düster daran, dass die Jungs der Karasuno gegen dieses Team gespielt hatten, als ihr Bruder seit langer Zeit einmal wieder eine Sporthalle betrat. Und auch neulich war beim Joggen, war er da gewesen.
Hatte Seiji doch noch eine Schwäche für den Sport? Sah er etwas in Oikawa, was er selbst gerne wieder wäre? Natürlich hatte sie bei der Informationsbeschaffung zu Volleyball auch einige Videos mit den Spielen ihres Bruders gesichtet. Sie wusste also, wie er spielte. Ein Oikawa, Toru war nichts dagegen. Ein Kageyama, kam gerade mal so an diese Leistungen heran. Auch wenn es schmerzte, es zuzugeben, aber selbst Suga-san konnte auf dem Feld nicht so eine gute Figur machen wie ihr Bruder.
Umso erstaunlicher fand sie es, dass ihr Bruder nicht mehr von Volleyball wissen wollte, bis dieser braunhaarige Schnösel dahergelaufen kam. Hatte Oikawa tatsächlich die Flamme in ihrem Bruder wieder zum Brennen gebracht? Lagen seine Launen daher ständig im Zwiespalt, weil er im Grunde mit diesem Sport abgeschlossen hatte. Sie wusste, das Seiji in das Familienunternehmen richtig einsteigen wollte. Ihr war bekannt, dass er durch eine Verletzung gezwungen war aufzuhören und sie wusste, dass er Heiratspläne hatte. Nicht ohne Grund zahlten ihre Eltern eine kostspielige Summe einer Heiratsvermittlerin.
Doch war ihr Bruder wirklich bereit dazu, den Volleyball ganz aufzugeben? Nanako, glaubte nicht daran. Zu vieles widersprach dem Leben, welches Seiji anstrebte. Und sie würde ihm helfen, zu sich selbst zu finden. Das beschloss sie natürlich im geheimen, während sie ihren Sparringpartner auf die Matte legte.
Für den Anfang würde sie Seiji einfach dazu zwingen, als Zuschauer bei den Vorausscheidungen des Frühlingturniers dabei zu sein. Natürlich hatte sie die Karten dafür vorab aus einem ganz anderen Grund besorgt. Den dieses Mal würde die Karasuno sicherlich nicht schon in der ersten Runde rausfliegen.
Seiji:
Man sollte meine, dass man im Oktober frieren würde, doch die etwas zugut gemeinte Wetterprognose half einem nicht, wenn man auf einer Tribüne mit diversen anderen Personen saß und die Heizungen auf Hochtouren liefen. Er wusste nicht einmal wie er hierhergelangt war. Eigentlich wollte Nanako unbedingt ins Kino und lediglich diesem grauhaarigen Typen einen Glücksbringer vorbeibringen.
Nur gut, dass er eine Flasche Wasser und Studentenfutter mit ins Kinoschmuggeln wollte, sodass er nun nicht mit leeren Händen hier saß und in seinem eigenen Schweiß badete. Nanako hatte nie vor ins Kino mit ihm zugehen, und wenn er daran dachte, was gerade alles lief, war er recht froh darüber, nicht in einem dunklen Raum mit Hunderten von Teenie Mädchen zu sitzen, die sich die Augen ausweinten, weil ihr Schwarm, irgendein glitzernder Vampirspinner und ein aufgepumpter Bodybuilder von Werwolf sich einen Kampf lieferten, mit irgendwelchen Gruftis (Breaking Dawn -Bis(s) zum Ende der Nacht Teil 2).
Doch die alternative war nun mal eine miefige Sporthalle in Miyagi, wo sich der Schweiß der Spieler mit dem der Zuschauer verband und einen Duft kreierte, der unangenehme Erinnerungen weckte. Immer wieder musste er den Kopf schütteln und sich auf das Spiel der weniger Talentierten unten auf dem Feld konzentrieren.
Als nun ein oranger Flummi auf dem Platz mit der Nummer zehn trat, wurde seine Konzentration etwas ernster. Nanako hatte von ihm am Rande erzählt und seine Neugierde war wirklich gepackt. Am Rande bemerkte er, dass Nanako, den Glücksbringer in ihren Händen zu kneten begann, eine Art lautloser Sprechgesang verließ ihre Lippen und ungewollt über diese banale Situation musste Seiji kurz kichern.
So etwas hatte er schon seit Jahren nicht mehr gemacht, doch jetzt wirkte alles so surreal, dass es kein Halten gab und aus dem Kichern wurde ein herzhaftes, leises, brummendes Lachen. Das Spiel Karasuno gegen Johzenji bot einige Fantastereien, die er sich selbst in einem ernst zu nehmenden Spiel nie getraut hätte und immer wieder verblüffte ihn wirklich diese Nummer zehn.
Auch der Grauhaarige mit der Nummer zwei hatte in diesem Spiel eine Ausstrahlung, die er sehr gut verborgen hielt. Er konnte verstehen, warum Nanako ihn mochte, auch wenn es keine Zukunft haben würde. Ihre Eltern würden es schon zu verhindern wissen, wenn sie davon erfuhren. Doch solange sie es nicht wussten, wollte er Nanako, seiner geliebten kleinen Schwester, die Chance geben, sich einmal richtig zu verlieben und die Liebe zu erleben. Also sah er sich auch das nächste Spiel mit ihr an sowie das Halbfinale als auch das Finale, zumindest sofern die Karasuno soweit kommen würde.
Er versprach ihr auch solange mit ihr am Ball zu bleiben, bis diese Mannschaft die Niederlage einstecken musste und es sich nicht auf seine Arbeit auswirken würde. Zu diesem Zeitpunkt war sich Seiji sicher, dass die Jungs der Karasuno sicherlich einmal eine große Zukunft haben würden, doch 2012 würden sie sicherlich nicht für die nationalen Meisterschaften qualifizieren.
So hibbelig und aufgekratzt das Match gegen die Johzenji auch war, das Spiel gegen Wakutani Minami brachte den nötigen Ernst zurück. Doch Seiji blieb erst wirklich das Herz stehen und die Luft weg, als die Karasuno im Halbfinale auf die Aoba Johsai traf. Dass sie es überhaupt so weit gebracht haben, fand er zwar erstaunlich, doch im Grunde war es Toru Oikawa, der ihn völlig in den Bann zog.
Im Spiel ließ der junge Knabe alle Hüllen fallen. Er machte nicht länger auf charmant, fluchte und verausgabte sich. Er war in seinem Element und dennoch nicht ganz bei sich. Er nahm seine Gegner anfänglich nicht einmal ernst. Seijis Gedankengänge schnellten hin und her, als wäre er selbst auf dem Platz. Er wusste noch vor Oikawa selbst, was dieser als Nächstes tun würde.
Der Schweiß rann über Seiji Stirn, er versuchte Luft zwischen seiner blanken Haut und dem Baumwollhemd zu bekommen, welches er trug. Immer wieder zuckte sein rechtes Augenlid vor Nervosität oder Zorn, er wusste es nicht. Was er wusste, war das Toru Oikawa nicht schnell genug dachte. Sich nicht schnell genug bewegt, nicht gut genug passte.
Dieser Junge hatte Talent, er hatte alles, um ein guter Zuspieler zu werden und doch dachte er einfach in zu geraden Bahnen. Dieser Kageyama dagegen spielte sein eigenes Spiel. Er spiele Volleyball auf seine Art, auch wenn er ein ungeschliffener Diamant war, wusste Seiji im letzten Satz bereits, wer von den beiden das Rennen machen würde, wenn es ein Einzelkampf gewesen wäre. Doch Volleyball war ein Mannschaftssport und nur das beste Team gewann. Somit war alles noch offen und als die Nummer zehn zum letzten Schlag ausholte, Toru den Ball nicht mehr richtig erwischte und der Schlusspfiff ertönte, ließ Seiji die Luft aus seinen Lungen.
Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass er die Luft angehalten hatte. Er war aufgekratzt und stand unter Strom. Solche Aufregung hatte er schon lange nicht mehr verspürt und als das Match nun zu Ende war. Da blieb ein Gefühl der leere in Seiji zurück. Und seine längst verheilte Verletzung begann zu brennen.
Es blieb nichts anderes noch zu sagen, als „gutes Spiel". Wie er selbst diese Worte damals gehasst hatte.
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