Kapitel Neununddreissig: Datenight
Nervös fummle ich an meinem Rock, während ich einen letzten Blick in den Spiegel werfe. Auch wenn ich mir die ganze Zeit einrede, dass dieses Essen nichts bedeutet, hat es mich nicht davon abgehalten mich hübsch anzuziehen. Ich hab eine mintgrüne Bluse mit einem schwarzen Lederrock angezogen, die meine Augen sehr betont und die grünen Sprenkeln in meinen braunen Augen hervorstechen lässt.
Meine Haare sind zu großen Locken frisiert, die mir über die Schultern fallen. Zufrieden mit meinem Aussehen, schnappe ich die Tasche und Schlüssel, um die Wohnung zu verlassen.
Eine innere Aufregung breitet sich in mir aus, lässt meine Haut kribbeln und meine Gedanken auf Hochtouren kreisen. Ich fühle mich in die Vergangenheit versetzt, als ich mit Hunter mein erstes Date hatte. Diese dummen Teenager Gefühle bringen mich durcheinander, sodass ich gar nicht weiß, ob es noch eine gute Idee ist, bei ihm aufzukreuzen. Vielleicht erwarte ich etwas, interpretiere das ganze, dank meiner Schwester falsch und werde dadurch nur enttäuscht.
Blöd nur, dass mein Stolz mir ein Rückzug nicht erlauben würde. Wenn ich schon zugesagt habe, dann gibt es jetzt kein zurück mehr. Besser wäre es, dass ich meine Erwartungen nach unten schraube.
Die kühle Abendluft lässt mich leicht zittern, weswegen sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet. Zum Glück ist es nicht weit und nach weiteren fünf Minuten stehe ich bereits vor seiner Tür und klopfe sachte an.
„Komm rein, es ist offen", brüllt Hunter.
Auch wenn ich den Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung habe, will ich ihn dieses Mal nicht benutzen. Irgendwie fühlt es sich falsch an. Langsam öffne ich die Tür, schnappe nach Luft, als ich sehe, was er da für unser Abendessen vorbereitet hat.
Das Licht wurde gedimmt, Lichter wurden aufgehängt, weswegen das Ganze sehr romantisch wirkt. Den Tisch hat er bereits gedeckt und sogar eine Rose in die Mitte gestellt. Ich glaube, die Frage hat sich erübrigt.
Das ist ein Date.
Hunter kommt zu mir, sieht mich bewundernd aus glänzenden Augen an, bis er direkt vor mir stehen bleibt. „Hi Zimtschnecke."
Seine Stimme hat einen rauen Unterton angenommen, der mir weiche Knie beschert. Instinktiv halte ich mich an ihm fest, versuche den Kloß herunterzuschlucken und weiß gar nicht, was ich erwidern soll. Er hat mich völlig aus der Bahn geworfen und das nur mit einem Blick. Verdammt, diese Anziehung die er auf mich ausübt ist doch nicht normal.
„Hallo", flüstere ich atemlos und komme mir wie irgendwie dumm vor.
Innerlich schlage ich mir auf die Stirn und verfluche mein Selbstbewusstsein, weil es sich genau in diesem Augenblick versteckt. Unser Blickkontakt ist so intensiv, weswegen ich nichts anderes wahrnehmen kann. Mein Verstand hat sich verabschiedet und mein Herz fokussiert sich nur auf ihn. Ein sinnliches Lächeln bildet sich auf seine Lippen, seine Augen beginnen noch mehr zu funkeln, als sich seine Arme um mich schlingen. Hunter drückt mich fest an seine Brust, seine Nase ist in meinem Haar vergraben, während er tief einatmet.
„Schön, dass du gekommen bist, Hails."
„Finde ich auch."
Es fühlt sich alles so surreal an. Wir waren nie solche Menschen, die das Offensichtliche ansprechen, aber alles andere wäre in dieser Situation verkehrt. Ich kann diesen Moment nur mit einem Wort beschreiben, alles andere wäre nicht würdig genug dafür. Magisch.
Als er sich von mir löst, nimmt er die Tasche in die Hand und schaut kurz rein. „Ah, wir werden zusammen kochen, was? Das gefällt mir, Hails. Willst du aber zuerst ein Glas Wein?"
Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande. Hunter marschiert Richtung Küche, während ich ihm folge. Ich beginne die Tasche auszupacken, die er auf den Tresen gestellt hat, da Hunter bereits zwei Gläser hervorholt und den Wein entkorkt. Dadurch dass ich die letzten Wochen jeden Tag hier war, kenne ich mich gut in seiner Küche aus und bereite alles für das Steak mit Rosmarinkartoffeln vor.
Schweigend machen wir uns an die Arbeit, jedoch ist die Stille nicht unangenehm. Es ist eher so, dass sie auf eine Weise sehr beruhigend auf mich wirkt.
„Hier." Hunter reicht mir das Weinglas, das ich dankend annehme. Er stößt mit mir an, bückt sich zu mir runter und haucht einen Kuss auf meinen Mundwinkel. „Auf uns, Zimtschnecke."
„Auf uns, Hunter."
Der Alkohol fließt meinen Rachen hinab, hinterlässt ein angenehmes prickeln, weswegen ich genussvoll die Augen schließe. Das tut gut.
Nachdem ich meine Augen wieder öffne, bemerke ich, wie Hunter mich ansieht. Es ist aber mehr als das. Er durchbohrt mich regelrecht mit seinem Blick, weshalb sich meine Nackenhaare aufstellen. Niemand von uns unterbricht unser starren. Die Spannung im Raum ist zum Greifen nah. Ich kann fühlen, wie sich die Elektrizität um uns bildet, als würde sie bald Feuer fangen.
Kann das sein, dass er der einzige Mann ist, der mich so fühlen lässt? Das nur er es schafft das meine Gefühle verrückt spielen?
Ich senke meinen Blick auf den Boden, weil ich Angst bekomme, dass ich etwas tue, was ich später bereuen werde. Wir sollten besser mit dem Kochen anfangen, damit wir endlich essen können. Vielleicht wird die Spannung ein wenig gemildert, sobald wir uns auf etwas anderes als uns beide konzentrieren.
„Wir sollten anfangen. Möchtest du den Salat vorbereiten?"
„Kann ich machen."
Wieder umhüllt uns die Stille, nachdem wir uns an die Arbeit machen. Ich versuche Hunters Blicken auszuweichen, da ich das Gefühl habe, dass ich ihn sonst bespringen werde. Noch vor einigen Sekunden hat Hunter dieses Feuer zwischen uns entfacht, jedoch wurde es in meinem Inneren noch nicht gelöscht, sondern es brennt lichterloh weiter.
Vergeblich versuche ich meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, aber Hunter macht es mir mit seinen Blicken sehr schwer. Ich muss ihn nicht ansehen, sondern ich fühle es, wie er mich ansieht.
Meine Hand verkrampft sich, weil ich seinen breiten Körper dicht hinter mir spüre. Seine Finger nehmen das Messer aus meiner Hand, sein Gesicht ist nahe an meinem Nacken, sodass ich jeden seiner Atemzüge wahrnehme. Wenn das so weiter geht, wird das nichts mehr mit dem Essen.
„Wieso bist du so angespannt?", fragt er mich leise. Seine Hände wandern meine Arme hinauf, bis zu meinen Schultern. Sanft massiert er sie, bewegt sie wieder nach unten, streichelt dabei meine Seite und schlingt sie zum Ende um meine Taille.
„Bin ich nicht", lüge ich. Belustigt schnaubt er auf, da er die Lüge sofort erkennen konnte. Mein Atem wird immer flacher. Das Kribbeln, das er mit seinen sanften und harmlosen Berührungen in mir auslöst, breitet sich rasant aus und die Sehnsucht verlangt nur nach einem Menschen.
„Lass es einfach zu. Wir werden nichts tun, was du selber nicht willst. Genießen wir den Abend zusammen und wir werden sehen, was er noch bringen wird."
„Ich traue mir selbst nicht, Hunter", entkommt es meinem Mund. Beschämt beiße ich mir auf die Unterlippe, bevor er mich zu sich umdreht und mich warm anlächelt.
„Ich kenne dich, Zimtschnecke. Du weißt genau, dass ich dich wie ein Buch lesen kann. Hab keine Angst, es ist doch alles in Ordnung."
Seine Worte beruhigen mich im ersten Moment, doch als ich sie nochmals durchgehe, entsteht eine Wut in mir, die ich mir selbst nicht erklären kann.
Alles in Ordnung?
Er denkt wirklich, dass alles in Ordnung ist?
Seine bloße Anwesenheit bringt mich ganz durcheinander. Als wäre ich auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Loopings hören nicht auf, überschlagen sich immer mehr, sodass ich Angst davor bekomme. Aber nicht wegen dem Unwohlsein, sondern wegen der Schmetterlinge in meinen Bauch. Ich kann mein Gefühlschaos nicht mal in Worte beschreiben, sodass ich laut aufschnaube.
„Alles in Ordnung?", beginne ich zischend. „Du findest, dass alles in Ordnung ist? Siehst du nicht, wie durcheinander ich bin? Mit einem Blick schaffst du es mich verrückt zu machen, sodass ich an nichts anderes als deine Berührungen denken kann. Mein Körper sehnt sich nach dir, mein Herz will dich und du? Du sagst, es ist alles in Ordnung."
Ich rede mich immer weiter in Rage. Mein Finger drückt sich in seine harte Brust, doch das ist mir egal.
„Ich will dich lieben können, dich begehren und es nicht in meinem Inneren verstecken müssen. Ich will der Welt zeigen, dass du mein Mann bist, weil ich dich über alles liebe und doch ...", weiter komme ich nicht, da Hunter mein Gesicht in seine Hände nimmt und mich mit einem Kuss verstummen lässt.
Völlig überrascht halte ich im ersten Moment inne, bis ich realisiere, dass seine Lippen auf meinem Mund liegen und erwidere den Kuss mit der gleichen Leidenschaft wie Hunter.
Heilige Scheiße.
Das wird doch nicht so einfach, wie anfangs gedacht. Doch es ist mir in diesem Moment egal, da mich der Mann küsst, den ich liebe.
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