"Was ist los?", ertönte die Stimme meines einzigen Freundes, ohne mich überhaupt gegrüßt zu haben.
"Ich bin in einer halben Stunde bei dir.", er seuftzte genervt in den Hörer.
"Hast du vielleicht mal daran gedacht, dass ich arbeiten muss?"
"In deinem Alter sollte man sich öfter mal eine Pause gönnen, findest du nicht?", sagte ich sarkastisch.
"Geh mir nicht auf die Nerven. So viel älter als du bin ich gar nicht.", brummte er.
"Ich werde in vier Jahren immerhin nicht schon dreißig.", neckte ich ihn weiter.
"Dünnes Eis."
"Tz..Ich leg auf. Bis gleich."
"Ja, endlich.", seufzte er.
Augenverdrehend drückte ich ihn weg.
Seo Inguk war die einzige Person die ich kannte, die genauso verkorkst war wie ich. Ich hatte ihn kennengelernt, da war ich gerade mal fünfzehn gewesen. Mein Vater hatte damals eine Spendengala veranstaltet, zu der Inguk mit seiner Familie ebenfalls eingeladen war. Seine Familie besaß und leitete schon sein Jahren das staatliche Energieversorgungsunternehmen 'Korea Electric Power Corporation' Zwar hatte ich damals gewusst wer diese Leute waren, jedoch hatte ich sie vorher nie getroffen.
Es war kurz nach dem Tod des jüngsten Enkels des Hauses. Inguk's Bruder. Dieser war mit nur 18 Jahren an Herzschwäche verstorben.
Von Inguk hatte ich schon vorher Gerüchte gehört, dass er ziemlich unhöflich gewesen sein sollte, dass der Tod seines Bruders ihn jedoch komplett verdorben haben soll.
Der Grund, wieso wir überhaupt miteinander auskamen war unter anderem, dass kein anderer mit unserem Charakter umgehen konnte. Jedoch war es auch die Tatsache, dass wir das Gleiche durchgemacht hatten.
Wir hatten die Person, die wir am meisten geliebt hatten, verloren. Und diejenigen die verblieben, fingen wir an zu verabscheuen.
Wie bei mir, war es nicht allein der Tod von Inguk's Bruder, sondern seine Eltern und Großmutter hatten ihn größtenteils zu der Person gemacht, welcher er heute war.
Er hasste seine Familie so, wie ich meinen Vater hasste.
Inguk's Familie hatte keine einzige Träne über den Verlust ihres Sohnes/Enkels, vergossen. Stattdessen waren sie sogar froh darüber, dass Inguk's Bruder und nicht er gestorben war. Schließlich war Inguk der Erbe der Familie.
Wie konnte die eigene Familie so grausam sein?
Während Inguk monatelang um seinen kleinen Bruder trauerte, redete ihm seine Familie ein, es wäre okay.
Das er der Erbe war und nicht sein Bruder. Das es nur zählte, dass er lebte. Das es nicht so schlimm seie und er sich aufrappeln sollte.
Also wurde er zu einem Menschen, dessen Herz in Stahl verschlossen war.
Undurchdringlich.
[...]
"Hatten Sie einen schönen Tag, Miss?", fragte er mich mit einem aufgesetzten Lächeln.
"Als ob dich das wirklich interessieren würde.", erwiderte ich zuckersüß, warf ihm gleich danach meinen Todesblick zu.
"Hah. Du bist die einzige die mich jedes Mal durchschaut."
Kopfschüttelnd musterte ich den älteren prompt.
Es war immer wieder erstaunlich wie gut er in normaler Kleidung aussah. Immer wenn wir uns trafen, zogen wir uns wie 'übliche' Bürger Südkorea's an, um in der Masse nicht aufzufallen. Die Paparazzi waren mehr als nervtötend, wenn es darum ging, wenn High Class Leute wie wir uns in der Öffentlichkeit herumtrieben. Vorallem, weil man Inguk und mich meistens für ein Paar hielt und es schon öfter Pressekonferenzen deswegen gegeben hatte.
Also dachten wir andersherum. Anstatt uns zu verschleiern taten wir so, als würden wir zu den Normalos gehören. Auch die Bodyguards ließen wir daheim.
Diese Taktik funktionierte nun schon seit ungefähr einem halben Jahr, ohne das wir erkannt oder aufgeflogen waren.
"Was hat dein Vater wieder angestellt?"
"Wieso fragst du?"
"Jinhee, wie lange kennen wir uns schon?", sein Augenpaar lag nun intensiv auf mir.
Irgendwie wurde es mir immer unbehaglich, wenn er dies tat, weshalb ich seinem Blick schnell entfloh.
"Er lebt. Ist das nicht Grund genug?"
Gemeinsam betraten wir das kleine Café der Einkaufgalerie, in welchem wir uns immer niederließen, wenn wir uns trafen.
"Hm, und was ist mit deinem Verlobten? Nervt er dich immernoch?", dieses verschmitzte Grinsen...
Am liebsten würde ich es ihm aus dem Gesicht prügeln.
"Fang erst gar nicht von dem an.", zischte ich genervt.
"Du hättest dich damals mit mir verloben sollen. Dann hätten wir auch nicht diese ganzen Probleme gehabt, findest du nicht?"
Augenverdrehend bestellte ich an der Theke unsere Americano's, ehe ich Inguk einen kratzbürstigen Blick bot.
"Mach keine Witze."
Er schnäubte verächtlich.
"Wer sagt ich mache Witze?"
Ich nahm der Verkäuferin den Kaffee entgegen, nachdem ich bezahlt hatte und drückte Inguk anschließend einen davon grob in die Hände.
"Immer wieder fängst du davon an. Du machst dich über mich lustig."
"Genau.", gespielt fing er also erneut an zu lachen, bis er sein Pokerface wieder aufsetzte.
"Nein."
"Aish, wie nervig.", beschwerte ich mich über sein idiotisches Verhalten.
"Spaß bei Seite. Das Bankett zu ehren des Bürgermeisters. Musst du da auch hin?"
"Ja, mein Vater zwingt mich.", entkam es mir
"Als ob. Ich hab gehört der Sohn des Bürgermeisters wird auch da sein.", Inguk zwinkerte mir zu, weshalb ich ihm einen Box gegen den Oberarm verpasste.
"Denkst du etwa ich bin so jemand!?", fauchte ich ihn an, doch dieser hob bloß unbeindruckt seine Augenbrauen an, ehe er achtlos seine Schultern zucken ließ.
"Ich weiß es sogar.", entgegnete er gelassen, während ich bedrohlich meine Zähne anfing zu fletschen.
"Scher dich zum Teufe, Seo Inguk!", warf ich an ihm an den Kopf, wollte wütend aus dem Café stapfen, jedoch hielt der Ältere mich vom gehen ab.
"Gern, dann kann ich vielleicht endlich nach Hause.", entgegnete dieser ironisch, weshalb ich inne hielt.
"Du und deine blöden Kommentare", sagte ich.
"Dabei wissen wir zwei ganz genau, dass der Teufel dich höchstpersönlich aus der Hölle verbannen würde."
Schief lächelnd drehte ich meinen Kopf zu ihm, schaute ihm über meine Schulter hinweg ins Gesicht.
"Voll erwischt."
-
Boom Boom Peng.
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