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"Er ist wirklich weg?!", entkam es mir schrill und mein Gehirn schien die Neuigkeit nicht richtig verarbeiten zu können.
"Ja, ich habe gerade eben die Nachricht erhalten", ließ mich die angenehme Stimme wissen.
"Es ist offiziell bestätigt worden", fügte unsere Rezeptionistin freundlich zu. Ich konnte sie förmlich durch mein Handy lächeln sehen.
Jungkook und Taehyung, die beide vor mir saßen musterten mich mit neugierigen Blicken, während ich telefonierte.
"Und .... was wird dann aus seinem Posten?", wollte ich wissen, da es mich anders als sonst tatsächlich interessierte.
"Keine Sorge, Fräulein Kang. Der Vorsitzende hat bereits Vorkehrungen getroffen und hat sich um einen Nachfolger gekümmert."
"So schnell? Wie kann das sein?"
"Nun ja, wahrscheinlich hat Ihr Vater damit gerechnet."
Natürlich, wie auch sonst....
"Dankeschön, Rahee", sagte ich, doch es war mehr ein seuftzen.
"Sehr gerne. Ach und übringens - Gratulation!"
'Verwirrt' beschrieb nicht ansatzweise wie ich mich im Moment fühlte. Meine Stirn kräuselte sich bei dem gescheiterten Versuch darauf zu kommen was sie mir damit zu sagen versuchte.
"Ehmm... zu was genau?"
Erneut konnte ich sie strahlen sehen, so sehr, dass ich kurz blinzeln musste.
"Sie sind jetzt eine freie Frau."
'Was ist los?', formte Jungkook mit seinen Lippen, als ich erstarrte. Meine Augen blieben allerdings an Taehyung hängen, der nun so aussah, als hätte er verstanden worum es in dem Telefonat ging. Seine entspannte Haltung und die Tatsache, dass er überhaupt nicht mehr wissensdurstig war, verrieten es mir.
Nachdem ich aufgelegt und mein Handy in meinen Chanel Rucksack vestaute, brauchte ich eine Minute um mich zu sammeln.
"Ist was passiert?", fragte Jungkook mich schließlich und hörte die Besorgnis in seiner Stimme heraus.
Bevor ich meinen Kindheitsfreund ins Gesicht blickte, leckte ich mir über die Lippen und zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Frag doch deinen Kumpel neben dir", meinte ich gereizt und deutete mit dem Kinn in Taehyungs Richtung. Dieser schlürfte seelenruhig an seinem Iced Americano.
Jungkook neigte seinen Kopf zu Taehyung rüber.
"Ihre Verlobung mit dem Dreckssack ist gecancelt."
Was mich daran so irritierte war, dass er so zufrieden dabei aussah, als er dies sagte. Schimmerte da ein kleiner Funken Hoffnung, dass er mich mögen konnte? Andererseits war Dajoon ein wirklich übler Kerl und jeder der mich nicht gänzlich verabscheute würde sich freuen, dass es so gekommen war.
"Wow", entkam es Jungkook sichtlich überrascht. "Sind das nicht gute Nachrichten?"
Gemischte Gefühle waren es um ehrlich zu sein. Einerseits war ich natürlich froh diesen Teufel los zu sein, andererseits hatte mein Vater seine Finger da im Spiel gehabt.
"Du hattest doch nicht wirklich vor diesen Arsch zu heiraten, oder?"
Diese Verlobung war nur zustande gekommen, weil ich meinem Vater etwas beweisen wollte, doch wenn es irgendwann tatsächlich zur Hochzeit gekommen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht durchgezogen. Mein Vater wusste das und war darauf vorbereitet gewesen.
"Wahrscheinlich wäre ich am Hochzeitstag geflohen", antwortete ich auf Jungkooks Frage und schien ziemlich amüsiert über meine Antwort zu sein.
"So dramatisch wie immer, Fräulein Kang."
Es war ärgerlich zu wissen, dass mein Vater mein Vorhaben von Anfang an durchschaut hatte. Wozu hatte ich Dajoon dann all die Zeit ertragen? Ich kam mir so blöd vor.
"Ich glaube es wäre eher anders herum gewesen", lachte Taehyung unbekümmert und erkannte das Funkeln in seinen Augen.
"Du bist in letzter Zeit viel zu gut gelaunt!", schnauzte ich ihn an, weil ich es ihm übel nahm, dass er mir nichts gesagt hatte.
"Touché." Er zuckte mit den Schultern und zog eine Grimasse dabei.
"Ich verlasse euch ja wirklich ungern, aber ich muss jetzt los", meldete sich nun Jungkook zu Wort und sah dabei auf seine Armani Uhr.
"Hat da jemand etwa ein Date?", stichelte Taehyung belustigt und ließ seine Augenbrauen tanzen.
"Oh ja", Jungkook verdrehte seine Augen, während er sich von seinem Stuhl erhob.
"Mit der ganzen Familie."
"Ach, stimmt.... Kommt dein Bruder nicht aus den Staaten zurück? Ich meine Woojin hatte so etwas in der Art erwähnt", fiel mir ein.
"Er kommt heute an, vielleicht kommst du demnächst mal vorbei, um ihn zu begrüßen", Jungkook zwinkerte mir albern zu, denn er wusste, dass ich als kleines Mädchen total in seinen großen Bruder verknallt war.
"Darauf kannst du dich verlassen."
Er lächelte mich an, klopfte Taehyung auf die Schulter und ließ uns zu zweit im Café sitzen.
"Was war das denn grade?", wollte er wissen und drehte sich zu Jungkook, um diesem nachzusehen. Taehyung schien das ein wenig desorientiert zu haben.
"Ich kenne ihn besser als du. Schon vergessen? Er musste sich von mir als wir Kinder waren die Finger lackieren lassen."
"Achja, richtig. Ich vergesse ständig, dass ihr mal befreundet wart."
Das Wort wart versetzte mir dabei einen seltsamen Stich
"Wie auch immer. Heute ist dein freier Tag, Jinhee. Sollen wir irgendwas machen? Sonst hocken wir immer nur zuhause", schlug er plötzlich wieder ganz vergnügt vor.
Alles was ich in diesem Moment dachte war: Eigentlich war es als ein freier Tag von dir gedacht. Doch manchmal konnte man sich dazu entscheiden kein Arsch zu sein.
"Und was willst du machen?"
Jetzt war da wieder dieses Funkeln in seinen Augen und es faszinierte mich so sehr, dass ich Herz-Klopfen davon bekam.
"Kein Protest? Was ist los mit dir?"
"Jetzt sag schon, ehe ich es mir anders überlege, Schwachkopf."
"Ich habe da schon so eine Idee."
[...]
"Wieso sind wir wieder hier?", nörgelte ich, als wir über den Campus meiner Schule liefen.
"Wirst schon sehen", er zerrte mich am Arm hinter sich her, nachdem ich einfach stehen geblieben war.
"Yah! Nicht so grob!", beschwerte ich mich kleinlich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
"Das höre ich öfters", kicherte er scheinheilig.
"Hä?!"
"Du bist viel unschuldiger, als du vorgibst zu sein", bemerkte Taehyung, worüber ich bloß meine Augen verdrehen konnte.
Als ich schließlich erkannte wo er mich hinführte wurde ich ein wenig unsicher über sein Vorhaben.
"Annyeong, meine kleinen Freunde~", begrüßte er die Kätzchen, die nun nicht mehr so klein waren und ließ mich alleine stehen, um eins von ihnen streicheln zu können.
"Du solltest es auch versuchen, sie sind so flauschig!", schwärmte Taehyung und so ungezwungen dabei aus.
Ich wusste nicht wie mir geschah, als ich ihn so zuversichtich mit den kleinen spielen sah. Es war bewundernswert wie die Tiere ihm vertrauten und wie leicht es ihm fiel sie für sich zu gewinnen. Er besaß ein natürliches Talent dafür alles und jeden in seinen Bann zu ziehen.
"Was wenn sie mich verletzen?"
Ich würde es ihnen nicht übel nehmen, denn schließlich war es ihr Überlebensinstinkt, der sie schützte.
Taehyung blickte von einem der Katzenbabies auf und sah mich an.
"Red keinen Unsinn. Deine Krallen sind viel gefährlicher, als ihre." Ein gemeines Grinsen zierte seine Gesichtszüge.
"Mach dich nicht lustig über mich!"
"Jinhee, du kommst so oft her. Sie werden deinen Geruch erkennen. Trau dich."
Ruhig atmen, beriet ich mich selbst. Keine reflexartigen Bewegungen, ganz sacht. Bloß nicht zu laut sein, dass verschreckt Tiere viel zu sehr.
"Was machst du da?" Ich hielt in der Bewegung inne, als er mich dies fragte. Dann grinste er, packte mich an der Hand und zog mich herunter.
"Das sind Katzen, keine Bären", erinnerte er mich, allerdings hielt ich an dem Gedanken fest, dass Vorsicht besser war, als Nachsicht... Oder so.
Machte das überhaupt Sinn?
Als ich etwas weiches an meinem Knie bemerkte, riss ich die Augen zuerst erschrocken auf, doch als ich das kleine Ding sah, wurde mir ganz warm ums Herz.
Das kleine Kätzchen schmiegte sich an mich heran und schnurrte dabei ganz genüsslich, was mich schmunzeln ließ.
Ohne zu überlegen streichelte ich das Köpfchen des Vierbeiners und entlockte diesem anschließend ein leises miauen.
Kim Taehyung beschützte mich nicht nur einfach. Er befreite mich. Vor wem? Ich sprach nicht von Dajoon oder meinem Vater. Taehyung befreite mich von mir selbst und schenkte mir dabei etwas so wertvolles.
Zuversicht.
-
Ich weiß, dass manchmal Logiklücken entstehen, weil ich etwas nicht weiter aufkläre. Aber das ist der Sinn der Sache to be honest with you. Denn ich versuche so einen Wow Effekt so erzielen, wenn endlich alles aufgeklärt wird.
Damit sage ich...
San Frantschüssco.
-Nai🌹
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