Kapitel Eins: Rückkehr
Zufrieden gleitet mein Blick durch das kleine, aber gemütliche Café. Der Duft von frisch gemahlenem Kaffee und den duftenden Brötchen benebelt meine Sinne. Die rustikale Einrichtung wird durch helle Pastelltöne und grüne Pflanzen abgerundet. Im Hintergrund hört man das Wasser rauschen, da in der Ecke ein kleiner Brunnen eingebaut worden ist. Damit ist die Atmosphäre gemütlich und man fühlt sich hier zuhause.
Alle Tische sind besetzt, jeder schlürft an seinem Getränk und kostet von unserem kleinen und himmlischen Gebäck. Es war ein langer Weg bis hier hin. Aber jede Sekunde, die ich zusammen mit Faith investiert habe, hat sich gelohnt.
Vor zwei Jahren konnten wir endlich unseren Traum verwirklichen. Seit unserer Kindheit haben wir davon geschwärmt, unseren eigenen kleinen Laden zu führen. Dass wir damit erfolgreich sein würden, hätten wir nie gedacht. Unser ganzes Dorf ist bei uns Stammkunde und es erfüllt mein Herz mit Wärme, wenn ich sehe, wie zufrieden alle sind.
Faith ist für unsere Buchhaltung zuständig. Zudem serviert sie unsere Köstlichkeiten an die Kunden. Die Küche ist mein Reich. All unsere Leckereien werden von mir, mit einer grossen Leidenschaft, gebacken. Ich hab es mir zur Aufgabe gemacht, Spezialitäten aus aller Welt in unserer Karte aufzuführen.
Immer wieder teste ich neue Gerichte aus und serviere sie kostenlos, um die Zustimmung zu bekommen, bevor wir es einführen. Unsere Kunden sind immer wieder froh, weil sie sehen, wie wichtig uns ihre Meinung ist und wir sie in allem miteinbeziehen. Für mich ist das selbstverständlich, da sie zu unserem Erfolg erheblich beitragen.
Brices Creek ist eine kleine Stadt, mit viel Natur und umrandet von Bäumen. Die Idylle grenzt an den Trent River, der uns im Sommer viele erfrischende Tage ermöglicht. Ich wohne schon mein Leben lang in dieser Ortschaft und bin nur kurzzeitig für mein Studium in eine grössere Stadt gezogen. Für mich war es immer klar, dass ich wieder zurückkehren würde, weil sich hier mein ganzes Leben abspielt. Meine Familie und all meine Freunde sind hier Zuhause und ich konnte mich nie dazu überwinden, einen Neuanfang zu wagen.
Auch, wenn ich es mir mehrere Male überlegt habe.
Fuchtelnde Hände reissen mich aus meinen Gedanken. "Wo bist du wieder hin, Haylee?", fragt mich Faith lächelnd.
"Ich denke gerade an eine neue Köstlichkeit, die wir probieren können."
Begeistert funkeln ihre Augen auf. Kurz hüpft sie auf und ab und klatscht in ihre Hände.
"Was hast du dieses Mal zu bieten, Zuckerschnecke?"
Kurz verdrehe ich meine Augen über ihren bescheuerten Spitznamen für mich. Seit ich denken kann, nennt sie mich so. Dass es mich nervt, muss ich glaube ich nicht erwähnen.
"Ich hab an das dänische wienerbrød gedacht. Gefüllt mit Marzipan und mit Puderzucker bestreut", erkläre ich freudestrahlend. Es ist kein Geheimnis, dass mich das Backen mit purer Freude und Leidenschaft erfüllt. Seit ich laufen kann, habe ich mich in der Küche aufgehalten und hab versucht, einen Blick auf Mama zu erhaschen, wenn sie uns wieder einmal einen Kuchen zubereitet hat.
"Das hört sich toll an. Du weisst, wie ich Marzipan liebe."
Faiths Augen werden gross und in meinem Kopf bildet sich bereits ihr Gesicht mit Herzchenaugen ab. Der Gedanke lässt mich schmunzeln, ehe wir beide aus unserer Unterhaltung durch die Türglocke unterbrochen werden. Mit einem Küsschen auf die Wange wendet sich Faith ihren Tischen zu.
"Haylee Liebes. Wie geht es dir?" Mrs. Brown stolziert auf die Theke zu, hinter der ich stehe. Ihre bunte Erscheinung lässt mich innerlich auflachen, aber ich bin es bereits gewohnt. Es gibt keine Farben, die diese Frau nicht trägt. Auch wenn sie eine kleine rundliche Statur hat, lässt sie keinen Modetrend aus. Es ist verblüffend, sie nie zweimal in denselben Klamotten zu sehen. Ich will gar nicht wissen, wie gross ihr Kleiderschrank ist.
"Hallo Mrs. Brown. Was darf es heute für Sie sein?", frage ich höflich nach. Sie nimmt auch bei uns immer wieder andere Leckereien.
"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich Kelly nennen sollst?", ruft sie aus.
"Jedes Mal. Für mich werden sie immer Mrs. Brown bleiben."
Lächelnd schüttelt sie ihren Kopf und schaut nach unten zu unserer Auswahl. Genüsslich leckt sie sich über die Lippen und studiert jedes Gebäck gründlich. Meine Brust schwillt von dieser Reaktion an und füllt sich mit Stolz. Es ist mir immer eine Freude, solche Reaktionen bei unseren Gästen erblicken zu dürfen.
"Haben sie etwas Neues da? Das habe ich noch nie gesehen, Schätzchen." Sie zeigt auf die Lamingtons.
"Das ist eine australische Spezialität. Unsere Kokos Träume in Würfelform. Möchten sie eins probieren?", frage ich nach.
Ihre Augen funkeln glücklich auf, während sie mich ansieht und leicht nickt. Geschickt stelle ich meiner besten Kundin den Teller vor die Nase und beobachte sie dabei, wie sie genüsslich aufseufzt.
"Das ist ein Traum, Schätzchen. Ich möchte gerne zwei davon und einen Cappuccino. Ich setze mich an meinen Stammtisch. Danke fürs probieren."
Zufrieden lächle ich sie an und mache mich an die Arbeit. "Ach und Liebes? Weisst du, wer zurück in der Stadt ist?"
Wie könnte ich das nicht wissen? Alle reden davon und auch mich hat diese Information erreicht, auch wenn ich versucht habe, mich damit zu verschonen. Es ist, als gäbe es im Moment kein anderes Thema über das man sprechen kann. Immer wieder höre ich seinen Namen und zucke dabei kaum merklich zusammen. Es soll niemand wissen, wie schwer mich diese Trennung nach fünf Jahren noch mitnimmt. Dass die U.S. Army wichtiger war, als unsere Beziehung und er ohne zu zögern, mich hier allein gelassen hat. Auch jetzt, versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Sie soll nicht sehen, wie durcheinander ich deswegen bin.
"Ja, ich hab davon gehört", stosse ich gepresst hervor.
Ihre Augen beobachten mich und nehmen einen sanften Ton an.
Verdammt. Sie hat es wohl bemerkt.
"Lass dich davon nicht unterkriegen, Schätzchen. Du hast jedes Glück dieser Welt verdient. Vergiss das nicht."
Verwundert sehe ich ihr nach, wie sie zu ihrem Tisch schreitet und sich elegant niederlässt. Ich schüttle meinen Kopf, um diese Gedanken zu verbannen und mache mich wieder an die Arbeit. Als ich alles auf das Tablett gelegt habe, kommt auch schon Faith auf mich zu.
"Für unsere Mrs. Brown?", hakt sie nach.
"Ja", antworte ich, noch immer verwirrt.
"Ist alles okay, Zuckerschnecke?"
Leicht nicke ich ihr zu und wende mich wieder ab. Ich kann ihr im Moment, nicht in die Augen sehen, da sie die Lüge erkennen würde. Wir sind seit Kindheitstagen befreundet und kennen uns in- und auswendig.
Die Türglocke läutet wieder und ich will nur kurz diese Erdnussbuttercookies verteilen, als ich dieses Lachen höre, dass ich unter tausenden wiedererkennen würde. Eine Gänsehaut überzieht meinen gesamten Körper und unwillkürlich spanne ich mich an. Die Gespräche verstummen und alle sehen gespannt, zu uns an die Theke. Mein Verstand schreit mich innerlich an und die Alarmglocken schrillen in meinem Kopf. Aber mein Körper hört auf keinen meiner Befehle und dreht sich langsam zu ihm herum.
Scharf ziehe ich die Luft ein, als ich ihn erblicke. Er ist immer noch der attraktivste Mann, den ich jemals gesehen habe. Seine blauen Augen strahlen nicht mehr, wie früher und sehen mich stumpf an. Seine Haare fallen ihm ins Gesicht und es sieht danach aus, als wäre er mehrmals mit seiner Hand darüber gefahren. Eine kleine Narbe die vorher nicht da war, ziert seine linke Augenbraue.
Auch seine Statur ist breiter geworden, aber das ist glaube ich völlig normal, da man beim Militär Krafttraining hat. Es fühlt sich an, als würden wir uns eine Ewigkeit ansehen und niemand von uns hat die Absicht, den Blickkontakt abzubrechen. Seine Augen fahren über meinen Körper und ich kann ein leichtes Zucken an seinem Mundwinkel erkennen.
Ein Räuspern unterbricht unseren Blickkontakt und erst jetzt fällt mir auf, wie offensichtlich ich ihn angestarrt habe. Eine leichte Röte schleicht sich auf meine Wangen, und führt dazu, dass ich meinen Blick abwende und zu der Person schaue, die uns unterbrochen hat.
"Du bist also Haylee Lane." Ein amüsiertes Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Fremden. Verwirrt runzle ich meine Stirn und frage mich, woher er meinen Namen kennt. Ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen.
"Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Heath Thompson. Es ist schön, dich endlich kennenzulernen, da mir mein Freund bereits viel von dir erzählt hat."
Was zum Teufel ist hier gerade los? Das muss ein Traum sein, in dem ich mich befinde. Es kann doch nicht sein, dass er wirklich vor mir steht. Kurz kneife ich mir in den Arm, um die Bestätigung zu erhalten, vor der ich mich gefürchtet habe. Er steht wahrhaftig vor mir.
Hunter James ist wieder da.
°°○°°
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro