memory
"Bitte erzähl es nicht Yubaba", bat ich Taehyung.
"Sie macht sich sonst nur sorgen."
Der braunhaarige sah mich mit seinen Augen so intensiv an, dass mir ganz schwindelig wurde. Vielleicht lag das aber auch nur am Aufprall. Da war ich mir nicht mehr so sicher.
"Zu recht", er sagte es so unruhig und bang. "Wir sollten wirklich ins Krankenhaus fahren, Jinhee."
"Mir fehlt nichts, wirklich", versicherte ich und sah zur Windschutzscheibe hinaus.
Ich saß zur Abwechslung mal neben ihm im Beifahrersitz, weil er glaubte, dass ich jeden Moment ohnmächtig werden könnte. Was unsinnigwar, doch beschweren würde ich mich darüber nicht.
"Es ist ein Wunder, dass keinem von uns beiden was passiert ist."
Womöglich würde ich die nächsten Tage höchstens eine Beule am Hinterkopf davongetragen.
"Trotzdem ist es seltsam. Wenn ich dich nicht weggezogen hätte...", Taehyung seufzte tief und klang dabei so eigenartig verkrampft.
"Jetzt mal den Teufel nicht an die Wand." Ich verdrehte mit einem halben Lächeln die Augen.
"Worum ging es in dem Gespräch, dass du so in Gedanken warst?"
Shit. Da war ja was. Wie sollte ich mich da nun herausreden?
"Also... die Sache ist so..", murmelte ich kleinlaut. Meine Augen lagen auf meinen Händen, die ich in meinem Schoß hielt.
Ich habe mich mit jemandem getroffen der deiner Schwester helfen kann. Achja du wusstest es ja noch nicht. Sie hatte eine Art One Night Stand und ist jetzt schwanger.
Das atmen fiel mir schwerer, weil ich ihn einfach nicht belügen wollte. Aber die Wahrheit konnte ich ihm auch nicht sagen. Dazu hatte ich keinerlei Recht.
"Hattest du ein Date?"
Als ich die Frage hörte blinzelte ich vermehrt. Wie kam er denn jetzt darauf?
Mit zusammengezogenen Augenbrauen hob ich den Kopf damit ich ihn mit meinen Augen erstechen konnte, doch als ich ihn dann sah war es mein Herz das stach.
Seine Hände umklammerten das Lenkrad vor ihm, während er mit einem undefinierbarem Blick auf die Straße starrte. Es war irgendwie komisch ihn so angespannt zu sehen.
Immerhin war es Taehyung.
"Nein", sagte ich leise.
Als ich es ausgesprochen hatte wandt er schließlich den Kopf in meine Richtung. Unsere Augen trafen sich und das orangefarbene Licht der untergehenden Sonne traf sein Gesicht. Mein Gott, war dieser Mann schön.
Taehyung sah mich an, sagte jedoch nichts. Ich prägte mir währenddessen jeden Einzelheit seines Gesichtes ein. Wie das kleine Muttermal auf seiner Nasenspitze, oder die Tatsache, dass eins seiner Augen ein Monolid hatte und das andere nicht.
So wie er mich ansah gab es mir das Gefühl, dass er so fühlen könnte wie ich. Bildete ich mir das ein? Konnte mich wirklich jemand auf diese Weise sehen?
Nach einer halben Ewigkeit der Stille öffnete er schließlich den Mund um etwas zu sagen, doch was ich als erstes hörte waren keine Worte. Es war das klingeln seines Handys.
Dieser magische Moment endete somit also und er griff in die Tasche seiner Jacke. Ich hingegen versuchte mir nebenbei meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
"Was?", entkam es schockiert von Taehyung, weshalb ich verwundert zu ihm rüber lugte.
"Ja, mache ich. In welchem?"
Das Gespräch war nicht sehr lang und doch verursachte es mir ein Magengeschwür.
Als er auflegte schien er eine Sekunde zu brauchen um es zu verdauen, deshalb fragte ich auch vorerst nicht.
"Wir fahren ins Krankenhaus", meinte Taehyung dann völlig weg getreten.
"Mir geht es doch gut", wiederholte ich mich, doch er schüttelte seinen Kopf.
"Nicht deinetwegen."
Ich war verwirrt. Konnte er nicht endlich sagen was los war?
"Es war kein Unfall, Jinhee."
Jetzt sahen wir einander erneut in die Augen, doch es war anders. Ich suchte etwas in seinem Blick. Er schien selbst nicht zu wissen was er meinte.
"Was ist passiert?"
Und als er es mir dann sagte rutschte mir das Herz in die Hose.
[...]
Ich hatte es geschafft die Tränen zu unterdrücken, doch je näher wir dem Zimmer kamen, desto schwieriger wurde es...
"Bist du bereit?", fragte Taehyung mich mit einfühlsamer Stimme, als wir schließlich vor der Tür standen.
Der Kloß in meinem Hals nahm mir die Möglichkeit ihm zu antworten.
Für sowas war man nie bereit. Es würde einem immer schwer fallen den Mut aufzubringen.
Was wenn er mich nicht wiedererkannte?
Das würde ich mir niemals verzeihen, denn wer auch immer dahinter steckte wollte mir damit wehtun. Es war meine Schuld.
Ich biss die Zähne zusammen und legte meine Hand zaghaft auf die Türklinke.
Er lebte, also wieso dieses Theater?
"Ich bin bereit", erwiderte ich schließlich, wobei ich eigentlich selbstsicherer klingen wollte.
Ein letzter tiefer Atemzug und dann betrat ich gemeinsam mit Taehyung das Krankenzimmer, dass eher an ein Hotelzimmer erinnerte.
Als ich ihn erblickte wurden meine Knie ganz weich und ich merkte wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich.
Er hatte uns noch nicht bemerkt, da er aus dem Fenster hinaus sah und in Gedanken versunken zu sein schien.
Doch ich erkannte die Halskrause, welche angebracht wurde um seine Wirbelsäule nach dem Unfall zu stützen. Außerdem sah ich, dass sein Kopf bandagiert war.
"Direktor", sprach sein Assistent ihn an, um ihn auf uns aufmerksam zu machen.
"Hm?", kam es gerade so noch aus ihm heraus. Er musste furchtbar erschöpft sein.
"Fräulein Kang ist hier."
Mit letzter Kraft drehte sich Inguk schließlich zu uns und als ich sein Gesicht sah konnte ich die Tränen nicht länger zurück halten.
"Oh mein Gott", wimmerte ich und lief zu ihm ans Bett.
Inguk sah aus, als hätte man ihn verprügelt. Sein linkes Auge war blau und angeschwollen und er hatte überall kleine Platzwunden und war von Kratzern übersät.
"Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf wer das gewesen sein könnte?", fragte Taehyung Inguk's Assistenten vom anderen Ende des Zimmers aus.
"Leider nicht. Der Täter hat Fahrerflucht begangen. Zudem handelte es sich um einen gestohlenen Wagen. Bis jetzt haben wir keine Spur", erklärte er mit seiner ruhigen und entspannten Stimme.
Der dunkelhaarige sah mich schweigend an, während ich mir über die feuchten Wangen rieb.
"Es tut mir so leid", schluchtzte ich, stockte allerdings als ich spürte wie er meine Hand nahm.
"Wer... sind Sie?"
Als es ausgesprochen hatte begriff ich erst wie beängstigend es war. Das all unsere Gefühle für einen Menschen bloß von Erinnerungen abhingen. Die Tragik darin war so greifbar und einschüchternd.
Der Schock traf mich bis ins Mark, doch es dauerte nicht lange da fing er auch schon an zu kichern wie ein dreijähriger.
Seo Inguk. Er kicherte. Konnte es etwas irritierendes geben als das?
"Sorry, kleiner Scherz", er grinste mich an und ich hätte ihm am liebsten eine übergezogen wäre ich nicht so überfordert gewesen.
Der Inguk, den ich kannte war ein zynischer Workaholic, der höchstens schmunzelte wenn er sich einen neuen Wagen zulegte.
Er war vielleicht sarkastisch, aber albern war er nie.
"Wie könnte ich Kang Jinhee vergessen."
Es sprach meinen Namen so sanft aus, dass ich eine Gänsehaut bekam. Merkwürdig, dachte ich mir.
Wer zum Teufel ist dieser Mann!?
Und dann passierte etwas womit niemand im Raum gerechnet hätte.
Inguk küsste meinen Handrücken, lächelte mich an und sagte...
"Meine Verlobte."
-
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro