"Deidara ist meine Bedingung."
Die warme Suppe scheint nicht nur mir gut zu tun, sondern auch Deidara, welcher danach bereits etwas mehr an Farbe zurück gewonnen zu haben scheint und offenbar entscheidet sich die Miso-Brühe zudem drin zu bleiben, und nicht direkt wieder den schnellsten Weg nach draußen zu nehmen.
Erleichtert also, dass es dem Käuzchen endlich wieder besser geht, lasse ich mich schließlich noch zu der Geschichte des Hasen von Inaba bereit schlagen.
„Also fragte Okuninushi den nackten Hasen, wieso er sein Fell verloren hatte, während seine 80 Brüder einfach weiter stur gerade aus liefen und ihn mit dem Gepäck völlig sich selbst überließen. Den armen, frierenden Hasen dagegen, hatten sie nicht einmal bemerkt." , setzte ich meine Erzählungen schließlich genau dort an, wo Deidara am vergangenen Abend die Augen zugefallen waren, während sich der Blonde von mir den Rücken kraulen lässt.
„Der Hase erzählte von einem Seeungeheuer, welches ihm um sein Fell betrogen hatte und dass er nun vor dem kommenden Winter kaum geschützt wäre. Okuninushi hatte Mitleid mit dem Hasen und ließ sich also von ihm den Weg zur Insel zeigen, welche das Seeungeheuer bewachte. Nachdem er das Ungeheuer durch eine List getäuscht hatte, war es ihm möglich das Fell des Hasen zurück zu erobern und so brachte er eben jenes dem frierenden Tier, welches es dankbar annahm. Der Hase prophezeite seinem Retter, dass er, Okuninushi, der künftige Gemahl der Prinzessin von Inaba sein würde, also der Frau um dessen Hand auch seine 80 Halbbrüder anhielten. Okuninushi bedankte sich, folgte dann seinen Brüdern schließlich, welche bereits alle der Prinzessin vorgestellt worden waren und aus Frust darüber, dass sie an keinen von ihnen Interesse zeigten, mit Okuninushi schimpften, wo er denn all die Zeit geblieben wäre. Okuninushi erklärte sich, erzählte die Geschichte vom nackten Hasen, dessen Fell von einem Ungeheuer gestohlen worden war und als die Prinzessin davon hörte, verliebte sie sich augenblicklich in Okuninushi auf Grund seines Mutes und seiner Herzensgüte. Okuninushi Brüder wurden wütend und zornig, doch Okuninushi, der nun der Verlobte der Prinzessin war, ließ befehlen, dass sie sofort das Land zu verlassen hatten und ihr Gepäck mit sich nehmen müssten. Missmutig verließen also die Halbbrüder Inaba und zurück blieben Okuninushi und seine Prinzessin, denen ein langes und glückliches Leben in Zweisamkeit von den Göttern gewährt wurde."
Ich seufze einmal, ehe ich mir meiner Erzählung schließe, schiele dann runter zu Deidara, welcher bloß zufrieden zu mir auf lächelt.
„Ich hätte dem Hasen nicht geholfen, mh.", gähnt er schließlich und rollt sich unter seiner Decke zusammen.
Beleidigt plustere ich die Wangen auf, muss dann dennoch lachen.
„Du bist ja auch blöd.", brumme ich, worauf ich einen angesäuerten Blick geschenkt bekomme.
„Ich will halt keine Prinzessin, ja." , knurrt das Käuzchen beleidigt, worauf ich bloß mit den Schultern zucke: „Manche Dinge tut man nicht, weil man etwas dafür bekommt, sondern einfach so."
„Pah!", schnauzt Deidara mich an, rollt sich dann auf die andere Seite, mit dem Rücken zu mir und sofort ziehe ich eine Schnute.
Kavalier.
Aber anders kenne ich ihn ja nicht.
„Wer ist jetzt blöd - Etwas zu tun einfach so, ja, ohne was dafür zurück zu bekommen, mh!" Kann ich ihn gedämpft brummen hören und ich rolle kurz mit den Augen, lasse mich dann jedoch hinter ihn sinken und lege dann meine Arme um ihn.
„Was bekomme ich denn dafür, dass ich dich jede Nacht in den Schlaf rede, mh?", möchte ich schmunzelnd wissen und kurz schweigt der Blonde, ehe er hörbar ausatmet.
„Das ist was Anderes, Genshi, ja!" , behauptet er dann, ehe er nach meinen Händen greift und mich so etwas näher an sich zieht.
„Du bist so selbstgerecht, es ist unglaublich.", brumme ich, schmiege mich dann mit dem Gesicht an seinen Rücken und bin für einen Moment wie benebelt, von Deidaras Wärme, seinem Duft und den Atombewegungen, die ich in ihm wahrnehmen kann.
Inzwischen glaube ich seinen Körperrythmus unter Unzähligen heraus ausfindig machen zu können, was lächerlich scheint und trotzdem fühlt es sich Besonders an.
Eine Weile kann ich an nichts anderes denken, als an Deidaras letzte Worte.
Dass man nichts tun sollte, ohne, dass man etwas dafür zurück bekommt... Hätte ich mich an diesen Vorsatz gehalten, so sähe mein Leben wohl ziemlich anders aus.
Und auch Deidara hätte ich nie kennen gelernt.
Ich hätte ihm immerhin nie das Leben retten müssen und ihn auch nicht mitnehmen müssen, als er schwer verwundet am Boden lag und trotzdem habe ich es getan und es bis heute keinen Moment bereut.
Zumindest nicht richtig.
Auch wenn ich mich mindestens einmal am Tag über ihn und sein unmögliches Verhalten aufregen könnte.
So eine anstrengende Person ist mir tatsächlich lange nicht untergekommen, aber das ist ja auch kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ich jahrelang alleine unterwegs war und als Vagabundin gelebt habe.
Natürlich hat mir Deidara nie etwas dafür „zurück gegeben" dafür, dass ich ihn gerettet und gepflegt hatte, obwohl wir uns nicht kannten. - Ganz im Gegenteil, beschimpft hatte er mich obendrein noch, ich hätte seinen absoluten Moment versaut, zumindest bis er wusste, dass Sasuke noch lebt.
Und trotzdem, ... wäre Deidara nicht, dann würde ich weiterhin ein sinnfreies Leben führen, von einem kleinen Dorf zum nächsten ziehen, ohne Ziel vor Augen, von kleinen Arbeiten leben, oder als Taschendiebin durch den Tag kommen.
Gedankenverloren streiche ich durch Deidaras weichen Zopf, kämme mir den Fingern durch die unteren Haarpartien, was dem Käuzchen ein leises Brummen entlockt.
Vielleicht passiert guten Menschen ja tatsächlich Gutes, wegen ihrem Karma, wie Okuninushi in der Geschichte mit dem Hasen?
Aber bin ich ein guter Mensch? Nach allem, was ich getan habe?
Und was ist mit Deidara?
Seufzend richte ich mich etwas auf, so, dass ich mich auf den Unterarmen abstützten kann und betrachte mir die entspannten Gesichtszüge des schlafenden Künstlers genauer.
Er schien bis dahin nie etwas Böses getan zu haben, lebte mit seinen Eltern gemeinsam in ärmlichen Verhältnissen und schien trotz alledem glücklich zu sein, mit dem, was man ihnen gegeben hatte.
Wieso passiert einem so kleinen, unschuldigen Kind etwas derart Furchtbares?
Die Vorsehung vielleicht?
Wussten höhere Mächte, dass Deidara so werden würde, wie er heute ist?
Ein skrupelloser Verbrecher?
Aber letztlich, hat doch erst diese Erfahrung ihn dazu getrieben so zu werden, wie er ist.
Erst dieses Trauma hat in ihm das Monster geweckt, oder eher herangezogen, ein Monster das vorher nie existiert hatte.
Wenn diese Welt Deidara zu dem gemacht hat, wer er ist, dann kann man doch wohl kaum von Karma sprechen, ... dann ist nicht Deidara der Böse, sondern diese Welt ist das Böse.
Der Tsuchikage ist der Böse.
Aber was, wenn er genau so böse gemacht wurde, wie Deidara, und der, der ihn böse gemacht hat, auch wieder böse gemacht wurde und diese Kette immer so weiter geht und es ewig so weiter gehen wird,... wenn nicht...
Plötzlich erinnere ich mich an etwas, was Itachi gesagt hatte, dass es nichts bringen würde, Deidara weg zu sperren, oder ihn zu töten.
Es wird Neue geben, immer und immer wieder.
Das Problem sind nicht die Menschen, ... es sind die Umstände die sie zu diesen Handlungen verleiten.
„Wir müssen nicht das Böse in den Menschen bekämpfen, sondern das Böse in der Welt, ...", murmle ich gedankenverloren, wickle mir dann eine blonde Strähne von Deidaras Haar um den Finger auf.
Doch was ist, wenn das Alles Hand in Hand geht und sich gegenseitig schafft, wenn das Böse in der Welt, auf das Böse im Menschen färbt und vice versa?
Wo muss man ansetzten, um Kriege zu verhindern, um Streit zu schlichten und Wut, Hass und Zorn zu ersticken?
Wo entstehen diese Gefühle, wohin führen sie und welcher Ätiologie liegen sie zu Grunde?
All diese Gedanken strömen dermaßen rasant durch meinen Kopf, dass ich mich am Ende dabei erwische, wie ich minutenlang ins Leere starre und mich fühle wie auf einem Karussell, welches sich immer schneller und schneller um die eigenen Achse zu drehen begonnen hat.
Leicht schüttle ich den Kopf, um mich wieder zu fangen, ehe mein Blick zurück auf Deidara fällt, welcher mit dem Rücken gegen mich geschmiegt, wie ein kleines Kätzchen, unter seiner Decke zusammen gerollt liegt und leise, rasselnd atmet, da seine Nase noch immer etwas verstopft ist.
„Wieso mache ich mir über all das Gedanken, seit ich dich kenne?", flüstere ich leise und streiche ihm behutsam eine blonde Strähne hinters Ohr.
„Was machst du mit mir, Deidara aus Iwagakure?"
Die Antwort ist mir selbstverständlich klar, ich brauche es gar nicht mal aus zusprechen, geschweige denn, diesen Gedanken überhaupt zu Ende zu denken.
Ich möchte nicht, dass jemand Deidara gefangen nimmt und ihn als „den Bösen" an den Pranger stellt.
Denn das ist er nicht.
Und dadurch wird es nie aufhören, es ist wie Itachi sagte, es wird neue Deidaras geben, die in diese Welt geworfen werden und die auf ihren Lebtag gezeichnet sind, ohne, dass sie wissen, wie ihnen geschieht.
Und da muss man ansetzten, nicht dann, wenn es bereits zu spät ist.
Ich seufze leise, als mir klar wird, dass das Gedanken sind, die ich unmöglich mit mir selbst ausmachen kann.
„Itachi, ...", murmle ich lautlos, als mir klar wird, dass der Uchiha sicher schon auf mich wartet.
Vorsichtig löse ich mich also aus Deidaras Klammergriff, setzte mich auf und werfe meinem Partner einen letzten nachdenklichen Blick zu.
Und langsam wird mir klar, ... warum Deidara womöglich so eine starke Anziehung auf mich ausübt.
Vielleicht, weil ich all die Jahre jemanden gesucht habe, der mir das Gefühl gibt brauchbar zu sein und Deidara, ... Deidara hat vielleicht all die Zeit jemanden gebraucht.
„Es tut mir so leid, Käuzchen.", hauche ich schwach, blinzle dann ein paar Mal, weil ich merke, wie meine Augen feucht werden, ehe ich mich vorsichtig zu dem Künstler hinunter beuge und ihm sanft einen Kuss auf die Wange gebe.
„Aber du bist jetzt nicht mehr allein, und ich bin es auch nicht mehr, hörst du?", flüstere ich, auch wenn mir natürlich klar ist, dass er das nicht hört, da ich an seiner Gehirnaktivität erkennen kann, dass er bereits in der Tiefschlafphase angelangt ist.
Aber vielleicht sage ich es auch eher für mich, als für Deidara.
Auch das kann sein.
„Wir sind jetzt ein Team, hörst du?"
Nachdem ich mich leise aus dem Raum geschlichen habe, denn auch wenn Deidara den so ziemlich festesten Schlaf überhaupt zu haben scheint, muss er nicht unbedingt spitz kriegen, dass ich den Uchiha aufsuche, schleiche ich hinüber zu Itachis Zimmer.
Behutsam klopfe ich gegen das Holz, der Schiebetür, warte einen Moment, ehe ich von innen ein dumpfes: „Ja, bitte?", vernehmen kann.
Kurz läuft es mir unangenehm den Rücken hinab, ehe ich die Tür letztlich zur Seite schiebe, durch den schmalen Spalt in den Raum schlüpfe, was Itachi, welcher im Schneidersitz, an dem niedrigen Tisch, in der Mitte des Raumes sitzt, überrascht aufschauen lässt.
„Genshi, du bist es.", stellt er fest und ich nicke, worauf er schwach lächelt und das Buch, in welchem er bis dahin gelesen hat, zusammen klappt und zur Seite legt.
„Setz dich doch, schön, dass du hier bist."
Ich nicke stumm, ziehe dann die Tür zu, damit wir auch ungestört bleiben, ehe ich langsam durch den Raum gehe, mich dann gegenüber des Uchihas, auf einem der, doch sehr bequemen, Sitzkissen niederlasse.
„Schläft Deidara?", möchte der Schwarzhaarige wissen, worauf ich erneut nicke und auch, wenn Itachis unnahbare Art mich im ersten Moment eingeschüchtert hat, fühle ich mich inzwischen in seiner Anwesenheit seltsam wohl.
Er ist ein guter Mensch, ... das spüre ich, auch wenn sich das mit allem beißt, worauf ich die vergangenen Wochen geschlussfolgert habe.
„Gut, ... gut, denn ich möchte zuerst einmal deine Meinung hören, zu der Sache.", eröffnet Itachi dann und überrascht schlage ich mit den Augen auf.
„Meine Meinung?"
Wozu sollte Itachi Uchiha meine Meinung benötigen, er scheint mir genug Urteilskraft zu besitzen, selbst Entscheidungen fällen zu können.
Trotz meiner aufkommenden Zweifel schweige ich, höre mir an, was Itachi zu erzählen hat.
„Ich denke es wäre ratsam, sich von Akastuki abzuwenden.", beginnt er dann und ich kann spüren, wie meine Kinnlade schließlich der Gravitation nachgibt, fange mich aber dann recht zügig wieder.
Doch, ... meint er, ... mein Itachi das ernst?
„Genshi, was hälst du von Peins Vorhaben ewigen Frieden durch einen weiteren großen Krieg zu schaffen?" , wechselt der Uchiha plötzlich das Thema und ich bin etwas irritiert.
„Ich, ... ich weiß nicht, ...", antworte ich dennoch, doch knicke gleichzeitig unter dem auffordernden Blick des Sharinganträgers ein.
„Ich denke nicht, dass Krieg eine solide Grundbasis für Frieden darstellt.", seufze ich dann, „Wie soll das funktionieren? Krieg läuft nie fair, oder gerecht ab, es ist reines Naturprinzip, der Stärkere gewinnt und der Schwächere verliert und die Partei die kapituliert wird sich eine Zeit lang anzupassen und zu unterwerfen wissen, doch irgendwann wird es zu neuen Aufständen kommen, dass ist nicht der Weg."
Itachi nickt, lächelt dabei zufrieden.
„Ich dachte mir, dass du das so sehen würdest."
„So würde jeder denken, der ein wenig vorausschauend denkt.", argumentiere ich, „Ich weiß nicht, was Pein zu solchen Ansichten verleitet hat, aber auch ihn wird sein Herz führen, kein rationaler Kopf kommt zu solchen Schlüssen."
Und tatsächlich lacht Itachi leise, ehe er amüsiert schnaubt: „Genshi, Genshi, du bist mir Abstand das interessanteste Mädchen, welches mir je untergekommen ist."
„Das ist lieb.", zwinge ich mich selbst beherrscht zu reagieren, doch kann spüren, wie meine Wangen warm werden.
Gott verdammt...!
„Itachi, wieso hast du mich herbestellt? Was soll ich tun?"
„Was sollen wir tun.", brummt der Uchiha, verschränkt dann die Arme vor der Brust und atmet gedehnt aus, „Ich sehe es genau wie du. Krieg ist keine Grundlage für den Frieden, es wird zu viele Opfer geben und dort wo Opfer sterben, werden Rächer geboren. Doch Pein will nicht hören, er ist so versessen auf seine Idee des ewigen Friedens, dass er sich nicht bekehren lässt. Ich denke es wird an uns liegen, dem etwas entgegen zu bringen, denn sein Schlüssel für dieses Vorhaben ist momentan Naruto."
„Naruto?", wiederhole ich ungläubig, „Was hat Naruto mit all dem zu tun?"
„Er ist der Jinchuriki des Kyubi. Du erinnerst dich, als du gemeinsam mit Kisame und Deidara gegen den Achtschwänzigen gekämpft hast?"
Ich nicke, bis mir plötzlich klar wird, worauf er hinaus will.
„Stimmt, Naruto trägt auch einen Biju in sich, ..." , murmle ich dann worauf Itachi ein zustimmendes Brummen vernehmen lässt.
„Zu früheren Zeiten,...", beginnt er dann aus zu holen, lässt sich dabei in eine etwas bequemere Position sinken, „Habe ich als Doppelspion funktioniert. Ich habe Konohas Ältesten und der dritten Generation Informationen über Akastuki zukommen lassen, gleichzeitig Obito mit mit internen Informationen versorgt. Es ist, ... alles recht kompliziert, aber auch gar nicht so wichtig, was entscheidend ist, ist die Tatsache, dass Pein sich nicht bekehren lässt und Konoha nicht nur seitens Pein, sondern auch Seitens Obito bedroht wird."
„Obito, ... welche Intuition hat er?" ,möchte ich wissen.
„Rache für Rin. Ich gehe stark davon aus, sein Hass gilt dem Dorf, aus dem selben Grund hat er damals auch den Kyubi darauf los gelassen."
Geschockt schnappe ich nach Luft: „Das war Obito?!"
Ich kann es kaum glauben, ... wieso sollte er so etwas tun, ihm sollte doch klar gewesen sein, wie viele unzählige Zivilisten und Unschuldige dabei umkommen würden?
Was muss das bloß für ein kranker Mensch sein? ...
Und plötzlich erinnere ich mich an Deidaras Geschichte.
Wie er in der Nacht, in welcher er Iwagakure den Rücken kehrte, das komplette Zentrum niedergebrannt und bombardiert hat.
Dort lebten sicher nicht nur Ninjas, ... sondern auch Zivilisten.
Unschuldige.
Frauen.
Kinder.
Familien.
Ich schlucke.
„Hat er Rin geliebt?" , hauche ich dann kaum hörbar, worauf Itachi überrascht den Blick hebt, dann jedoch nickt.
„Das hat er, ja."
„Und ihren Tod nie überwunden?"
„Ich denke, er fühlte sich von Konoha und vor allem seinen Teamkameraden betrogen.", mumrle der Uchiha nachdenklich und ich nicke.
Verstehe, ...
Das rechtfertigt nichts und ist, bei Amaterasu, mit Sicherheit keine Entschuldigung, aber wenn ich meinen Prinzipien treu bleiben möchte, dann darf ich keine Ausnahmen machen.
Deidara ist genau so ein Verbrecher, wie dieser Obito.
Sie stehen beide auf der selben Stufe.
Wenn ich Deidara nicht verurteile, darf ich das auch bei anderen nicht, auch wenn ich deren genauen Hintergründe nicht kenne.
Ansonsten wird all das nie ein Ende finden.
„Ich weiß nicht genau, was Pbitos nächste Schritte sein werden, doch wenn Kabuto auf seiner Seite steht, dann ist sicher, dass er etwas im Schilde führt und wenn Pein sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt, dann müssen wir uns, mit allem was wir wissen und an Kampfkraft bieten können, auf die Seite Konohas stellen." , erklärt Itachi und kritisch lege ich die Stirn in Falten.
„Du willst die Seiten wechseln?", hake ich misstrauisch nach.
„Wir müssen die Seiten wechseln."
„Ich stehe auf keiner Seite."
„Doch, das tust du Genshi, das tust du seit dem Tag, an welchem du beschlossen hast Deidara nicht sterben zu lassen."
Itachis Stimme ist kühl und ruhig und ich kann mir nicht helfen, doch ziehe verärgert die Brauen zusammen.
Was hat er aber vor?
Was erhofft er sich dadurch, denn eine Krieg wird er so nicht verhindern können.
„Es geht darum die Zahl der Opfer nun so gering wie möglich zu halten und diese Schlacht im Keim zu ersticken, bevor sie sie ihre Wurzeln ausschlagen kann." , fährt Itachi schließlich gefasst fort und ich nicke nachdenklich, senke dann den Blick, denn ich muss es kurz abwiegen.
„Warum glaubst du, sollte Konoha uns, vielmehr dir Glauben schenken?" , möchte ich dann wissen, „Wir sind ihre Gegner und sie werden versuchen uns anzugreifen, noch bevor auch nur einer von uns etwas sagen konnte."
„Natürlich können wir nicht einfach in das Dorf marschieren und darauf hoffen, dass sie uns anhören, das wäre Selbstmord.", bestätigt Itachi und ich bin erleichtert, dass er zumindest das auch so sieht.
„Aber sie werden uns anhören müssen, wenn wir ihnen die Informationen liefern, die wir haben, ganz davon abgesehen, dass ich und auch Kisame über lange Zeit eng mit Pein, sowie OBito kooperiert haben und dementsprechend beider Strategien einschätzen können."
„Und wie hast du dir dann vorgestellt? Sobald sie davon Wind bekommen, dass wir uns auf Konohas Seite geschlagen haben, werden sie ihre Strategien ändern.", erinnere ich, worauf Itachi bloß nickt.
„Und das verschafft uns Zeit.", weiß er.
„Zeit wozu?"
„Zeit sie gegebenenfalls aufzuspüren und somit einem tatsächlichen Krieg aus dem Weg zu gehen, bevor sie ihre Streitmacht aufstellen können, außerdem genug Puffer um Verteidigungen aus zubauen, so, dass möglichst alle Zivilisten vorab evakuiert werden können."
Ich atme hörbar aus, fahre mir dann einmal nervös durch die schwarzen, langen Haare und merke, wie mich plötzlich eine äußerst starke Müdigkeit bekommt, während sich zeitgleich mein Körper anfühlt, als wäre er auf aufputschenden Mitteln.
Das ist zu viel für mich.
Das ist, ... wie stellt sich Itachi das vor?
So oder so, ist das ein Spiel mit dem Feuer, es wird so oder so, zu einem Krieg kommen, in welchem Ausmaß, dass ist doch erstmal nebensächlich.
Als mir das tatsächlich bewusst wird, dass wir kurz vor einem unvermeidbaren Krieg stehen, in dessem Zentrum ich mich befinde, was allein der Tatsache geschuldet ist, dass ich, just in dieser Sekunde, mit Itachi Uchiha an einem Tisch sitze und genau dieses Gespräch führe, wird es mir plötzlich furchtbar schwindelig.
„Genshi. Ich brauche dich für diesen Plan.", beginnt Itachi etwas sanfter, ihn scheint meine aufkommende Panik nicht entgangen zu sein, „ Deine Fähigkeiten sind unersetzbar, ganz davon abgesehen, dass du äußerst gut mit Worten umgehen kannst. Ohne dich schaffen wir es nicht."
„Pein wird versuchen und umzubringen:", beginne ich mit bebender Stimme und merke, wie sich meine Brust plötzlich zuschnürt.
„Er wird, ...", beginne ich, ehe ich einmal panisch nach Luft schnappe.
„Darum werden wir uns kümmern, Genshi, vorrangig wird er es auf mich abgesehen haben, also mach dir darum keine Sorgen, Kisame und ich werden auf dich achten. Außerdem, wenn wir drei erstmal mit Konoha kooperieren, dann ist das Alles, ..."
Plötzlich hebe ich den Kopf und es ist mir, als wäre jegliche Anspannung von mir gewichen, obwohl ich deutlich wahrnehmen kann, wie ich nach wie vor zittre.
In meinen Ohren klingelt es, ein schriller Piepton huscht von einem Ohr zum Anderen und mir wird klar, dass wir sehr spät haben müssen.
„Wir Drei?", wiederhole ich kalt und kurz weiten sich Itachis Augen verwundert.
„Meint das, Kisame, du und ich?"
Der Uchiha nickt, möchte gerade etwas sagen, doch ich falle ihm ins Wort: „Deidara, was ist mit Deidara?"
„Genshi, ...", beginnt Itachi dann mitfühlend und plötzlich spüre ich, wie ich wütend werde.
„Genshi, weißt du, das ist ein heikles Thema und die Sicherheit vieler Länder hängt davon ab, das Überleben unzähliger Menschen. Wir müssen mit äußerst viel Feingefühl vorgehen und dürfen uns keinen Fauxpas erlauben, um die Gunst und den Vertrauensvorschuss der Allianz nicht zu verlieren, vergiss nicht, dass wir als internationale Schwerverbrecher gelten. Eine hektische, impulsive Person, wie Deidara, ... er könnte Probleme machen."
Ich bin dermaßen geschockt, dass es mir kurzzeitig die Sprache raubt.
Fassungslos starre ich den Uchiha an und er schaut beinah mitleidig zurück, denn ihm ist vollkommen bewusst, was er da gerade sagt.
Und ich kann ihm nicht entgegen bringen, weil ich weiß, dass er, rein rational betrachtet, Recht hat.
Und trotzdem macht es mich unsagbar wütend.
Trotzdem würde ich am liebsten aufstehen, ihn anbrüllen, doch was soll ich ihm vorhalten?
Ja, Deidara ist gefährlich und würde sich auch nie ohne weiteres Itachis Plan beugen, welcher, Tatsache, nach genaueren Überlegungen, eine gute Alternative scheint, das drohende Unheil abzuwenden, oder zumindest mäßig bis gering zu halten.
Und trotzdem,...
„Nein.", murre ich dann und ich bin selbst überrascht, wie sehr man mir meine Wut anhören kann.
„Genshi, ...", beginnt Itachi dann erneut und ich kann in seinen Augen erkennen, wie er sich um Verständnis bemüht, mich auf der anderen Seite für sich und sein Vorhaben gewinnen möchte.
„Wenn du sagst, dass es ohne mich nicht geht, dann ist Deidara meine Bedingung." , knurre ich und Itachi seufzt, fährt sich dann selbst einmal durch die Haare und presst unglücklich die Lippen aufeinander.
„Du und auch er profitieren davon, wenn wir letztlich einen Krieg verhindern, Genshi, denk weiter,..."
„Das tue ich!", fahre ich ihn an, „Das tue ich und denkst du, ich weiß nicht, was passieren wird? Kämpft Deidara unter Peins Kommando, dann wird er von den Ninjas aus Konoha getötet. Sollte er versuchen zu fliehen, oder sich am Ende alleine gegen Pein zu stellen, so wird Pein ihn umbringen. Ihn aus deinem Vorhaben aus zuschließen, bedeutet seinen sicheren Tod!"
Ich bin wütend, ebenso frustriert und auch enttäuscht, dass Itachi so leichtfertig mit Deidaras Leben um zu gehen scheint.
Ich hatte mir mehr von dem Uchiha erhofft.
Natürlich ist gefährdet Deidara mit seiner impulsiven Art den Plan, der an sich, zumindest auf den ersten Blick ausgeklügelt scheint, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man ihn deswegen einfach in den Tod schicken darf.
„Genshi, ich weiß, dass es hart klingen mag, aber wenn wir an das Gemeinwohl aller denken und an die Zukunft aller Menschen, so müssen wir bereit sein,..."
„Was ist mit Sasuke?!", fahre ich ihn an und tatsächlich scheint er kurz aus der Fassung gebracht, „Was ist mit Sasuke, Itachi, er steht auch auf der anderen Seite, bist du auch bereits ihn so bereitwillig in den Tod zu schicken?"
Für den Bruchteil einer Sekunde herrscht Schweigen und ich schnaufe einmal entnervt.
„Oder hast du dir gedacht, dass wen du, sowie Naruto, nur lang genug auf ihn einwirken, er sich letztlich gegen Obito entscheiden wird und auf Konohas Seite schlagen?"
Itachi schweigt und ich lächle kalt.
„Wusst' ich's doch.", knurre ich frustriert, ehe ich schließlich den Blick abwende.
Viel habe ich von diesem Sasuke ja selbst noch nicht mitbekommen, doch wenn ich dem Hörensagen Glauben schenken darf, dann ist er nicht weniger verloren und labil, sowie ambivalent, als Deidara das ist.
Als wir das alle das sind.
Irgendwo.
„Sasuke gibst du also diese Chance und Deidara nicht?"
„Das ist etwas Anderes Genshi, das kannst du beides nicht miteinander vergleichen. Sasuke gefährdet den Plan nicht, nicht in dieser Hinsicht."
„Itachi." , beginne ich dann mit fester Stimme, hebe de Blick und schaue dem Uchiha dann kühl entgegen, „Ich stehe hinter dir und bin bereit dir zu folgen, aber, ... aber verlange nichts von mir, was du nicht bereit wärst selbst zu tun. Deidara ist meine Priorität und daran wird sich nichts ändern. Ohne ihn, ohne mich."
Und dann stehe ich auf, erhebe mich so ruckartig, weil ich nicht glaube, Itachi jetzt noch etwa zu sagen zu haben.
Ich bin verletzt, wütend, enttäuscht und dabei komplett überrumpelt.
Gerade, als ich mich zum gehen wende möchte, beginnt Itachi zu reden, ruhig und bedacht, so, wie es für ihn typisch ist: „Deidara wird mir nicht folgen." , weiß er und ich drehe mich halb nach hinten, mustere ihn dann kühl.
„Wenn er weiß, dass es meine Idee war, dann wird er sich dem nicht unterordnen, Genshi, glaub nicht, dass ich nicht jegliche Möglichkeiten durchgegangen wäre."
„Er wird mir folgen." , behaupte ich, worauf Itachi gedehnt ein und anschließend wieder ausatmet.
„Genshi, ich, ..."
„Lass mich mit ihm reden. Wenn er sich bereit erklärt, dann verlange ich von dir, dass er in den Plan involviert wird, auch von dir. Andernfalls werde ich meine Mithilfe verwehren." , lege ich feste, worauf Itachi erneut seufzt, dann jedoch nickt.
„Schau nur, dass Pein von alle dem keinen Wind bekommt und versuch bis dahin normal zu spielen, führ Missionen aus und das gewissenhaft, er darf keinen Verdacht schöpfen. Ich brauche noch, um alles vor zubereiten.", gibt er sich dann letztlich geschlagen und ich nicke, lächle dann schwach.
„Gut.", murmle ich, ehe ich gen Tür gehe, diese, unter leisem Knarzen, vorsichtig zu Seite schiebe, „Dann lass uns wissen, wenn es soweit ist und wie die weiteren Schritte aussehen, Itachi."
Der Uchiha nickt gedankenverloren: „Das mache ich, ich danke dir."
Ich verbeuge mich flüchtig, schlüpfe dann aus dem Raum hinaus, in den dunklen Flur, wo die Luft um einiges kühler ist, da am Ende des langen, schmalen Ganges ein Fenster geöffnet steht.
Von draußen kann ich das Rauschen des Regens hören.
Ich erschaudere leicht, ehe ich schließlich zurück, durch die Finsternis, gen Deidaras und meinem Raum husche.
Als ich die Tür zu Letzterem erreiche, werfe ich einen noch einmal einen Blick, in Richtung Itachis Zimmer, ziehe dann die Brauen missmutig zusammen.
„Idiot.", knurre ich beleidigt.
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