Versöhnung
Noch immer klatscht der Regen unaufhörlich gegen die Scheiben und ich kann den Wind an den Fenstern rütteln und um die Mauern des Kageturms pfeifen hören.
Bereits eine ganze Weile, hocken wir am Tisch, in der Küche, jeweils mit einem Bottich Instantnudeln vor der Nase, denn auf großartiges Kochen hatte keiner von uns Zwein, nach all dem Schlamassel, noch viel Lust.
Doch während ich meinen Bottich beinah schon geleert habe, stochert Deidara nur gedankenverloren, mit seinen Stäbchen, in den aufgeweichten Nudeln herum.
„Was ist los, schmeckt es dir nicht?" , möchte ich schließlich wissen, lasse dann seufzend meine Suppe sinken und mustere den Blonden besorgt.
Deidara hebt nur müde den Blick und ich kann erkennen, wie sein Körper der weilen die Energieprozesse im Inneren beschleunigt, wahrscheinlich um ihn wieder auf zu wärmen, nach seiner kalten Regendusche.
„Was hast du, geht es dir nicht gut?" , bohre ich alarmiert nach.
„Ich hab nur was Kopfweh, ja,...", rückt er dann schließlich mit der Sprache raus und ich seufze leise.
„Seit gerade eben jetzt?", möchte ich wissen, denn vielleicht war der ganze Tag auch bloß einfach etwas viel für ihn, doch Deidara schüttelt den Kopf.
„Seit heute morgen schon, mh,..." , gibt er dann zu und ich blinzle ihm mitfühlend entgegen.
Kurz überlege ich, ob es womöglich seiner nächtlichen Wanderei geschuldet ist, dass er im Moment so ausgelaugt ist, denn dieses Kratzen, an der Wand, letzte Nacht, war schon ziemlich eigenartig.
„Und davor am Abend auch schon?" , frage ich weiter, doch der Blonde zuckt nur mit den Schultern.
„Weiß nicht, ja,...", brummt er schließlich, beginnt dann erneut in seiner Nudelsuppe zu stochern.
Ich atme hörbar ein, schlürfe dann den letzten Schluck Brühe und fahre mir einmal mit dem Handrücken über die feuchten Mundwinkel.
„Vielleicht war das einfach etwas zu viel Aufregung, die vergangenen Tage, ...", überlege ich, „Schläfst du in letzter Zeit gut?", frage ich dann vorsichtig nach und irritiert hebt Deidara den Blick.
Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt.
„Es geht so, ja..." , gibt er dann zu, „Ich träum' komisches Zeug, mh,...", schnaubt er schließlich, während ich unsere Nudelbottiche, in den Müll räume, obwohl er von seinem nicht mehr als drei Gabeln genommen haben kann.
„Was für Zeug?"
Langsam gehe ich zur Tür, nehme noch zwei Flaschen Matche-Tee, für ihn und mich, mit ehe ich in der Küche das Licht lösche, während Deidara langsam an mir vorbei schlurft, die Wolldecke dabei, noch immer, eng um sich geschlungen.
„Ich weiß nicht, ... ja. Ich kann mich nie dran erinnern, mh.", antwortet Deidara und ich nicke, lasse es dann gut sein, denn ich vermute, dass er, selbst wenn er es wüsste, mir wohl nicht ohne Weiteres sagen würde.
Und für heute hatten wir zwei bereits genug Drama.
„Na dann komm, ..." , lächelnd gebe ich ihm einen leichten Stupser, um ihn in Richtung unseres Zimmers zu lenken, „Du siehst müde aus, du gehörst ins Bett."
Deidara nickt schwach, sagt jedoch sonst nichts und langsam beginne ich mir, tatsächlich, etwas Sorgen zu machen, immerhin ist er doch sonst kaum ruhig zu stellen.
Gerade, als ich die Tür, zu unserem Zimmer öffnen möchte, lässt mich Konans Ruf plötzlich inne halten.
„Genshi. Deidara."
Selbstbewussten Schrittes schreitet die hübsche Frau den Gang hinunter, direkt auf uns zu, ehe sie stehen bleibt und Zwei kurz kühl mustert.
„Pein erwartet euch morgen früh, eine weitere Mission zu besprechen." , erklärt sie und ich nicke, schiele dann kurz zu Deidara, welcher jedoch mit den Gedanken ganz woanders zu sein scheint.
„Was für eine Mission, ja?", fragt er heiser und irgendwie ist es sonderbar, ihn so leise sprechen zu hören und selbst Konan schlägt einmal kurz überrascht, mit den Wimpern auf.
„Simple Informationsbeschaffung, es geht um Kabuto."
Deidara nickt, doch ich lege bloß misstrauisch die Stirn in Falten.
„Kabuto?", wiederhole ich, denn der Name sagt mir absolut nichts.
„Er ist Einer von Dannas ehemaligen Spionen, ...ja." , antwortet Deidara, noch bevor Konan etwas sagen kann.
Die Blauhaarige nickt bestätigend.
„Wir erwarten euch dann morgen früh.", erinnert sie uns, ehe sie, auf dem Absatz kehrt macht und von den Schatten, des langen Flures verschluckt wird.
Einen kurzen Augenblick, starre ich wie paralysiert, auf die Stelle, an welcher sie verschwunden ist, ehe ich mich schließlich berapel, dann hinter Deidara hereile, welcher bereits ins Zimmer gegangen ist.
Leise seufzend lasse ich mir auf meine Schlafmatte, in meine Kissen sinken, kuschle ich dann unter die dicke Decke und lausche dem entspannenden Geräusch, des rauschenden Regens.
Ich blinzle ein paar Mal, in Deidaras Richtung, der sich unter seinen Decken bereits zusammen gerollte hat und lächle dann.
„Eine Gutenachtgeschichte?" , frage ich freundlich und der Blonde schaut mir aus großen Augen entgegen, nickt dann schwach.
„Wusst' ich's doch.", murmle ich, dass sich Deidara, trotz Kopfweh, sich das nicht entgehen lässt.
„Also gut, hör zu,..." , beginne ich leise, lasse das Käuzchen etwas näher rücken, so, dass er quasi mit dem Kopf mit, auf meinem Kissen liegt, doch das ist in Ordnung.
Aus irgendeinem Grund, stört es mich nicht, ganz im Gegenteil, ... ich mag es sogar,...
Ich kann spüren, wie Deidara, noch immer, leicht zittert, trotz Woll- und Bettdecke und ich seufze leise, mustere ihn dann besorgt, ehe ich ihm ein paar wirre Haarsträhnen hinters Ohr streiche.
Behutsam rubble ich ihm, mit der flachen Hand, ein paar mal über den Oberarm, ziehe dann meine eigene Decke, noch mit über ihn und ich habe den Eindruck, dadurch kann er sich zumindest etwas entspannen.
Und so starte ich schließlich mit meiner Erzählung von Momotaro, dem Jungen, aus dem Pfirsich, der einem alten, armen Ehepartner erscheint und in Begleitung von drei Göttertieren, gegen die Geister auf einer Geisterinsel kämpft.
Und als Lohn für seine Tapferkeit und Gutherzigkeit, am Ende sogar eine Prinzessin heiratet und samt Göttertieren und seinen alten Eltern, von fortan, im königlichen Palast lebt.
Schließlich komme ich zu einem Ende, mustere Deidara dann prüfend, welcher, mit müdem Blick, Eine meiner Strähnen flechtet.
„Die kannte' ich schon, mh.", beschwert er sich leise, schaut dann schließlich hoch, sowie er merkt, dass ich nicht sofort drauf antworte.
„Ach ja?", möchte ich wissen, wobei ich fasziniert den aufwendig geflochtenen Zopf bestaune.
Er muss dafür mindestens fünf Haarstränge genommen haben, so viel Fingerkordination hätte ich nicht einmal.
Ich kann ja nicht einmal einen einfachen Bauernzopf.
„Woher denn?", kichere ich leise, denn ehrlich gesagt, hätte ich damit auch gar nicht gerechnet.
„Meine Mutter hat mir die früher manchmal erzählt, ja.", erklärt Deidara leise und überrascht schaue ich auf.
„Deine Mutter?", wiederhole ich, weil es das erste Mal ist, dass er ansatzweise etwas Persönliches über sich erzählt.
Oder was generell mal über seinen Hass auf die Uchihas oder seinen künstlerischen Fanatismus heraus geht.
Deidara nickt schwach, sieht mich dabei nicht an.
„Oh, ... „, murmle ich leise, doch trotzdem bin ich zu neugierig, auch wenn ich den Eindruck habe, ich sollte ihn vielleicht mit dem Thema in Ruhe lassen.
Aber eigentlich weiß ich doch gar nichts über ihn.
Also so richtig.
Nur, dass er Deidara heißt, aus Iwagakure stammt und zu Akatsuki gehört.
Kurz erschrecke ich mich etwas, als mir bewusst wird, dass ich tatsächlich eigentlich keinen Schimmer habe, wen ich da denn vor mir habe.
„Hast du eigentlich Geschwister, Deidara?", möchte ich wissen, beobachte ruhig, wie das Käuzchen sich an einer neuen Strähnme zu schaffen macht, diese zuerst, feinsäuberlich, mit den Fingern durchkämmt und schließlich beginnt in mehrere Partien zu unterteilen.
Gedankenverloren schüttelt der Künstler den Kopf.
„Nein, ... mh. Ich bin Einzelkind, ja."
Ich lächle.
„Ich hab vier ältere Brüder.", seufze ich dann, „Aber das weißt du ja, war manchmal echt anstrengend, dafür war ich für meine Mutter immer die Prinzessin, meine Eltern haben sich nämlich immer ein Mädchen gewünscht.", kichere ich Augenzwinkernd und Deidara lacht leise.
„Das erklärt Einiges, ja." , murmelt er belustigt und ich schnaube kurz.
„Jetzt hör aber auf!"
Lächelnd lasse ich mich zurück auf mein Kissen sinken, schaue nachdenklich dem Blonden beim Flechten zu.
Als Kind war ich tatsächlich die Prinzessin auf der Erbse und vor allem mein Vater hat mich stolz zu jeder Versammlung und zu jedem Dorftreffen mit genommen und ich kam mir immer so furchtbar wichtig vor, wenn ich während des Rates, auf seinem Schoß sitzen durfte.
Doch je älter ich wurde, ... je klarer wurde, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Desto mehr und mehr wandte mein Vater sich von mir ab.
Denn für ihn zählte Leistung, um die Stärke und Macht unseres Clans zu repräsentieren.
Eine Bürde, die seine einzige Tochter nicht tragen konnte.
Und trotzdem, ... je mehr und je intensiver ich über meine Eltern und meine Geschwister nachdenke...
Desto mehr muss ich mir eingestehen, dass ich sie vermisse.
Auch, wenn sie nicht immer gut zu mir waren, so sind sie doch meine Familie und das waren sie auch immer, all die Zeit, ...
Meine Kehle schnürt sich gefährlich zu, als mir klar wird, dass ich sie vielleicht nie wieder sehen werde, denn wer weiß schon, wo Peins Missionen mich überall hinführen und als offizielles Mitglied von Akatsuki, werde ich ja auch nicht so ohne Weiteres in mein Heimatdorf zurück kehren können.
Ich atme gedehnt aus, blinzle Deidara dann traurig entgegen, der offenbar die Lust daran, meine Mähne zu verschönern, verloren hat.
„Manchmal vermiss ich sie. Meine Familie, meine ich." , gebe ich dann zu.
„Was ist eigentlich mit dir?" , überwinde ich mich dann und gebe mir Mühe, dabei so beiläufig wie möglich zu klingen, „Vermisst du deine Eltern nicht?"
Beschämt wende ich den Blick ab, denn ganz wohl dabei, ihn so auszuhorchen, ist mir nicht, andererseits, ist das ja auch eine berechtigte Frage.
Seit wir uns kennen hat Deidara kein einziges Mal ein Wort über seine Vergangenheit, über seine Familie oder sein ehemaliges Leben verloren.
Möglicherweise, eher, ganz wahrscheinlich sogar, durchaus von ihm beabsichtigt, doch trotzdem macht es mich neugierig.
Deidara schweigt und das eine ganze Weile und nach wenigen Minuten beginne ich bereits ein schlechtes Gewissen zu haben.
„Schuldige, ich,...", murmle ich schließlich, ziehe mir dabei die Decke bis zur Nase, da mir die Stille langsam reichlich unangenehm wird.
„Doch, ..." , fällt mir der Blonde leise ins Wort.
Verwirrt hebe ich den Kopf.
„Doch schon, ja, ...", flüstert Deidara leise und in seiner Stimme schwingt etwas mit, was ich nicht deuten kann, aber was mir auch absolut nicht gefällt.
„Aber sie sind schon lange tot." , fügt er dann gedämpft hinzu.
Frustriert beiße ich mir auf die Unterlippe.
„Tut mir leid,...", murmle ich dann entschuldigend, „Ich hätte dich nicht so ausfragen sollen."
Ich kann es leise rascheln hören und aus den Augenwinkeln heraus erkennen, wie Deidara den Kopf schüttelt.
„Schon gut, ja." , brummt er, aber ich habe das Gefühl, dass es das nicht ist.
Trotzdem belasse ich es dabei.
„Wie geht's deinem Kopf?", wechsle ich deswegen das Thema und Deidara zuckt bloß mit den Schultern.
„Tut weh, mh.", gesteht er und ich werfe ihm einen mitleidigen Blick zu.
„Armes Käuzchen." , kichere ich dann und fahre ihm einmal durchs Haar, worauf er mich bloß wütend anstarrte.
„Guck mich nicht so an.", giggel ich, ehe ich mich etwas tiefer in meine Decke einmummle.
Es ist schön warm, beinah etwas zu warm, wenn auch immer noch angenehm und plötzlich wird mir bewusst, wie nah ich Deidara eigentlich gerade bin, doch ihr scheint das nicht zu stören.
Nur wenige Zentimeter trennen meine Nasenspitze von der Seinen und für den Bruchteil einer Sekunde verliere ich mich in den grau-blauen Augen.
Ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken, als mir klar wird, wie bildschön Deidara ist.
Keine einzige Hautunreinheit, stattdessen helle, makellose Haut, diese strahlenden Augen mit ihrem außergewöhnlichen Farbton und das lange, volle, honigblonde Haar.
Wie gemalt.
In meiner Brust ziept es etwas, als ich schließlich den Blick senke und gleichzeitig gegen das, in mir aufkommende Verlangen, ankämpfe, mich an ihn zu kuscheln.
Auch wenn ich wirklich gerne würde, ...
Ich unterdrücke ein Seufzen und frage mich kurz, was ich hier eigentlich gerade mache, ... was ich hier denke.
Deidara ist ein Mörder.
Und ein ziemlich skrupelloser noch dazu.
Kurz wird es mir beinah etwas schlecht, als ich mich daran zurück erinnere, wie er, ohne mit der Wimper zu zucken, den alten Mann und den überdimensionalen Marderhund in die Luft gejagt hat.
Und das waren sicher nicht die ersten Leben, die er auf dem Gewissen hat.
Und es werden, was beinah noch schlimmer ist, nicht die Letzten sein.
Nachdenklich beginne ich an meiner Unterlippe zu herum zu knabbern, als ich mir eingestehen muss, dass auch ich keine weiße Weste habe und trotzdem sehe ich mich noch immer auf der Seite der „Guten" stehen.
Doch kann ich dass so einfach sagen?
Und was ist, wenn Deidara das Gleich über sich denkt?
Und sich „gut" und „böse" verschieben, je nachdem von welcher Position aus ich sie betrachte?
Dieser Gedanke bricht wie eine kalte Welle über mich hinein und ehe ich in einem Strudel aus Spekulationen versinken kann, lässt mich ein heiseres Husten, seitens Deidara, plötzlich zusammen fahren.
Hilflos schaue ich dabei zu, wie sich der Blonde halb von seinem Kissen hochstemmt, sich ein paar Mal aufbäumt und dabei offenbar versucht, nicht vorhandenen Schleim abzuhusten, zumindest dem bellenden Geräusch nach zu urteilen, ehe er sich wieder beruhigt und schwer atmend, wieder auf den Futon sinken lässt.
„Das kommt davon, wenn man im Regen steht." , weiß ich, decke ihn dann wieder zu und tatsächlich blinzelt er mir nur aus tränenden Augen entgegen und schweigt ansonsten.
„Wie wär's wenn ich dir noch eine Geschichte erzähle, aber dann wird geschlafen. Immerhin wird morgen sicher ein anstrengender Tag, je nach dem was für eine Mission Pein für uns geplant hat." , entscheide ich, worauf der Künstler sachte nickt.
„Okay.", seufzend schmiege ich mich in mein Kissen, denke eine Weile nach und entscheide mich dann für eine etwas gruselige Story, die trotz alle dem, durchaus zu meinen Favoriten zählt.
„Die Geschichte handelt von einem kleinen Jungen und seiner zwei Jahre alten Schwester...", beginne ich schließlich.
„Eines Tages kauft der kleine Junge, seiner Schwester, in einer unscheinbaren Einkaufspassage, eine Puppe und bringt ihr diese mit heim. Das kleine Mädchen ist vom ersten Augenblick an verliebt in die Puppe und nimmt sie bald überall mit hin. Ein Jahr später stirbt das kleine Mädchen, an einer Erkältung. Die Familie,. in tiefe Traue gestürzt, errichtet in der Ecke ihres Wohnzimmers einen Gedenkschrein, für das jüngste, verstorbene Mitglied, in welchem auch ihre geliebte Puppe einen Platz findet. Nach einigen Monaten fällt auf, dass das Haar der Puppe begonnen hat länger zu werden. Die Familie ist verwirrt und ein wenig fürchteten sie sich auf, weshalb sie die Puppe zu den Mönchen eines Tempels, in ihrer Umgebung bringt. Die Mönche betrachten sich die Puppe und kommen zu dem Schluss, dass es der Geist des verstorbenen Mädchens sei, welcher in die Puppe gefahren sei und sie fortan bewohnt. Trotz, dass man der Puppe regelmäßig die Haare schnitt, wuchsen diese jedes Mal auf die gleiche Länge wieder nach. Noch heute befindet sich die Puppe, sowie die Asche des Mädchens, in besagtem Tempel und wird von dort lebenden Mönchen strengstens bewacht."
Ich ende mir meiner Erzählung und kann mir ein leichtes Schmunzeln kaum verkneifen.
Meine Brüder haben sich immer zu Tode erschrocken, wenn meine Großmutter mit der Geschichte um die Ecke kam, einzig und alleine ich, habe sie jedes Mal gerne gehört.
Ich seufze, schaue dann zu Deidara, welcher, mit leicht geöffnetem Mund, aus welchem ein schmaler Sabberfaden rinnt, halb auf den Bauch gerollt, neben mir liegt und regelmäßig atmet.
Ein Lächeln huscht mir über die Lippen und vorsichtig streiche ich dem Blonden seinen Pony hinters Ohr und ein paar weitere, widerspenstige Haarsträhnen.
„Bist du böse, Deidara?" , möchte ich leise wissen, lasse dann schließlich von seinem Haar ab und betrachte mir nachdenklich die entspannten Gesichtszüge genauer.
Ich kann sehen, wie sich sein Körper unter den Decken leicht hebt und senkt, kann hören, wie sein heißer Atem gegen den Stoff des Kissens schlägt.
„Oder bist du einfach nur genau so verwirrt wie ich?" , murmle ich, ziehe mir dann selbst die Decke bis zum Kinn.
Eine Weile liege ich einfach nur still da, lausche dem prasselnden Regen und Deidaras tiefen, gleichmäßigen Atemzüge, ehe auch meine Lider langsam schwer werden.
Tiefer schmuse ich mich in meine Decke und rutsche dann, ganz vorsichtig, etwas näher an den Künstler.
Mein Herz klopft mir dabei bis zum Halse und ein wenig albern komme ich mir schon dabei vor.
Und trotzdem, ... so etwas habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gespürt.
Dieses unbeschreiblich starke, beinah schmerzhafte Gefühl jemandem nah sein zu wollen.
Deidara nah sein zu wollen, obwohl ich genau weiß, dass das nicht richtig ist.
Dass das, was ich fühle, nie im Leben gut sein kann.
Denn Deidara ist nicht gut und doch, ...
Ich atme zitternd auf, ehe ich vorsichtig den Blick hebe und den schlafenden Blonden, mit einem Anflug leichter Melancholie, mustere.
Kann man jemanden, der sich von Märchen in den Schlaf reden lässt, oder sich morgens von einem die Haare zusammen binden lässt, wenn er selbst noch zu verschlafen ist, wirklich als „böse" bezeichnen?
Ist Deidara „böse"?
Er ist doch noch so jung, jünger als ich sogar, wenn auch nicht sehr viel und auch wenn er womöglich ein Genie auf dem Schlachtfeld ist, so macht er in so vielen anderen Lebenslagen auf mich einen beinah schon hilflosen Eindruck.
Wie aus dem Nichts, flackert das Bild seiner kauernden Gestalt, vor meinem inneren Auge auf.
Wie er wieder und wieder, mit den Fingernägeln über die Tapete scharrt, dabei am ganzen Leibe zitternd.
Unweigerlich presse ich die Lippen aufeinander und muss mir eingestehen, dass ich nur zu gerne eine Antwort auf all diese Fragen kennen würde.
Am liebsten würde ich Deidara kennen, würde ihn fragen, wie genau er zu einem Abtrünningen geworden ist, was es mit diesen Handmündern im Detail auf sich hat und auch, ... was mit seinen Eltern passiert ist.
Mit seiner Familie.
Ist er ganz alleine?
Ist da niemand, in Iwagakure, der vielleicht noch auf ihn wartet und, zumindest zweitweise, an ihn denkt?
Schließlich schüttle ich mich einmal kurz, als könnte ich die wirren Gedanken somit vertreiben, ehe ich noch ein paar Zentimeter näher zu dem Käuzchen rutschte und ich nicht mal genau erklären kann, was ich hier gerade mache.
Und was ich mir davon erhoffe.
Vielleicht auch einfach nichts.
Vielleicht ist es genau das.
Ich liebe einfach die Wärme, die von seinem Körper ausgeht.
Den vertrauten Geruch und sein leises Atmen.
Ich liebe, ...
Ich muss mich zwingen, nicht zu heftig zusammen zu zucken und bin wie erstarrt, als Deidara sich, leise brummend, wieder zurück auf die Seite rollt, dabei das eine Bein über meine Hüfte schiebt und sich mit dem Gesicht an meine Schulter reibt.
Er murmelt irgendetwas Unverständliches, scheint aber nicht wirklich wach und erst nachdem einige Sekunden verstrichen sind, wage ich wieder zu atmen.
Rot wie eine Tomate, doch durch die Dunkelheit wäre es ohnehin nicht zu erkennen, schlinge ich vorsichtig meine Arme um seine Taille, während sich jedes einzelnen Härchen an meinem Körper aufstellt und sich über meine gesamte Haut ein angenehmes Kribbeln ergießt, wie durchgängige, warme Stromstöße.
„Schlaf gut, du verrücktes Käuzchen." , flüstere ich leise, ziehe mich dann etwas näher an den Blonden, ehe mir letzten Endes die Augen zu fallen.
Für einen landesweit gesuchten Kriminellen und Mörder, ... ist er ganz schön verschmust,...
Als ich am nächsten Morgen die Augen öffne, habe ich direkt ein komisches Gefühl.
Irgendwas ist anders.
Langsam setze ich mich auf, lasse den Blick durch das, still daliegende, Zimmer wandern.
Draußen, vor den Fenstern, regnet es noch immer und es ist etwas frisch, ich fröstle leicht.
Wie viel Uhr haben wir?
Zwar ist der Himmel wolkenverhangen und grau, dennoch ist die Sonne definitiv schon aufgegangen.
Also mindestens nach acht, wenn nicht bereits nach neun,...
Gähnend reibe ich mir einmal durch die Augen, um eine etwas bessere Sicht zu bekommen und den letzten Rest Schlaf zu entfernen, ehe ich neben mir ein leises Rascheln höre.
Müde blinzelnd, drehe ich den Kopf zur Seite, und mein Blick fällt auf Deidara, der zusammengerollt unter der dicken Wolldecke liegt, mit halb geöffnetem Mund und leicht sabbernd.
Verwirrt blinzle ich ein paar Mal, um sicher zu gehen, dass mir meine Augen vielleicht nicht doch einen Streich spielen, oder ich womöglich noch schlafe.
Ansonsten ist Deidara eigentlich immer vor mir wach und das meistens bereits mehrere Stunden.
Matscht an seinem Lehm, zündet irgendwo in der Nähe seine Feuerwerkskörper, wäscht seine Haare (und ist dabei nicht gerade leise), oder geht bereits, ohne mich, schon einmal frühstücken, weil er, laut eigener Aussage, direkt nach dem Aufwachen immer einen Bärenhunger hat und ich ja „so eine Schlafmütze" bin.
Als er das damals gesagt hat, war es mir beinah etwas unangenehm, aber inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass Deidara einfach ein Frühaufsteher ist und bereits um fünf Uhr morgens schon munter ist.
„Wer ist hier jetzt die Schlafmütze?", lache ich leise, stuppse das Käuzchen dann einmal behutsam an, worauf es blinzelnd die Augen öffnet.
„Guten Morgen." ,kichere ich, auf Deidaras verwirrten Blick hin, gähne dann einmal herzhaft, während der Künstler sich langsam von seiner Schlafmatte hochstemmt.
Schweigend hockt Deidara da, die blonde Mähne völlig zerzaust und an seine linke Gesichtshälfte ist mit roten Abdrücken, vom Kissen verziert.
„Noch nicht ganz wach?", möchte ich wissen und gähne noch einmal, als Deidara plötzlich aufsteht und ohne etwas zu sagen, ins anliegende Badezimmer davon eilt.
Verwirrt schaue ich ihm hinterher, lege dabei kritisch die Stirn in Falten.
Na, sehr gesprächig scheint er nach dem Aufwachen trotzdem nicht, aber vielleicht ist er ja, trotz des frühen Aufstehens, immer noch ein Morgenmuffel?
Schulterzuckend greife ich nach der meinem Matche-Tee von gestern abend, um meine staubtrockene Kehle etwas zu benetzten, da höre ich plötzlich ein bellendes Husten, gefolgt von einem erstickten Würgen.
„Deidara?!"
Alarmiert springe ich auf und beinah wäre hätte ich den ganzen Tee auf unserem Bett verschüttet.
Eine Antwort erhalte ich keine, dafür kann ich ihn verzweifelt röcheln hören und sofort sprinte ich ins Bad, wo ich den armen Künstler, auf den Knien, vor der Toilette finde, sich kraftlos an der Klobrille festkrallend.
„Deidara, ..." , murmle ich hilflos, lasse mich neben meinen Partner sinken, der sich ein weiteres Mal aufbäumt und dann trocken würgt, schließlich ein wenig Magensaft hinter her sabbert.
Mitfühlend streiche ich ihm all seine Haare nach hinten, binde sie zu einem lockeren Pferdeschwanz, im Nacken zusammen und beginne dann ihm in kreisenden Bewegungen, beruhigend über den Rücken zu streichen.
„Lass es raus, so ist gut." , stammle ich, während sich Deidara bereits ein viertes Mal kurz zusammen zieht und dann hektisch atmend, ein wenig Wasser und Magensäure aus rülpst.
Ich muss mich wirklich beherrschen, nicht einfach aufzustehen und raus zu gehen, denn der Erbrochenen-Geruch ist doch ziemlich penetrant.
Und so hocke ich einfach nur, neben ihm und kann bloß dabei zuschauen, wie er sich, am ganzen Leibe schlotternd, die Seele aus dem Leibe kotzt.
Nach ein paar Minuten beruhigt sich Deidara schließlich und hektisch drücke ich die Spülung um den beißenden Gestank nicht direkt vor der Nase haben zu müssen, während das Käuzchen sich, schwer atmend, etwas gegen mich sacken lässt, dabei noch halb an der Klobrille klammernd.
Ich seufze leise, streiche ihm dann ein paar Mal beruhigend über den Arm und drücke ihm schließlich einen Kuss auf die Wange.
„Kannst du aufstehen?" , möchte ich leise wissen und Deidara sagt nichts, nickt nur schwach, immer noch heftig atmend.
„Okay,..." , murmle ich, ziehe den kraftlosen Blonden dann mit mir, auf die Beine und führe ihn zum Waschbecken, wo er sich den Mund auswaschen und sein Kinn säubern kann.
Besorgt mustere ich Deidara und mir fällt ab, wie ungesund blass er ist, beinah schon etwas gräulich.
„Mir ist immer noch schlecht, ..." , nuschelt er, nachdem er seine Katzenwäsche beendet hat und ich nicke.
„Leg dich hin, ich hol dir einen Eimer.", ordne ich an, worauf er erneut nickt, dann, am ganzen Körper bebend, hinter mir her, zurück zu unseren Futons schlurft und sich zitternd auf diese sinken lässt.
Unglücklich lasse ich mich neben ihn sacken, lege dann behutsam meine Hand an seine Stirn, was ihn kurz zusammen zucken lässt.
„Du glühst ja förmlich.", erkenne ich erschrocken und er blinzelt mir nur vertraut entgegen, beinah so, als wollte er sich dafür entschuldigen, dass er krank ist.
„Leg dich hin, deck dich zu.", befehle ich schließlich, drücke ihn dann zurück in die Kissen und ziehe die Decke über ihn, „Ich hol dir einen Eimer und dann gucke ich, dass ich irgendwo ein Fieberthermometer auftreibe."
Deidara seufzt leise, schaut dann flehende zu mir auf, doch ich schüttle nur demonstrativ den Kopf, worauf er bloß nickt und dann die Augen schließt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro