promise
»Jinhee's Sicht«
"Das kann ich nicht machen." Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um eine unsichtbare Mauer zu errichten.
"Ich könnte das einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, Appa."
Es war eine Verpflichtung, die ich eingegangen war. Ein Versprechen, dass ich halten musste.
Mein Vater ließ langsam den Blick sinken. Bestürzt über meine Entscheidung zog er die Augenbrauen zusammen.
"Wenn das so ist", murmelte er bloß niedergeschlagen und ich bemerkte, wie meine Oberlippe begann zu zucken.
Doch gleich darauf hob er den Kopf und sah mich mit so viel Verständnis an, dass mir warm ums Herz wurde.
Er würde meinen Entschluss respektieren, weil er mich liebte. Mein Vater sprach es nicht aus, doch ich konnte es ganz deutlich in seinem Gesicht sehen.
"Dankeschön", hauchte ich bloß schwach und wollte meinen Vater ein weiteres Mal in die Arme nehmen, als die Tür geräuschvoll geöffnet wurde.
War es etwa schon so weit?
Gemeinsam blickten wir zur Tür, wo mein Verlobter eintrat. Mein Vater und ich wechselten einen empörten Blick, bevor erneut zu Inguk rübersahen.
Es war nicht üblich, dass der Bräutigam vor der Zeremonie, der Braut einen Besuch abstattete. Einige behauteten es würde Unglück bringen, wenn der Bräutigam die Braut vor der Eheschließung in ihrem Kleid sähe. Doch das interessierte mich gerade wenig, dafür war ich viel zu aufgewühlt und durcheinander.
"Herr Kang, könnte Ihre Tochter kurz alleine sprechen?" Inguks Gesichtszüge wirkten seltsam angespannt, als er seine Bitte verkündete.
Ich schluckte schwer. Mich überkam ein flaues Gefühl, welches ich mir nicht erklären konnte.
"Natürlich."
Mein Vater drückte mir einen kurzen Kuss auf meine Schläfe, bevor er sich in Bewegung setzte und den Raum verließ. Seine Schritte hallten an den Wänden ab und als die Tür hinter ihm zufiel, biss ich mir auf verunsichert auf die Unterlippe.
Inguk stand noch immer dort und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Die Stille war erdrückend und ich wusste nicht, was ich hätte sagen können.
Dann plötzlich kam er ohne Vorwarnung auf mich zu. Wenn ich doch bloß wüsste, was er vorhatte! Mir war schon ganz schwindelig vor Bammel.
Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis er endlich die Stufe hochstieg und vor mir stand. Ich versuchte seine Intention an seinem Gesichtsausdruck zu entschlüsseln, doch ich wurde einfach nicht schlau aus ihm.
Als ich schließlich aufgab und meine Augen sich senkten, meldete er sich endlich zu Wort.
"Verzeih mir, dass ich so egoistisch war."
Mein Kopf fuhr ruckartig hoch, doch ich hatte keine Zeit ihn danach zu fragen, wovon er da sprach. Denn in derselben Sekunde nahm er mir den Blumenstrauß ab und warf diesen achtlos zu Boden.
"Was machst du da?!", wollte ich entsetzt über sein Verhalten wissen und starrte ihn entgeistert an.
Und da erkannte ich endlich was sich dort in seinen Augen spiegelte. Schmerz.
"Du liebst ihn."
Er hatte es ausgesprochen. Es war eine Tatsache, die ihm bewusst gewesen war, doch heute sprach er es aus.
"Inguk… Ich … Es tut mir leid, aber ich…", ich wusste nicht, was er von mir hören wollte. Aber widersprechen konnte ich ihm nicht.
"Ich weiß", entgegnete er mit Augen voller Einsicht.
Es erschütterte mich mit wie viel Fassung er dies hinnahm, ohne jeden Vorwurf oder Groll.
"Tut mir … leid", beschämt ließ ich meinen Kopf hängen, denn ich wusste nicht wie ich ihm nun in die Augen sehen sollte.
"Nicht", bat er sanft.
Inguk hob meinen Kopf mit seinem Zeigefinger an, damit ich ihm wieder ansehen konnte. Mein bester Freund schüttelte bloß seinen Kopf dann beugte er sich vor und drückte mir einen Kuss auf meinen Haaransatz, weshalb sich Tränen in meine Augenwinkel schlichen.
"Ich habe ihn schließlich in deine Arme getrieben."
Er hatte Recht mit dieser Behauptung. Denn es gab eine Zeit in der ich Gefühle für ihn hatte. Aufrichtige Gefühle. Sie waren nicht vergleichbar mit dem, was ich nun für Taehyung empfand, doch damals hatte ich es für Liebe gehalten.
Und wenn er sich damals nicht von mir abgewandt hätte, als ich bei ihm Zuhause war... dann hätte vielleicht etwas aus uns werden können.
Doch es hat sich seitdem zu viel verändert. Ich habe mich verändert. Denn, als ich mich in Kim Taehyung verliebte, öffnete es mir die Augen für so vieles.
"Ich lasse dich gehen, Jinhee", sagte Inguk und ich sah ihm an wie schwer es ihm fiel. Seine Augen waren glasig und er kämpfte gegen die Tränen an.
"W-was?", entkam es mir fassungslos.
Inguk lächelte mich an.
"Ich habe deine Situation ausgenutzt, um dich für mich allein haben zu können. Sowas macht kein guter Freund.... also wenn ich schon so ein miserabeler Freund bin... wie bin ich dann wohl erst als Ehemann?" Er wollte es wie einen Scherz klingen lassen, doch ich wusste, dass er es ernst meinte.
Mein Schweigen deutete er scheinbar als Antwort, denn er kniff nur noch die Augen zusammen und ich sah wie eine Träne sein hübsches Gesicht herunter lief.
Ihn mit Worten zu trösten schien in dieser Situation unmöglich zu sein, deshalb schloss ich den Älteren stumm in die Arme. Sein Körper bebte.
Ich war ihm so dankbar, dass er mir diese Bürde abnahm.
Einen Moment standen wir so da und als ich glaubte, dass er meine Umarmung endlich erwiderte, tat er etwas anderes. Er hob seine Arme, damit er den Schleier aus meinem Haar entfernen konnte.
"Du bist frei", wisperte er leise in mein Ohr und ich presste die Lippen aufeinander, um nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen.
Ich löste mich von meinem besten Freund, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste seine linke Wange, ehe ich ihm den Rücken zuwandte und lief.
Mit dem Rock meines Hochzeitskleides in den Händen, rannte ich so schnell ich konnte aus dem Begrüßungssaal, wo mich einige erleichterte Gesichter erwarteten.
Mein Vater, Jungkook, Yeonjoo und auch Seokjin.
"Er hat es also wirklich getan", schluchzte meine beste Freundin und fiel mir heulend um den Hals.
"Du musst zu ihm, Jinhee. So schnell wie du nur kannst."
Sobald sie mich losgelassen hatte, hob ich auch schon mein Kleid etwas hoch, zog mir eilig meine High Heels aus und rannte an den Gästen vorbei.
Ich dachte nicht darüber nach, was soeben geschehen war. Nein, dafür war ich in diesem Augenblick viel zu aufgeregt. Alles woran ich denken konnte war Kim Taehyung und wie ich am schnellsten zu ihm gelangen würde.
»Yeonjoos Sicht«
Als sich Seo Inguk ebenfalls zu uns gesellte, zögerte ich nicht eine Sekunde, bevor ich dankbar meine Arme um ihn schloss.
"Ich danke dir", weinte ich und konnte mir kaum vorstellen, wie hart es für ihn sein musste.
'Ich flehe dich an... bitte lass Jinhee gehen. Wenn du das nicht tust, wird sie für den Rest ihres Lebens unglücklich sein.'
Er war ein guter Mann, dies wusste ich nun.
Als ich mich von ihm löste, schenkte er mir ein mattes Lächeln. Ich las Trauer, doch keine Reue darin.
"Herr Kang bezüglich der Firma...", fing Seo Inguk an, doch Jinhees Vater schüttelte bloß seinen Kopf.
"Mach dir darum keine Sorgen, Junge. Darum werde ich mich kümmern."
"Nun... dann", Inguk räusperte sich und zupfte die Rose von seinem Sakko.
"Es wäre doch Verschwendung die Zeremonie ausfallen zu lassen, oder?", meinte dieser und steckte sie anschließend Seokjin an, der ihn aus weiten Augen musterte.
"Ich schenke sie euch beiden."
Mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich das hörte. Seokjin und ich blinzelten uns schockiert an. Doch in Jins Augen deutete ich auch Panik. Er hatte Angst vor meiner Reaktion.
Das ich einen Aussetzer bekommen würde, da es mich an unser gemeinsames Kind erinnern würde.
"Wir ... die Sache ist-", versuchte Seokjin sich zu erklären, doch ich hielt ihn auf.
"Willst du mich... noch immer heiraten?", fragte ich ihn und nahm seine Hand.
Auf Seokjins Gesicht lag plötzlich ein Ausdruck von Zuversicht, bevor er meine Frage mit einem Nicken beatwortete.
Mir war klar, dass es überstürzt wirkte. Doch das war für uns zwei nichts neues. So war es bei uns schon immer gewesen.
"Dann lass es uns durchziehen."
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