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Schäumend vor Wut schmetterte ich den Teller, der vor mir auf dem Tisch lag, auf den Boden.
"Lieber verhungere ich, als mit dir zu essen!", keifte ich, nachdem das Porzellan mit einem ohrenbetäubenden Klirren in tausend Teile zersprang.
"Oh je und dafür stand Yubaba in der Küche. So ein Jammer", Taehyung lehnte sich vor und schaute sich das Chaos an, dass ich verrichtet hatte.
"Kann ich das Essen den Hunden geben?" Es provozierte mich, dass er sich von gar nichts aus der Ruhe bringen ließ.
Wir wohnten jetzt eine Woche hier und ich hatte fest damit gerechnet, dass er nach zwei Tag bereits das Handtuch schmeißen würde. Er war wie mein Schatten. Egal wohin ich ging, er folgte mir.
Es war der Frust den ich empfand, welcher mich so verärgerte. Und er wusste mittlerweile genau welche Knöpfe er drücken musste, um eine Explosion à la Jinhee auszulösen. Ich könnte darauf wetten, dass er sich jedes Mal ins Fäustchen lachte wenn es dann auch noch funktionierte.
"Wenn du dann fertig bist können wir ja los, nicht wahr?"
Das konnte nicht sein ernst sein. Ich hielt diese Nerven aus Stahl nicht mehr aus. Konnte er sich nicht einfach in Luft auflösen und mich endlich in Ruhe lassen?!
Meine giftigen Worte und stechenden Blicke prallten alle an ihm ab, als wäre es nichts. Jemanden wie ihn traf ich zum ersten Mal.
"Es soll heute regnen, also würde ich mir an deiner Stelle einen Schirm mitnehmen."
Seine tiefe Stimme drang bis zu meinen Knochen und verursachte einen seltsamen Schauer, der sich über meiner Haut ausbreitete. Und das war es, was mich am meisten an ihm aufregte. Irgendwie reagierte mein Körper wie von selbst auf ihn und das trieb mich in den Wahnsinn. Es war die Hölle.
[...]
"Ramses II., auch Ramses der Große genannt, war der dritte altägyptische König aus der 19. Dynastie des Neuen Reichs. Er regierte rund 66 Jahre von 1279 bis 1213 v. Chr. und ist damit eines der am längsten amtierenden Staatsoberhäupter der Welt. Er gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten."
Ich schenkte dem Geschwafel meines Geschichtslehrers kaum Beachtung, sondern starrte stattdessen wie besessen aus dem Fenster in die grauen Wolken, welche über der Stadt schwebten. Man erkannte nicht viel, denn der starke Regen verzerrte die Umgebung gänzlich.
"Dieser Spinner weiß aber auch echt alles", seufzte ich nachdenklich.
"Dankeschön, Fräulein Kang!"
Die beschwingte Stimme meines Lehrers, zerrte mich förmlich aus meinen Tagträumen.
Oh je, dachte ich mir mit hochgezogenen Brauen. Wie verzweifelt musste man als Mensch sein, wenn man sich damit angesprochen fühlte und sich darüber dann auch noch freute. Andererseits sah ich in den alten Augen ein seltsames Glänzen, was etwas in mir hervorrief. Anerkennung.
Er sprach immer mit so viel Passion über die alten Ägypter, die Römer und die Maya, dass ich manchmal sogar neidisch wurde. Er hatte sein gesamtes Leben diesen längst vergangenen Jahrhunderten gewidmet und war es in all diesen Jahren nicht leid geworden.
"Gern", erwiderte ich mit einem knappen Nicken und schaute anschließend erneut aus dem Fenster. Im Blickwinkel bemerkte ich, wie meine Klassenkameraden mich fassungslos- fast entsetzt musterten.
Dieses kleine Erfolgserlebnis würde ich Herr'n Pil sicher nicht nehmen, um dem Rest dieser Heuchler zu imponieren.
Nach dem Unterricht packte ich meine Notizen in meinen limitierten Chanel Rucksack, den ich zu meinem letzten Geburtstag von Inguk geschenkt bekommen hatte.
Um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal, dass er limitiert war bis ich in der Schule darauf angesprochen wurde. Viele von den Mädchen waren eifersüchtig auf mich gewesen. Was ich nicht verstehen konnte, denn sicherlich konnten sich diese verwöhnten Gören den bestimmt auch besorgen lassen.
Es war nicht so, dass ich ihn besonders schön fand oder sentimental an ihm hing, dennoch mochte ich ihn. Natürlich, es war ein Geschenk meines einzigen Freundes.
Demnach konnte mir wohl doch keiner übel nehmen, dass ich der arroganten Schnepfe eine scheuerte, als sie mir absichtlich ihren 'hochwertigen' scheiß Apfelsaft über den Rucksack schüttete. Meine Reaktionen waren vielleicht meist ziemlich hitzig, aber ein derartiges Benehmen ließ ich mir sicher nicht gefallen.
"Hast du sie noch alle?", beschwerte die Dramaqueen sich wehleidig und drückte dabei auf die Tränendrüse, was mich gespielt würgen ließ.
"Ich glaube ich habe keine Erklärungen mehr nötig", ich schenkte der dunkelhaarigen ein Lächeln, dass genau so unecht war wie ihre.... Oh, eigentlich alles von ihr.
"Das wirst du so bereuen du dummes Flittchen", zischte sie mir drohend zu.
Unbeeindruckt schulterte ich meinen versifften Rucksack.
"Sicher, Püppchen. Zerbrich dir bloß nicht dein schönes Köpfchen. Vielleicht solltest du in den auch Silikon packen, um dem vorzubeugen."
Nein, ich provozierte nicht. Ich sagte bloß das, was ich von ihr hielt und ich hatte doch wohl ein Recht darauf meine Meinung zu sagen, nicht wahr?
[...]
"Wieso bist du so nass?", fragte Taehyung verwundert, nachdem ich mit einem lauten Knall die Autotür hinter mir schloss.
"Fahr los", entkam es mir tonlos, da ich versuchte mein zittern zu überspielen.
"Nicht bevor du meine Frage nicht beantwortet hast."
"Verdammt, es schüttet wie aus Eimern! Bist du blind?!", fauchte ich nun strapaziert und hoffte das er es einfach dabei belassen würde.
"Wo ist dein Regenschirm denn hin? Ich erinnere mich stark daran, dass du ihn mitgenommen hast. Immerhin hast du mich fast mit ihm verprügelt", er kicherte ein wenig, als er die Ereignisse von heute Morgen wiederholte.
"Fahr!", maulte ich einfach nochmal, was ihn diesmal verstummen ließ.
"Verstanden...", entkam es ihm nach einer Weile des Schweigens, ehe der Motor aufheulte.
Es war eine Seltenheit, dass er tatsächlich mal seine große Klappe geschlossen hielt, was mich echt wunderte. Im Rückspiegel erkannte ich wie seine Augen auf die Straße gepinnt waren. Was sonst nie der Fall gewesen war.... Die meiste glotzte er nämlich zu mir und plapperte einfach drauf los. Wenn ich dann Mal die verdunkelte Scheibe zwischen uns hochfahren wollte blockierte er sie, damit er mich weiterhin im Blick hatte.
Konnte es sein oder war dieser Schwachkopf tatsächlich beleidigt?
Auf unserem Heimweg hörte es allmählich auf zu regnen und als wir vor unserem Haus ankamen, wartete ich nicht darauf bis er mir die Tür öffnete, sondern hüpfte von selbst hinaus.
"Nicht so voreilig."
Hilfe, wie schnell war er denn bitte?
"Erzählst du mir jetzt vielleicht was los ist?"
"Dein Hauptjob ist wohl mich zu nerven", antwortete ich augenverdrehend und wollte nach Hause gehen, doch er stellte sich mir in den Weg.
"Mein Job ist es dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit bist", sagte er viel zu ernst für seine Verhältnisse und der Ausdruck in seinen Augen erstach mich beinahe, so messerscharf war er.
Und dann fiel mir ein wo ich dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte.
"Jetzt erkenne ich dich!", rief ich aus und bemerkte wie er sich seltsam versteifte.
"W-was?", entgegnete er völlig neben der Spur.
"Der Typ der mir damals entgegen gekommen ist! Am Bahnsteig... Das warst du. Kim Taehyung, nicht wahr?"
Verwirrung war nun in seinen Gesichtszügen zu erkennen. So, als hätte er keineswegs mit dieser Aussage gerechnet.
"Es war also von vorne rein klar, dass du kommst! Ich wusste es! Ich hatte nie eine Wahl!", diese Einsicht machte mich wieder so sauer, dass ich hätte losbrüllen können.
Ohne noch etwas zu sagen stürmte ich an ihm vorbei ins Haus. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Wieso spielte mein Vater so mit meinem Leben?! Er traf einfach irgendwelche Entscheidungen und ich musste dann damit umgehen können. Als wäre es überhaupt nicht notwendig nach meiner Meinung zu fragen.
"Jinhee!"
Taehyung rief mich immer wieder und als ich im Haus ankam und meine Tasche und das Jacket meiner Schuluniform zu Boden warf, kam Frau Yun wie ein junges Reh angeflitzt.
"Was ist denn mit dir passiert, Kind?", wollte sie besorgt von mir wissen.
Ich sagte nichts, machte bloß eine bestimmte Kopfbewegung und sie wusste sofort was los war.
"Achso... Ach, Kind.. Geh hoch und gönn dir ein langes heißes Bad, ja? Möchtest vorher vielleicht noch einen Tee?"
Doch ich schüttelte bloß meinen Kopf.
"Nein, Yubaba. Ich halte es keine Sekunde länger mit diesem Kerl hier aus."
"Frau Yun", Taehyung sah die alte Dame respektvoll an und dennoch konnte ich den Appell in seinem Gesichtsausdruck sehen.
Meine Yubaba besaß eine beängstigende Gabe Menschen non-verbal zu verstehen. Ein Segen und ein Fluch zugleich. Man konnte einfach nichts vor ihr verbergen, noch konnte sie es dann ignorieren.
"Ich lasse euch dann wohl lieber für einen Moment allein", ließ sie mich mit einem entschuldigenden Lächeln
wissen, bevor sie mit meinen triefenden Sachen von dannen zog.
"Jinhee dein Vater ist nicht derjenige für den du ihn hältst", ergriff Taehyung erneut das Wort.
"Ach und das willst du wissen, weil du sein treuer Köter bist? Wir können gerne tauschen", fauchte ich zynisch und startete einen erneuten Versuch vor ihm zu flüchten, schaffte es diesmal allerdings nur an die Kücheninsel.
"JETZT HÖR MIR ZU!"
Mein Körper zuckte heftig, als er mich rasch zu sich drehte, mich bei den Schultern packte und dann mit dem Rücken an die nah liegende Wand heftete.
"Du hast absolut keine Ahnung was für ein beschissenes Glück du mit deinem Vater hast", knurrte er mich mit seiner tiefen Stimme an, weshalb meine Knie kurz weich wurden.
Er hatte überhaupt keinen Schimmer wovon er da sprach dieser miese kleine Bas-
"Meine kleine Schwester und ich wurden beide von unserem misshandelt. Und du verwöhntes Gör meinst dich so aufführen zu müssen, weil dein Vater dich beschützen will", ein verächtliches Lachen verließ seine Kehle und da sah ich ihn das erste mal, ohne seine stets freundliche Maske.
Ohne etwas auf seine tragische Offenbarung zu erwidern stieß ich ihn mit aller Kraft von mir los, was er zum Glück zuließ.
"Das ist also dein wahres Gesicht, huh?", keuchte ich von dem Schock und spürte wie mir das Herz aus der Brust zu springen drohte.
"Denkst du etwa du bist die einzige auf dieser Welt die leidet? Oder bist du tatsächlich der Meinung, dass weil ich es andere nicht sehen lasse, anders bin als du?"
"Willst du damit etwa behaupten, dass wir beide gleich sind?" Meine Aufgebrachtheit war deutlich hörbar.
"Du fühlst dich wohl wie was besseres, weil du mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurdest."
Pure Verachtung. Er war genau wie alle anderen.
Der Kloß in meinem Hals verschlug mir die Sprache und als ich das brennen meiner Augen vernahm konnte ich es selbst nicht fassen.
Würde ich etwa wegen ihm heulen?
Schnell rannte ich zum Kühlschrank, der vorn neben der Arbeitsplatte stand, holte eine Flasche mit Wasser raus und öffnete diese. Als ich mich dann umdrehte holte ich aus und machte ihn nass, weshalb er die Augen weit aufriss.
"Jetzt sind wir gleich", und obwohl ich mich angestrengt hatte nicht schwach zu klingen, so war es nicht mehr als ein Hauchen gewesen.
Fassungslosigkeit lähmte den braunhaarigen, der mich nur noch durch seine tropfende Mähne anstarrte. Das war der Augenblick auf den ich die ganze Zeit gewartet hatte und somit ergriff ich endlich die Flucht.
Ob es schlau gewesen ist zweifelte ich in dem Moment nicht an. Ich rannte und rannte einfach. Zu der einzigen Person, die mich wirklich verstand.
Seo Inguk.
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