masquerade
Inguk, welcher kein Gästezimmer in seiner Penthouse Wohnung besaß überließ mir vorerst sein Bett. Er meinte, er würde mir so bald wie es ihm möglich war, ein eigenes Zimmer einrichten lassen. Ich versuchte ihn zwar davon abzuhalten, doch er war stur wie ein Stier.
"Du überlebst es doch, oder?"
"Ja, natürlich."
"Schade", scherzte Inguk schließlich am Handy, weshalb ich die Augen genervt verdrehte.
"Ich muss wieder los, melde mich später nochmal."
Rücklings ließ ich mich in sein Bett fallen, nachdem er aufgelegt hatte und seufzte. Ein Grund mehr, wieso ich nicht gerne Inguk's Frau werden würde: Er war ein absoluter Workaholic.
Einsamkeit.
Das war das Gefühl, dass mein Leben nie verlassen würde, egal was ich auch täte. Ich würde mich immer alleine fühlen.
Unwillkürlich musste ich an den heutigen Vorfall denken, als Taehyung plötzlich am Schultor auf mich wartete und mit mir reden wollte.
Natürlich ging er mir damit mal wieder gehörig auf die Nerven. Was erlaubte er sich überhaupt einfach so wieder vor mir aufzukreuzen? Einfach schamlos.
Ich sollte es einfach vergessen und nicht darüber nachdenken, aber es kam immer wieder. Weshalb beschäftigte es mich so sehr?
[...]
Ein lautes Geräusch ließ mich erschrocken auffahren und erblickte einen ebenso überraschten Inguk, der sich anscheinend gerade umziehen wollte.
"Verdammt, sorry...", murmelte Inguk und hatte sich sein Hemd gerade ausgezogen, weshalb ich ihm auf den nackten Oberkörper starrte und mich langsam aufsetzte.
"Also ich weiß ja das ich heiß bin, aber mach es doch nicht so offensichtlich."
"Was?!"
Er schenkte mir sein sexy halbes Lächeln, welches normalerweise keine Wirkung bei mir ausübte — bis jetzt.
Neckisch legte er den Kopf schief, wodurch mein Blick auf seine markanten Gesichtskonturen fielen, was mir zuvor noch nie wirklich bei mir aufgefallen war.
"S-seit wann bist du wieder da?"
"Lenk nicht vom Thema ab, Jinhee", provozierte er mich weiterhin, was mich schließlich so sehr nervte, dass ich kurzerhand von seinem Bett sprang.
"Schön. Ja, du siehst gut aus. Aber du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen! Typen wie dich gibt es wie Sand am Meer!", zickte ich ihn mit gespielt bockig an, damit ich meine Verlegenheit überspielen konnte.
"Achja?"
Er hob eine seiner schwungvollen Brauen belustigt, während er einen Schritt auf mich zukam.
Aus Reflex trat ich dadurch einen zurück und runzelte argwöhnisch meine Stirn.
"Na klar! Taehyung sieht auch gut aus, obwohl er theoretisch gesehen ein Niemand ist...", brabbelte ich vor mich her, was nun schließlich Inguk dazu brachte die Stirn zu runzeln.
"Wer?", nun war nicht mehr zu Scherzen ausgelegt, sondern hatte diesen typisch ernsten Blick.
"Niemand, sagte ich doch!", entkam es mir trotzig und wich seinen gefühlskalten Augen instinktiv aus.
"Der Kerl mit dem zusammenwohnen sollst, richtig?", seine Tonlage war tief. So klang er, wenn ihm etwas nicht passte und das fand ich um ehrlich zu sein ziemlich lächerlich. Das Problem war, dass ich ihn nie einschätzen konnte.
"Schmollst du jetzt, weil du einsehen musst, dass es noch andere adrette Männer gibt?", streitlustig reckte ich das Kinn in die Höhe und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
Ich sollte wirklich lernen die Klappe zu halten! Adrett? Zum Teufel!? Der Typ läuft in Jeans und Hoodies rum! Was zum Henker sollte daran adrett sein??
"Ahhh!", kreischte ich vor Schreck, als ich nach hinten fiel, da ich gegen das Bett stieß. Inguk versuchte mich mit großen Augen zu halten, jedoch riss ich ihn mit mir zurück auf sein Bett.
Ich hatte Glück, dass er es noch schaffte sich auf seine Arme zu stemmen, ansonsten wäre ich unter seinem Gewicht wohl zerquetscht worden.
"Hi", hauchte ich, als Inguk's Gesicht plötzlich über meinem schwebte und dann sah ich einen Ausdruck in seinem Gesicht, den ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte.
Die Weichheit in seiner Mimik war beängstigend und seine dunklen Augen strahlten eine solche Wärme aus, bei der mir leicht schwindelig wurde. Es war, als würde mich jemand anders ansehen.
"Inguk?"
Er zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Peitschhieb verpasst, was mich sehr nervös machte. Vor allem die Tatsache, dass er anschließend von mir runtersprang, als hätte ich die Krätze.
"Hey, alles okay?", es verunsicherte mich ein wenig, dass sein sonst so sonnengeküsster Teint aschfahl wirkte.
Er antwortete mir nicht, zog sich einen Rollkragen über seinen Oberkörper und wünschte mir noch eine angenehme Nacht. Ohne mich überhaupt noch anzusehen stürmte er aus dem Zimmer und ließ mich vollkommen überfordert zurück.
Was war das gerade denn bitteschön?
Okay, das war eben zwar irgendwie seltsam, aber man muss da doch nicht so über reagieren... damit hat er es doch jetzt nur unangenehmer gemacht.
Natürlich hoffte ich, dass dies am nächsten Morgen nachlassen würde und er mir mit seiner gewohnten muffeligen Art den Tag versüßen würde. Jedoch: Fehlanzeige.
Denn als ich am nächsten Morgen aus seinem Zimmer tappste und ihn im Penthouse suchte fand ich bloß einen bereits gedeckten Frühstückstisch für eine Person und einen Zettel auf dem Küchentresen.
'Bin auf der Arbeit. Komme heute später'
Angefressen zerknüllte ich das kleine blöde Stück Papier in meiner Hand und schmiss es dann unbedacht durch den Raum.
Was hatte der Spinner denn jetzt für ein Problem!? Ich konnte es einfach nicht fassen!
Es war nicht einmal acht Uhr morgens und ich hatte seinetwegen bereits schlechte Laune. Vielen Dank, Seo Vollidiot Inguk!
Nach dem Essen machte ich mich wie jeden Tag fertig für die Schule und stampfte runter in die Lobby, wo mich Inguk's Fahrer bereits erwartete.
Nachdem er mich erblickt hatte nickte er stumm und verbeugte sich. Ich hatt den alten Mann noch nie reden gehört und tippte darauf, dass dies eine von Inguk's eigenartigen Bedingungen war.
Eine davon war zum Beispiel, dass seine Angestellten im Haus nicht jünger, als er sein sollten. Gott weiß wieso. Dieser Mann war einfach ein Mysterium.
Als ich dann in der Limousine saß mit der ich zur Schule gefahren wurde, fühlte ich mich für einen Moment sogar sicher. Es war, als säße ich in meinem ganz persönlichen Panikraum, in dem ich mich vor der ganzen Welt verstecken konnte.
Vielleicht sollte ich mir tatsächlich mal einen zulegen...
Ich genoss die Minuten in denen ich in meiner eigenen Welt versinken konnte, ohne dass jemand den Choleriker in mir hervorrief.
Das Geräusch des Motors erstarb, weshalb ich durch die getönte Scheibe lugte und entdeckte, dass wir bereits bei meiner Schule angekommen waren.
Inguk's Fahrer wollte gerade das lange Gefährt verlassen, um mir die Tür zu öffnen, jedoch war ich ihm einen Schritt voraus und schloss sie bereits hinter mir, ehe er überhaupt aufgestanden war.
Mit meinem Rucksack überquerte ich den Campus meiner Eliteschule und blieb irgendwann stehen, da mich meine schwarzen Overknee Strümpfe nervten. Ich zog mir den linken ein Stück höher, weil er ständig runter rutschte.
"Wen haben wir denn da?"
Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt, als ich aufblickte und die Silikon Barbie vor mir stehen sah.
"Wem machst du wohl heute das Leben zur Hölle?", mit ihren unnatürlich großen Augen musterte sie mich herablassend und nahm einen Schluck von der viel zu süßen Erdbeermilch, welche bei uns in der Kantine verkauft wurde.
"Du gehörst zu den Top Zehn auf meiner Liste. Für heute zumindest", erwiderte ich monoton und wollte mich so schnell wie möglich dieser liebreizenden Gesellschaft entledigen.
"Was hat dich eigentlich so ätzend gemacht?"
Irritiert starrte ich sie an. Gerade sie sagte das zu mir? Also bei jeder anderen Person hätte ich es nachvoll können, aber sie? Nein.
"Du solltest nicht über meine Taten urteilen, wenn du die Gedanken dahinter nicht kennst", meinte ich vollkommen ernst gemeint.
Das Erbsenhirn schien jedoch überhaupt nicht zu verstehen worauf ich hinaus wollte, also drückte ich mich nochmal verständlicher aus.
"Hmm.. mal überlegen... Keine Ahnung, aber ich hätte eine Gegenfrage. Wer hat dich eigentlich so verunstaltet? Du solltest den verklagen", konterte ich mit einem bittersüßen Lächeln auf den Lippen.
Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, wodurch ich mir ein Grunzen verkneifen musste. Denn nun sah es aus, als würden ihr die Augäpfel jede Sekunde aus dem Gesicht hüpfen.
Doch mein innerer Sieg dauerte nicht allzu lang, denn als ich sah wie sie nun mit der Milchtüte nach mir ausholte, war ich diejenige, die ihre Augen weit aufsperrte. Bevor sie mich traf kniff ich sie jedoch zügig zu und bereitete mich auf die Demütigung vor, die mir bevorstand.
"Oh mein Gott!", ertönte ihre Piepsstimme, ohne, dass ich ihren Angriff zu spüren bekommen hatte und öffnete deshalb verwundert die Lider.
Doch nun sah ich nicht das Puppenhafte Gesicht vor mir, sondern, den Rücken eines jungen Mannes den ich sicher unter tausenden wiedererkennen würde.
"T-taehyung??"
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Es tut mir wirklich sehr leid, dass so lange Funkstille geherrscht hat, aber ich bin nie zum schreiben gekommen, weil ich keinen Kopf dafür hatte... Jetzt habe ich allerdings alles hinter mir und deshalb kommen jetzt wieder regelmäßig Kapitel 😚❤️
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