dream
"Naja es gibt verschiedene Arten von Amnesie. Bei deinem Freund Seo Inguk handelt es sich um eine Systematisierte Amnesie. Die systematisierte Amnesie ist relativ selten. Betroffene haben einen Verlust des Gedächtnisses für bestimmte Kategorien von Informationen, wie beispielsweise Erinnerungen an die eigene Familie oder an eine bestimmte Person", erklärte Soyeon mir am Telefon.
"Bei Yeonjoos Bruder könnte es deinen Schilderungen nach eine Form der lokalisierten Amnesie sein. Die lokalisierte Amnesie ist die häufigste Art der Gedächtnisstörung. Für einen bestimmten Zeitabschnitt bestehen keine Erinnerungen. Die lokalisierten Amnesien können mehr als nur die traumatischen Ereignisse betreffen, beispielweise Monate oder Jahre, die in Verbindung gebracht werden mit Kindesmissbrauch."
Das musste ich erstmal verdauen, denn klang absolut plausibel und passend.
"Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, die einen Gedächtnisverlust herbeiführen können. Wie etwa ein traumatischer Schock oder zwanghafte Unterdrückung. Bestimmt gibt es da noch mehr. Soll mich mal für dich erkundigen?", schlug die Ältere mir zuvorkommend wie immer vor.
"Nur, wenn es dir keine Umstände macht."
"Nein, überhaupt nicht. Dafür bin ich doch da", ich konnte deutlich das Lächeln in ihrer Stimme hören, doch so sehr ich es auch erwidern wollte, war mir gerade einfach nicht danach.
"Alles klar, danke dir." Ich legte auf und legte mein Handy auf meinen Schreibtisch.
"Und du bist dir sicher?", fragte ich meinen Vater, der im Türrahmen angelehnt stand.
"Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich halte an ihr fest, ja. Wenn es wirklich so war ... dann wäre Taehyung der Schlüssel."
"Wenn er den Mord an seinem Vater wirklich miterlebt hat.... und er den Mörder für seinen Vater hält..."
"Du machst dir Sorgen darum, was mit ihm passiert, wenn er sich tatsächlich an den Vorfall erinnern sollte", erkannte mein Vater sofort, als er mich ansah.
Ein zögerliches Nicken meinerseits beantwortete seine Frage, weshalb sich von dem Türrahmen abstieß und zu mir kam.
"Er hasst sich dafür der Sohn eines Mannes zu sein, der gar nicht sein Vater ist, Jinhee. Er trägt diese Schuld mit sich, obwohl er selbst ein Opfer dieses Mannes ist. Taehyung glaubt an etwas, dass nicht der Fall ist und hat dabei genauso einen Verlust erleiden müssen, wie du. Natürlich wird die Wahrheit weh tun, aber er verdient es sie zu kennen. Er verdient es zu wissen, dass sein Vater kein Mörder war, sondern ein aufrichtiger Mensch."
"I-ich weiß", wimmerte ich verzweifelt.
Es war einfach zu viel für mich. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum jemand so etwas grausames tun konnte.
"Versuch zu schlafen, okay?" Appa fuhr mit einer Hand sanft über meinen Kopf.
"Wir werden ihn schnappen", versprach er mir.
Und wenn wir es taten? Was würde der Preis dafür sein?
[...]
Ich wusste das es ein Traum war, als ich mich in dem Haus wiederfand in dem wir so lange mit Yeonjoo gelebt hatten.
"Taehyung!", rief ich laut durch das Haus.
Es war ziemlich hell, denn die Sonne schien durch die vielen Fenster im Erdgeschoss.
Als ich mich im Haus umsah erkannte ich das alles genauso aussah, wie vor meinem Auszug. Doch ich blieb im Wohnzimmer vor einem Gemälde stehen, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein Ölgemälde, worauf eine wunderschöne blaue Pfingstrose zu sehen war.
Wie hypnotisiert blieb ich davor stehen und betrachtete es in all seiner Schönheit. Ich verstand zwar nicht viel von Kunst, doch dieses Bild erschütterte mich. Es fühlte sich so warm an, obwohl Blau eine kalte Farbe war. Die einzelnen Pinselstriche sahen so sorgfältig und harmonisch aus, dass man meinte die Blume wirklich vor sich zu haben.
"Schön, oder?"
Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich Taehyung neben mir stehen sah. Davor hatte ich ihn nicht einmal kommen hören.
"Hm? Was hast du denn? Wieso guckst du denn so traurig?", löcherte er mich mit unschuldigem Blick und drehte sich zu mir.
Wenigstens hier konnte ich ihn treffen. Ohne unsere traurige Vergangenheit und Gegenwart. Hier war es wie in einer Zwischenwelt, die nur für uns beide bestimmt war.
"Ich bin einfach froh dich zu sehen", erwiderte ich und schenkte dem jungen Mann vor mir ein aufrichtiges Lächeln.
"Achja?" Der Ausdruck in seinem Gesicht, sowie in seinen Augen wurde mit einem mal ganz weich und zärtlich.
Schließlich kam er einen weiteren Schritt auf mich zu, weshalb mein Herz einen Satz machte. Unsere Blicke trafen sich in ihrer üblichen Intensität. Mir wurde ganz schwindelig und das nur vom Augenkontakt.
Das trügerische Gefühl von Sicherheit bereitete sich in mir aus, die Hitze stieg mir ins Gesicht und färbte meine Wangen rosa und mein Puls beschleunigte sich, als er mich in seine Arme zog. Ich fühlte mich so geborgen bei ihm. Kim Taehyung war mein sicherer Hafen.
Er löste sich von mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich mit einem frechen Schmunzeln an, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn drückte.
"Ich liebe dich, Kang Jinhee."
Für einen kurzen Moment war es für mich möglich gewesen Glückseligkeit zu empfinden. Es war bloß ein Wimpernschlag, mehr wurde mir nicht vergönnt. Denn als er den Satz ausgesprochen hatte, wurde alles um mich herum von Dunkelheit verschluckt.
Es fühlte sich an, als würde ich unendlich tief fallen. Ungefähr wie in einen Brunnen ohne Boden. Doch ich hatte keine Angst. Die Dunkelheit war mir schlussendlich vertraut. Plötzlich spürte ich Grund unter mir und als ich nochmals blinzelte konnte ich langsam die Umrisse eines Waldes erkennen. Ich saß im Gras einer Lichtung, als ich um mich herum das Meer an wunderschönen blauen Pfingsrosen erblickte.
"Wow", hauchte ich sprachlos von der atemberaubenden Szenerie, die viel zu schön war, um wahr zu sein.
Als ich aufstand und die kalte Erde unter meinen Füßen spürte, bemerkte ich wie die blauen Blütenblätter im Wind tanzten. Wie kleine Schmetterlinge flogen sie umher und bildeten eine Linie, der ich instinktiv folgte, ohne zu wissen, wohin sie mich leiten würde.
Also ging ich immer weiter und weiter und bewunderte voller Begeisterung die Blüten in der Luft. Doch dann wurde ich an der Hand gepackt, weshalb ich mich reflexartig umdrehte, nachdem ich auf der Stelle stehen blieb.
"Geh nicht. Bitte geh nicht", versuchte Taehyung mich vom weitergehen aufzuhalten. Tränen flossen sein wunderschönes Gesicht hinab. Er sah so einsam aus, dass ich glaubte mein Herz würde bluten.
"Jinhee!", schrie er verzweifelt, als ich meinen Griff aus seinem befreite. Doch ich tat es nicht freiwillig, denn ich fiel ohne weiteres zu Boden und sah dabei zu wie die blauen Blüten sich rot färbten.
"Nein, nein, nein!", weinte er, kniete sich zu mir und streichte mir das Haar aus dem Gesicht. An seinen Händen sah ich das Blut, welches meins sein musste.
Nicht alle Liebesgeschichten enden glücklich, Jinhee. Deine würde eine davon sein.
"Verlass mich nicht!"
Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn liebte, doch konnte es nicht. Egal wie sehr ich es auch versuchte, die Worte verließen einfach nicht meinen Mund. Also sah ich ihn einfach nur an. Er war so schön, selbst wenn er weinte.
Selbst in meinen Träumen fanden wir am Ende nicht zueinander. Welch traurige Ironie.
-
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro