it's you
»Jinhees Sicht«
Ausgelaugt fuhr ich mir mit den Händen über das Gesicht, als ich die letzte Bewerbung für heute abfertigte.
Ein Mysterium, dass Menschen freiwillig im Büro arbeiten wollen. Das musste doch total eintönig und öde sein! Und man bekam mächtige Rückenschmerzen dabei.
Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen für einen Augenblick.
Nur eine Sekunde lang wollte ich an nichts denken müssen. Meine Zukunft, Taehyung und die Mission meines Vaters machten mir wirklich zu schaffen. Am liebsten hätte ich einen Schalter getätigt, der mein Hirn für einige Zeit lahmlegte. Ich fühlte mich permanent ausgelaugt und müde. Mir fehlte nichts. Nun, zumindest nicht im medizinischen Sinne.
'Hast du eigentlich eine Ahnung davon wie schwer es mir fiel in deiner Nähe zu sein? Alles woran ich denken konnte warst du, Jinhee.'
Dieser Satz hallte in Endlosschleife in meinem Kopf nach.
Gerade als ich mich wieder in meiner Blase aus Trübsal, Selbstmitleid und Elend verstecken wollte, funkte mir das vibrieren meines Handys dazwischen.
Als ich die unbekannte Nummer auf dem Display erblickte, rechnete ich eigentlich damit, dass sich eine der vielen Universitäten bei mir meldeten, doch ich irrte mich. Sogar gewaltig.
"Yeoboseyo?"
"Kang Jinhee, wenn du deine Freundin Yeonjoo wiedersehen willst, empfehle ich dir bis 17 Uhr auf dem Dach der Seoul Central Post Office zu sein. Ansonsten stirbt sie."
Mein Herz rutschte mir sofort in die Hose.
Nein, nein,nein.
"B-bitte! Tun Sie ihr nichts!", meine Stimme bebte vor Angst.
Nicht Yeonjoo.
Der Erpresser legte ohne weiteres zu sagen auf und ich sprang aus meiner Verzweiflung von meinem Stuhl. Mein Handy fiel mir gleich darauf aus der Hand und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Das atmen fiel mir schwer und ich wusste ich war kurz davor zu hyperventilieren.
"Nein, nein... Nicht Yeonjoo", schluchzte ich und wischte die Tränen von meinen Wangen, die mir ohne Vorwarnung über meine Wangen liefen.
Was hatte er gesagt? 17 Uhr?
Ich hob mein Handy vom Boden, um auf die Uhr schauen zu können und stellte dabei fest, dass mir nicht mehr als 45 Minuten geblieben waren.
Meine erste Reaktion war Taehyungs Nummer zu wählen, doch ich hielt direkt inne.
Auf gar keinen Fall.
Auch wenn sie seine Schwester war sollte ich ihn da nicht mit reinziehen.
Also rief ich stattdessen Inguk an, der zum Glück sofort dran ging.
"Hey, was-"
"Inguk!", heulte ich und fuhr mir total aufgelöst durch mein Haar.
"Jemand hat Yeonjoo! Was soll ich machen? Das ist alles meine Schuld! Oh mein Gott, was wenn ihr jemand was tut?!"
"Was? Sie wurde entführt?? Hast du die Stimme erkannt?"
"Nein, die wurde verzerrt. Die Nummer kannte ich auch nicht!"
"Okay beruhig dich. Ich bin sofort da. Hat der Erpresser was gefordert? Geld oder etwas ähnliches?", er klang sehr hitzig.
"Nur, dass ich bis 17 Uhr zu dem Treffpunkt komme", erklärte ich schluchzend.
"Du wartest auf mich. Rühr dich nicht vom Fleck, hörst du? Das musst du mir versprechen. Ich steige gerade ins Auto."
Dann legte auch er auf und stand völlig verstört in meinem Zimmer.
Ich konnte nicht hier rumstehen und warten. Dazu blieb keine Zeit. Yeonjoo war in Gefahr. Meine beste Freundin, meine Yeonjoo. Wenn ihr etwas geschehen würde.... das würde ich mir niemals verzeihen.
"Tut mir leid, Inguk. Dieses Versprechen kann ich nicht halten."
Also rannte ich ohne nachzudenken aus meinem Zimmer.
[...]
»Taehyungs Sicht«
"Hey, V!"
Ich drehte mich zu Myungsoo, der gerade aus seiner Pause zurückkam und sich sein In-ohr Headset wieder einsetzte.
"Ja?"
"Die von der Rezeption meinten es gibt einen Anruf für dich", ließ er mich wissen.
"Echt?", ich hob meine Augenbrauen überrascht.
"Mhm, ich glaube deine Schwester."
"Okay, bin gleich wieder da", sagte ich und machte mich dann auf den Weg zur Rezeption der Kang Company.
"Oh, Kim-sshi!", rief die Rezeptionistin aufgeregt, als diese mich erblickte, weshalb ich sie etwas verwirrt musterte.
"Ein Notfall", sie deutete auf das Telefon in ihrer Hand und bewegte mich dazu mich zu beeilen.
Ein unwohles Gefühl überkam mich ganz plötzlich und hoffte, dass ich mich mit mit meiner Vermutung irrte.
"Kim Taehyung am Apparat", keuchte ich, als ich es endlich zum Telefon geschafft hatte.
"Sie sind Kim Yeonjoos Bruder?", wurde ich von einer weiblichen jungen Stimme gefragt, was ich sofort bestätigte.
"Sie wurde ins Korean Red Cross Hospital gebracht, da sie schwer gestürzt ist."
"Was?! Geht es ihr gut? Ist sie schwer verletzt? Sie ist doch schwanger!" Die Fragen sprudelten alle förmlich aus mir heraus. Yeonjoo war alles was mir noch geblieben war.
"Keine Sorge. Ihrer Schwester geht es gut."
Ich atmete erleichtert aus.
"...allerdings hat sie leider das Kind verloren."
Tränen stauten sich in meinen Augen an.
"Weiß meine Schwester davon?", krächzte ich und tat mich schwer damit mich zusammenzureißen.
"Ja, die Ärzte haben es ihr gerade gesagt."
Ich musste mich an der Wand hinter mir abstüzen, um nicht einzuknicken.
"Es tut mir sehr leid", meinte die Frau am Telefon aufrichtig, weshalb ich die Augen schloss.
"Sagen sie ihr bitte ich mache mich sofort auf den Weg."
[...]
»Jinhees Sicht «
Mein Herz schlug ungesund schnell in meinem Brustkorb, als ich mit zittrigen Knien den Aufzug des obersten Stockwerkes verließ.
Angstschweiß klebte an meiner Stirn, doch ich wusste, dass ich es tun musste.
Lieber ich, als meine Yeonjoo.
Das oberste Stockwerk war bloß ein kleiner Raum mit einer Tür, die zum Dach führen musste, weshalb ich einen Fuß vor den anderen setzte.
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit war neu für mich.
Wenn du sie doch einfach nicht an dich ran gelassen hättest. Deinetwegegen ist sie in Gefahr, Jinhee. Hättest du dich nicht mit ihr angefreundet...
Meine Existenz war eine Zumutung für jeden um mich herum. Wieso brachte ich die Menschen, die ich liebte in solche Gefahr?
Kang Jinhee. Wer war ich schon? Ein Kind, dass in eine reiche Familie hereingeboren war. Nichts besonderes. Privilegiert und aufgesetzt.
Ich umgriff den Türknauf, schluckte ein letztes Mal und öffnete sie dann.
Doch als ich hinaus trat und mich umsah war Yeonjoo unauffindbar.
"Yeonjoo!?", rief ich und musste mir andauernd das Haar aus dem Gesicht streifen, da der Wind hier oben so kräftig war.
Ratlosigkeit, Angst und Hoffnungslosigkeit vermischten sich und ergaben einen Anflug von Hysterie.
"Yeon-", ich hielt erschrocken inne, als ich nun den in schwarz gekleideten Mann vor mir sah und trat automatisch einige Schritte zurück.
"Du bist also tatsächlich gekommen." Ich konnte deutlich den Spott aus seiner Stimme heraus hören.
"Wo ist sie?!", schrie ich aufgebracht, ohne den Blick von seinem maskierten Gesicht abzuwenden.
Alles was ich wollte war Yeonjoo in Sicherheit zu wissen.
Er lachte bloß über meine Frage.
"Willst du gar nicht wissen wer ich bin?"
Nein, das war mir vollkommen egal.
"Was hast du mit Yeonjoo gemacht?"
Bitte sei noch am leben, betete ich innerlich. Unversehrt und gesund.
"Keine Sorge", er lachte laut, bevor er die schwarze Kappe vom Kopf nahm.
"Yeonjoo würde ich doch niemals etwas tun." Als er sich dann noch von dem Mundschutz befreite und ihn ansah gefror jede Ader und jede Vene in meinem Körper.
A-aber ??
"S-sie....w-was...", stammelte ich vollkommen durcheinander trat noch einige Schritte zurück.
"Verstehst du nicht, Süße? Du bist mir in die Falle getappt", als er das sagte, brauchte ich eine Sekunde um zu realisieren, dass es Yeonjoo gut ging.
Dann rannte ich um mein Leben. Aber ich schaffte es nicht mehr ihm zu entkommen.
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